07 Januar 2013

...der Großmutter auf der Spur


Wie wir wissen, folgen die Programme der Suchmaschinen und Verkaufsseiten permanent unseren Spuren im Netz und reagieren auf die Häufigkeit, mit der frau (und ihr PC o.ä.) zu bestimmten Begriffen im WWW unterwegs ist. Als ich vor ein paar Jahren anfing Texte zum Thema Großmutter zu verfassen, schien es mir, als gäbe es keine Großmütter - die Ergebnisse meiner Recherchen konnte ich nur als kläglich bezeichnen. 

Inzwischen hat sich das geändert. Gebe ich jetzt den Begriff "Großmutter" ein, werde ich zugeschüttet mit Hinweisen auf Wikipedia, Spracherklärungen, Rezepten, Haushalts- und Gesundheitstipps, Sprüchen und Gedichten über Großmütter. Aber mich interessiert weniger Großmutters Apfelkuchenrezept oder Sockenstrickmuster, sondern die Wahrnehmung ihres Status und ihrer Wertigkeit in der Gesellschaft. Als nostalgischer Begriff ist die Großmutter inzwischen gut vertreten, als tatkräftige, weiterführende Mutter eher eine Utopie. Und zwar  im Sinne von als den Ort, den es nicht gibt" sowie als Hirngespinst, wie Utopie auch in Kreuzworträtseln bezeichnet wird .

Die Großmutter, als Mutter der (jungen) Mutter, bewegt sich immer noch in dem Spannungsfeld, der als unmöglichen Person wahrgenommenen und latent an sie gestellten Forderung nach Unterstützung, aber ohne Einflussnahme auf das junge Mutterglück. Die Funkstille, die immer wieder aus dieser schwierigen Konstellation entsteht, kann sich schnell verhärten und wird höchst selten von den zunehmend überforderten jüngeren Müttern überwunden. 

Die Großmutter ist also nicht gerade in aller Munde. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, den Begriff „Großmutter“ wo ich nur kann zu nennen und anzuwenden. Aber nicht um auf mich persönlich aufmerksam zu machen oder mich in den Vordergrund zu spielen, sondern um dieses Wort wieder in Umlauf zu bringen und zwar ohne Oma – Kitsch.

Jede Frau jüngeren Alters, die selbst noch keine Großmutter ist, sollte einmal überprüfen, was sie mit dem Wort Großmutter alles so assoziiert und dabei auf ihre Gefühle achten.
Wie und warum, denke ich an die eigene Großmutter und ist mir wirklich nachhaltig klar, dass meine Mutter die Großmutter meiner Kinder ist? 

Oder, dass ich selbst eines Tages Großmutter bin und wie das auf mein Kind wirken wird? 
Und wenn ich keine Kinder habe, ob meine Mutter vielleicht darunter leidet? 
Das hat nichts mit schlechtem Gewissen machen zu tun, denn schließlich muss sich eine jede mit bestimmten Schicksalskonstellationen abfinden - aber... es macht trotzdem etwas mit uns.

Die Bezeichnung als Groß-Mutter, als der „größeren“ Mutter der Mutter, hat in matriarchischen Zusammenhang nichts mit dem patriarchalen Größebegriff von Herrschaft und Determinierung zu tun. Hier, im Mutterland, bezeichnet „Groß“ die Dimension der gewachsenen und entfalteten Lebenspraxis, den Erfahrungsvorlauf mit der daraus resultierende Einsicht und Weitsicht in die naturbezogene Lebenswirklichkeit.

Während das Wort „Alt“ im Allgemeinen in unserer Umgangssprache eine Entwicklung hin zum Negativen und zur Abwertung gemacht hat (wenn etwas wertvoll erscheinen soll, wird der Begriff „Antik“ angewendet), blieb das Wort „Groß“ eher unangetastet, da es mit vielen männlich markierten Begriffen verknüpft ist. Gerade in der Geschichte werden Herrscher, Helden oder Entdecker mit Vorliebe als „groß“ bezeichnet  und
Mann" wird dabei mit gedacht. 

