26 März 2011

Die mutterlose Frau

Nachdem ich mich zwischen Kommentaren bei Bronski und ähnlichen Seiten herumgetrieben habe, kämpfe ich nun mit einem, durch patriarchöse Ausdünstungen verursachten Brechreiz und sehne mich nach so etwas wie einer Frauenhütte...

Es ist chic in öffentlichen Diskussionen und anerkannten Medien die Frau als gleichberechtigte Frontfrau und Mitkämpferin darzustellen (nicht anzuerkennen, das ist noch mal etwas anderes) und sie auf den, erst kürzlich gegossenen, Sockel der partnerschaftsbewussten Berufstätigen mit eventuellem Kinderwunsch zu heben. Wobei der Kinderwunsch nicht unbedingt realisiert werden muss.

Die heutige Frau ist scheinbar nie eine Tochter (was ist das?) gewesen, sondern gleich zum Wahlsohn avancierte. Und wenn sie nicht selbst Mutter wird, sondern sich in der gehobenen Arbeitswelt gut etabliert hat, reiht sie sich sozusagen fast nahtlos in das Jagdkollektiv der „einsamen Jäger“ ein. In dem Fall schließen sich die Begriffe einsam und Kollektiv nicht aus, denn jede männliche Vereinigung, auch oder besonders, unsere Arbeitswelt, besteht aus Verbänden einsamer, potentieller Konkurrenten, die ihr WettbewerbsGen ausleben. Und ich frage mich immer wieder, welche merkwürdige Lebensgrundlage macht Frauen zu deren Mitkonkurrenten?

Die Frau in der Gesellschaft definiert sich nicht als Tochter ihrer Mutter und sieht sich nicht unbedingt zu den reduktionistischen Müttern gehörig. Nicht nur, dass der Mutterbegriff mit alten Etiketten beklebt, am liebsten im Genderuniversum eliminiert würde, ist auch die, dem Feminismus geschuldete Idee, dass die Frau sozusagen durch gelebte Mutterschaft ihr Frausein verrät, immer noch nicht aus der Vorstellungswelt so mancher aufgeklärten Frau verschwunden. 

Ob in den Medien, Fernsehdokus, so manchem Spielfilmen oder nur in einer Diskussion in der Frauengruppe, die Frau, wenn sie denn als Teilnehmerin des gesellschaftlichen oder politischen Lebens wahrgenommen wird, bewegt sichvor allem als Partnerin des Mannes durch ihr Dasein. Und irgendwie gibt es in der Wahrnehmung dieser Frauenexistenzen quasi keine Schwestern, Töchter, Mütter und schon gar keine Großmütter. 
Athene, die männliche Kopfgeburt lässt grüßen...

3 Kommentare:

allyss-inwonderland hat gesagt…

Tja, so habe ich das bisher noch nie gesehen! Da habe ich jetzt was zum
Nachdenken.
Vielen Dank für diesen Denkanstoß!!
Ich werde ihn auch noch in meine Freundeskreise weiterreichen. Mal sehen, was passiert!
LG
allyss-inwonderland

birgit hat gesagt…

tochter meiner mutter
die mich so verraten hat
die zu ihrem mann stand als er mich beschimpfte
nein
nur mutter sein bedeutete für mich
und das bedeutet es heute auch noch in weiten teilen
abhängig vom mann
und das wollte ich nie sein
also ging ich arbeiten und bekam kinder
mit den bekannten folgen
ich kann noch mich glücklich preisen wie sich die kinder trotzdem entwickelt haben
schwestern erlebe ich um mich herum als hyänen
der rest der familie jeweils verständnislos bis feindlich
ich versuche vorsichtig andere lebensentwürfe einzubringen und bestärke die frauen die sich mit mutter und schwestern und tanten verbünden können

wenn ich keine vorstellung von einer möglichen anderen lebensform habe bleibt mir zur wahrung meiner selbständigkeit im patriarchat vermeintlich nur mitzuspielen
allerdings vermeintlich denn irgendwann ereilt mich die erkenntnis dass ich nur begrenzt mitspielen darf und dann rausgekickt werde

Stephanie hat gesagt…

@ allyss-inwonderland
...das freut mich, dass der Text dich erreicht hat. Es ist für wahr kein einfaches Thema und auch für mich hat das Nachdenken noch lange kein Ende
ich grüße dich herzlich
Stephanie




Liebe Birgit
dieses vielschichtige Thema "Mutter" wird mich vermutlich auch noch lange beschäftigen, denn eigentlich ist es das zentrale Thema unserer Zeit...

...deine Bemühungen, darf ich sagen, im matriarchalen Sinne, sind so wichtig, auch wenn sie wahrscheinlich noch nicht genug anerkannt werden.Wir Frauen mit den weniger guten eigenen Muttererfahrungen können und müssen es anders machen. Gehen wir einfach weg, spielen wir auf einer andere Wiese und bestimmen die Regeln... so sei es!
ganz liebe Grüße
Stephanie
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