Unsere „Urnatur“ kommt immer dann zum Vorschein, wenn die Repression der patriarchalen ideologischen und konkret gewaltsamen Zwangsverordnungen an Wucht und Bedeutung in der Gesellschaft verliert. Die Female Choice, die evolutionär selektierte 'Weibliche Wahl', ist hier der Ausgangspunkt* und lässt nie völlig unterdrücken. Es ist ein Naturgeschehen, dass die Patriarchose einerseits immer wieder unterläuft und andererseits unendlichen vielen Frauen (und auch Kindern) das Leben kostete und heute immer noch als die Sünde schlechthin wider des Vatersystems gewertet wird. Das hat sich seit dem Beginn des Patriarchats bis heute zu der allgemeinen Androzentriertheit ausgewachsen, die sich immer noch in der Gesetzgebung, der Denkungsart des Mainstreams und den kulturellen Dogmen und Tabus der anonymen Großgesellschaft niederschlägt. Dazu gehört auch die sich hartnäckig haltende Behauptung "ein Kind braucht seinen Vater".
Hier behaupte ich, dass es in der Patriarchose schon immer (und nicht nur heutzutage) umgekehrt ist: Der 'Vater' braucht das Kind! - schließlich ist so ein kleines Menschenwesen oft genug seine einzige Anbindung in puncto Zugehörigkeit und Identifikation mit verwandten Angehörigen. Auch Väter sind letztlich verlorene Kinder der nicht mehr existierenden Mutter-Sippe. Es ist zwar ein hausgemachtes Problem der patriarchalen Strukturen, aber das Kind zu besitzen ist ein Schlüsselmoment des Patriarchats.
Der moderne kinderliebe und fürsorgende (leibliche) Vater agiert in der Beziehung zu "seinen Kindern" einen (evolutionär - berechtigten) immanenten Drang zur Teilhabe an der Geborgenheit einer Bindungsgemeinschaft aus. Heute steht ihm dazu nur eine (wohlwollende) Klein-Gemeinschaft zur Verfügung. Das Patriarchat bietet nun mal seinen Männern neben den privilegierten Machtoption für wenige (Alpha)Männer, nur das Kerngeschäft der Paarungsfamilie.
(siehe auch: http://stephanieursula.blogspot.de/2015/11/das-in-die-pflicht-genommene-elternpaar.html
Nicht nur in diversen Diskussionen, auch in der Forschung oder den populärwissenschaftlichen Betrachtungen wird sich meiner Meinung nach zu sehr auf Vererbung und den Gen-Anteil kapriziert. Die patriarchale Denke zwingt uns ein Geschacher um das Kind auf. Dabei ist ein jedes unserer Kinder einfach nur ein berechtigtes Mitglied der Menschengemeinschaft, sowohl als Winzling wie auch ein paar Jahre später als Erwachsener. Das unwürdige Gerangel wer den größten (pseudo-)berechtigten Anteil an einem Kind und damit (Verfügungs)Rechte über 'das Kind hat', sind Relikte der Patriarchose. Es sind ja auch nur ein paar Jahrzehnte her, dass die Zeit zu Ende ging in der dem Vater per Gesetz das ganze Kind "gehörte" oder er es bei Nichtgefallen einfach nicht anerkannte bzw. aus Angst um seine individuelle Freiheit ignorierte. Im Patriarchat ging es nie darum dem Kinde durch den Vater Fürsorge angedeihen zu lassen. Das ist ein moderner Anspruch, der dem Vater nach seiner Entthronung als 'Herrn der Familie', lediglich als Ausgleich angeboten wird.
Die patriarchal determinierte Vaterschaft wurde/wird als eine Art Verursacherprinzip angesetzt, dem zu Grunde lag/ liegt, aus "dem Schwängern einer Frau" das Recht abzuleiten über diese beiden Menschen, Mutter und Kind, verfügen zu können – auch das ist eine der Säulen des Patriarchats. Der 'Vater', also der an der Zeugung per Spermium beteiligte Mann, sah einst einen Vorteil für sich darin sein Kind und hier vor allem die Söhne, für seinen Clan, seinen Einflussbereich und bei entsprechendem politischen Rang für seine Wehrhaftigkeit zu rekrutieren.