Die GroßeMutter, die Ahnmutter, verschwand mehr und mehr aus der Bedeutungsebene des Alltags und der Gesellschaftssicht. Und es wurde quasi immer unwichtiger von welcher Mutter wir geboren wurden - was zählte war die väterliche Abstammung. Damit gingen die rigiden Strömungen einher das Kinder gebärende Weib als beliebig und somit als austauschbar, anzusehen. Der Nachhall dieser Einstellung ist immer noch sehr deutlich spürbar. Auch heute wird und anscheinend mehr denn je, die Mutter als beliebige Dienstleisterin am Kind wahrgenommen. Und nur weil der Mann derzeit nicht mehr so sehr auf die, mit Verantwortung verbundene, „Abstammung“ fixiert ist, wird einer Mutter in den Grauzonen der Gesetzeslage noch relativ viel Handlungsfreiheit in Bezug auf ihr Kind gestattet. Die deutsche Gesetzgebung ist jedoch seit geraumer Zeit damit zugange dem heutigen (biologischen) Vater möglichst umfassende Rechte am Kind einzuräumen, um ihn wieder in die konventionelle Verantwortungsrolle zu locken, die seinem Großvater noch eine Art Bedürfnis war. 

Da in den gesetzlich geregelten Bereichen mit dem Erreichen der Volljährigkeit und dem Abschluss der Ausbildungsunterstützung die Bindung zu Mutter und Vater sowie zur konsanguinen Verwandtschaft quasi erlischt, scheint auch die Großmutterbindung mehr denn je zu einer privaten Kann - Bestimmung zu verkommen. Bis vor kurzem konnte auch von den Großeltern kaum der Kontakt zu den Enkelkindern „durchgesetzt“ werden. Großmutter (und Großvater) sein, ist heute immer noch eine Art dekorativer Akt unter dem Generalverdacht der verwöhnenden und daher schädlichen Einflussnahme auf den Nachwuchs des eigenen Kindes und dessen Lebenspartners. Für viele scheint meine kritische Betrachtung des Großmutterseins in unserer derzeitigen Sozialkultur überzogen oder nicht zutreffend. Aber ich gehe, wie wir ihr vielleicht schon wisst, von den Basisverhältnissen der Natürlichen Mütterlichen Ordnung aus und aus dieser Perspektive müsste die Instanz der Großmutter in unserer Gesellschaft einen ganz anderen Raum einnehmen.
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04 Januar 2013

...eine alte Geschichte


Die Alte - für viele eine mysteriöse Figur in unserer Zeit - nicht mehr wirklich in und dann auch noch eher fragwürdig als ehrwürdig... 


Wenn die Alte gelassen durch die Zeiten schreitet, berührt der Saum ihres Kleides Geschichte, die sie jedoch höchst selten schrieb. Liegt es daran, dass Geschichte schon lange nicht mehr erzählt, sondern aufgeschrieben wird und „Geschichte schreiben“ eine Metapher für das männliche „Geschichte machen“ ist? Die geschriebene Geschichte ist die Geschichte des Mannes. Wir wissen von den alten Hochkulturen mit ihren ersten mächtigen Bauwerken, erfahren von den, in glänzenden Rüstungen marschierenden Heeren, bestaunen den Prunk der Fürsten in ihren Palästen und Kathedralen - uns ist als wären wir dabei gewesen. Die Macht der modernen Bilder zeigt uns selbst Welten, die so wahrscheinlich gar nicht existierten. 

Das ganz triviale, das alltägliche Leben der Menschen besonders das der Frauen, ihr Fühlen, Handeln und Denken, war und ist für all die Geschichtsschreiber oft nur mäßig spannend. Glorreiche Feldzüge und raffinierte Politik hinter dicken Mauern, Heldentaten und große Erfindungen - das ist würdig festgehalten zu werden. Das lange friedvolle Leben in den quasi „vaterlosen“ Gesellschaften ist der Erwähnung kaum wert. 

Als der einst ebenbürtige Bruder der Frauen zum Vater und Herrscher aufstieg, ist er auch zum blutigen Gestalter der Geschichte geworden. So erfahren wir von der Existenz manch einer bis dahin als unbedeutend angesehenen Gemeinschaft erst, wenn sie nach Kämpfen und Schlachten von ihren Gegnern ausradiert wurde. In der Geschichte, die von den Siegern geschrieben wird begegnen wir der Alten nicht! 

