27 Juli 2011

Die Mutter und das Ende der Sommerpause

... solltet ihr das Gefühl haben ihr steht im Wald, so ist das nur das neue Blogfeeling und außerdem: grün beruhigt!

....gestern Abend rief Freundin Nelly an und erzählte mir von dem neuen Emma-Artikel über Mütter und dass Frauen bzw. Mütter sich untereinander nicht grün sind... sie appellierte an mich ein Essay zu verfassen, zu dem Thema: was ist eine Mutter! Die hat aber auch immer Ideen...

Nun gut! Was ist die Mutter? Und nicht etwa eine gute Mutter oder eine versagende Mutter oder eine richtige Mutter, sondern Die Mutter überhaupt. Und kommt mir bitte nicht damit, dass sie nicht gäbe, die Mutter an sich! Mütter wären nur Frauen, die ein paar Jahre lang ein Kind aufziehen und fertig, aus. Ist das so?


Frau und Mutter - das ist eine nicht aufzulösende Einheit, auch wenn das heute, gerade aus feministischer Sicht total unpopulär ist. Der momentane Status sieht eher so aus:

  • Jede Mutter ist zwar von Natur aus eine Frau, aber nicht jede Frau ist eine Mutter (auch in der Vergangenheit nicht – das ist Biologie und nicht Ideologie)
  • Mutter und Tochter dürfen nur in bestimmten Momenten die innige Einheit bilden, die sie vom menschlichen Ursprung her eigentlich sind...
  • ist ein Mann involviert, rückt die Mutter-Tochter-Bindung in eine Art Tabu-Bereich, sie wird aus gesellschaftlicher Sicht einer jeden Paarbindung (auch der der Eltern) wesentlich nachgeordnet ...
  • die Mutter-Sohn-Beziehung wird prinzipiell anders definiert (und das mit Recht), jedoch wird sie in heutiger Zeit immer noch als höherwertig eingestuft
In unserem Kulturkreis verliert eine Mutter ihre Tochter schon bevor sie geboren wurde. Denn sie ist in der bestehenden Gesellschaft selbst eine verlorene Tochter und unsere Mütter waren es ebenso, über viele Generationen hinweg. Trotzdem verfügt die heutige Frau über ein Maß an Freiheit, die sie in den letzten zwei- bis dreitausend Jahren kaum kannte. In unserer Zeit hat die emanzipierte und freie Frau durchaus die Chance mit dem Verleugnen abzuschließen und ihr Bekenntnis zur Mutter abzulegen.
  • Mütter sind in unserer Welt das Wichtigste überhaupt
  • Mütter tragen die Zukunft
  • Jede Mutter, die ein Kind zur Welt bringt verändert diese und damit auch das Morgen. Das ist mehr als der Flügelschlag eines Schmetterlings.
  • Mütter sind eigentlich die größten Verantwortungsträgerinnen auf unserem Erdenkreis, sie werden nur mit allen Mitteln an der Wahrnehmung ihrer Kompetenz gehindert
Dabei muss ich spätestens hier und jetzt anmerken, dass es mir wirklich nicht leicht fällt, die längst fällige Mütteraufmerksamkeit endlich einzufordern, diese als wichtig darzustellen und die Notwendigkeit zu postulieren die Mutter als Garantin der Menschlichkeit zu sehen. Schnell gerät frau und mutter in den Verdacht aus kleinlicher Betroffenheit, aus Machtgier oder einfach nur Neid die Aufmerksamkeit der Töchter und somit der ganzen Welt zu fordern. Doch gerade im Interesse der Töchter und deren Töchter ist es unendlich wichtig, das Mutterbild wieder zu enthüllen, es mit allen uns zur Verfügung stehenden Spots anzustrahlen und stets und ständig die Bedeutung Der Mutter hervorzuheben.

