30 September 2015

Das weibliche Fühlen und Denken - eine persönliche Betrachtung

Manchmal frage ich mich: besitzen Frauen den Verstand aber Männer benutzen ihn? Ich möchte mich nicht unbeliebt machen, aber noch habe ich immer wieder den Eindruck, dass das weibliches Denken so als gesellschaftliche Erscheinung weder en vogue noch gern gesehen ist. Frauen besitzen unzweifelhaft Verstand, auch wenn der Mainstream vielfach noch dagegen hält. Männer gehen gern ungerührt darüber hinweg.

Es ist u.a. die geistige Komplexität, die den Menschen ausmacht und die Mütter von Anbeginn an ihre Kinder vererben, auch an ihre Söhne. Ja, Frauen besitzen eine Menge Verstand und sind das, was wir vernünftig nennen. Ja mehr noch, (Menschen)Frauen haben die Vernunft erfunden – in natürlichen Ur-Zusammenhängen handelten und fühlten sie im Sinne der Sache, d.h. zum Wohle der Gemeinschaft. Sie sind vorausschauend, wägen ab und bedenken die Folgen - sie handeln also folgerichtig - das ist vernünftig.

Wenn Frauen im wissenschaftlichen Bereich Wissen schaffen, dann fällt imho (freie) weibliche Arbeit prinzipiell anders aus, als die der männlichen Kollegen. Die Geisteswissenschaft, wie die Philosophie, denkt über das Leben nach - auch das können Frauen ausgezeichnet, wenn mann sie lässt und der weiblichen Weisheit nicht die kruden Lehren klassischer Philosophen aufzwingt.

Und verstehen wir unter Religion den rückbindenden Effekt an unsere weiblichen Wurzeln und nicht die Gebote und Gesetze beladenen Lehren der Väter, dann ist für die spirituell denkende und handelnde Frau auch ihre persönliche Religion ein hohes Gut. Diese hat sie getrost und bei klarem Verstand schon immer an ihre Kinder weitergeben bzw. (epigenetisch) vererbt. Die Mutter, ist die Quelle des menschlichen Fühl-Denkens. Die Nähe, das gelebte Beispiel des energetischen Austauschs, Mitteilungen der körperlichen Empfindungen mit allen Sinnen, liebende Wahrnehmung und Zugewandtheit, sind die Transportmittel der mütterlichen Lebenslektionen - des beispielhaften Vorlebens im menschlichen Kontinuum. Fühlen und Denken ist für den Menschen eine Einheit. Aber wir können auch sagen: Am Anfang war das Wort - das Wort zwischen Mutter und Kind und dieser kulturelle Effekt findet im Bindungskraftfeld der menschlichen Nähe statt. Sozusagen pure Mutter-Energie...

Ist also Fühlen auch Denken? Haben wir nicht mal gelernt, das Denken und das Fühlen schön sauber getrennt zu halten sind? Die Ratio, das logische Denken war Männersache, die Emotionen wurden den gefühlsduseligen Weibern nachgesagt. Also was ist weibliches Denken und wo ist es gar mit Intuition und Empathie identisch?

Intuition und Empathie ist, genau wie Fantasie, ein geistig/mentales Werkzeug um mit der Welt in Kontakt zu treten, sie (sich) zu erklären und um ihr zurecht zu kommen und um den Kontakt zu den Angehörigen nicht zu verlieren. Trotzdem habe ich immer wieder den Eindruck, dass Intuition immer noch nicht als eine der grundlegenden evolutionären Leistungen im menschlichen Dasein anerkannt wird.

Intuition ist auch nicht deckungsgleich mit dem Instinkt, der auch noch in uns steckt. Der Instinkt ruft Reaktionen des Urverhaltens ab. Die Intuition rechnet auf Grund unserer persönlichen Erfahrungen die Zukunft für eine Situation hoch. Wir wissen intuitiv was für uns gut und richtig ist und das schon seit unserer Kindheit. Dafür tut der derzeit bestehende patriarchale Lebenszwang, seine Ideologien und Dogmen weder unserer Psyche, noch unserem Geist, noch unserem Körper (natürlich ist das eine Einheit) gut.

Der patriarchösen soziokulturellen Unterdrückung entspringt eine Art Miasma, ein permanent bestehendes negatives Energiefeld, in dem wir uns ununterbrochen bewegen. Unsere Körper-Geist-Psyche-Einheit, repräsentiert durch unsere Person, leidet an der patriarchal typischen Fremdbestimmung, aus der weitgehend unser Alltag besteht und die unsere kollektiven sowie persönlichen Abläufe steuert und kontrolliert.

Diese lebensunfreundliche Basis, beruhend auf patriarchalen Denkkonstrukten, zwingt uns auch in dauerhafte, nachhaltige Erlebnisfelder, die uns bestimmte Effekte unseres Erfahrungskosmos epigenetische weitervererben lassen. Traumata werden über mehrere Generationen weitergereicht (z.B. viele der Kriegs- und Nachkriegskinder wissen das bzw. leiden darunter). Und deshalb sage ich auch immer, dass uns Frauen hier in Mitteleuropa noch immer die Hexenverfolgung und -vernichtung in den Knochen (Zellen) steckt. Vielleicht mehr noch als die diversen Kriege. Der sogenannte Hexenwahn zog sich schließlich über fünfhundert Jahre hin. Durchaus ein Zeitraum in dem sich der Schrecken, die Furcht vor Folter und Tod sowie das Misstrauen dem eigenen Geschlecht gegenüber, im Gefühlsmuster von Frauen erfolgreich über Generationen hinweg festgesetzt haben kann. Da ist rationales Denken manchmal machtlos wenn uns diese Gräuel wieder bewusst werden, die unterschwellig noch immer wirken.