Das setzte voraus, dass die Frau und ihre Sexualität und Gebärfähigkeit, unter eine rigide Kontrolle gebracht werden musste, da derlei Maßnahmen (bis heute) die einzige Möglichkeit war, der "eigenen" Söhne (und Töchter) einigermaßen gewiss zu sein. Der dabei entstandene Ehrbegriff mit dem heute noch kleine Jungs aufgezogen werden, wurde daher überall geltend gemacht und die unbedingt zu erhaltende Jungfräulichkeit der Tochter und die Verpflichtung zur lebenslange Treue und Keuschheit der Ehefrau, auch über die innere Privatheit hinaus, wurde zum grundsätzlichen Politikum erhoben. Nicht der prinzipielle (evo-biologische) Wert eines einzigartigen Lebewesens, wie auch das des menschlichen Kindes, ist im patriarchalen Universum von Bedeutung, sondern die bloße quantitative Anwesenheit, seine Kampfkraft, seine Arbeitskraft oder sonstige Nutzbarkeit …
Leben ist ein unwillkürliches, sich selbst erhaltendes System und nur weil wir Menschen ein paar der möglichen Mechanismen erkannten oder glaubten durchschaut zu haben, stellen wir immer wieder Theorien auf, die direkt oder latent den Menschen in den Mittelpunkt der Evolution stellen. Als wäre "der Mensch" tatsächlich die so gern zitierte Krone der "Schöpfung". Es wird auf hohem ideellen Niveau philosophiert und leicht dabei vergessen, dass wir als Teil des Natursystems ein abhängiges Individuum sind, das im Falle 'Mensch' einer sozial eingestellten, also fürsorgenden Gemeinschaft bedarf. Denn das (menschliche) Individuum wurde einst in seine Bindungsgruppe hineingeboren und verblieb in der Regel in diesen Lebenszusammenhängen bis zu seinem Tod. Diese Grundeinheit einer naturgemäßen und damit artgerechten Fürsorgegemeinschaft ist eine Spezialität der Spezies Mensch und seines Lebenskontinuums ... ich nenne diese Grundeinheit: Das Matrifokal.
Das Grundmuster des menschlichen Arterhaltes (in dem der notwendige Selbsterhalt integriert ist) finden wir nun mal in der Matrifokalität, welche auf ein Naturgeschehen, die Female Choice setzt. Matrifokalität bedeutet Matrilinearität und Matrilokalität als Basis vereint und diese beiden Begriffe sind hier nicht kulturell und gesellschaftstheoretisch zu verstehen, sondern als ein Ausdruck des konkreten evolutionsbiologischen Daseins. Wir können es noch in den wenigen Gemeinschaften finden, die salopp „Matriarchate“ genannt werden. Das sind aber keine politisch konzipierten Kleingesellschaften (so sie wie heute klassifiziert werden), sondern sie gingen aus den artgemäß homogen gewachsene Bindungs- und Fürsorgegemeinschaften hervor - mit einem Wort, es sind Muttersippen. Hier gab es keine (kontrollierenden und Einfluss nehmenden) Väter, sondern Söhne und Brüder im gemeinsamen Kontinuum.
Die heutige flüchtige Art mit Theorien umzugehen veranlasst mich noch zu einem Nachtrag:
...wir sollten uns
abgewöhnen "Mutter Natur" Absichten und Ziele zu unterstellen oder in unseren Formulierung 'die Evolution' wie ein handelndes
und denkendes Phänomen zu postulieren, das womöglich noch eigene Interessen
verfolgt. Als 'Evolution' bezeichnen wir u.a. die
unwillkürliche Entwicklung des sich selbsterhaltenden Systems organischen 'Lebens', das zwischen den vorhandenen energetischen,
chemischen und physikalischen (anorganischen)
Parameter (die ebenfalls als Natur bezeichnet werden), stattfindet und
sich ununterbrochen im Lebewesenuniversum unseres Planeten
gegenseitig beeinflusst. Das Prinzip der Evolution ist
das was auch die Chaostheorie thematisiert, dass sich innerhalb einer
Komplexität mit jedem „Flügelschlag eines Schmetterlings“
ständig das Gesamtsystem graduell abwandelt und sich
somit in einer ständigen durch nichts zu kontrollierenden,
absichtslosen Veränderung befindet.
(ein wiederholter und etwas umgearbeiteter Beitrag vom Mai 16)
* siehe auch hier: Gabriele Uhlmann...
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