Die Mutter, das ist unser verlorenes Leitbild. Sie ist das, was die Frauen heute in den archaischen Göttinnen wieder zu entdecken versuchen und immer noch an falscher Stelle installieren...

Die Mutter ist sozusagen das Konzentrat aller im Alltag agierenden Mütter, unabhängig von der einzelnen Frauenperson...

Die Mutter als solche ist die Garantin des menschlichen Lebens!
 
Heute entdecken und verehren Frauen wieder die Göttin(nen) - Die Große Mutter - überwiegend, so mein Eindruck, als Orientierungspunkt für die erwachsene Frau. Unsere Kinder jedoch wachsen immer noch nicht mit dem Leitbild Mutter auf. Ich wundere mich nicht, dass Mütter untereinander so schlecht auf sich zu sprechen sind, sie bekommen die Achtung vor dem menschlichsten Ausdruck unseres Dasein, dem Muttersein, nicht nur nicht gezeigt, nein, noch wird stets und überall darauf herum getrampelt. Mutter-Sein ist immer noch ein zweifelhafter Umstand. In den Kinderzimmern finden wir daher eher die Attribute des Vatergottes oder höchstens ein Abbild der Gottesmutter, als Die Mutter selbst oder gar die göttlich - weibliche Trinität. Stattdessen ist nicht nur im christlichen Abendland jeder abwesende Mann sozusagen ein Gott, manchmal sogar der anwesende.

Die Schule, die Ausbildung, das Studium führt heutzutage die Kinder nicht nur aus dem Haus, es wird auch damit die Forderung unserer Kultur umgesetzt, die Kinder, besonders die Töchter nachhaltig und so früh wie möglich aus dem Verantwortungsbereich der Mutter zu entfernen. Abnabeln nennt man das … es passiert heute automatisch. Keine Frau, die als gute Mutter gelten möchte, würde die Tochter daran hindern die Bindungen zu kappen. Ja mehr noch, sobald das Kind auf der Welt ist, wird das rechtzeitige Abnabeln und das Entlassen aus der Kleinfamilienidylle – dem Kinderparadies – des Vaterhauses, immer auch mitgedacht und vorbereitet.

Welche Mutter wagt es denn heute zu denken: „...ich habe eine Tochter und das ist ab sofort mein nächster Mensch bis ans Ende aller Tage...“? Und nicht etwa: bis dass der Tod uns scheidet, nein, denn diese weibliche Art der Verknüpfung geht über den Tod hinaus und im Idealfall folgen Kindeskinder, die wiederum Kinder haben werden. Meine Mutter hat die Töchterpotenz in unserer Sippe nicht mehr erlebt, doch habe ich von ihr einst alles gelernt, was eine Mutter und besonders eine Großmutter ausmacht.


Ich selbst begann erst im fortgeschrittenen Alter von etwa fünfundvierzig zu verstehen. Als Begriffe wie Matriarchat und Göttinnen der Urzeit oder Frauengeschichtsforschung Raum in meinem Alltag einnahmen, begriff ich, was in meinem Leben, als Mutter in unserer Gesellschaft, geschah und immer wieder geschieht.

Jedenfalls sollten wir die Beiwörter wie „gute“, „schlechte“ oder „Raben-“ im Zusammenhang mit Mutter ganz schnell vergessen. Der Begriff der „guten Mutter“ geistert durch alle Arten der Kommunikation, er ist ein Synonym für einen unerreichbaren, virtuellen Zustand. Wenn Frauen bemüht sind gute Mütter zu sein, nach welchem Katalog richten sie sich da? Welche der Werte unserer immer noch christlich geprägten Kultur legen wir Grund, wenn Mütter beurteilt werden?

