22 Juli 2023

Die Frau als Genderidee

Aus der Reihe vom Kommentar zum Post...

Der Feminismus fing an als Suche nach Gerechtigkeit und dem Wunsch als weibliches Individuum nicht mehr dem grausamen patriarchösen Diktat unterworfen zu sein. In dem Zusammenhang wurden außerhalb bisheriger patriarchatsgesellschaftlicher Normen „die Frau“ neu definiert und dabei ging es sogar soweit, dass ihr Status als Naturwesen, als biologisches Individuum, beinahe ignoriert und in Frage gestellt wurde. Die Frau wurde zur Genderidee.

Mit dem Slogan „Das Private ist politisch“ eröffnete sich noch mal eine neue Dimension: die Frau als Teilhabende am (patriarchalen) Gesellschaftsgeschehen, am wirtschaftlichen Standard durch anerkannte Erwerbstätigkeit und parallel dazu konnte sie (nicht zuletzt durch die Pille) dem bisher unausweichlich erscheinenden Zwang zur Mutterschaft entgehen. Begriffe wie Zwangerschaft und Gebärstreik kamen in Umlauf und die EMMA titelte: Wir haben abgetrieben! In den NeunzehnhundertSiebzigern wurden Gesetze geändert, die bisher die Frau und Mutter zum Mündel ihres Ehemannes machten und allgemein wurde am bisher makellosen Image des Vaters gekratzt. Ab da begann die wundersame Umwandlung des schier omnipotenen Vaters als Besitzer des Kindes zum bloßen Ernährer der sozialen Kleinfamilie. Darin schloss sich die heute freundlich etablierte Variante des Fürsorger an. Gleichzeitig leitete der so gekränkte Mann den nächsten Backslash ein, um seinen Macho-Vater-Status nicht ganz zu verlieren.

Aber die Vater-Renaissance, denn 'der Vater' selbst durfte ja nicht angetastet werden, war eigentlich nur ein Nebeneffekt des Freiheitskampf der Frau, der gestartet war, um den Status einzunehmen zu können, den bisher nur Männer inne hatten. Wir könnten sagen, die bislang unterdrückte Tochter hatte es auf einen gleichberechtigten Platz neben dem per se privilegierten Sohn abgesehen.

Die Feministin war ja von Anfang an, selbst oder besonders als sogenannte Vatertochter, nie so vermessen den Platz des „Sohnes“ für sich selbst zu beanspruchen - aber trotzdem wird sie bis heute von den „Brüdern“ latent oder brutal offen bekämpft.

Der Feminismus ist ein Sammelbegriff unter dem sich eigentlich jede Frau wiederfinden kann, ohne sich bewusstseinsmäßig groß umstellen zu müssen. Besonders wenn sie zu den Frauen gehört, die endlich das enge patriarchale Rollenklischee hinter sich lassen möchten, dass jedem neugeborenen Mädchen als Label schon bei der Geburt aufgeklebt wird, später einmal ohnehin Mutter zu werden. Jedoch ist bis heute „der Feminismus“ keine einheitliche Denkschule und weder ein offener noch ein geschlossener Verein. statt zu sagen ich bin eine Frau, hört man immer lieber die Aussage ich bin eine Feministin und auch Männer können sich als Feminist bezeichnen (was eigentlich ein Paradox ist).

Der Feminismus teilt sich inzwischen  in verschiedene gesellschaftspolitische Strömungen auf - von liberal bis radikal - und wie das das so ist, es entsteht sogar ein Gesellschafts- bzw. eine Art Klassenkampf – was Männer dürfen, können Frauen schon lange. Die Entstehung des Feminismus hatte viele Mütter und sogar Väter und brachte die politische Landschaft voran. 

Leider lag mMn im feministischen Kampf nicht genug Augenmerk auf den Kindern, auch nicht oder im besonderen, auf den weiblichen. Denn zum Beispiel im Emma-Feminismus war anfangs die „Mutter mit Kind“ fast eine Art Feindbild, da das Muttersein nicht als die biologische und damit humane Basis des Menschseins eingeordnet wurde, sondern (was ich als besonders absurd ansehe) als Kampfmittel des Patriarchats zur Frauenunterdrückung. 