In meiner Fernsehzeitung fand ich einmal einen kleinen Artikel, der die Frage in den Raum stellt: Kann der Bauch wirklich fühlen? Und da hieß es u.a.: „... Er kann es tatsächlich, haben Mediziner herausgefunden. Denn im Bauchraum befindet sich ein feines Geflecht aus über 100 Millionen Nervenzellen: nach dem Gehirn und dem Rückenmark die drittgrößte Neuronen - Anhäufung im Körper. Nicht umsonst sprechen Neurologen auch vom Bauchgehirn. Es ist mit dem Gehirn eng verbunden, aber es agiert auch eigenständig. Es denkt. Es fühlt. …“

Handeln aus dem Bauch heraus, ist inzwischen nicht mehr ganz so verpönt, wie zu meinen jungen Tagen. Doch steht die logisch unbegründete Intuition immer noch unter Generalverdacht einfach nur Spinnerei zu sein (und damit liegen diese Kritiker gar nicht mal so falsch, denn 'das Spinnen' ist imho komplexes Denken). Intuitives Handeln ist eigentlich sehr vernünftiges Handeln, es ist die gesamtkörperliche Reaktion auf eine bestehende oder akut auftretende Situation. Auf Grund unserer lebenslangen Erfahrungswerte und -muster errechnet unser Hirn und wer weiß was noch, blitzschnell Zukunftsvarianten und unser Gefühl (und damit die Vernunft) wählt für uns das Beste aus (was sich manchmal erst im Nachhinein herausstellt), denn das was unser Gefühl verantworten kann, ist erst einmal das Beste.

Ich habe immer wieder festgestellt, wenn es mir gut geht und ich über selbstverständliche Einflussnahme auf mein Leben verfüge, wenn ich sozusagen in meiner Mitte bin, findet ein sanfter dauerhafter Austausch zwischen meiner Denkleistung und der stets präsenten Intuition statt, der mir (und damit anderen) überaus gut tut. Ich kenne aber auch genügend, besonders in der Vergangenheit liegende Situationen da ich durch die äußeren Umstände eine ständige Alarmbereitschaft verspürte. Der Stress, dem ich ausgesetzt war, hat ständig alle Nerven klingeln lassen. Es kam zu Phasen einer Dauerpanik oder hilflosem 'nicht wissen, wo zuerst anfangen'. Meine Intuition kam gar nicht zu Wort. Mein Denken war streckenweise wie paralysiert. Entsprechend fielen einige meiner Entscheidungen aus.

Heute lasse ich mich nicht mehr hetzen. 'Ich denk drüber nach!' ist dann der Puffer zwischen einer Forderung und meiner Antwort. Und somit verschaffe ich meiner Intuition die Zeit sich zu entfalten. Eigentlich finde ich es ja doof, dass ich manchmal wesentliche Kenntnisse aus bunten Zeitschriften erfahre! Aber vielleicht ist es ja egal von wo uns die Informationen zufließen, die das Info-Puzzle vervollständigen - ob aus Gesprächen mit klugen Leuten, aus schwergewichtigen Sachbüchern, der Fernsehzeitung oder aus unseren Träumen! Sogar Facebook bzw. das Netz als solches, ist für Informationen der unerschöpfliche Umschlagplatz. Es gilt nur die richtigen Schlüsse zu ziehen und dafür wiederum ist das weibliches Denken hervorragend geeignet.

Stephanie Ursula Gogolin


Ausschnitte aus meinem Essay: Gibt es ein Weibliches Denken...

20 September 2015

Rationalität versus Spiritualität und Fantasie

Liebe Freundin, in deiner Arrgumentation sind wir an dem beliebten Punkt angekommen die Spiritualität fein säuberlich vom rationalen Denken und Handeln zu trennen. Dem Spirituellen wird das Esoteriklabel aufgeklebt und diese Begrifflichkeit ins Irrationale verschoben. Ich frage jedoch zurück: ist Rationalität und Spiritualität tatsächlich ein Widerspruch? 

Beides sind imho Leistungen unseres Gehirns und unseres fühlenden Gesamtkörpers. Und auch wenn angenommen wird, die Rationalität, der denkerische Akt, ist kein Gegensatz zur "gefühlten" Spiritualität, wird doch meist einem von beiden eine höhere und damit bessere Qualtität zugewiesen. Je nach kultureller Ausrichtung und persönlicher Vorbildung. Dazu kommt, dass Spiritualität immer noch wie ein von außen kommender Zustand behandelt wird, etwas das außerhalb unseres Selbst vorhanden ist und das wir ablehen oder annehmen können. Das ist aus meiner Sicht eine Fehlinterpretation (der Begrifflichkeiten) oder zumindest ein ungenauer Ansatz.

Spiritualität ist imho die, einem jedem Menschen innewohnende Geistigkeit und somit in spezieller eigener Form in jedem Individuum vorhanden und verfügbar. Nur wird sie scheinbar nicht von jedem als solche identifiziert bzw. genutzt oder findet eine andere Bezeichnung.

