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03 August 2010

Kindeswohl


Seit Tagen verfolge ich die Diskussionen auf dem Blog von Antje Schrupp und weiterführenden Seiten. Ich bin mir nicht sicher ob ich das richtig verstehe, aber es scheint darum zu gehen: „Wie wächst ein Kind am besten auf“ oder wie ich es gern bezeichne „Die Artgerechte Menschenhaltung“. Manchmal scheint es mir allerdings, als tobten einige Kommentatoren nur ihr Ego oder ihre Verletzheit aus.


In dem Buch „Jokastes Kinder“ von Christiane Olivier habe ich vor langer Zeit einmal den Satz gefunden:
„Ich bin die einzige unter diesem Dach, die keine Mutter hat!“

Was wohl als Seufzer einer Mutter in unserer momentanen Kleinfamilienkonstellation zu verstehen ist. Sie trägt in der Regel als Sorgende für ihre Kinder allein und ohne ein weiteres erwachsene Miteinander oder einer konkreten Unterstützung die Last, den (urnatürlichen) Sippenhalt in einer Zweier*- oder Dreier**konstellation zu garantieren. Sie ist durch unsere Gesellschaftsvorgaben auf sich selbst zurückgeworfen und nur die Bindung zu einem Mann wird immer noch als erste Priorität gehandelt. Unterstützung erhält sie durch (Fremd-) Institutionen, ein familiärer Beistand ist grundsätzlich nicht vorgesehen oder nur als sogenannte Schattenleistung*** vorhanden.


Dieser Satz zeigt aber auch, das es für Männer normal ist, in einer Beziehung mitbemuttert zu werden.


In der oben genannten Diskussion, wird gern der Anschein erweckt, als würden Männer in den Beziehungen grundsätzlich die erwachsenen autarken Wesen sein, die in der Lage sind Kinder und Partnerin zu bevatern. Denn, auch das ist wünschenswert, eine erwachsene Frau und Mutter braucht ebenso grundsätzlich erwachsenen Unterstützung bzw. mindestens einen, Geborgenheit spendenden, wohlwollenden Mitmenschen.


Die Verbitterung, die vielfach aus den Kommentaren der Männer spricht (ob sie auch Väter sind, lässt sich nicht immer erkennen), zeigt vor allem deren eigene Verletztheit oder vielleicht eine aus der Kindheit stammende Verlorenheit. Für mich scheint generell die Pauschalwut auf Mütter immer nur eines zum Ausdruck zu bringen: ich wurde nicht genug geliebt.


Ich weiß, dass in politisch motivierten Blogs über Gesetzeslagen und vor allem über die Rechte der Väter diskutiert wird. Aber und das kommt immer wieder durch, ein klares Vaterbild existiert auch nicht. Ebenso wenig wie in der Darstellung der Mutter, deren Bild von der egoistischen Glucke bis zum verantwortungslosen Miststück reicht. Eine normale oder gar positive Darstellung der Leistung einer Frau, die Kinder geboren hat und sie in unserer Gesellschaft aufzieht, begegnet mir eher selten.


Der Erzeuger eines Kindes bleibt der Erzeuger sein Leben lang, das ist eine dieser biologischen Tatsachen, die sich nicht weginterpretieren lassen. Genauso wie die Herkunft aus der biologischen Mutter ein Fakt ist, mit dem Menschen leben müssen. Und wie stark dieser Umstand im Menschendasein dann doch bewertet wird, erleben wir, wenn Kinder nach ihrer Herkunft forschen.


Wie Antje Schrupp auch schreibt, ist Vaterschaft erst einmal ein soziales Arrangement. Und jeder Mann wird sich wohl auch selbst entscheiden müssen, was für ein Vater er sein will. Verantwortung übernehmen, Liebe geben, das berühmte Vorbild sein...
Liebe ist eigentlich eine sinnvolle Einbahnstraße. Lieben ist nämlich das, was ich tue und nicht was ich bekomme.


* Mutter und Kind

** Vater, Mutter, Kind
***Also das was ich tue, wenn ich Enkelkinder betreue und dabei noch versuche ihnen einen Hauch von Vorstellung zu ermöglichen, wie selbstverständlich einmal die Anwesenheit der Herkunftssippe (-gruppe) war. Das Wort Familie benutze ich in diesen Zusammenhängen nicht gern, da der Begriff der Familie auf dem einstigen und als Grundlage immer noch wirksamen römischen Recht basiert und die Herrschaft eines Mannes ausweist.


3 Kommentare:

  1. Die Frau Aliti schreibt auch ganz gut über dieses Thema.
    Es ist wirklich so, dass Kinder in einer Sippe besser aufgehoben waren als, wie jetzt, in einer Kleinfamilie. Wir kennen das aber nicht mehr und wie immer wird das Unbekannte abgelehnt, anstatt mal drüber nachzudenken, ob´s nicht vielleicht doch besser wäre....
    Das Familienmodell dürfte nun langsam mal auslaufen....da es irgendwie nicht wirklich funktioniert hat, auch, wenn wir uns das noch so schön reden....
    Aber das wird wohl noch eine Weile dauern.....und solange,....leben wir halt wie wir leben.....
    Sei lieb gegrüßt
    Rosi

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  2. von christa mulack in ihrem buch der mutterschaftsbetrug so trefflich auf den punkt gebracht das leben in der sippe
    in der die kinder aufwachsen
    die mutterbrüder übernehmen für diese kinder verantwortung
    alle ziehen gemeinsam die kinder auf
    kein meindeinunser
    und liebe darf liebe sein und bleiben und wenn sie endet ist es schade aber nicht der weltuntergang
    besonders nicht für die kinder

    der hintergrund für alle kriege ist der besitz
    gehört alles der sippe und ist es nicht ziel dass einzelne ihre geldspeicher füllen um drin zu baden und alles nur den leiblichen erben zu hinterlassen fällt der grund für all dies gezanke weg

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  3. liebe Rosi,
    es ist nicht leicht, die ursprünglichen (Gruppen) Strukturen einfach so den heutigen Verhältnissen gegenüber zu stellen, auch noch unter dem Aspekt des besser oder schlechter.
    Aber inzwischen gibt es genügend Fachwissen zu der Thematik, von unseren weiblichen Intuitionen und Erinnerungen mal ganz abgesehen...
    liebe Grüße Stephanie




    liebe birgit,
    wie wahr...!
    Der versorgende Mutterbruder ist auch nicht nur eine Absprache der frühen Kulturen, sondern genau wie die aktive Großmutter, wahrscheinlich auch genetischer Effekt. Wir sollten da immer an die überschaubare, zusammenlebende und miteinander blutsverwandte Gruppe denken...

    das patriarchöse Besitzdenken hat uns wirklich Kriege auf allen Ebenen beschert...
    ich finde es klasse, in dir auch eine Fan von Christa Mulacks Buch zu treffen!
    liebe Grüße Stephanie

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