Erst die Radikalfeministinnen, diejenigen, die von den Wurzeln her denken, ließen die Mutter ein Stück weit zu, aber immer noch nicht als Ausgangspunkt allen Geschehens, sondern höchstens als temporäre Reproduktionerin. Oder als Mitkämpferin der feministischen Front gegen die Patriarchose. Inzwischen ist auch das besser geworden. Den meisten Radikalfeministinnen ist die Bedeutung der Mutter präsent.

Ich denke, der heutige politische Feminismus in seiner Gänze hat noch nicht gemerkt, dass mit der Genderidee nur eine weitere Ehrenrunde in der Patriarchose gedreht wird. Dagegen wäre das Leben in der menscheneigenen Matrifokalität sozusagen Feminismus pur.

Stephanie Ursula Gogolin

Löwenzahnkraft

Warum oder wieso kommt logisches (folgerichtiges) Wissen bei manchen an und bei anderen nicht? Unser Alltag ist geprägt vom aktuellem Weltwissen über das patriarchöse Gedöns und unser aller Konditionierung. Neue Gedanken und Erkenntnisse durchbrechen nur schrittweise die Verkrustungen, in denen wir feststecken. Es ist wie das Pflänzchen, dass eine Asphaltdecke durchbricht. Wie lange dauert es bis aus einer vielbefahrenen Straße eine Blumenwiese wird? Sie werden es nie schaffen, die Pflanzen der Erkenntnis, wenn sie immer wieder überrollt werden, ein Baufahrzeug kommt um die Straßendecke zu reparieren und ihnen damit den Garaus macht. Es gibt nur dann ein Chance, wenn die Straße stillgelegt wird und der Verkehr nicht mehr darüber rollt. Wenn wir aufhören jedes patriarchale Credo zu wiederholen und die Autobahnen zu unserem angeblichen Seelenheil nicht mehr befahren.
Aber das scheint auch heute gar kein Thema zu sein, die ausgefahrenen Bahnen zu verlassen und selber zu denken, neu und dazu zu lernen oder eigene Forschungen zu betreiben. Der Figur des Meister Joda, in dem zutiefst patriarchalem Starwars-Universum legte man allerdings einen interessanten Satz in den Mund: Vergessen du musst, was alles du gelernt!
Im allgemeinen folge ich schon lange keinem Meister mehr, aber hier mache gern mal eine Ausnahme, denn bei mir laufen all die patriarchalen Glaubenssätze durch eine selbstgebauten Filter. Und jede Form unserer normalen Schulbildung besteht aus Glaubenssätzen, Denkgeboten und durchaus auch aus bedenklichen Dogmen.
Aber wer möchte als Erwachsene/r schon gern umlernen, nachdem man um die fünfzehn Jahre und mehr damit vergeudete in Schulgebäuden zu sitzen und fremdes Gedankengut aufzunehmen, dass einem als Grund-, Allgemein- und Spezial-Wissen schmackhaft gemacht worden war. Wir lernten als Kinder, mehr oder weniger dankbar zu sein, weil wir so bequem an einem Schulsystem teilnehmen dürfen, weil es unserer Menschennatur entspricht permanent zu lernen. Weil es eine Überlebensstrategie des Lebens allgemein ist und weil Lernen, also richtiges selbstbestimmtes Lernen, sehr viel Spaß macht.
Ist es eine Frage von Interessiertheit am Thema, oder liegt es an der Subkultur, in die jemand hinein geboren wurde? Sind ignorante Menschen verbildet oder zu sehr gebildet? Ist die klassische, kulturelle Bildung, die sich im Mainstream niederschlägt, wie der Korken auf der Flasche – was drin ist, bleibt dort und es darf nicht entweichen um neuem Wissen Platz zu machen. Schulische Bildung besteht in der Regel aus vorgefertigten Modulen, die mehr oder weniger verinnerlicht werden. Ihre Aufbereitung fand/findet im engen, fatalen Rahmen der patriarchalen Denkungsart statt. Bei den meisten kommt noch das tradierte Erbe eines religiösen Glaubenskonzepts dazu. Die Religionsideologien mit den wir alle direkt oder indirekt aufwuchsen, sind eine kollektive kulturelle Erblast.
Versucht man als Erwachsene aus den einengenden Korsetts der dogmatischen Glaubensregeln auszubrechen, bleiben diese doch Teil des gesellschaftlichen Ambiente. Ob eine ihre Erfüllung und spirituelles Erleben in sinnstiftenden Lehren östlicher Kulturkreise sucht, einem Guru folgt, sich einer paganen Naturreligion zuwendet oder sich als Hexe versucht - ob sie New Age erkundet oder sie die Sehnsucht nach dem Alten Weg umtreibt, alles ist mit bereitsvorgedachten Regeln behaftet. Alles ist befindet sich in der Nähe von einem unkritischen Folgen in eine Religionsgemeinschaft mit gut getarnter Gedankenkontrolle (in der Regel werden wir hineingeboren) oder allgemein zugängliches pseudo-philosophisches Gedankengut – man ist auf der Suche und bisher beinhaltete dieses ‚man‘ vor allem suchende Frauen. Im immer noch aktuellen engen Rahmen des bürgerlichen Sozial-Patriarchats, sind sie auf den Suche nach Selbstbestimmung, Freiheit der Gefühle, Gedanken und Handlungen sowie einem Ausdruck ihrer weiblichen Spiritualität, ihrer eigenen inneren Geistigkeit, die durch (patriarchöse) Bildung deformiert wurde. Da findet Frau richtig viel Auswahl vor, um sich Gutes zu tun und da will frau nicht auch noch anstrengend trockene Patriarchatskritik oder verdächtiges Gefasel über Matrifokalität hören – esoglänzende Hoffnungsfunken bringen zwar nichts für unsere Zukunft, lenken aber so schön von der Gegenwart ab … auch das Patriarchat hat etwas magisches ...
besinnen wir uns also auf unsere Löwenzahnkraft!