Die modernen Formen der Erziehung und Konditionierung unterbrechen gern die Verknüpfung zum freien spirituellen Ausdruck der Menschen und die fühlende Verbindung zu allen „beseelten“ Wesen und Arten um uns herum. Statt dessen wird (im patriarchalen Kontext) unsere stets auf Empfang stehende Geistigkeit auf Ideologien oder die Wertekataloge erfundener Gottes-Einheiten gelenkt. Wenn also jemand glaubt, nicht "spirituell" zu sein, dann hat das vielleicht etwas damit zu tun, dass 'er' oder 'sie' bei sich selbst nicht wirklich angeschlossen ist, diese Art der individuellen geistigen Dimension verdrängt hat oder von Kindheit an so manipuliert wurde, dass statt den eigenen spirituellen Kosmos zu ergründen, darauf trainiert wurde andere Konzepte nachzubeten.

Die eigene Spiritualität nicht wahrnehmen, heißt auch sich der eigen Intuition zu verweigern oder (durch Konditionierung) nicht dazu der Lage zu sein zu spüren, was das geistige Innere ausmacht.


Es kann hilfreich sein über Spiritualität im allgemeinen nachzudenken, wir sollten aber davon ausgehen, dass sie die eigenkörperliche Variante ist, die unser immanentes Fühlen mit unserer Geistestätigkeit und unsere, sowohl spontanen wie auch willentlichen, Handlungen verknüpft. Wobei es ja heißt, so etwas wie den freien Willen gibt es nicht, da auf Grund unserer persönlichen komplexen Erfahrungslage die Entscheidungen in unserem Gefühlskomplex oder -zentrum bereits gefallen sind. Das sogenannte rationale Denken ist nur so etwas wie die Endausgabe in die bewusste Interaktion mit dem vorhandenen Nähefeld (Anwesenheit anderer Menschen und das sonstige lebendige Umfeld). 

Die uns eigene Spiritualität, also unsere persönliche innere Geistigkeit, ist das Koordinatensystem bzw. Erklärungsmodell der Weltwahrnehmung deren Mittelpunkt wir selbst sind. Das Gespür mit dem wir uns mit den lebendigen Wesen um uns vernetzen. 

Leider haben viele der uns umgebenden Phänomene (natürlicher onder kultureller Art) inzwischen einen Bezeichnungskatalog, der (uns) mehr verwirrt als hilfreich ist. Wenn wir bestimmte Verbindungen und Vernetzungen (manchmal nur diffus) wahrnehmen, gibt es heute keine Bezeichnungen dafür (oder darf es nicht geben), es sei die Naturwissenschaft kann endlich durch Messung und andere "Abhörtechniken" beweisen, dass zum Beispiel Bäume oder andere Pflanzenkomplexe lebendige (gut wussten wir schon), fühlende (ahnten wir bereits) und denkende (ach wirklich!) Wesen sind. Das sich nach außen bemerkbar machende Innenleben der Pflanzen (und Tiere) und unsere Beziehung dazu, nannte man bisher vielleicht Devas, Naturgeister oder Anderswelt. Diese rein geistige Vernetzung der Interaktion mit unserer Umwelt ist eine sprituelle Leistung, ein Ausdruck unserer Spiritualität.

Die/der Mensch verarbeitete alle Signale im Außen mit all ihren Sinnen und zwar in den Programmen: 'Intuition', 'Spiritualität', 'Fantasie' und einigen mehr. Es sind alles Überlebensprogramme, die evolutionierten Ausdrucksmöglichkeiten unseres Körpers, auch um das was in unserem ureigensten Innenleben abläuft, nach außen hin sichtbar werden zu lassen.

Oft wird Spiritualität und Religiosität in einen Topf geworfen und ich sage, sie sind überhaupt nicht identisch. In der Religiosität folgt man (von anderen) vorgedachten Entwürfen oder Ideologien und gebraucht die eigene Spiritualität um diese angebotenen Formen zu adapzieren und mit Leben zu erfüllen. Die christliche Nonne ist hier ein Beispiel dafür, wie sehr das eigne spirituelles Sein einer Frau in enge religiöse (und patriarchale) Vorgaben eingeschlossen sein kann - Nonnen dienen einem männlichen Vatergott und tun z.B. "Gutes" für die Armen; sie lindern Mangelerscheinungen und Grausamkeiten dieser Welt, die erst durch die Erschaffer der Vatergottheiten initiiert wurden und damit eben diese körperliche und geistige Armut über den Großteil der Menschheit  brachten. Hildegard von Bingen ist eine der (wenigen überlieferten) Frauen, die es geschafft haben ihr spirituelles Sein durch den Wust der Einschränkungen einer monotheistischen Religion noch hindurch schimmern zu lassen.

Liebe Freundin, du bist auf jeden Fall ein spiritueller Mensch, aber nicht weil du dir das "erarbeitest" hast, sondern weil du es schon immer warst. Das spirituelle Sein gehört zu deiner menschlichen Grundausstattung. Leider wird unser geistiger (erworbener) Reichtum und unsere ererbten (instiktiven, also 'gnetisch' angelegten) Fähigkeiten im Zuge der gesellschaftlichen Verformung (elterliche und allgemeine kollektive Erziehung, Schule, Mainstream), meist erst einmal zurück gedrängt, überschrieben und verschüttet. Wenn wir uns später frei machen von dem Druck der Verbildung, des Verbiegens und verschiedentlicher Verführung, legen wir automatisch, wenn es gut läuft, das Verschüttete wieder frei (manchmal mühsam). Es ist erstaunlich was da zu Tage treten kann und wie wir uns dann vielleicht wieder an die weite freie Welt unserer Kindheit anschließen.

