02 September 2014

eisig spenden

Es gibt eine Menge Veranstaltungen, Kaufverlockungen oder vom Mainstream tolerierte Happenings, also 'Dinge, die die Welt nicht braucht', welche trotzdem von Zuschauern, Käufern oder Fan heftigst frequentiert werden. Es ist meist der Unterhaltungswert, der in den Aktionen steckt und der die Menschen verlockt sich passiv oder manchmal aktiv zu beteiligen.
Natürlich haben die meisten Kampagnen, Initiativen, Mitmachaktionen, Aufforderungen und Angebote, den schnöden Hintergrund für irgendwen Geld in die Kassen zu spülen. Aber das ist schließlich bei allen uns bekannten (modernen) inszenierten Ereignissen wie bestimmten Event – Fernsehsendungen, Großkonzerte oder Sportveranstaltungen der Fall. Während einst die Gladiatorenkämpfe in der Regel von großzügigen Sponsoren (eine Art antike Öffentlich Rechtliche) ausgerichtet wurden, um die Massen zu belustigen und bei Laune zu halten, sind wir es gewohnt nicht nur unsere Zeit und (Lebens)Energie in die Stadien oder vor die Monitore zu tragen, sondern auch unserer Geld. Auf die ein oder andere Art zahlen wir immer für jedwede Form der Unterhaltung.
So ist es, um beispielsweise Spenden zu sammeln, schon seit langem üblich, dass die Initiatoren einen möglichst attraktiver Aufhänger, es darf auch ein richtiger Aufreger sein, finden, der die Leute animiert, ihr Geld locker zu machen. Und sehr viele lassen sich gern faszinieren und vom Unterhaltungswert der Darbietungen mitreißen. Allerdings sind in den meisten Fällen die Fans nur die
passive und somit die applaudierende und zahlende Masse.
Nun bleibt uns noch die Sicht auf die derzeit laufenden Aktion: Eiswasser versus Spenden...

wobei das Eiswasser ja wohl als eine Art Strafe gedacht ist, wenn einer nicht bereit war zu spenden. Um diese fiese Nötigung in die Gänge zu bringen haben die Veranstalter das Schneeballsystem der Nominierung von Bekannten mit der Grundidee des Geldeintreibens verknüpft. Allerdings wurde daraus eine Art weltweiter Spaß, der mehr Furore machte als der Spendengrund, die Forschung um eine schwerwiegende Krankheit zu fördern.
Zahllose Menschen schütteten sich vor der laufender Kamera Eiswasser über den Kopf, um dann doch noch für alles mögliche (zumindest in Deutschland) zu spenden. Ganz offensichtlich haben die Initiatoren einen Nerv und ein Verlangen getroffen, das im World Wide Web ausgelebt werden kann. Dem Spendenden bzw. Nichtspendenden wurde ein aktive Rolle zu gedacht und damit der Möglichkeit Tür und Tor geöffnet, sich selbst in Szene zu setzen - sich in einer mehr oder weniger gepflegten Performance  vor einer Kamera zum Obst zu machen oder als Edelmütigen darzustellen, der auch noch Spaß versteht.
All jene, die aus dem Kopfschütteln nicht herauskommen (darüber, dass sich die Selbstdarsteller letztendlich vor den Karren der Pharmaindustrie spannen ließen und zum Zwecke billiger Publicity kostbares und auch noch gefrostetes, Nass verschwendeten, während anderen Ortes Menschen um das lebenswichtige Wasser kämpfen) sei jedoch gesagt: unterschätzt nicht, das Verlangen der Menschen nach jedweder Form der sich bietenden Gelegenheit zur Eigenwerbung in Zeiten des Internets und der sozialen Netzwerke.

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