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13 Mai 2010

Verschenken


Das Schenken hat in unserer Kultur einen hohen Stellenwert. Es artet hier und da sogar zum Pflichtprogramm aus. Aber, wir bereiten gern anderen eine Freude, ebenso macht es Spaß, selbst Geschenke auszupacken.

Und wir kennen alle die peinlichen Momente, wenn wir mit einem Geschenk dastehen und eigentlich nicht wissen, was wir damit sollen. Und, was vielleicht noch peinlicheren ist, wenn offenbar wird, dass unser Geschenk so gar nicht ankommt.


Trotzdem haben wir immer wieder das Bedürfnis, andere zu beschenken. Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, heißt es so schön. Auch als Liebesbeweis sind Geschenke hoch im Kurs. Manche Frau wartet schon lange darauf!


Geschenke müssen auch nicht teuer sein. Eigentlich kann man alles verschenken, was einem gehört. Von teuren Cabriolet (so man dazu in der Lage ist) bis zum einzelnen Silberlöffelchen, das frau in der Schublade gefunden hat und von dem sie weiß, dass die Freundin darauf steht. Gute Geschenke zu machen ist eine Gabe. Ich kenne eine, die das richtig gut kann...


Meinen Kindern hatten ein paar Jahre lang von Frühling bis zum Herbst das Bedürfnis mir vom Schulweg oder ihren anderen Unternehmungen kleine Sträußchen mit Gänseblümchen, Löwenzahn oder anderen Kräutlein mit zu bringen. Ich hatte x kleine Vasen mit den sogenannten Küchenblümchen herumstehen. In jener Zeit fühlte ich mich immer sehr reich beschenkt.


Doch da gibt es noch die gruselige Kehrseite der Angelegenheit – Schenken als Fluch! Wenn wir wieder einmal jemanden etwas schenken müssen und nicht wissen was? Und da gibt es auch die Menschen, die eigentlich schon alles haben. Selbst Kinder sind heutzutage nicht mehr so leicht zu beschenken. Zum Glück wird gerade für Kinder eine gewaltige Industrie beschäftigt, die ständig Bedürfnisse erfindet. Schenken leicht gemacht - mit den Kindern nachmittags Werbung gucken - aber ist es dann ein Geschenk oder eine Bestellung?


Wir kaufen Dinge und Möglichkeiten, um sie weiter zureichen, die Gabe hat einen symbolischen Gehalt – das ist schön, es gefällt mir selbst, aber ich schenke es Dir!


Oder wir verschenken Zeit!


Gelegentlich beschenke ich mich selbst, schließlich kenne mich am besten und weiß, was mir gefällt – obwohl, auch da habe ich ab und zu schon daneben gelegen.


Ich schenke mit Bedacht, aber auch spontan und leichtem Herzens. Das hat etwas mit Loslassen und Energieaustausch zu tun. Mit dem, sich nicht der Macht der Dinge zu unterwerfen und mit der pragmatischen Erkenntnis: Ich kann nicht alles haben, wo sollte ich auch hin damit!


Trotzdem liebe ich süße Sinnlosigkeiten, die mich überraschen und mein Herz erfreuen. Es gefällt mir, wenn der Schenkende mitten ins Schwarze trifft. Die Geschenke sind oft Gegenstände, die ich mir nie selbst gekauft hätte. Vielleicht schön, ja, aber nicht lebensnotwendig. Doch letztendlich haben sie eine Bedeutung. Sie sind wie Dinge aus der Zukunft, die zu mir finden und die eines Tage ganz selbstverständlich ihren Platz bei mir einnehmen.


Wenn das Geschenk eine schöne Überraschung ist und auch noch gut ankommt – was können sich Schenkende und Beschenkte mehr wünschen.


7 Kommentare:

  1. Liebe Stephanie!
    Da bei uns chronischer Geldmangel herrscht, denke ich nicht viel über Geschenke nach. Es wird gekauft und geschenkt, was gebraucht wird,...und gebraucht wird noch Vieles. Also brauche ich nicht viel nachzudenken, sondern immer nur "die Liste abarbeiten"...und gelegnetlich schenke ich mir auch ein Buch, oder Karten....