Eine enge Verbündete unserer Spiritualität ist unsere Fantasie (vielleicht sind sie sogar identisch). Das bewusste, das verbindliche Tun, dass besonders uns Müttern zu eigen ist, ist eigentlich immer durch unsere Spiritualität (unsere innere Geistigkeit) unterlegt. Mütter handeln intuitiv und sie handeln dabei bewusst. Je mehr wir dem (intuitiven) Bewusstsein Raum geben, desto mehr kommen wir in unserer Mitte - in die symbolische Mitte unseres weiblichen Seins (Der Mann ist immer gern mitgemeint). 

Fantasie ist dabei ein (das) Werkzeug der Gestaltung und von unserer Mitte aus erreichen wir all die anderen „Fantasiebesitzer“, die uns umgeben. Fantasie ist die vorhandene Fähigkeit zur Abstraktion, das kreative Potential des Menschen, das Fühlen und Denken in Bildern. Bezogen auf unsere sprachliche und logische Leistung, auch Ideen genannt. Es ist unsere angeborene Vorstellungskraft, die innere Bilder, also eine, unsere eigene, 'Innenwelt' erzeugt... (siehe dazu auch Wikipedia u.a. Quellen).

Die Vorstellungskraft der jeweiligen Fantasie bezieht ihre Bausteine demnach aus den vorhandenen Erfahrungs- und Lernwerte, das heißt sie öffnet die „Schublädchen“ der Synapsen oder anders, sie greift auf die synaptische Effizienz der neuronalen Netze zu und somit auf unsere Gedächtnisinhalte, die aus einer schier unglaublichen unterschiedlichen Vielfalt bestehen und die niemals das Gleiche beinhalten können, wie die der anderen, neben uns lebenden Menschen. Vor allem die unbewusst gespeicherten Daten führen zu den erstaunlichsten Effekten und hier sind wir schon in der Dimension, die auch als Magie bekannt ist. Jedenfalls ist unser innerer Erfahrungs- und demnach individueller Wissen-Reichtum um ein vielfaches größer, als uns durchschnittliche Schulweisheit einreden will.

Und das ist das Fantastische an der Fantasie - aus all dem können wir unwillkürlich aber auch bewusst immer wieder neue Bilder und Ideen kreieren. Visionen kommen eher aus dem Unbewussten. Aber unsere persönliche Vorstellungskraft ist die eine Sache und das verantwortungsvolle Umsetzen und Handeln, die andere!

Somit ist Fantasie keine geheimnisvolle absolute Größe. Die Ausformung der eigenen Fantasie entsteht im Menschen im Laufe seiner persönlichen Entwicklung... sie ist die, einem jedem Menschen eigene, geistige Parallelwelt, in der sie/er sich nach Belieben aufhalten kann. So oder so, wir haben diesen geistigen, abstrakten Kosmos in uns, um zu überleben. Der Mensch ist vom ersten Moment der Zellteilung an ein absolut einmaliges (Menschen)Wesen, das einen Selbstwert besitzt. Da muss auch nichts oder wer, kommen und ihm seinen Selbstwert verleihen. Das Individuum Mensch ist in der Lage in seinem Geist ganze Welten zu erschaffen, ohne dass ein anderer davon etwas mitbekommt - das ist die konkrete Form der Anwendung der Fantasie. Denn wie gesagt, die Fantasie ist ebenfalls eine (körpereigenes) Instrument, die ureigene innere (virtuelle) Mal- und Gestaltungsfläche.
Wir besitzen also eine angeborene Vorstellungskraft und die Imaginationsmöglichkeit innere Bilder zu erzeugen, deren Umsetzung nach außen ein Jedes nach seinen Fähigkeiten und Begabungen Ausdruck verleiht - durch Sprechen, Tanzen, Singen, Malen, Musizieren, Erzählen, Kochen, Schreiben, Bauen, Natur- und Werkstoffen gestalten oder anderen Handlungen. All diese Strategien der Lebensbewältigung im zugewandten (Fürsorge)Gruppenalltag kannten und konnten wir schon an den Feuern der Steinzeit oder mehr oder weniger schon lange vorher.

Ein Kind (bzw. jedes Lebewesen) nimmt vom ersten Moment des Daseins alle es umgebende Eindrücke auf – die Signale unserer komplexen natürlichen Welt, in die es hineingeboren wird – es ist alles schon da - wir lernen mit jedem Tag mehr damit umzugehen (weißt vielleicht noch eine, welche inneren Bilder die eigene Vorstellungskraft uns als Dreijährige bescherte?). Was wir im Laufe der Zeit (an Eindrücken) sammelten, kommt zu dem in unserem Gehirn und in jeder Zelle unseres Körpers angelegten Fundus, unserer persönlichen „Erbmasse“, hinzu. Und wir fangen seit dem Mutterleib an auf unser üppig angelegtes Menschenpotential zuzugreifen. Eine unserer Befähigungen mit der Welt in Kontakt zu treten und in ihr mit all den anderen Menschen zurecht zu kommen, ist eben die Fantasie und/oder unsere Spiritualität. Sie sind unser Experimentierfeld, Rückzugsraum und unsere Probebühne. Die hier entstandenen Konzepte tragen wir in unserem Handeln und Verhalten nach außen.

