16 Januar 2010

… ein Daddy für mein Baby!

Vor längerer Zeit habe ich mal eine Wochenendanalyse zum Thema Fernsehkrimis und ihre Täter gemacht und verblüfft festgestellt, all die fiesen brutalen oder heimtückischen Mörder, die uns da vorgeführt wurden, waren durchweg Mörderinnen! Nach dieser meiner Erhebung müssten dringend noch etliche Frauengefängnisse gebaut werden um all die weiblichen Schwerverbrecher unterzubringen, die der Fantasie diverser Drehbuchautoren entsprungen sind.

Nun könnte frau auch mit den Schultern zucken und sagen: es ist eh Fiktion und nur der Spannung wegen... außerdem wer vermutet schon, dass der Täter eine Frau ist? - Ich vermute es allerdings seitdem sofort, (mind. 80% Mörderinnen in deutschen Serien-Krimi laut Bundesamt für Leser- und Zuschauerschutz - ach was, das gibt es noch gar nicht?) und bin dann schon mal verblüfft, wenn der Bösewicht doch männlichen Geschlechts ist.

Letzte Nacht (fragt nicht warum ich so spät noch vor der Glotze saß) stolperte ich über ein ganz besonderes Machwerk. Diesmal nicht aus deutscher Produktion. The Closer bei VOX (Wdh. 1.00 Uhr).

Die Story: Eine junge Frau möchte ihren Freund (Drogendealer) aus dem Gefängnis holen, indem sie den Kronzeugen, der gegen ihn auszusagen gedenkt, beseitigt. Sie irrt sich jedoch in der Adresse und erschießt statt dessen eine Frau, deren zwei Kinder und die Oma.

Die Begründung der vierfachen Bluttat, welche die hochschwangere, junge Mörderin lieferte: Ich wollte doch nur, dass mein Baby einen Daddy hat!

Sie wollte das, wovon alle richtigen, kleinen Frauen träumen - eine richtige kleine Familie!

Sieh an, soweit greift die patriarchöse Gehirnwäsche schon, dass frau mordet um den Traum von der Kleinfamilie in ihrem Leben zu schützen und zu realisieren. Aber das kennen wir ja! Egal ob Fiktion oder Realität, dieses abstruse Gedankengut von der „richtigen kleinen Familie“ ist so gründlich etabliert, dass scheinbar keineR mehr daran Anstoß nimmt. Einige der Lieblingssätze der Drehbuchautoren in Spielfilmen und Serien sind daher auch inzwischen: „...dann sind wir eine richtige kleine Familie!“ oder „...ich wollte doch nur, dass wir eine richtige Familie sind“.

Eine richtige Familie: Vater – Mutter – Kind! Das Bollwerk gegen den Rest der Welt, um das jede moderne Frau mit allen Mitteln zu kämpfen hat, auch wenn es der Schwester nebenan das Leben kosteten sollte.

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6 Kommentare:

birgit hat gesagt…

alltäglich habe ich damit zu tun was daraus entsteht wenn wir jetzt endliche eine kleine familie sind
mit geldsorgen hartz4 schulproblemen eingetrockneten träumen enttäuschungen die nicht positiv genutzt werden können
wenn sie sich nicht gänzlich morden morden sie doch die seelen der menschen um sie herum
sorry die letzte woche hat mich so erschöpft und schnee und eis lassen mich erstarren
ich hoffe auf tauwetter und vorfrühlingshaft gute laune
lg birgit
ps ich hatte nicht gedacht dass tintenherz so ist - will ichs dann noch lesen... mal sehen

Stephanie hat gesagt…

... hast du beruflich oder privat damit zu tun?

