05 Dezember 2010

Reif für die Insel


Jedes Jahr zur gleichen Zeit ziehen immer wieder viele Menschen um und zwar... 
auf die Weihnachtsinsel.

Sie besteigen eines der Boote, das sie nach dem Arkadien bringt, das verwunschen und doch so voller Leben ist. Dahin, wo die immer laute, anstrengende oder auch schreckliche Welt, in der sie sonst leben, möglichst weit weg liegt. Sie hoffen auf der Weihnachtsinsel den Ort zu finden, an dem alles anders und am liebsten alles besser ist. Wo, Fuchs und Hase sich Gute Nacht sagen, sich alle Menschen lieben und Friede auf Erden herrscht.

Die Weihnachtsinsel ist eines dieser seltenen Phänomene, die ab und zu oder auch regelmäßig, in Raum und Zeit auftauchen und nach einer Weile wieder verschwinden. Geheimnisvoll, unberührt und für manche unerklärlich. 

Wissenschaftler bemühen sich schon seit längerem das Wunder zu entzaubert. Sie behaupten, sie könnten exakt das Auftauchen der seltsamen Insel an Hand von Sternenkonstellationen, im Zusammenhang mit der Mondbahn und dem Vogelflug bestimmen und so die Lage und ihr Erscheinen genau errechnen. Was eigentlich die reinste Zeitverschwendung ist, denn lange bevor es diese eifrigen Wissenschaftler gab, kannte die Menschen schon die Weihnachtsinsel.

Die Weihnachtsinsel ist wie, wir uns alle denken können, recht beliebt. Einige der Weihnachtsliebhaber machen, wie Touristen, dort nur eine kurze Stippvisite, andere halten sich Jahr für Jahr wochenlang in den lieblichen Gefilden auf. Für sie ist es fast wie ein Zweitwohnsitz und sie nehmen dann möglichst das allerletzte Gefährt, um wieder ihren Alltag zu erreichen, bevor die Insel im Nichts verschwindet.

Die Weihnachtsinsel ist ein wunderbarer Ort. Ein Ort an dem sich Wünsche erfüllen und mancher Traum wahr wird. Er ist vielfältig wie nichts auf der Welt. Mit seltsamer, sich ständig verändernder Landschaft. Wir können dort durch Schnee stapfen und einen Schlitten hinter uns herziehen. Dann wieder kommen wir an Palmen vorbei, hinter denen ein Stall steht und um den sich Hirten und Schafe drängen. Die Luft ist erfüllt von lieblichen Klängen und Glockengeläut. Feuerräder kreuzen unsere Bahn, Yulböcke sehen aus dem Gebüsch und vorbeiziehende Engel streuen Sternchen auf die Wege und verteilen kleine Gaben. Die Wege sind von tausenden Kerzen beleuchtet und an den meisten der Koniferen hängen bunte Glaskugeln und Süßigkeiten. Für manche Menschen ist diese Insel das Kinderwunderland und für andere eine heilige Stätte.

Die Weihnachtsinsel ist unter recht verschiedenen Namen bekannt. Viele sagen einfach nur kurz und bündig Weihnacht oder bezeichnen sie als ihren Festplatz. Manchen nennen sie Yul, sogar Avalon und andere sind überzeugt, sie hieß schon immer Bethlehem. Das Faszinierende an dieser wunderbaren Insel ist, wir können ohne Visum einreisen, kommen und gehen wie es uns beliebt und uns dort bis zum Platzen wohlfühlen.

Obwohl, man hört immer wieder, ganz so friedlich, wie es sich manche wünschen, geht es auf dieser Insel, welche unbeirrt durch die Zeit schwimmt, nicht immer und überall zu. Ist ja eigentlich klar, wenn sich dort zur gleichen Zeit so unglaublich viele Menschen treffen und jeder für sich die idyllischen Plätze beansprucht, an denen er entspannte Tage verleben möchte, kann es schon mal eng werden. Das Beste wäre, wir streifen umher und suchten diese reichlich vorhandenen Nischen auf, in denen Einzelne, Jahr für Jahr, allein auf der Weihnachtsinsel sitzen und das nicht immer freiwillig. Aber egal, auch ich bin in diesem Jahr wieder reif für die Insel...




5 Kommentare:

birgit hat gesagt…

und wie immer versuche ich ausläufer für hier zu hause aufzubauen
was zumindest eine weile aus papier und festigenden buchstaben gelingen kann manchmal auch mit tönen
einen feinen sonntag wünsch
liebe grüße birgit

Stephanie hat gesagt…

Liebe Birgit, nicht immer ist der ungestörte Rückzug auf die Weihnachtsinsel möglich, aber du tust was möglich ist... ich wünsche dir Kraft und hilfreiche Geister, die dir in der kommenden Zeit zur Seite stehen...
Gruß Stephanie

Im Zweiten Stock hat gesagt…

Liebe Stephanie.
Wie bezaubend Weihnachten als eine Insel zu betrachten. Gibt es nicht auch Nebeninseln? Mir ist im Moment die Hauptinsel zu überfüllt (lach)
Liebe Grüße
Elsbeth

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Liebe Stephanie!
Es ist die Zeit zwischen den Zeiten deren Zauber wohl niemand ganz entfliehen kann,auch, wenn sie irritiert sind, überwältigt von Gefühlen, die sie wahrscheinlich sonst nie zulassen würden, und die Wissenschaftler tun gut daran dieses letzte Stückchen Erinnerung an Herzgefühl nicht zu "entzaubern", sonst wird die Welt noch ganz kalt und öde....

Um ehrlich zu sein, hat mir die Weihnachtsinsel noch nie viel bedeutet. Ich wußte nie richtig was das sein sollte, und mit dem, was man mir alles erzählte, war ich nie wirklich zufrieden.
Mehr oder weniger gute Kindheitserinnerungen ist es für mich. Gerüche, Speisen, Baum, Lichter, nützliche Geschenke.
Interessant wurde es dann erst viel später, als ich hinterfragte, nachspührte, weiter und weiter.
Aber so richtig angekommen in der Zeit zwischen den Zeiten, in denen Frauen die Arbeit ruhen lassen und sich besinnen sollten, bin ich immer noch nicht 100 % gefühlsmäßig. Weil es einfach nicht so ist. Die Arbeit verdoppelt sich,...noch mehr Streß wie sonst,. Der Mann....zu Hause....keine wirkliche Ruhe....irgendwie gerade das Gegenteil von dem, wie es sein sollte.....
Für die Reise in "meine Welt" brauche ich keine besondere Zeit. Wenn ich sie habe.....flieg ich los.....ahhhh......
Sei ganz lieb gegrüßt
Rosi

Stephanie hat gesagt…

liebe Elsbeth,
wahrscheinlich gibt tausende kleine Insel
herzliche Grüße
Stephanie




Liebe Rosi,
ja ich weiß, die ganze Feiertagsgeschichte ist recht zwiespältig...
ich wollte hier keine Werbung für Weihnachten machen, sondern möchte mit der Metapher sozusagen den IstZustand beschreiben. Was wir daraus machen ist, liegt in unserer Verantwortung.
ich werde das Thema noch vertiefen..
liebe Grüße Stephanie