Fantasie sowie Spiritualität findet im eigenen Kopf (Bilder) bzw. Körper (dazu gehörende Gefühle) statt und ist erst einmal keiner Beurteilung unterworfen, außer der eigenen. Zu meiner inneren Welt hat niemand sonst Zutritt. Erst wenn ich versuche mit meinen, mir eigenen Mitteln meinen Fantasien Gestalt zu geben, können andere diese wahrnehmen und von ihnen entzückt sein oder sich abwenden. Heute verfügen wir Frauen  über viele Freiräume uns angemessen und gemeinschaftsoerientiert auszudrücken (bezogen auf unsere gesellschaftskulturelle Ortung), was in der langen Zeit des Patriarchats nicht immer so war und noch ist. Das Wichtigste für jedes Kind, das anfängt sich seine Welt zu erober,  ist ihm Zeit und Raum zur Verfügung zu stellen und die Möglichkeiten zu bieten die inneren Bildern der Fantasie den passenden gestalterischen Ausdruck zu verleihen.

Außerdem - die Kraft der Fantasie muss nicht per se gut und schön sein. Nicht umsonst gibt es Worte wie „Gewaltfantasien“ oder „fantasielos“. Unser eigener innerer Wertekompass, die Fähigkeit sich mit 'richtig' und 'falsch' auseinander zu setzen sowie unser empathisches Empfinden, nordet die Ausdrucksformen unserer Fantasie und unserer Spiritualität ein. 

Die Fantasie ist stete sich ergebende Hochrechnung und Neukombination aller gesammelten Erfahrungswerte. Sie ist die innere Bühne auf der unser eigenes Stück läuft und wir wenden die Elemente der erlebten, eignen Erfahrungen und unserer Grundausstattung an. Eine meiner Theorien dazu ist auch, unsere (positiv performten) Fantasien erhalten uns "gesund" und am Leben, wenn die Alltagsumstände ein glückliches oder zufriedenes Leben vielleicht gerade verhindern. Als Lebewesen steuern wir immer Wohlbefinden an und dazu wird alles aufgewendet was uns zur Verfügung steht, es ist ein evolutionärer Effekt des Selbsterhalt. Alles was wir als Menschen können, uns als Spezies angeeignet haben, entspringt und fließt in die Kombination Arterhalt durch Selbsterhalt. Und das was wir rationales Denken nennen, ist eine Kombination aus all unseren inneren geistigen Möglichkeiten wie die Kraft der Spirtualtät oder eben auch die Fantasie...

Stephanie Ursula Gogolin
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15 September 2015

Artgerechte Geborgenheit oder Stockholmsyndrom

Kinder sind kein Partnerersatz (eine Wiederholung vom September 2013)

... schon gefühlte tausendmal stolperte ich über den Satz: „Kinder sind kein Partnerersatz..." So auch heute wieder und hier der (etwas überarbeite) Kommentar, den ich zu dem Thema hinterlassen habe:Ja, das stimmt! Kinder sind kein Partnerersatz.

Unsere Kinder sind die, uns am meisten verbundenen Angehörigen. Auch noch und natürlicher weise, wenn sie dem Kindesalter entwachsen sind. Diese Verbundenheit wird in unserer (westlichen) Kultur des 'separierten erwachsenen Menschen' als irrelevant erklärt. Wir wissen: das (menschen)artgerechte Sein einer durch Geburt verwandten Angehörigenbindung ist die eigentliche Basis des menschlichen Zusammenlebens.

Die Idee, dass manche Menschen ihre Kinder als Partnerersatz "missbrauchen", ist daher eine komplette Umkehrung der naturgemäßen Wertigkeit.

Im Gegensatz zum Kind ist der sogenannte Partner, dem tradierend die ganze Liebe gelten soll, nur ein Surrogat - die Ersatzperson für den im Patriarchat verlorengegangenen natürlichen Lebenskreis. Unsere Kinder sind die Menschen die naturgemäß zu uns gehören - sie sind unsere unmittelbarsten Bindungsangehörigen.

Eigentlich schlimm genug, dass wir sie durch fremde (nicht verwandte) "Partner" ersetzen sollen. Und bevor hier eine Schutzzone um die 'Familie' gezogen oder der beliebte Satz zitiert
wird, dass man sich Familie bekanntlich nicht aussuchen kann, sollten wir einfach nur das künstliche, patriarchöse Familienkonzept mit dem natürlichen matrifokalem Sein vergleichen, um zu verstehen, dass unsere Kinder in letzteres gehören.

Schon sehr früh beginnt in unserer tradierten Kultur das Einschwören auf den noch unbekannten zukünftigen Partner, mit dem frau/mann möglichst den Rest des Lebens verbringen wird. Die Konditionierung zu autarken und bindungslosen, aber dafür beziehungssüchtigen Erwachsenen, erfolgt bereits ab der frühesten Kindheit. Um das zu erreichen wird natürliches Bindungsverhalten (im Besonderen die Mutter-Kind-Bindung) so früh wie möglich diskriminiert bzw. unterdrückt und der Augenmerk auf beliebige andere Beziehungskonstellationen gelenkt.

So gehört es zur Standard-Denke, dass ein Kind durch beliebige Bezugspersonen ebenso versorgt werden kann und es daher nicht zwangsläufig der Mutter und einer Angehörigensippe bedarf, als Kind eine geborgene Entwicklung in einer mütterlichen Nähegemeinschaft zu erleben. 

Die Fixierung erfolgt im Kindesalter in der Kleinfamilie erst auf das Elternpaar - Vater und Mutter - und später tritt als Ideal der sogenannte Partner auf und besetzt die freigehaltene Stelle als (einzige) Bezugsperson.Wir leben daher in einem permanenten Mangel an Bindung, Zuwendung und Zugehörigkeit. Der heutige, vereinzelte, Erwachsene ist imho niemals in der Lage, dass er bzw. sie dem irrwitzigen Anspruch unserer heutigen Gesellschaftskultur einem Partner alle Komponenten einer Fürsorgegemeinschaft zu ersetzen. Wir und hier vor allem die Frau, sollen eigentlich allein (bzw. in wechselnden Beziehungen) leben und aus eigner Kraft immer noch einen Partner und eventuelle Kinder mitversorgen.

