22 Juli 2023

Löwenzahnkraft

Warum oder wieso kommt logisches (folgerichtiges) Wissen bei manchen an und bei anderen nicht? Unser Alltag ist geprägt vom aktuellem Weltwissen über das patriarchöse Gedöns und unser aller Konditionierung. Neue Gedanken und Erkenntnisse durchbrechen nur schrittweise die Verkrustungen, in denen wir feststecken. Es ist wie das Pflänzchen, dass eine Asphaltdecke durchbricht. Wie lange dauert es bis aus einer vielbefahrenen Straße eine Blumenwiese wird? Sie werden es nie schaffen, die Pflanzen der Erkenntnis, wenn sie immer wieder überrollt werden, ein Baufahrzeug kommt um die Straßendecke zu reparieren und ihnen damit den Garaus macht. Es gibt nur dann ein Chance, wenn die Straße stillgelegt wird und der Verkehr nicht mehr darüber rollt. Wenn wir aufhören jedes patriarchale Credo zu wiederholen und die Autobahnen zu unserem angeblichen Seelenheil nicht mehr befahren.
Aber das scheint auch heute gar kein Thema zu sein, die ausgefahrenen Bahnen zu verlassen und selber zu denken, neu und dazu zu lernen oder eigene Forschungen zu betreiben. Der Figur des Meister Joda, in dem zutiefst patriarchalem Starwars-Universum legte man allerdings einen interessanten Satz in den Mund: Vergessen du musst, was alles du gelernt!
Im allgemeinen folge ich schon lange keinem Meister mehr, aber hier mache gern mal eine Ausnahme, denn bei mir laufen all die patriarchalen Glaubenssätze durch eine selbstgebauten Filter. Und jede Form unserer normalen Schulbildung besteht aus Glaubenssätzen, Denkgeboten und durchaus auch aus bedenklichen Dogmen.
Aber wer möchte als Erwachsene/r schon gern umlernen, nachdem man um die fünfzehn Jahre und mehr damit vergeudete in Schulgebäuden zu sitzen und fremdes Gedankengut aufzunehmen, dass einem als Grund-, Allgemein- und Spezial-Wissen schmackhaft gemacht worden war. Wir lernten als Kinder, mehr oder weniger dankbar zu sein, weil wir so bequem an einem Schulsystem teilnehmen dürfen, weil es unserer Menschennatur entspricht permanent zu lernen. Weil es eine Überlebensstrategie des Lebens allgemein ist und weil Lernen, also richtiges selbstbestimmtes Lernen, sehr viel Spaß macht.
Ist es eine Frage von Interessiertheit am Thema, oder liegt es an der Subkultur, in die jemand hinein geboren wurde? Sind ignorante Menschen verbildet oder zu sehr gebildet? Ist die klassische, kulturelle Bildung, die sich im Mainstream niederschlägt, wie der Korken auf der Flasche – was drin ist, bleibt dort und es darf nicht entweichen um neuem Wissen Platz zu machen. Schulische Bildung besteht in der Regel aus vorgefertigten Modulen, die mehr oder weniger verinnerlicht werden. Ihre Aufbereitung fand/findet im engen, fatalen Rahmen der patriarchalen Denkungsart statt. Bei den meisten kommt noch das tradierte Erbe eines religiösen Glaubenskonzepts dazu. Die Religionsideologien mit den wir alle direkt oder indirekt aufwuchsen, sind eine kollektive kulturelle Erblast.
Versucht man als Erwachsene aus den einengenden Korsetts der dogmatischen Glaubensregeln auszubrechen, bleiben diese doch Teil des gesellschaftlichen Ambiente. Ob eine ihre Erfüllung und spirituelles Erleben in sinnstiftenden Lehren östlicher Kulturkreise sucht, einem Guru folgt, sich einer paganen Naturreligion zuwendet oder sich als Hexe versucht - ob sie New Age erkundet oder sie die Sehnsucht nach dem Alten Weg umtreibt, alles ist mit bereitsvorgedachten Regeln behaftet. Alles ist befindet sich in der Nähe von einem unkritischen Folgen in eine Religionsgemeinschaft mit gut getarnter Gedankenkontrolle (in der Regel werden wir hineingeboren) oder allgemein zugängliches pseudo-philosophisches Gedankengut – man ist auf der Suche und bisher beinhaltete dieses ‚man‘ vor allem suchende Frauen. Im immer noch aktuellen engen Rahmen des bürgerlichen Sozial-Patriarchats, sind sie auf den Suche nach Selbstbestimmung, Freiheit der Gefühle, Gedanken und Handlungen sowie einem Ausdruck ihrer weiblichen Spiritualität, ihrer eigenen inneren Geistigkeit, die durch (patriarchöse) Bildung deformiert wurde. Da findet Frau richtig viel Auswahl vor, um sich Gutes zu tun und da will frau nicht auch noch anstrengend trockene Patriarchatskritik oder verdächtiges Gefasel über Matrifokalität hören – esoglänzende Hoffnungsfunken bringen zwar nichts für unsere Zukunft, lenken aber so schön von der Gegenwart ab … auch das Patriarchat hat etwas magisches ...
besinnen wir uns also auf unsere Löwenzahnkraft!

Ursula Marthastochter

Keine Kommentare: