Wir sind es gewohnt in politischen Floskeln und Metaphern zu
denken und damit entkleiden wir uns unseres naturgemäßen Status und
mit den üblichen Pauschalisierungen entmenschlichen wir das
Individuum. Frauen als solche sind keine „Klasse“ oder eigene Art! Sie sind lebendige
Einzelwesen, die als weibliche Basis in ihrer Eigenschaft als Mutter den Erhalt unserer Spezies garantieren. Frauen sind keine Kaste, kein "Objekttyp", keine geschlossene Formation
innerhalb einer apodiktisch festgelegten Gruppierung, die
undifferenziert als Gesellschaft bezeichnet wird.
Mit
polit-philosophischen Formulierung können Massen gelenkt und
konditioniert werden, auch das ist ein beliebter Schachzug der
Patriarchose ...
ein Beispiel: Um ein relativ großes Stück Land wurde einmal eine Befestigung
angelegt. Sie bestand aus hohen Zäunen, Mauern, Minenfeldern und
bewaffneten Männern, die gedrillt waren auf Landsleute zu schießen,
wenn diese die willkürlich angelegte Grenze überwinden wollten. Die
politische Entscheidung verschiedener verbündeten Machtmänner griff
gnadenlos in das Leben zahlloser Menschen ein, die alle gerade die
Auswirkungen eines verheerenden Krieg hinter sich gebracht hatten. Es war wie ein großes Laborexperiment in dem eine (neue)
Ideologie am lebendigen Menschen getestet wurde und die
weltanschaulichen und politischen Vorgaben von Wenigen tyrannisierten
vierzig Jahre lang 17 Millionen. Von denen machten einige
völlig überzeugt mit, andere wehrten sich erbittert und viele
passten sich einfach irgendwie an, da sie nicht wirklich etwas
auszustehen hatten. Alle die zufällig an diesem Ort platzierten oder
schon vorher ansässigen Menschen, wurden jetzt „sozialistische
Gesellschaft“ genannt. In dieser willkürlich entstandenen
Gesellschaft, gab es die berufstätige Arbeiter- und Bauernklasse und
es gab die Intellektuellen, die es eine Zeitlang schwer hatten. Aber
da auch diese gebraucht wurden um den 'Arbeiter- und Bauernstaat' am
Laufen zu halten, verwischte sich das strikte Klassendenken
allmählich. Idealerweise stieg Mann als studierter Arbeiter- oder
Bauernsohn aus der Klasse der produktiven Werktätigen in die Reihen
der intellektuellen Werktätigen auf. Das schloss auch die Frau
mit ein. Da auch damals fast alles unreflektiert und durchgängig
nach gewohnter patriarchaler Manie im generischen Maskulinum
bezeichnet wurde, war 'sie' immer mitgemeint. Die werktätige Frau und
Mutter konnte zwar mit einer gewissen gesellschaftlichen Anerkennung
rechnen, aber da jedes Individuum generell dem kollektiven Kodex
untergeordnet blieb, ging ebenso die (individuelle) Frau in der
grauen amorphen Masse des sozialistischen werktätigen Alltags unter.
Auch in der DDR durften Frauen (fast) alles mitmachen, denn pro forma
waren sie gleichberechtigt. Die "befreite", die
gleichberechtigte Frau wurde nicht in Frage gestellt. Allerdings
wurde in einigen Momenten ihr Frausein extra betont*, um zu
verdeutlichen, dass keine generelle Frauenunterwerfung durch den Mann
unter realsozialistischen Verhältnissen mehr existierte. Das und
ähnliche Irrtümer könnte ich noch endlos fortführen...
* siehe Frauentag am 8. März
Die Subkultur der eingezäunten DDR liegt jetzt schon fast dreißig
Jahre zurück und immer noch geht der Kampf um die Anerkennung der
Frau als frei geborene Tochter dieser Erde weiter. Die Plattformen,
auf denen das Ringen ausgetragen wird, wechseln immer mal. Derzeit
bietet der Feminismus die gesellschaftspolitische Bühne. Die
von Zeit zu Zeit auftretende "zivilisierte" Einsicht der
patriarchalen Gesellschaft, dass Frauen auch Menschen sind, ist immer
wieder in Gefahr. Die Erkenntnis, dass wir auf der Basis unserer
Menschlichkeit auch humanes Verhalten an den Tag legen sollten,
scheint sich nicht zu verselbstständigen, da der Mensch und hier ist
jetzt tatsächlich mal vor allem der Mann gemeint, die (nicht
naturgemäßen) Verordnung des konkurrierenden, gewalttätigen Heros nicht wirklich verlassen kann.
Wir alle, neuerdings auch wieder vermehrt die Frau
in ihrer Eigenschaft als Mutter, werden auf das äußerst fragwürdige
Ideal des separierten und damit anonym lebenden Erwachsenen getrimmt.
Unsere naturgemäße (Menschen)Art der gemeinschaftlich gelebten
Matrifokalität wird noch stärker überlagert und weiter verdrängt.
Wir sehen es heute wieder im Netz, wenn unverhohlener Hass
gegen die Frau aufflammt und alles wofür sie natürlicherweise
steht, abgewehrt und ignoriert wird. Eine sonderbare Panik vor dem
bloßen Vorhandensein der Frau ergreift immer wieder manche Männer
und lässt sie regelmäßig durchdrehen. Scheinbar handelt es sich
hier nur um persönliche, private oder religiöse Statements, die
gesellschaftlich nicht fassbar sind … aber wir wissen ja: das
Private ist politisch. Und wenn auch heute ein starker Anteil der
Hasskommentare sich in einem (Gewalt induzierten) Sexismus darstellt,
ist es nach wie vor nur die alte, patriarchal implantierte
Frauenfeindlichkeit in einem moderneren Gewand. Heute kann jedeR
hemmungslos sagen oder schreiben was ihm an Verachtung und
Gewaltfantasien durch den Kopf geht. Letztlich ist es meist nur der
peinliche Ausdruck persönlicher Hilflosigkeit.
Die öffentliche
Frauen- und Mütterverachtung ist gesellschaftlich akzeptiert und
immer noch ein gezielt eingesetzter Marker der Patriarchose. Das
ideologisch-politische und neuerdings auch das sexistische Vokabular
spielt mit der Integrität, der Würde, der körperlichen
Unversehrtheit und dem Leben der individuellen Menschenfrau. Ihr
werden sexistische Labels aufgeklebt, man sortiert sie in
patriarchöse Kategorien ein und teilt ihr biologistische Rollen zu.
Und das muss endlich aufhören.
Der Feminismus ist ein Weckruf,
aber um einen wirklichen Paradigmenwandel herbei zuführen, dürfen
wir nicht länger so tun, als gäbe eine (unterworfene) "Klasse"
der Frau und ein (privilegierte) "Klasse" des Mannes.
Wir sind eine gemeinsame Spezies und gewöhnen wir uns wieder daran – Männer sind eigentlich nur unsere Söhne
und Brüder! Keine Partner auf Lebenszeit … und auch nicht im Idealfall auf Augenhöhe.
Und die Männer sollten langsam mal wieder lernen, dass Frauen ihre Mütter
und Schwestern sind.
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