03 Juli 2013

Gedanken zu Gestern und Morgen...

Ich hatte eine zufriedenstellende Kindheit - nicht gerade perfekt, jedoch auf geheimnisvolle Weise vollkommen. Mit nur einer Puppe und einem einäugigen Teddybären, aber vielen lebendigen Tieren und Freundinnen. Mit einer wunderbar uneingeschränkten Bewegungsfreiheit und einem ziemlich eingeschränkten Informationsinput. Die klägliche Dorfschule, die Minibibliothek im Gemeindeamt (ein Schrank voll Bücher), die Erzählungen meiner Mutter - das war die Basis meiner Bildung – bis heute habe ich das Gefühl, ich muss das Wissen, das mir vorenthalten wurde, noch nachholen. Alles was für mich wirklich von Bedeutung ist, habe ich mit selbst beigebracht.

Meine Jugendzeit war dann auch eher verstörend. Es wurden von mir so merkwürdige Dinge erwartet, wie sich für Jungs interessieren, es aber auf keinen Fall zu zeigen. Oder sich angenehm, tugendhaft und fromm benehmen, aber doch über die menschliche und vor allem männliche Sündhaftigkeit Bescheid zu wissen, schon deshalb, um ihr ausweichen zu können. Täglich taten sich neue Abgründe auf, aber von dem liebwerten und wohlerzogenen Mädchen, das ich mich bemüht zu sein, wurde selbst im Sozialismus erwartet, dass ich sie nicht wahrnahm. Ich hielt mich tunlichst von allem fern was mich mit in den Abgrund reißen könnte. Später erst bemerkte ich, dass so mancher Schlund von dessen Kante ich reichlich Abstand hielt, letztendlich nur eine kleine Bodensenke war. Einige Schlaglöcher des Lebens bleiben allerdings auch mir nicht erspart. Ich achtete sehr auf mich und später wurde ich wie von selbst Mutter von vier Kindern.

Und jetzt lehne ich mich sehr weit aus dem Fenster - die genetisch motivierte Steuerung, die vielleicht hinter so mancher unerklärlichen Lebensentscheidung steckt, wird auch heutzutage nicht einmal Ansatzweise in Betracht gezogen. So wird meine Enkeltochter mit ihren zarten 18 Jahren als Au pair recht weit in die Welt hinausziehen. Erstens ist das ist heute normal – und zweitens bleiben bei ihrer Mutter noch drei Schwestern zurück.

Das intensives Erleben, dass der scheinbar begrenzte Radius in einem matri-gewichteten Alltag bietet, hält für eine junge Frau die elementare Möglichkeit der tiefen Kenntnis eines zukünftigen mütterlichen Lebens bereit. Oder sie zieht los, um mutig eigene Erfahrungen in einem unbekannten und auch heute noch nicht ungefährlichen Umfeld zu sammeln. Es sind zwei sehr verschiedene Ansätze, die eine junge Frau als Lebensgestaltungsansatz wählen kann. Und vielleicht erfüllt sie dabei nichts weiter, als einen unerkannten (biologischen) Auftrag...

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1 Kommentar:

birgit hat gesagt…

frau könnt ja auch beides machen
reisen... kinder aufziehen... und weiter auf reisen gehen