Ich persönlich kenne keine schlechten oder unzulänglichen Mütter. Die Frauen geben unter den einsamen und erschwerten Bedingungen des realen Mutterseins ihr Bestes. Leider können sich die meisten eine förderliche Müttergemeinschaft und damit ist keine Krabbelgruppe gemeint, einfach nicht vorstellen. Ich habe damals von der unkomplizierten und unterstützenden Anwesenheit meiner Mutter und ihrer natürlichen Großmutterart nicht nur profitiert, ich lernte zu ahnen, was eine Müttergemeinschaft in die eine Frau ganz selbstverständlich hineingeboren wird, sein könnte. Ich trat damals, unwissentlich zwar, doch nach matriarchalen Brauch als jüngste Tochter das Erbe der Mutter an.

Dass Mütter und Töchter und Großmütter nicht mehr die selbstverständliche Einheit bilden (können), hat vor allem etwas mit der schon lange verlorenen Nähe zu tun, aber das ist ein anderes Kapitel...



6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ok..das muss jetzt mal wirken...und es bewirkt etwas...
LG Faraday

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Liebe Sephanie!
Du hast es mal wieder wunderbar auf den Punkt gebrachte.
.....und es hat bei mir die selbe Wirkung, wie wenn ich in Büchern über das Matriarchat lese,....ich könnte in Tränen ausbrechen......
Warum, warum nur,....ändert sich da nichts unter den Frauen.....

Eins wirklich guter Beitrag!!!!!
Sei ganz liebe gegerüßt
Rosi

Almut hat gesagt…

Guten Abend Stephanie,
habe vor einiger Zeit schon Deine Seite ...über das Großmutter-Sein gelesen, die mir gut gefallen hat. Deckte sich mit dem was ich im Buch:
"warum macht Sex Spass" las, da geht es um Rollen weiblich - männlich und warum sie nur so funktionieren...also, das was Du hier auch ansprichst. Aussage lautet: Unter alle Lebenwesen auf diesem Planeten, gibt es ein Geschlecht - das mehr in den Nachwuchs inverstiert...daraus resultieren Einschränkungen und Möglichkeiten...es gibt auch Tierarten, wo es das Männchen ist...zu Deinem Post gäbe es viel zu diskutieren...übrigends wird in dem Buch auch über das Phänomen - die alte Frau als Großmutter geschrieben und ihre enorme Bedeutung für die Entwicklung der Menschheit. Viel Kontroverses ;-) natürlich
lieber Gruß
Susi

Stephanie hat gesagt…

...danke an euch, die ihr durchgehalten und den langen Text auch gelesen habt... manchmal denke ich, es schreibt sich leichter, als es sich liest... ;-)

liebe Faraday, wenn es was bewirkt, würde ich mich recht freuen - Töchter und Mütter - ein ungeliebtes Thema und doch hat jede ihre Erfahrungen damit...
liebe Grüße
Stephanie


Liebe Rosi
es tut gut zu lesen, dass meine Worte dich erreicht haben, dabei fällt es mir schwer deine Trauer nach zu fühlen, eigentlich versuche ich Hoffnung und neue/alte Denkungsart zu verbreiten...
vielen Dank und allerbeste Grüße
Stephanie


Liebe Susi
danke für deine aufmerksamen Worte und den Buchtipp, ich werde da auch mal reinschauen. Solltest du an mehr interessiert sein, auf meinem Blog Waschweib gibt es ein Quellenverzeichnis mit Büchern zum Thema...
du schreibst: "zu Deinem Post gäbe es viel zu diskutieren..."

Nur zu, ich freue mich auch über kritische Anmerkungen! Also her mit den Kontoversen, auf der AlltagsSeite "Über mich" steht auch eine Emailadressen
ganz liebe Grüße
Stephanie

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Stephanie hat gesagt…

Danke liebe Bücherfresserin für das Verlinken auf deinem Blog:

http://buecherfresserin.blogspot.com/2011/07/marianne-krull-die-mutter-in-mir.html

mit lieben Grüßen Stephanie

Anonym hat gesagt…

Was für ein schöner blog!

Grüße und noch viel Freude am Schreiben, und mir beim Lesen.

P.v.G.