Ja das mit dem Tintenherz ist vielleicht auch nur meine ganz persönliche Enttäuschung, aber ich lese Bücher schon lange nicht mehr mit dem konventionellen Blick. Ich "scanne" nach weiblichen Figuren, in welchen Zusammenhängen sie auftreten und wieviel lebendiges Selbstverständnis ihnen zu gestanden wird!
An dieser Stelle werde ich meist enttäuscht...
Stephanie

birgit hat gesagt…

ich arbeite im jugendamt beim allgemeinen sozialen dienst von berufs wegen schuldig wenn was schiefgeht
...wo waren denn die vom jugendamt...
entweder obrigkeitsstaatlich die armen bürger belästigend oder wie immer unfähig / zu spät
die die immer beschimpft werden
ohne geld ohne perspektiven nur dazu da pflaster auf katastrophale wunden zu kleben
manche menschen freuen sich mich zu sehen trauern mir nach bei einem wechsel
andere finden mich zum kotzen
verständlich wenn ich ihnen die kinder wegnehme
was ich höchst selten tue mangels sinnvoller alternativen
manchmal / ach naja öfter macht die arbeit richtig spass :)))
aber die letzten wochen sind purer stress *seufz*

Stephanie hat gesagt…

... ja "die vom Jugendamt" bekommen bestimmt so manchesmal eine drüber ;-)
ich finde es traurig, dass es in unserer Gesellschaft scheinbar ohne solche Instizutionen nicht mehr geht.
Mangelde Mütterkompetenz oder zerstörerische Lebensbedingungen?

birgit hat gesagt…

mangelnde mütterkompetenz DURCH zerstörerische lebensbedingungen
es klingt paradox weil in kriegszeiten die mütterkompetenz hoch war
jetzt haben wir frieden gemessen an anderen einen zumindest abgesicherten lebensstandard
und dann so etwas

gerade in letzter zeit denke ich viel darüber nach ob nicht viel der gut gemeinten pädagogik so viel zerstört hat

wir nehmen dir dein kind ab weil wir wissen besser wie es gefördert werden muss
dadurch entsteht distanz die in der nächsten generation zu unvermögen führt
die ganze kindeswohldebatte führt dazu dass das kindeswohl völlig aus dem blickfeld gerät
erziehung wird so kompliziert dass keiner mehr mit kindern umgeht
aus angst etwas falsch zu machen wird alles laufen gelassen
die kinder sind im luftleeren raum
kennen keine regeln keine grenzen und werden mit 12! zwölf aus der schule katapultiert und haben sich ihren lebensweg wenn nicht vollständig dann doch für eine lange zeit verbaut
und alles was vorbeugend greifen könnte wurde eingespart
dafür zahl ich dann immer häufiger 250 - 300 € pro tag für einen heimplatz
also ich ja nicht :)))
die stadt und somit wir alle mit unseren steuern
ach je ich bin gerade wieder zurück aus der kinder- und jugendpsychiatrie und sehr gefrustet
wünsch dir einen schönen montag
wir fahren jetzt zu ikea
den kindern einen tisch kaufen
also meinen unsren :)))
lg birgit

Stephanie hat gesagt…

Da hast du recht, wenn du diese Kombination als Problem anführst.
Die Art und Weise wie der Gesetzgeber aber auch die öffentliche Meinung, heute heißt das ja Mainstream, mit Müttern und Kindern verfährt, ist manchmal wirklich absurd.

Nun die Bedingungen, die Voraussetzungen in Kriegszeiten lassen sich in vieler Hinsicht mit dem Heute nicht vergleichen - da waren Frauen nämlich mehr unter sich!

Die Männer zogen in den Krieg und mit anderen Frauen, besonders Mutter, Tanten und Schwestern, wurde das Leben geteilt und bewältigt - es wurde natürlicher und intuitiver gehandelt, oft auch aus einer Not heraus!

Mütter heute sind um Anpassung bemüht und haben hundert Institutionen um sich, die ihnen eher die Kompetenz absprechen, als sie zu unterstützen - jeder (Mann) weiß es besser - die eigenen Mütter sind selten mit im Boot...