31 August 2006

Lernen live

Das süße Enkelkind zählt die zwölf Stadtteile von unserem Wohnort auf.
Die liebe Mutter fragt: "Und das müsst ihr alles schon auswendig können?"
Die Antwort der Achtjährigen: „Müssen nicht – Sollen!“

25 August 2006

Weiblicher Zeitgeist?


Und da steht es in dem Wochenblatt „Die Zeit“: Wir brauchen einen neuen Feminismus!

Meiner Meinung nach nicht unbedingt einen neuen, jedenfalls keine Neuauflage des einstigen so genannten Feminismus. Aber was eigentlich?

Einen anderen, einen nicht nur politischen, einen individuellen. Einen selbstverständlichen, der bis in private Beziehungen reicht, denn privat ist politisch, hieß es einmal.

Aber ist es dann noch Feminismus?

Greifen wir doch mal wieder zum Wörterbuch!

Feminismus: weibliches Merkmal oder Verhalten beim Mann; Bewegung der Feministinnen. Eine Feministin ist eine „Frau, die für die Aufhebung der Herrschaft des Mannes über die Frau und Gleichberechtigung im gesellschaftlichen und privaten Bereich kämpft“ (Wahrig, 7. Auflage 2002).

Na also! Nur der private Bereich scheint mir damals etwas zu kurz gekommen. Dass haben die meisten Frauen, glaube ich, mehr oder weniger für sich nachgeholt. All die Strömungen der Selbstfindung, des Esoterikboom, Wahrnehmen der weiblichen Publizierenden, Schaffen eines neues Körperbewußtsein, Anstreben von wirtschaftlicher Unabhängigkeit (Erreichen steht auf einem anderen Blatt), Ansätze der Bildung von Frauengemeinschaften (dem Anschein nach die größte Schwierigkeit).

Jedoch bis zur Bereinigung von Mutter und Tochter – Beziehungen, selbstverständlicher Schwesterlichkeit und weiblicher Solidarität hat es wohl noch nicht ganz gereicht. Der Satz: "Ich bin nicht gegen Männer, sondern für Frauen", ist in seiner ganzen Bedeutung noch nicht umgesetzt.


Oberflächlich betrachtet hat der Feminismus von einst alles geschafft. Im politisch trägen Deutschland wurden überholte Gesetze gekippt und die öffentliche Meinung hat sich auch verändert. Welche der (positiven) Entwicklungen gehen auf das Konto des Feminismus oder aber auf die weltweit veränderte Wirtschaftslage oder Globalisierung?

Es ist ein weites Feld. Und haben sich die Verhältnisse wirklich verändert?

Frauen können Kanzlerin werden, aber sich immer noch nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit überall frei bewegen. Das öffentliche männliche Gewaltpotential, besonders unter Jugendlichen scheint eher angestiegen zu sein, weibliche Teenager geben sich selbstbewusst, signalisieren jedoch mit Kleidung und Gebärden Unterwerfung. Bestimmte Frauen geben sich feminin bis zur Magersucht oder lassen sich von Chirurgen zurechtschneidern. Mütter sind immer noch der Abtreter der Nation und von Zeit zu Zeit heult eine auf, dass sie doch das Recht hätte, sich gegen Kinder zu entscheiden und Männer ziehen sich still und heimlich aus Zeugungsgeschäft und Aufzucht des Nachwuchses zurück. Der Aufruf zum Gebärstreik der Frauenbewegung von einst, hat jedenfalls scheinbar funktioniert.

Die schwarz-weiß Moral der Vergangenheit hat viele neue Farbnuancen bekommen und Worte, wie Flittchen oder Schlampe sind gesellschaftsfähig geworden. Dafür hat jede, seinerzeit vielleicht noch achtbare weibliche Bezeichnung in der Umgangssprache eine Abwertung erfahren. Der ehemals angeprangerte Sexismus hat inzwischen ein Level erreicht, den wir uns vor dreißig Jahren noch nicht vorstellen konnten.

Aber der bewusstseinsverändernde Aspekt des Feminismus von damals ist nach wie vor nicht zu unterschätzen und nach der langen Pause schadet ein Neustart sicher nicht, im Gegenteil!

Später Rückblick

Wochen sind ins Land gegangen, die Tage der Insel sind schon lange vorbei.
Der Sommer hat mich mitgerissen. Ich habe die Kühle meiner vier Wände genossen und in vollen Zügen das Barfußlaufen. Habe unter der Hitze gestöhnt und mich nach Regen gesehnt. Ich fand es gut zwischendurch im Haus ganz allein zu sein, da alle im Urlaub waren.
Inzwischen ist es wieder kühler geworden.
Der üppige Sommer hat ein wenig seinen Schwung verloren und ich finde endlich die Zeit, zurückzudenken: Die Tage auf der Insel waren wie eine Zeitreise, noch einmal Frühling, drei, vier Wochen rückwärts zu der Raps- und Hollerblüte, die hier schon vorbei war und dort erst begann.
Auf den Wellen der Ostsee schaukelten einige Schwäne zur Begrüßung und das Hexenhäuschen, das uns als Unterkunft diente, war unserer Intention durchaus angemessen.
Wir verweilten an den gewaltigen Steinen der Dolmen und wanderten zwischen Feld und Hecken und den Zeiten, ohne einem Menschen aus dem 21. Jahrhundert zu begegnen.
Und am vorbestimmten Tag war ich zur Mittagszeit am Herthasee. Meinen Gang zum See habe ich so wahrgenommen, wie ich es mir schon lange gewünscht hatte. Ohne Planung und Hetze, erreichte ich doch zur Geisterzeit das Ufer. Es ging von ganz allein.
Und dieser Tag im Frühsommer war warm und still und tief. Ich habe gerasselt und geräuchert und die Göttin angerufen. Ich habe Steine und Hirse geopfert. Über uns flogen Kolkraben, die Unke rief und Nattern schwammen im See. Die Spiegelbilder der Baumreihen am Ufer schienen alles in unermessliche Tiefe zu ziehen.
Wanderer, die vorbei kamen, haben fast gar nicht gestört, sie hielten gewissermaßen die Verbindung zur alltäglichen Welt und ohne meine Begleiterin, wer weiß, wäre ich vielleicht da geblieben.
Es waren ein paar wahrhaft magische Tage. Aber irgendwann beamten uns die grünen Tunnel der Alleenbäumen auf dem Heimweg wieder in die Realität zurück.
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