Die ursprüngliche Fürsorgegemeinschaft, das Matrifokal bzw. die matrifokale Sippe wurde im Patriarchat ins Reich der Mythen verwiesen bzw. wurde als nicht existent erklärt. Der natürliche Background einer Angehörigengemeinschaft ist in unserer Realität nicht mehr existent und so wird erwartet, dass Mütter im Patriarchat ihre Kinder kaum noch oder nur teilweise selbst aufziehen. Es wird ihnen, sowohl den Müttern als auch den Kindern, nicht nur die letzte Bindungsperson wo immer es geht entzogen, sie lernen auch noch Geborgenheit als Verhinderung des autarken Lebensweges einzustufen. Der permanente Mangel an Zuwendung steht als Selbstverständnis einem zukünftgen Ausgleich durch einen (noch unbekannten) Lebenspartner gegenüber, auf den die eigene Bedürftigkeit projiziert wird.

Noch ist es vermehrt so, dass es die vorhandene Bindung zum Kind sukzessive zu lösen gilt und dem Kinde so früh wie möglich "Flügel" gegeben werden, manchmal noch bevor sie "Wurzeln" bekamen. Frau wird durch die anonyme, konventionelle Gesellschaft dazu genötigt und lässt in vorauseilendem Gehorsam freiwillig erziehen und ausbilden - hier greift das staatliche Bildungssystem (Schulpflicht), der wirtschaftliche Druck der Erwerbstätigkeit und die Ideologischen Dogmen der Mainstreammedien.

Das patriarchal geprägte Familiensystem ist von seinem Ursprung her der Abklatsch eines jeden Herrschaftssystem im Patriarchat. In diesem herrscht(e) als Prinzip eine Atmosphäre, die vergleichbar ist mit einer Geiselnahme und daher auch immer wieder die Symptome eines Stockholmsyndrom bei den Betroffenen hervorbringt. Ein permanenter Nährboden für Gewalt, Übergriffigkeit und Missbrauch aller Art. Überall da, wo vereinzelte Erwachsene mit einer gewissen Macht ausgestattet sind und in einem unnatürlichen, sozial quasi nicht korrigierenden Raum agieren, findet grundsätzlich eine Art systemimmanenter Missbrauch statt.

Den heutigen Erwachsenen und hier besonders den männlichen, umgibt nicht mehr das selbstverständliche Korrektiv einer (anwesenden) konsanguinen* Angehörigengruppe.
Der moderne Mensch wendet sich schon während des Heranwachsens in vielen kleinen Brüchen von dem naturgemäßen Lebenskreis (seiner Herkunftssippen, die nun mehr nur fiktiv vorhanden ist) ab - d.h. es/sie/er wird systematisch vom naturgemäßen Versorgungssystem kulturell „abgenabelt“.

Dabei wird so früh wie möglich eine distanzierte, für Menschen unnatürliche, Alltagssituation geschaffen, die als Sprungbrett in das sogenannte „eigene“ Leben dienen soll. Als vorgegebenes Ziel erlernen wir einen möglichst permanenten Zustand der romantischen Liebe anzustreben und auf sexuellem Begehren aufgebaute Beziehungsgebilde (auf Lebenszeit) mit einem bis dato unbekannten Menschen einzugehen. Das Erfüllen der patriarchös geformten kulturellen Maßvorgaben ist für den einzelnen fühlenden Menschen zu einem permanenten Mangelzustand an Schutzwärme, Geborgenheit und energetischem Austausch geworden. Nachhaltige Sentimente, Zuwendung, Aufmerksamkeit und vor allem generationsübergreifende Fürsorge ist in unserer, auf den Erwachsenen mittleren Alters ausgerichteten Welt, alles andere als selbstverständlich vorhanden. Wir klagen über das Vorhandensein von ständigem Menschenmissbrauch und dabei wird übersehen, dass mit der Hörigkeit dem patriarchalen System gegenüber täglich aufs Neue, die dazugehörigen Voraussetzungen geschaffen werden.

Der (fremde = nichtverwandte) Partner in einer Zweierbeziehung ist in jedem Fall der Ersatz für die verpönte Kindes- und Angehörigenbindung und 'das Kind' ist gerade nur noch als Synonym für die konsanguine Angehörigensippe gestattet. Hier wird auch deutlich, dass der gern gebrauchte Ausspruch, dass ein Kind seinen Vater braucht, im Grunde auch nur die Verkehrung der eigentlichen Tatsache ist, denn 'Der Vater braucht das Kind!'.


