... meine alleinstehende, ältere Schwägerin, saß begeistert und mit feuchten Augen am Tisch, wenn wir uns jeden Adventssonntag am Nachmittag um den Adventskranz versammelten, um zu singen. Aber nur Adventslieder! Ja.ja, die gibt es. Da hieß es dann, Lasst uns froh und munter sein und Freu dich das Christkind kommt bald.
Mutter, vier Kinder, besagte Schwägerin, evtl. anderer Besuch, folgten brav der väterlichen Inszenierung. Prinzipiell war das ja gar nicht so schlecht. Die Grundidee kollidierte jedoch immer wieder mit dem Vorschriftenkatalog. Jahrelang pflegte ich den angeheirateten Familienbrauch.
Aber Kinder werden größer und so blieb irgendwann die bemühte Tradition auf der Strecke. Die älteren Töchter waren in der Vorweihnachtszeit mit ihrer Ballettklasse unterwegs und tanzten sich durch die Bühnen der Stadt und Umgebung. Die jüngeren Geschwister verweigerten sich mürrisch dem Adventdruck, den ihr Vater Alle Jahre wieder aufbaute. Vorweggenommene Weihnachtsattribute, wie Weihnachtsmarkt, Weihnachtslieder, Stollen und Lebkuchen, waren schlichtweg untersagt. Freudige Erwartung war gestattet. Denn eigentlich ist der Advent eine Stille Zeit* , die Vorbereitung auf das eigentliche Fest.
Mir wäre es entspannt und weniger dogmatisch lieber gewesen, aber damals war ich meist zu kraftlos, um der festlichen Zeit wirklich den mütterlichen Segen zu geben. Viel später habe ich mir die Spanne bis zur Wintersonnenwende und den Sinn der Weihnächte, außerhalb der christlichen Vorstellungen erschlossen und seitdem lebe ich recht glücklich mit dieser besonderen Zeit.
Meine Töchter sind trotzdem Weihnachts-Fans geblieben und legten neue, glückliche Traditionen für sich und ihre Kinder fest.
*(eine Fastenzeit, welche früher bereits nach Martini begann
... die Marzipankartöffelchen liegen als Größenvergleich im Schüsselchen...