Wer ist sie die Alte? Was tat sie? 
Saß sie mit ihren Töchtern und Kindeskindern am Feuer, während die Scharmützel durch die Jahrhunderte tobten? Wie ertrug sie es, die sich wiederholenden Verwüstungen mit anzusehen? Wie oft überlebte sie, um ihr bewahrtes Wissen in die Zukunft zu tragen und wie oft hat ein Schwert die Alte durchbohrt und damit immer wieder der Natürlichen Ordnung der Mütter einen Todesstoß versetzt? Und als gar der Vernichtungskrieg direkt gegen die Alte (und hier ist sie auch als grundsätzliches Synonym für die Frau gemeint) geführt wurde und die Scheiterhaufen brannten, hat sich wohl die Vorstellung von der gehrte Ahnin und vieles von uraltem Weiberwissen ebenso in Rauch aufgelöst. 

Das geschriebene Wort etablierte sich endgültig als Garant für Wissensweitergabe. Und die unnütze Alte mutierte in der modernen Zeit ein für alle Mal von der einst achtbaren Mutter über die Konkurrentin des Vaters hin zur Lachnummer der neuen Wissenswelt. Ab jetzt wurde ihre Spur in der Geschichte mit üblen Taten, Hexerei, Antiquiertheit und unnützem Gewäsch in Verbindung gebracht – die Frau und ihre Kindern sollen/wollen nichts mit dem Aberglaube der alten Mütter zu tun haben. Die Weise Alte, die kenntnisreiche und lebenskluge Mutter, gab/gibt es in unserem Kulturkreis nicht mehr!

Alles was wir heute nachlesen können, braucht uns kein altes Weib mehr zu sagen - so wurde die Alte unbemerkt aus der Geschichte verdrängt. Ihre Söhne verwalten jetzt das gesammelte Wissen - effizient und umfassend. Die wissende und die handelnde Alte verschwand nach und nach aus unser aller Alltag – zwar gab es (und gibt es mehr denn je) die älter werdende Frau - die stolze, die geachtete und geehrte Alte ist selten darunter. Was also wurde und wird mit den alt gewordenen Frauen oder den ausrangierten Großmüttern, die nicht gestorben sind und einfach weiterlebten? Wozu zum Geier gab es sie überhaupt, wenn doch das alte Weib in der Geschichte angeblich keine Spur hinterließ?

Doch das stimmt so nicht, wie wir inzwischen wissen - als Große Mutter - als Ahnin - ist die Alte sehr wohl bekannt und somit eine Institution. Nicht als einzelne Person und mit Namen überliefert, begegnen wir der Alten in der Geschichte – sondern inzwischen auch als Allegorie, als das ewige Weibliche, als das Leben selbst.

Als ihre Töchter einst die Menschengeschichte durch ihr gemeinschaftliches Sein prägten und Spuren in Stein hinterließen wurde im heutigen Sinne noch nicht „geschrieben“. Es wurde gesagt, erzählt, gekündet; gesehen und gehört; vorgelebt, Beispiel gegeben; vererbt und angenommen - überliefert - unsere kollektiven Erinnerungen waren die authentische Geschichte.

Kommunikation ist weiblich und damit ist nicht nur der verbale Ausdruck gemeint - Mütter und Töchter und Schwestern erschufen Sprache und Verständigung. Zugewandtes Reden und Hören findet mit dem ganzen Körper statt. Wir leben in einem Energiefeld des Verständinisses und der Zugewandtheit, wenn wir die weibliche Art der urtümlichen Sprache der Gemeinschaft anwenden. 


Die Geschichten, die sich die Menschen, die kommunikationsfreudigen Frauen, erzählten, sind unsere Geschichte. Wir lauschten einst den Mären und Sagen, den Späßen und Liedern und lernten dabei uns selbst zu entfalten und uns in die Gemeinschaft einzubinden. Der Kern all der Märchen ist vor allem die Betrachtung und Beachtung von sozialen Wechselbeziehung, von vorausschauenden, lebenskluge und mutige Verhaltensweisen.

