... es ist doch nicht so leicht, den
Vorsatz durchzuhalten, täglich zu posten. Manchmal kommen schlichtweg
Termine des Alltags dazwischen, persönliche Befindlichkeiten oder
das Hirn ist leer, wie ein frisch gefegter Tanzsaal nach einer
Kirmes.
Wie komme ich denn auf den Vergleich?
Wie komme ich denn auf den Vergleich?
Aja, es ist wieder einmal ein
Kindheitserinnerung. Für mich war es einst das Tollste in den leeren
Saal zu schleichen und dort auf dem glatten, kunstvoll
verschachtelten Parkett allein zu tanzen. Der Saal gehörte zu den
Gebäuden des Dorfgasthauses, in dem wir, wie schon erwähnt, eine
kleine Wohnung in einem Seitentrakt bewohnten.
Meine Hausschuhe hatten alle eine
Zeitlang ständig vorn durchgestoßene Stellen, weil ich, wo ich ging
und stand, Spitzentanz übte. Das muss sehr putzig ausgesehen haben
mit meinen meist molligen, karierten Hausputschen. Ich fand es toll leichtfüßig auf meinen Zehenspitzen vor mich hin zu tanzen und war ich
barfuß, blieb mir immer noch die Halbspitze. Kindern ist es, glaube ich, egal wie sie dabei aussehen,
wenn sie sich nach einer, manchmal nur inneren, Musik bewegen
wollen. Ich frage mich heute, wo ich meine Vorbilder herhatte. Aus
Kinofilmen wahrscheinlich, die mir schon kleinerweise zugänglich
waren. Einen Fernseher gab es nicht in meinem Kinderleben und eine
Ballettaufführung auf einer richtigen Theaterbühne habe ich erst
viel später gesehen.
Ich liebte es in dem Saal herum zu
stöbern. Meine Mutter hat ihn oft genug geputzt und war ich immer
dabei, wenn es die Gelegenheit erlaubte.
An der hinteren Wand des Saales gab es
eine Bühne, wie damals in fast jedem Dorfgasthaus. Demgegenüber hing eine, mit Fenstern versehene, Empore über dem
Eingangsbereich und der Theke. Eine schmale düstere Treppe, die mir gruselig erschien, führte
nach oben. Aber dann war es für mich jedes mal erhebend von da das
Geschehen auf der Bühne zu verfolgen.
Kirmestanz oder andere Veranstaltungen
fanden meist an den Wochenenden statt. Und später, als ich selbst
ein Schulkind war, diente der Saal unter der Woche als Turnhalle, was
aus meiner Sicht seinem besonderen Zauber sehr geschadet hat.
Aber als ich klein war, wurde auf der
Bühne des Saales Theater gespielt, Schulaufführungen, Laienspiel
und ähnliches. Manchmal gastierte auch ein Chor oder eine andere
darstellende Truppe. Am lebhaftesten sind mir noch die
Marionettenspiele, die mehrmals stattfanden, im Gedächtnis. Es
wurden Märchen und Sagen vor bunten Kulissen aufgeführt, so zum
Beispiel die Geschichte von der Heiligen Genoveva. Es ist schon
erstaunlich, was so Anfang der fünfziger Jahren noch möglich war
und ich fand es einfach nur wunderbar - anfangs waren die kunstvollen
Puppen fast so groß wie ich, bis ich über sie hinaus gewachsen bin.
Von den Geschichten habe ich damals meist nicht viel verstanden, aber die Genoveva war sehr lieblich in ihrem himmelblauen Seidenkleid und dem goldenen Stirnreif, auch wenn sie sich ein wenig hölzern und eckig über die Bühne bewegte. Genoveva habe ich viele Jahre später in Lübeck im Marionettenmuseum wiedergesehen. Ich bin überzeugt davon, dass es genau die Puppe aus meiner Kindheit war - wir lagen uns weinend in den Armen, bildlich gesprochen.
Von den Geschichten habe ich damals meist nicht viel verstanden, aber die Genoveva war sehr lieblich in ihrem himmelblauen Seidenkleid und dem goldenen Stirnreif, auch wenn sie sich ein wenig hölzern und eckig über die Bühne bewegte. Genoveva habe ich viele Jahre später in Lübeck im Marionettenmuseum wiedergesehen. Ich bin überzeugt davon, dass es genau die Puppe aus meiner Kindheit war - wir lagen uns weinend in den Armen, bildlich gesprochen.
In all den Jahren hatte ich immer mal
wieder die Gelegenheit den Saal für mich allein zu haben.
Die Bühne, mit dem schweren, dunkelroten Vorhang, die Ecken und
Nischen und die mir damals riesig erscheinende Tanzfläche. Nur
wenige Augenblicke dort herum zu hüpfen, Pirouetten zu drehen, mich
im Takt einer unhörbaren Musik zu wiegen und in eleganten Posen zu
ergehen, konnten mich für Tage glücklich machen.
2 Kommentare:
....schöne Erinnerungen......
Danke, ich versuche so gut es geht für meine Nachkommen all diese Kleinigkeiten festzuhalten ... in früheren Zeiten hätte ich es ihnen einfach nur beim gemeinsamen Beisammensein erzählt...
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