Ursula Marthastochter

Die Mär von der weißen prvilegierten Frau

Wenn ich was schädlich und ungeschickt finde, dann sind es die Modernismen, die Frauen gezielt gegen einander ausspielen. Dazu gehören Begrifflichkeiten wie "weiße privilegierte Frauen", "kulturelle Aneignung" oder der Kampfbegriff "Terf". Doch bleiben wir bei ersterem...

Von (weißen) privilegierten Frauen zu sprechen ist unrichtig. Frauen sind im Patriarchat nicht privilegiert. Denn nicht, wie das beim Manne der Fall ist, sind Frauen per se bevorzugt, weil sie (biologische) Frauen sind - im Gegenteil. Ihre Benachteiligung resultiert aus der Tatsache, dass sie (biologische) Frauen sind.
Während der Mann sich als in Biologie gegossene Krone der Schöpfung sieht, degradierte er die Frau ideologisch und konkret ob ihrer Gebärfähigkeit zu einem Natur abhängigen und daher minderwertigen Wesen. Gleichzeitig ist die weibliche Gebärfähigkeit der Grund für männliche Existenz und daher ein Quell der oft extremen Eifersucht auf alles was von Natur aus weiblich bzw. dass das Leben weiblich ist. Nichts ruft beim Manne mehr Neid hervor, als die Fähigkeiten der Frau Leben zur Welt zu bringen und zu erhalten.

Die Frau und Mutter ist die Garantin für Leben. Eben diese Kompetenz stachelt den Mann immer wieder in seinen Annektionsbestrebungen an.
Manche Frau, im Glanz einer Siegerelite stehend, erscheint manchen auch privilegiert, aber in Wirklichkeit ist der Grad ihres Unterworfenseins im patriarchösen System bzw. im Rahmen diverser Machtkonstellationen nur unterschiedlich ausgeprägt. Die politische Macht, die Männer ausüben, kann eine Gesellschaftsstruktur schlagartig verändern und zwar in erster Linie auf Grund ihres Waffen gestützen Gewaltpotentials. Auch Frauen sind immer wieder in der Lage Einfluss zu nehmen, aber eher auf der Überzeugungsebene, nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Die auf diese Weise erkämpfte Rechte (auch hier ist noch lange nicht an Privilegien zudenken) können allerdings schnell mal dem nächsten gesellschaftlichen Backlash zum Opfer fallen.

