10 Januar 2011

Inkarnation

... gestern lief im Fernsehen der Film „Troja“. Die Erzählung über den bekannten Kampf um die legendäre Stadt, fest gemacht an der Figur der Kampfmaschine Achilles, der Brad Pitt in seiner Darstellung auch ein paar menschliche Züge verlieh. 

Jedenfalls wurde wieder gekämpft, abgeschlachtet und vernichtet ohne Ende und zum Schluss wurde von der Stimme aus dem Off darauf hingewiesen, dass die Nähe zu den Helden auch einem völlig bedeutungslosen Menschen etwas Ansehen verleihen kann. 

nun ist mir ja schon lange klar, ich bin eine von denen, die in ihren Reinkarnationen nichts Spektakuläres erlebt haben. Eines der Erdenkinder, die beim Erzählen in der Weltliteratur immer als erstes umgekommen sind und die für die Geschichte dann keine Rolle mehr spielten. Das Bauernopfer der Mächtigen, völlig unheldisch und von den Geschichtsschreibern übersehen. Und ich gehörte wohl auch zu dem friedlich vor sich lebender Teil des Background, ohne den ein Herrscher nichts zu beherrschen gehabt hätte und den ein Romancier als Kulisse für die Hauptfiguren in seinem Werk braucht. 
 
Ich war weder eine ägyptische Prinzessin oder bekannte trojanische Priesterin oder sonst eine Adlige, noch ein siegreicher Feldherr, wahrscheinlich auch kein bedeutender Politiker der Antike, wurde nicht als Aufrührer hingerichtet, bin nicht auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden und habe keine sensationellen Entdeckungen gemacht. Nichts von alldem. Sollte ich auf einem von Columbus Schiffen gewesen sein, bin ich wohl bei einem Sturm über Bord gefallen und habe Amerika nie erreicht.

Ich war eher das Kind, das umkam, weil die Mutter an der Pest starb oder der junge Bursche, der in einer Schlacht verheizt wurde. Vielleicht auch der Gärtner oder die Haussklavin im Hausstand eines römischen Tribuns. Wenn ich mich recht erinnere, waren meine Leben als Mann eher kurz und beschwerlich und als Frau meist lang und erfüllt. Vielleicht ist das ja das Besondere.

Bestimmt verliefen meine Leben in aller Ruhe, als ganz normale Sammlerin in der Sippe oder als Frau und Mutter im Langhaus, mit Kindern um mich, den meinen und denen der Schwestern. Oder ich zog als Händler über die Berge, um anderen Clans Tauschwaren und Nachrichten zu bringen. 
 
Ich habe am Feuer Geschichten erzählt und Lieder gesungen, gesponnen, gewebt und im Bach gefischt, aus Blumen Kränze geflochten und mich vor vorbeiziehenden Horden im Wald versteckt.

Ein Promi der Geschichte war ich jedenfalls nicht. Nur eine, die das Leben immer wieder am Laufen hielt, für Nahrung und den Nachwuchs sorgte und das alltägliche Wissen bewahrte und weiterreichte. Eine ganz durchschnittliche Menschenfrau eben...

8 Kommentare:

Dies und Das vom Neckarstrand hat gesagt…

Liebe Stephanie,
wenn ich es recht überlege, muß ich auch so ein Mensch sein. Nichts spektakuläres. Vielleicht weist mich aber die Liebe zu einem uralten Kloster in Tschechien darauf hin, daß ich in einem anderen Leben hier gewirkt und gelebt haben muß. Hier fühle ich mich wohl und kann stundenlang verweilen, träumen und sinnieren.
Liebe Grüße
Irmi

Grey Owl Calluna hat gesagt…

SSSSOOOOOO wunderbar geschrieben liebe Stephanie!!!!!

Das bringt mich dazu, darüber zu resümieren was ich einmal war,.....ein agyptischer Schreiber, eine Vestalin in Rom und ein Zulukrieger (...aber wohl eher ein diplomatischer) im letzten Leben.
Eine junge Frau, irgendwo in Frankreich, die nicht sher alt wurde, eine Bäuerin, ganz erdverbunden in Tibet, Angehörige eines Herrscherhauses in China, eine Lakota-Medizinfrau, und mit ähnlichen Aufgaben lebte ich auch bei den Inuit....und irgendwie besteht da auch eine ganz starke Verbind zu der Sklavenzeit in New Orleans.....wo ich wohl aber keine Sklavin war....mich aber für diese einsetzte....und wer weiß wo noch...
Sei ganz lieb gegrüßt
Rosi