(* konsanguin bedeutet: durch Geburt verwandt in mütterlicher Linie

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05 September 2015

Das bisschen Haushalt

 oder .... was brauchen wir für ein eigenes Leben?(Überarbeitung vom Sept. 2014)

Als Mutter von vier Kindern weiß ich noch zu gut, was ein halbwegs vernünftig geführter Haushalt für Arbeit macht und auch ich habe dereinst die meisten der Aufgaben, die in dem Sechs-Personen-Haushalt anfielen, neben teilweiser Berufstätigkeit, weitgehend allein wuppen müssen. Ich erinnere mich an jahrelanges ständiges Rotieren.
Das Grundproblem der heutigen Haushaltsführung – im 21. Jahrhundert und im westlichen Kulturkreis - liegt nicht nur in der abwertenden Sicht auf jede Form der Haus- bzw. Mutterarbeit, sondern auch, ganz pragmatisch gesehen, in der Verteilung der anfallenden Arbeit auf die vorhandenen hausarbeitenden Kräfte innerhalb der Durchschnittsfamilie.
Die heutige (Kern)Familie besteht im Idealfall aus zwei Erwachsenen (und mehr denn je aus nur einem) und irgendwann aus den (aber nicht immer, es gibt vermehrt Singlehaushalte) dazugekommenen Kindern. Wir haben es im westlichen Kulturkreis bekanntermaßen mit der Kleinfamilie zu tun – Vater, Mutter, Kind(er) - in welcher in der Regel auf weitere Angehörige verzichtet wird. Jede Form eines unmittelbaren generationsübergreifenden und kooperierenden Miteinander mit Angehörigen der eigenen (Mutter)Sippe ist die (fast schon tabuisierte) Ausnahme.
Auf Grund eines imaginären und rein ideologischen Mainstream-Codes lösen sich, eingedenk diverser und allgegenwärtiger Parolen, junge Leute so früh wie möglich aus ihren Herkunftszusammenhängen. Und die derzeitige Älterngeneration beginnt bereits ab der Geburt eines Kindes in vorauseilendem Gehorsam ihm die gern zitierten Flügeln zu geben, manchmal noch bevor es die notwendigen Wurzeln bekam.
Diese allseits akzeptierte Befolgung der modernen ideologischen Dogmen bringt Mütter dazu, beinahe klaglos ihre großen aber durchaus noch nicht erwachsenen Kinder ziehen zu lassen und dabei jeden (menschenartgerechten) Schmerz über das verlorene Kind zu leugnen oder ihn sich gesellschaftskonform schön zu reden.
Dabei werden in fantasievoller Art für die Zukunft Chancen und Vorteile beschrieben, die sich durch die, oft rigorose Trennung für beide einstellen würden. Jede tolle Utopie wird beschworen, nur der Erhalt der artgerechten Nähe sollte darin nicht vorkommen. Diese kollektiv beschworenen Vorteile münden in der konditionierten Vorstellung: „...endlich das eigene Leben leben zu können...“ - als hätte mann, frau bzw. kind das vorher nicht gekonnt. Es existiert die lächerliche Überzeugung, dass im Kreis von Bindungsangehörigen kein „eigenes“ Leben möglich sei.
Der moderne Mensch versucht krampfhaft, seinen angeborenen Drang zur Bindungsnähe zu überwinden und eine Art unabhängiges Individuum zu werden. Was für den Menschen als Lebewesen ebenso keinen Sinn macht, wie für jedes andere Naturwesen.
Das Drama dieses Bestrebens besteht in dem Zwang die natürliche Abhängigkeit von der vertrauten Bindungs- und Nähegruppe der Fürsorgegemeinschaft gegen die fremde und generell wenig wohlmeinende Abhängigkeit einer anonymen Großgesellschaft einzutauschen.
Der künstlich geschaffene Bedarf von "totaler individueller Freiheit" stützt sich in unserer Mainstreamkultur auf eine merkwürdige Devise: nur die Liierung mit einem außenstehenden, also bislang fremden, Lebenspartner ermöglicht uns ein eigenes und erfülltes Leben zu führen!
Aber selbst zu diesem Phänomen, das wir als die große und möglichst romantische Liebe kennen, gehört immer und ganz pragmatisch auch ein Haushalt - der Ort an dem der existenzielle und ganz und gar praktische Alltag bewältigt werden muss.
(Fast) alle jungen Frauen und Jung-Männer lernen früher oder später selbst einen Haushalt zu händeln und ich kenne einige, die machen das im Alleingang richtig gut. Während der Studien- oder Lehrzeit „üben“ manche in einer WG oder ziehen mit Freund oder Freundin zusammen. Meine beiden ältesten Enkel - Schwester und Bruder - haben eine Geschwister-WG gegründet.
Aber auch ein Einfrau/Einmann - Haushalt ist zwar auch in unserer Zeit an manchen Stellen eine gewisse Herausforderung, aber durchaus zu schaffen.
(Da gibt es diese Mac Donald – Werbung in der eine Mutter wohlmeinend in der WG ihres Sohnes mitgebrachtes Essen in der Küche abstellt und ihm das telefonisch mitteilt. Worauf dieser, während er in einen Burger beißt, nachdenklich seine Kumpels fragt: „Wir haben eine Küche?“)
Heutzutage ist es so, dass die anfallende Arbeit im Haushalt auf ein Minimum beschränkt und zum Teil outgesourct werden kann. Der Aufwand an Hausarbeit ist mit dem persönlichen Anspruch und einem Zeitfaktor gekoppelt.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt ist fast jeder heranwachsende Mensch (das Kind) in der Lage im Rahmen der vorhandene Ressourcen sich selbst zu versorgen und dabei lernt das größere Kind quasi nebenbei auch die Hausarbeit innerhalb seiner kulturellen Parameter kennen.
Hausarbeit, das ist die, die Existenz erhaltende und sichernde, Arbeit in der eigenen Niederlassung. Aber so oder so, in den heute tausendfach vorhandenen privaten Haushalten pflegen sich in der Regel früher oder später die hausarbeitenden Mitglieder auf maximal zwei verantwortliche Erwachsene einzupegeln.
Gewisse gesellschaftliche Rollenvorgaben tradieren noch immer die 'Hausfrau', da die Frau, meist in ihrer Eigenschaft als Mutter, auch heute aus vielerlei Gründen und anerkannter Weise mehr Zeit als der Mann im Familienhaushalt verbringt. Schnöde Hausarbeit ist für den Durchschnittsmann nach wie vor ein eher unattraktives Szenario. Die heutige Frau wehrt sich, am Herd angekettet zu sein; sie zerrt seit etlichen Jahrzehnten an diesen imaginären Ketten. Die brave Fünfziger-Jahre–Hausfrau (bei der es sich auch eher um einen Mythos handelt) ist schon lange out. Frau möchte gesellschaftliche Teilhabe, Beruf und Karriere und dabei aktive mitmenschliche Nähe. Nichts ist für einen (weiblichen) Menschen weniger artgerecht als ein Leben in einer gewissen Isolation zu fristen und das auch noch weitgehend fremdbestimmt (isolierte Weiblichkeit ist nicht artgerecht und kann sich für die einzelne Frau wie Folter anfühlen). Aber wie auch immer, den Haushalt wird sie trotzdem nicht los, genauso wenig wie der Mann - jedeR Mensch hält sich immer in irgendeinem Haushalt auf. Das private Refugium, in dem der Rückzug von der Arbeitswelt stattfindet, wird als 'unser Haushalt' definiert.