Die Alte erzählte nicht nur oder schreibt heutzutage, sie ist die Geschichte...
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02 Januar 2013

Sieht das neue Jahr schon alt aus?

Heuer steht für mich dieses beginnende, frische, junge Jahr im Zeichen der Alten

Nicht weil ich jetzt Rente bekomme oder zum elften Mal Großmutter geworden bin, sondern weil ich vor allem sehe, mit welcher Vehemenz die Frau der heutigen Tage immer noch bemüht ist das sichtbare und gefühlte Älterwerden aus ihrem natürlichen Reifeprozess und ihrem Bewusstsein zu verdrängen. In bestimmten Kreisen wird zwar ganz locker mit den Synonymen des offensichtlichen weiblichen Lebenszyklus umgegangen - da sind wir noch immer die Junge, die Mutter, die Alte - aber bitte nur theoretisch.
 

Zur Zeit scheint es nur zwei Kontinente zu geben: „Jung“ und „Alt“ – der dritte, auf dem bisher das eigentlich Leben stattfand, ist dahingeschmolzen. Für dieses Dazwischen gibt es irgendwie keine treffende Nomenklatur mehr in unserem modernen Sprachgebrauch. Der Kontinent der Jugend ist quasi überfüllt, denn „alt“ möchte niemand werden und so manch Alte, einmal in die Wartezone auf den Tod übergesetzt, erlebte die Realität der Altersausgrenzung und eine gefühlte Verbannung. 
 
Forever young – Jungsein, hier und heute, ist toll! Und es bietet alle Möglichkeiten, besonders wenn diese Lebenshaltung bis ins hohe Alter ausgedehnt werden kann. Die Mutterphase wird, wenn überhaupt, als kurzzeitige Etappe angesehen und das richtig Altsein liegt noch mit fünfundsechzig in utopischer Ferne. Nach einem arbeitsreichen Dasein und der Aufzucht des Nachwuchses möchte schließlich auch die Frau noch was von ihrem Leben haben. Dieses „endlich Leben wollen“ ist der jahrelang vertagte Wunsch aus der Fremdbestimmung unserer Alltagskultur ausbrechen zu können - kein Chef, kein Kind, womöglich auch kein Mann mehr, niemand der uns in Atem halten und zwingen kann unsere eigen Bedürfnisse und Neigungen hintanzustellen. Irgendwann musste doch mal dieses selbstbestimmte Leben kommen und so verlegen wir es in die Jahre, die uns als AltersLebensFreizeit in Aussicht gestellt wurden. Und damit sind wir, besonders als Frauen, inzwischen gut dran – ein paar Generationen vor uns wurde diese Art der Freiheit gleich ins Jenseits verschoben. 


Sich mit dem eigenen Alter auseinander zu setzen ist nicht sehr populär und alt sind höchstens die anderen. Es ist peinlich „alt“ auszusehen und „alt“ ist eben immer noch das Synonym für überholt, unbrauchbar, unnütz. Wenn sich also gewisse Anzeichen des Alters abzuzeichnen beginnen, bemühen wir uns in Aussehen und Haltung Jungsein zu demonstrieren. Das innere Kind wird beschworen und in unserem Herzen geht die Sonne ständig auf und niemals unter. Nur in eingeweihten Kreisen bezeichnet sich die eine oder andere Frau als ( Weise) Alte, aber rein rhetorisch versteht sich. 

Egal wie sie es anstellen, gelobt werden in der Öffentlichkeit nur die Frauen, denen man ihr wahres Alter nicht ansieht. Und diejenigen, die genau wie ein Mann, taff ihren Beruf solange sie können ausüben und die auf gar keinen Fall von ihrer Familie erwartet, dass man sich im Alter um sie kümmert. Denn hilfsbedürftig zu sein, ist nicht sehr anerkannt. Außerdem ist auch nicht gesagt, dass da nahe Angehörige vorhanden sind, denen es ein Selbstverständnis ist beispielsweise eine alte Mutter zu betreuen.

