19 März 2010

Erinnerungspinnen


Meine Tochter wünscht sich ein Spinnrad!

Dieses Ansinnen neulich hat mich zurück in meine Kindheit getragen, zu einer Zeit, da ich mit der Kunst des Spinnens schon mal in Berührung gekommen bin. Oma Gertrud, die Großmutter meiner Freundin, bei der sie lebte, hatte ein Spinnrad und verspann Schafwolle. Und wir Kinder hockten gern dabei. Damals spannen ;-) noch etliche Frauen auf unserem Dorf, bevor dieses als häusliche Tätigkeit gänzlich verschwand.

Jedenfalls in den Fünfzigern wurden, vielleicht einmal im Jahr, im großen Hinterzimmer des Dorfgasthauses ein Treffen veranstaltet: eine Spinnstube!

Mit Musik und Kaffee und Kuchen, ein bisschen Tanz unter Frauen. In einer Ecke saßen die, die ihr Spinnrad dabei hatten, so eher die Alten und schnurr, schnurr, wurde geredet und gelacht und gesungen.

Ich kann mich noch an ein grünes Röckchen mit rotem Rand und ein gestricktes Trachtenjäckchen erinnern, in dem ich mir etwas verkleidet vorkam. Meine Mutter hat nicht mitgesponnen, konnte sie wegen der Gichtfinger nicht. Sie gehörte zu den Frauen die Kaffee auschenkten und Kuchen auf die Teller legten. Ich hockte mit anderen Kindern auf der Bank und staunte über den Trachtenlook in dem manche der Frauen gekommen waren. Anwesende Männer befanden sich ungefähr im umgänglichen Alter von unter sechs Jahren. Später wäre auch bestimmt kein Junge freiwillig zu so einem Weibertreffen gegangen. Lange gab es diese Spinnstube einmal im Jahr dann nicht mehr. Wann sie statt fanden, weiß ich auch nicht. Vielleicht im November oder im Advent? Jedenfalls war es draußen am Nachmittag bereit dunkel.

Die modernen Zeiten haben diesen „alten Zopf“ dann bald abgeschnitten.

5 Kommentare:

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Spinnräder sieht man eigentlich nur noch im Museum, bei alten Leuten oder als Dekoration rumstehen.
In unserer Gegend war das nie in Mode...ich kenn´das nicht....leider...
Liebe Grüße
Grey Owl

birgit hat gesagt…

ich habe das erst im internet kennengelernt
in den strickblogs von einigen frauen die sich die wolle selbst spinnen und färben und ich würde soooooooooooooo gern
aber ich hab ja schon so keine zeit
in der stadt aufgewachsen habe ich derlei schöne traditionen nie erlebt
schade

Stephanie hat gesagt…

... ja bei mir ist es auch sehr lange her (wohl über fünfzig Jahre) und die Erinnerung ist recht bruchstückig. Leider ist auch niemand mehr da, die ich fragen könnte, bzw. genaugenommen bin ich nicht mehr da. Als Kind fand ich es auch eher kurios, dass Frauen sich die Mühe machen, obwohl sich doch Sachen so einfach im Laden kaufen ließen. Wolle auf der Haut sah ich damals eher als Martyrium an. Wenn ich Platz hätte, würde ich mir auch ein Spinnrad hinstellen, ob ich es allerdings auch benutzen würde. Ich habe mal eine Steinscheibe mit mittigem Loch gefunden, könnte ein Spinnwirtel gewesen sein...

Anonym hat gesagt…

frag mich!

ich hab ein Kromski (aber eins, das funktioniert), mit welchem ich aus Stroh Gold, nein aus Wolle Garn spinne. Aber auch mit der Handspindel.Ist eine schöne entspannende Sache. und jetzt hab ich angefangen, sticken zu lernen (jaja, ich konnte nicht stricken!!! feix)

LG irka

Stephanie hat gesagt…

So bald frau Zeit, sowie den Kopf und zwei Hände frei hat, ist sie zu ungeahnten Künsten fähig...

Es ist wunderbar zu wessen wir so alles im Stande sind!