20 Oktober 2020

... die sogenannte Todesstrafe

...ein paar Gedanken zum "Internationalen Tag gegen die Todesstrafe"

Männer töten Männer um ihres eigenen Selbsterhalts willen. Das bedeutet unbedingte Kontrolle des eigenen Umfeldes: Abschrecken durch ernsthafte Drohungen, körperliches Angreifen und Zuschlagen, ehe es der andere tut. Das betrifft prinzipiell das männliche Individuum und darüber hinaus den androzentrierten Kollektivgeist.
Der patriarchal tradierte Androzentrismus wird, bis in unsere Zeit, durch potentiell unberechenbare Männergewalt geschützt und erhalten.
Zu allen Zeiten des androzentrierten Herrschaftspatriarchats töteten (oder ließen töten) privilegierte Männer im Namen ihrer selbst ermächtigten Gerechtigkeit (und daraus resultierenden juristischen Legitimation) andere Männer – oft in aufwändigen Abschreckungsverfahren. Die zur Kunst erhobenen Hinrichtungskultur des Mächtigen (die aktuell Machthabende Person) ist immer ein Teil ihrer Absicherung nicht zu schnell selbst unter einem Henkersbeil zu landen. Die Regelwerke, die festlegten, wer wann einen anderen Menschen – Mann oder Frau - töten darf, wurden in der gesellschaftlichen Patriopathie immer massenwirksamer.
Die Hinrichtungsarten, die eine Art der Bestrafung für Verfehlungen der verschiedensten Art darstellen sollen, wurden immer spezieller in ihrer Grausamkeit und Ausführlichkeit des Leidens. Als gesellschaftliche Regelverstöße angesehenen Verbrechen und sogar, uns heute harmlos erscheindene Vergehen, wurden immer wieder brutal sanktioniert. Manche Handlung oder Äußerung, die in heutigen Kulturen zum menschlichen Grundrecht gehören – wie Würde und Selbstbestimmung, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung sogar die zweifelhafte Religionsfreiheit, waren in der Vergangenheit (und sind es bis in die Gegenwart) ein gefährliches Terrain.
Die quasi nicht vorhandenen Rechte der weniger oder gar nicht privilegierten Menschen waren/sind im Patriarchat herrschaftlicher Willkür ausgesetzt und die Rechte der Frauen fielen/fallen weg, ohne dass ein Hahn danach kräht.
Tötungen fanden statt, weil sich diese Praxis sowie die so entstandene Gesinnung mit der Züchtungsideologie des Hirtenkriegers etablierte. Systematisches Töten von Leben sowie das dazu gehörige Blutvergießen, wurde Teil des Alltags des (potentiell patriarchalen) Mannes und zudem ritualisiert.
Vieh zu Züchten, zu Halten und zu Nutzen, geht nicht ohne Formen von Gewalt. Direkte Gewalt ist das Mittel des Mann sein Umfeld zu kontrollieren – Unterwerfung, totale Fremdbestimmung für die anderen und die latente oder direkte Androhung des Todes bei Ungehorsam. Unliebsame innere und äußere Gegner herrschaftlicher Macht, Sklaven und alle Untergebenen, die das System durch Ungehorsam bedrohen, sind nicht nur durch Sanktionsmaßnahmen zu unterwerfen, sondern im Bedarfsfall gleich endgültig zu beseitigen. Die Hinrichtung von nicht herrschaftskonformen Mitmenschen zieht sich durch die Jahrtausende des Patriarchats.
Die durch einen Staat und seine Rechtsprechung sowie dessen Verfassung, legitimiert die Tötung von Verbrechern - ein nach wie vor angewendetes Verfahren - nicht mehr überall auf der Welt, aber noch oft genug. Die Festlegung, wer ein Tod würdiges Verbrechen beging, ist nach wie vor den vielfältigen patriarchösen Normen unterworfen und allen voran diversen religiösen Regeln.
Ein Leben auszulöschen gehört immer zu den verwerflichen Taten des sogenannten kultivierten Menschen, aber der Mann als solcher, wird trotzdem von Kindheit an immer noch mit einer hocheffizienten Tötungssublimierung sozialisiert, die eine niedrige Hemmschwelle der speziellen Frauentötungen per se einschließt.
Wurden für die 'Tötung des Mannes' aufwändige Ideologien, Gesetzeslagen und religiös begründete Dogmen kreiert, ist das Töten von Frauen (hier vor allem der ignorierte Femizid) immer noch ein eher wenig beachtetes Phänomen, dass zwischen Kollateralschaden und „sie hat es nicht anders verdient“ schwebt. Auch Frauen wurden per Gesetz und nach dem Gewohnheitsrecht eines Herrn, hingerichtet, gelyncht, abgeschlachtet – aber hier fehlt in der Regel der edle Touch, den eine männliche Exekution oft begleitet. Im gewaltsamen Tod ist jeder Mann ein Held. Die Frau nur ...
Die sogenannte Todesstrafe ist eine rein patriarchale Erfolgsgeschichte. Es wird Zeit, dass nicht nur diese fragwürdige Form der angeblichen Gerechtigkeit bzw. Vergeltung aus der Welt verschwindet, sondern auch das System selbst, das zu jeder Art bewusstem Auslöschen von Leben animiert.
 
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