… kennt ihr das auch? Ein Klick zieht den nächsten nach sich und den nächsten, überall schnappe ich interessante Anregungen auf, nehme sie mit in den Tag und würde gern später hier oder da meine Gedanken in einem Kommentarfeld hinterlassen aber finde die Seite nicht wieder.
Dieses Mal war es das Wort Vorurteil, dass an mir kleben blieb, nachdem ich durch einige Blogkästchen gehüpft bin.
Jeder weiß, Vorurteile haben ist anmaßend und uncharmant.
Jedoch: Wer ohne Vorurteil ist, der setzte sich einen kleinen Heiligenschein auf und gebe ein Buch heraus: Wie ich meine anerzogenen Vorurteile überwand!
Spätestens seit Stolz und Vorurteil hat wohl jede begriffen, Vorurteile sind schädlich, vor allem, wenn sie als Haltung anderer, einen selbst betreffen.
Ein Vorurteil kommt nicht aus dem Nichts. Einst hatte es als Vorbehalt den Nutzen eines Vorteils, als abwartende und distanzierte Haltung in gebotener Vorsicht seine Berechtigung. Nur, ein als Leitsatz weitergegebenes Gebot kann sich zum Vorurteil mausern. Und so manches Vorurteil stammt, getarnt als Kodex oder Dogma aus der ideologischen Alchemistenküche diverser Machthaber. Allerdings können sich die Bedingungen ändern oder die Vorturner haben sich letztlich als falsche Propheten erwiesen. Und so hat beispielsweise die Ablehnung dem Fremden gegenüber schon längst seine (politische) Berechtigung verloren. Gerade im politischen Bereich kann schnell mal ein Wechsel geschehen, der aus einem Feind einen (verordneten) Freund macht und der mit sich beschäftigte Bürger bekommt es nicht immer mit. Vielleicht möchte er sich seine Vorbehalte auch gar nicht nehmen lassen. Wenn die alten Werte plötzlich als falsch deklariert werden, warum sollten die neuen dann richtig sein? Müssen / sollten wir grundsätzlich bedenkenlos vertrauen?
Aus einstiger Vorsicht und begründetem Bedacht erwuchs in der Überlieferung das, was wir mit dem Begriff Vorurteil bezeichnen. Wir haben in unserem gemütlichen Leben selbst mit bestimmten Phänomenen keine unangenehmen Erfahrungen gemacht, aber wir haben die dazu gehörigen Vorbehalte gelernt. Die immer wieder weitergereichten Erfahrungen der Alten werden jedoch in der heutigen Weltoffenheit oft nur als peinliche Relikte, eben als Vorurteile gesehen.
Trotzdem, die im Alltag der Menschen seit langem tradierte Weitergabe besteht nach wie vor. Bei jeder Integrationsdebatte wird es deutlich. Da wird mit den bekannten und zutiefst verinnerlichen Vorurteilen weiter gehandhabt und die Zurückhaltung will nicht aufgegeben werden. Da wird sich nicht einfach hemmungslos mit dem Unbekannten verbrüdert. Auch nicht verschwestert. Immer wieder bricht der bewährte Menschengrundzug durch: Vorsicht und eine Prise Misstrauen! Erst mal sehen, ob sich das Andersartige, das Unbekannte bewährt!
Das ist es wohl, was uns heutzutage zum Nachdenken herausfordert.
Ist diese Haltung fair?
Ist es in Ordnung ein (gesundes) Maß an Misstrauen grundsätzlich parat zu haben?
Tun wir anderen damit Unrecht?
Oder ist eben doch die Vorsicht die Mutter der Porzellankiste?
Es ist jedenfalls nicht verkehrt, von Zeit zu Zeit die eigenen Vorurteile zu sortieren und neu zu bewerten...
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