    Kleine Geschenke sind zum Beispiel für Jimmy, die Fahrt nach Jena, die ich bezahle und Jörg fährt, weil der Sohnemann nicht weiß, wie er um diese Uhrzeit sonst dahin kommen soll....zum Arbeitsamt.

    Oder...wir kochen etwas Schönes, was uns beiden schmeckt.

    Ich schenke Jörg jetzt ein Buch, dass er sich wünscht.

    ...und sind wir unterwegs, ob nun der Sohnemann oder wir, bringen wir uns gegenseitig was zu Essen mit, was vom China-Imbiß, oder belegte Brötchen....da freut sich jeder! Was für ein Luxus.....an diesem Tag.

    So hat jeder seine Vorstellungen von Geschenken, die in´s Leben eingebunden sind. Große Wünsche,....habe ich schon lange nicht mehr,...und mute das auch niemandem zu, stell´keine Ansprüche. Bin´s gewohnt, mir meine Wünsche, wenn möglich, selbst zu erfüllen.
    Sei lieb gegrüßt
    Rosi

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  2. Wenn ich jemanden etwas schenke, sehe ich immer zu, dass mein Geschenk dem anderen weder peinlich noch unangenehm ist. Für mich sind Geschenke Aufmerksamkeiten, die ich dem anderen zukommen lasse. Das gleiche erwarte ich eigentlich auch von anderen. Wenn mir also jemand einen Kasten Pralinen schenkt, weil ihm sonst nichts anderes einfällt, so freue ich mich überhaupt nicht darüber, sondern das ist für mich einfach gedankenlos. Bringt mir aber jemand einen schönen Stein von einer Wanderung mit oder gibt mir einen Zeitungsausschnitt, der mich interessieren könnte, so sehe ich, dass dieser Mensch sich Gedanken über mich gemacht hat und freue ich mich wahnsinnig darüber.

    Richtig schenken ist schon eine Kunst, für die man wohl Einfühlungsvermögen braucht.

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  3. kleiner, interessanter essay über geschenke! ich verschenke gern blankbooks oder moleskines, damit die beschenkten auf....gedanken kommen können:-)
    gruß von sonia

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  4. Hallo Grey Owl, das ist leider wahr, dass freies unbeschwertes Schenken auch was mit den (nicht vorhandenen) Möglichkeiten zu tun hat. Es ist wie ein Stück Freiheit, das wir verlieren können.
    Ich bin aber nicht sicher, ob Schenken und Wünsche erfüllen, das Gleiche sind?
    ganz liebe Grüße Stephanie




    Hallo Sica, natürlich legt es niemand darauf an peinliche Präsente zu überreichen (obwohl ich auch Leute kenne die gern provozieren), aber manchmal so unter Zeitdruck oder wenn man den anderen noch nicht so gut kennt...
    wirkliches Schenken hat wohl auch was mit Nähe, Verbundenheit und Vertrautheit zu tun...
    ich grüße dich Stephanie




    Hallo Sonia
    … ein zauberhafter Gedanke. Ich mag diese Büchlein auch sehr. Meiner Schwester schenke ich gern ein selbst verfasstes Gedicht, sie gehört auch zu den Menschen, die eigentlich schon alles haben...
    ich grüße dich Stephanie

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  5. HALLO Stephanie, gerade heute kam bei mir ein Geschenk an, das mich mehr als nur peinlich berührt hat.
    Am liebsten hätte ich es sofort in den Müll geworfen - aber aus Pietät meinem verstorbenen Bruder gegenüber tue ich es nicht.
    Deine Ausführungen über Geschenke sind wahr und wirkungsvoll. Alle Situationen haben wir schon einmal erlebt. Und für mich gilt das Wort immer noch: Geben ist seliger denn nehmen.
    Ich versuche oftmals kleine Geschenke zu machen - als Freude gedacht- und ich hoffe, daß es auch so gesehen wird.
    Liebe Grüße
    Irmi

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  6. ja, liebe Irmi,
    so kleine Freuden zwischendurch sind das Salz in der Suppe oder die Sonne im Alltag...

    Ich schenke dir hier jetzt ein Lächeln, ich hoffe du kannst es sehen...
    :-)

    ich grüße dich Stephanie

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  7. nachtrag
    dein geschenk ist bei mir sehr gut angekommen und hat mich ganz oft zum lachen gebracht
    :)))
    lg birgit

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