Alte sind aber auch oft anstrengend. „Ich werde mal keine von den übellaunigen, verknöcherten Alten“, sagte mal ein junges Ding zu mir – sehr löblich, denn auch ich habe, besonders in meiner Jugend genügend ungeliebte Alte kennengelernt, die frustriert ihre Umwelt tyrannisierten. 


Nun ist es ja eigentlich nicht verkehrt sich bis ins hohe Alter gut und jung zu fühlen – es ist ein tolles Gefühl eine andauernde Vitalität zu spüren – aber diese derzeit präferierte Art der Lebenseinstellung ist eigentlich eine junge maskuline Grundstimmung oder so was wie eine amazonische Dauerschleife. Denn die kraftvolle, selbst-, verantwortungs- und zukunftsbewusste Frau ist im Gesellschaftskonzept auch nicht wirklich erwünscht. 

Der Altersbegriff unterliegt in unserer Zeit einer unglaublichen Wandlung. So finde ich es zum Beispiel äußerst spannend, wenn eine Frau, die in etwa so alt ist wie ich, schreibt: „...ich fange auch schon an für mein eigenes alter überlegungen anzustellen...“ *

Also merke! ...mit fünfundsechzig muss eine frau auf gar keine Fall schon alt sein und spätestens mit dem Titel von Udo Jürgens, der allen versicherte, dass das Leben erst mit 66 anfängt, haben wir die Gewissheit, dass es so etwas wie „das Alter“ eigentlich gar nicht gibt. 

Körperliche Gebrechlichkeit und Langsamkeit wird möglichst nicht thematisiert und wenn dann nur in dem Zusammenhang wie sie heute zu vermeiden sei. Fit im Kopf zu sein ist sowieso ein Muss. Für moderne Frauen ist es jedenfalls ein Fiasko eine „alte Frau“ zu sein. Dabei ist unsere Welt derzeit voll von alten Frauen, wenn wir mal die bisherige Definition für „alt“ ansetzen. Noch in meiner Jugend galt die Frau in oder kurz nach den Wechseljahren eigentlich als alt - sie war nicht mehr fruchtbar, nicht mehr (sexuell) attraktiv, nicht mehr von Bedeutung und wurde so animiert für immer jung zu bleiben, denn das Alter, besonders das weibliche, hat in unserer Welt keinen Ort. 

Heute kann eine Frau bis ins hohe Alter hinein jung bleiben, was auch immer sie darunter versteht – sie kann für ihr gefälliges Äußeres etwas tun, sie hat zumindest Zeit und Gelegenheit alles noch lernen was sie schon immer interessiert hat. Sie kann das Altern umgehen, hinauszögern und totschweigen... meine erheblich ältere Schwester ist so ein Prototyp der jugendlichen Alte - so jung wie sie mit ü-achtzig ist, bin ich mit fünfundsechzig nicht mehr. Aber wir unterscheiden uns auch in zwei wesentlichen Punkten ... ich bin Mutter und Großmutter und das Alter erschreckt mich nicht im mindesten. 

Trotzdem frage ich mich immer wieder, besonders wenn ich mich in der Medienlandschaft umschaue: Wo ist es hin das geachtete, das liebevoll in den Arm genommene, Alter? 

Und wie geht es mit mir weiter, wenn ich diese Alterskultur, die ein einziges Tabu ist, nicht erstrebenswert finde? Wenn ich, je älter ich werde, mich weiter nach der Nähe der Menschen, die natürlicherweise zu mir gehören, sehne, ohne dass ich es zeitgemäß als unpassend ansehen will? Und was wird es für mich bedeuten, wenn ich zwischen all den ewig Jungen dem Altershorror weiter keine Beachtung schenke und einfach nur still vergnügt alt werde? 

Weil es das Natürlichste von der Welt ist, weil es einfach viel zu schade ist, diese wunderbare Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Es ist ein enormer lebendiger Qualitätsunterschied, das Älterwerden Tag für Tag auszukosten oder es verbissen zu bekämpfen. 

Die Alte lebt solange sie lebt und in der Mütterlichen Ordnung noch darüber hinaus...  


*... dazu auch der wunderbare Text von Luisa Francia vom 29.12.12