Die männliche Dominanz, Basis der Patriarchose, installierte der Mann einst gewaltsam sowie systematisch und deren Erhalt ist seit dem Beginn des Patriarchat ein Selbstläufer. Auch weil Gewalt, das anerkannte männliche Gewaltverhalten überhaupt, in jeder erdenklichen Form uns permanent als Alltagserscheinung umgibt. Der Mann ist patriarchal-gesellschaftlich gesehen der Geiselnehmer und wann war je eine Geisel privilegiert?
Frauen gleich welcher Hautfarbe, sind nicht privilegiert, auch nicht wenn sich temporär oder lokal die politischen Verhältnisse verändern und für Frau wie auf einer Insel ein etwas entspannteres Gemeinschaftsleben stattfindet. In der Regel reicht es nicht für nachhaltige Verbesserungen für alle Frauen und Mütter oder gar für einen Paradigmenwechsel.

Nur manchmal sind für kurze Zeit manche Männer punktuell nicht mehr ganz so privilegiert - als Nebenwirkung von Machtverschiebungen, Kriegen oder seltenem friedfertigen Zusammenleben in einer (kurzzeitigen) gesellschaftlichen Entwicklung, die durch aufgeklärte, humane bzw. politisch-demokratische Prozesse entstand. Friedfertiges und Gerechtigkeit anstrebendes Zusammenleben im Rahmen von (säkularer) Kultur und Politik, hielt/hält in der Regel nur ein paar Jahre an, bestenfalls ein paar Jahrzehnte. Dann setzt gemeinhin ein typischer Backlash ein, der schleunigst das Vorrecht der Männer, und hier im Besonderen, das der Väter rettet bzw. bewahrt, indem man Gesetzeslagen anpasst und die „Gott gegebene“ oder als „natürlich“ erklärte männliche Überlegenheit, quasi wieder entdeckt und in den Fokus der Gesellschaft rückt. Diese baldige bzw. reflexartige Einleitung der frauen- und mütterfeindlichen Rückschrittlichkeit, bestehend aus diversen Rollbacks, Bedrohungen und Verfolgungen von aufmüpfigen Frauen, stellte das starke Gefälle zwischen den (biologischen) Geschlechtern nicht nur wieder her, sondern meist reichte der Schwung auch noch für einige Rollen rückwärts. Der patriarchale Männerstatus wird/wurde erfolgreich verteidigt und meistens ein wenig darüber hinaus. Es ist nicht nur ein Gefühl, dass Veränderungen noch unerfreulicher, noch schlimmer, noch ungerechter für die Frauen, und hier vor allem für Mütter und ihre Kinder werden.

Als am Beginn des Patriarchats Mütter ihrer naturgemäßen Art zu leben enteignet, die Kinder den Vätern zugesprochen und der Sklavenstatus für Weiblichkeit eingeführt wurde, setzte mann körperliche Überlegenheit und brutale Waffengewalt ein. Später vertraute mann mehr und mehr auf das Wort: also Ächtung weil weiblich geboren, durch Drohung erzwungener Gehorsam, soziale Kontrolle, Erschaffung von Mythen mit Vorbildfunktion.Alle gegossen in Gebote sowie Gesetze und die angedrohten bzw. umgesetzten Sanktionen bei Nicht-Einhaltung.
Als der Mann Götter und Religionsideologien erfand, welche halfen Frauen im Sklavenstatus zu bestätigen und zu halten, wurde aus einer (konsanguin angehörigen) Schwester die (zukünftige) Frau eines anderen Mann (eines Verbündeten oder auch Feindes) und die eigene Mutter war nur noch die unterworfene Frau des Mannes, der als (der eigene) Vater galt.
Den Patriarchen war ein großer Wurf war gelungen, der die Mutter und die Schwester im Fühlen, im Denken und im alltäglichen Handeln eine permanent minderwertige Position zuwies und ihnen weitgehend die Selbstbestimmung vorenthielt.

Von weißen privilegierten Frauen zu sprechen ist nur ein moderner und damit typischer patriarchöser Euphemismus.

Stephanie Ursula Gogolin