Seit der Zeit, da die martifokalen Fürsorgeemeinschaften in bewusst eingerichteten Lagern und Behausungen ihren Alltag gemeinsam verbrachten, wurde alle anfallende Arbeit gemeinsam verrichtet, um die Gruppe der konsanguin lebenden Angehörigen zu erhalten und um den Nachwuchs menschen-art-gerecht aufwachsen zu lassen. Das hat jedenfalls einst über den langen Zeitraum viele Jahrtausende gut geklappt, denn sonst wüssten wir heute nicht was Zufriedenheit, Wohlbefinden, Glück und zugeneigtes Miteinander bedeutet. Es liegt in unseren "Genen" in einem vertrauten Miteinander auf gemeinsamer Haushaltsbasis Lebenszeit zu verbringen. Unsere Urahninnen erfanden den Haushalt und entwickelten ihn weiter! Seitdem ist diese menschliche Lebensbasis die Grundlage des gesamten Wirtschaftens. Daher mahnen auch immer mehr Denkerinnen an, unsere Weltwirtschaft als einen großen Haushalt anzusehen, was er de facto nun mal ist. Gut haushalten, gut wirtschaften zu können mutet uns allerdings nicht nur als unerfreuliche Arbeit an, es ist auch eine Kunst und hier kommt Kunst direkt von 'Können'. Eine reibungslose und alles Notwendige beinhaltende Haushaltsführung ist ein beachtliche Leistung.
Die Menschheit wuchs also in einem "Haushalt" heran auch wenn es damals noch keine Häuser gab. In den Habitaten der fürsorgenden (Mutter)Gemeinschaft entwickelte sie alles, was die intelligente Mensch ausmacht und zwar unter der Prämisse dem Nachwuchs Schutz, Sicherheit und gutes Gedeihen zu ermöglichen.

In jenen Zeiten kannte niemand die unnatürliche Trennung von „wertvoller“ Arbeit außerhalb des Hauses und „niedrigen“ Arbeit im Haus - jede Tätigkeit war unmittelbar auf das aktuelle kollektive sowie individuelle Wohlergehen in der vorhandenen Nähegemeinschaft ausgerichtet.
Die heutige Wertschätzung oder genauer, die Abwertung der lebenserhaltenden Haus- und Umgebungsarbeit ist immer noch an den (gesellschaftlichen) Status der Frau gekoppelt und der besagt nunmal Frauenarbeit als unwichtig oder wertlos anzusehen.
In der frühen artgerechten Matrifokalität war die Mutter und ihre Töchter die Mitte der naturgemäßen Fürsorgegemeinschaft und der Mann als Sohn und Bruder in Matrilinearität, in dieser fest eingebunden, also selbstverständlich integriert. Das ist unsere menschliche Natur und zu dieser menscheneigenen Überlebensstrategie gehörte die unerlässliche stetig kultivierte Alltagstätigkeit als eine weitere Überlebensgarantie. Dieser tatkräftige, innig gelebte Lebenserhalt war ein einheitlicher Komplex ... bis zum patriarchalen Umbruch. Ab da partipzierten Herrscher(cliquen) von der Sklavenarbeit, die anderen auferlegten. Die üblichen (Überlebens)Tätigkeit für jederman wurde zwar nicht ganz abgeschafft, denn sonst hätten die Autokraten ja die Verantwortung für alles übernehmen müssen. Jede Art von Arbeit wurde durch das entstehende androkratisch-patriarchale System bestimmten Nützlichkeitsprinzipien unterworfen.
Das naturgemäße innergemeinschaftliche (Über)Lebensgefüge wurde nach und nach zu der, heute als Haushalte bekannten, Reproduktion- und Regenerationsstätte für die immer kleiner werdenden Gruppierungen, die als Familien nicht mehr in Matrilinearität lebten.  Die den Frauen zugeordnete Hausarbeit geriet dabei in den nachhaltigen Zustand der Geringschätzigkeit. Daher wäre es dringend angesagt, die absonderliche harte Trennung zwischen anerkannter (Geldwerter) Erwerbsarbeit und dem geschmähtem 'Weiberaufenthalt am heimischen Herd' nicht nur schleunigst zu überdenken, sondern jede Art der Caretärigkeiten als essentielle Lebensarbeit in jeder Hinsicht anzuerkennen.


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