Karin hat gesagt…

Ach Stephanie, ich war auch nichts besonderes, einmal wurde mir der Schädel eingeschlagen als ich eine Felswand bemalte und einmal starb ich am Kindbettfieber. Aber gibt es das überhaupt: So besonders besondere Menschen? JedeR Mensch ist besonders, ist wichtig und unvergleichlich. Alles Liebe Karin
PS: Die im weiteren Bekanntenkreis zwei Nofretetes und eine Katharina die Grosse hat. Deary, Deary me. Ganz zu schweigen von der Dame die meint in atlantische Prinzessin gewesen zu sein.

Im Zweiten Stock hat gesagt…

Liebe Stephanie.
Ich weiß nicht wer ich war. Aber ich denke, dass ich auch ganz normale Leben gelebt habe und das ist auch gut so. Alle "besonderen Menschen" in der Geschichte haben fast immer mit Mord und Totschlag zu tun. Macht und Gewalt. Geschichte wird auf dem Rücken Anderer geschrieben. Wer will das heute schon und was für ein Karma haben diese Seelen?
Ich sage immer: Wenn ich am Hofe Kleopatras war, dann sicher als Toilettenfrau."
Liebe Grüße
Elsbeth

Ps. Wie kommst du mit deinem Buch vorran?
Elsbeth

Sica hat gesagt…

Hallo Stephanie, bist du sicher, dass du in deinem früheren Leben nie eine ägyptische Prinzessin warst? Vielleicht weisst du das bloss nicht mehr...

Überhaupt können wir ja auch ein Tier gewesen sein. Da ich Mäuse so sehr liebe, denke ich, dass ich in meinem anderen Leben vielleicht eine Maus gewesen bin...

NS:
Das ist natürlich witzig gemeint! Nicht böse sein!

frieda hat gesagt…

Hallo Stephanie,
ach, ohne die "Normalen" geht es ja auch nicht.... Wenn es nur Könige gibt, ist das doch auch komisch - die Straßen dicht gedrängt voller Leute nur mit so teuren Pelzmänteln und Kronen... in der U-Bahn bleiben die dann dauernd an der Tür hängen beim Einsteigen - behaken sich gegenseitig - Kronen trudeln runter zwischen die Sitze - Keilerei, wem nun welche gehörte, weil zwei sich so ähnlich sehen - usw....

;-)

Stephanie hat gesagt…

Liebe Irmi,
das kann ich gut nachvollziehen. Das Unspektakuläre, die Ruhe, die Besinnung ist oft das, was uns wirklich wachsen lässt...
liebe Grüße
Stephanie



Liebe Rosi,
danke, dass es dir gefällt und dich gleich angeregt hat, selbst in deine Vielfalt hinabzutauchen.
den inneren Reichtum, den wir spüren, haben wir uns auch vrdient...
ganz liebe Grüße
Stephanie



Liebe Karin,
ja so ist das mit den Reinkarnierten...
aber dadurch hat frau eine Menge prominente Bekannte...
ich denke mir, solche Vorstellungen haben auch viel damit zu tun ob wir mit dem Leben, das wir führen zufrieden sind!

Stephanie hat gesagt…

Hallo Elsbeth,
da hast du recht, diejenigen, die unsere bekannte Geschichte geschrieben haben, also die als Helden in selbige eingingen, haben diese meist mit Blut geschrieben. Da frage ich mich auch: Was soll das? Und wenn es nach der Karmalehre geht, haben wir diese blutigen Helden zwecks Läuterung ja dauernd wieder an der Backe...
allerbeste Grüße
Stephanie
PS die Advents- und Weihnachtszeit hat mich arg zurückgeworfen....




Liebe Sica,
ich weiß eben eine Menge über mich selbst... ;-)
Die Sache mit den Tieren ist natürlich auch so eine Sache... ich komme in meinem nächsten Leben mal als Mücke vorbei.
Bis bald
Stephanie




Liebe Frieda,
… na wieder launig heute? Aber lass mal, ich mag deinen Humor sehr und die Vorstellung von den U- Bahn fahrenden gekrönten Häuptern, klasse ;-) ... aber du hast die Königinnen vergessen und das geht ja gar nicht auf einem Blog wie dem meinen
glossige Grüße
Stephanie




Liebe Stephanie,
ach nee, doof, bin ich ja selber...