09 Mai 2011

Familie – ein Klassiker

... wenn wir bedenken, dass der Begriff der Familie hergeleitet wird aus lateinischer Antike, ist die Bezeichnung Klassiker angemessen. Wie bereits schon mehrfach ausführt, ist „Familie“ der Herrschaftsbereich eines Mannes und in diesem sind ihm einst Weib und Kind und Sklaven oder Gesinde untergeordnet, er hatte sie zu ernähren, zu beschützen und konnte alles von ihnen verlangen, sie gehörten ihm. Je nach Gesetzeslage war er auch Herr über Leben und Tod. Ob er mit Willkür, Großmut oder Weitsicht seine Familie regierte, konnte der Patriarch nach Tagesform entscheiden. Wobei die offizielle Gattin aus gutem Haus gewisse Freiheiten besaß. Gehörte sie jedoch einer altrömischen Kaiserfamilie an, konnte sie bei mangelndem Wohlverhalten auch schon mal auf einer kleinen Insel in der Verbannung landen.

Natürlich war nicht jeder Mann bedeutend in der Gesellschaft und gehörte dem Adel an, war Kauf- oder Staatsmann, verfügte über eine klassische Bildung und konnte auf, von den Vätern, ererbte Traditionen und Sesterzen zurückgreifen. Es dauerte fast bis in unsere aktuelle Zeit bis aus jedem Mann ein potentieller Patriarch wurde. Inzwischen wird diese Idee bereits wieder umfassend demontiert. Aus Patriarch soll Partner werden.

Heutzutage wird die von persönlicher, patriarchaler Unterdrückung befreite Familie als Grundlage der Gesellschaft angesehen und Frauen möchten gern eine Familie. Dass sie bereits zu einer gehören, wird nicht nur als irrelevant gekänzelt, sondern es wird darüber hinaus erwartet, sich aus der Herkunftskonstellation zu befreien. Eine neue gesellschaftliche Tradition legt den einzelnen Gesellschaftsteilnehmer nahe, sich der bestehenden Bindungen zu entledigen, wie beim Häuten einer Schlange.

Frauen lösen sich freiwillig aus der Herkunftsfamilie und gehen, wie der Mann, auf die Suche nach einem Lebensgefährten. Es gehört zum Wesen des (weiblichen) Menschen in einer Gemeinschaft von Angehörigen zu leben. Unsere Kultur hat inzwischen das Phänomen hervorgebracht, die Kombination von möglicher Zugehörigkeit auf einen Mann und eine Frau unterschiedlicher Herkunft zu beschränken. 


Mit einer Bereitschaftserklärung, die nicht einmal mehr gesetzlichen Charakter annehmen muss, tun sich also zwei erwachsene Personen zusammen, um den eigenen Herkunftsfamilienverhältnissen zu entgehen und selbst eine (neue) Familie zu gründen, was in dem (Ideal)Fall heißt, gemeinsam gemeinsame Kinder aufziehen. Jedoch ohne den weiterführenden Ehrgeiz zu entwickeln die Verbindung zu Kindeskindern und anderen möglichen Anverwandten zu intensivieren oder als selbstverständlich anzusehen, wie es eigentlich der Spezies Mensch zu eigen ist.

Die Welt wird also im Sinne der Kleinfamilienideologie von kleinen und kleinsten Einheiten überschwemmt, die sich Familien nennen. Die ursprüngliche (Familien)Intention ist dabei weder sichtbar noch erforderlich, nämlich einem Herrn zugehörig zu sein, der dem Ganzen vorsteht.

Die moderne Frau verzichtet natürlich gern auf einen Herrn und sucht sich einen Partner, auf Augenhöhe, im Sinne der heutigen Gleichberechtigung. Die Fixierung auf das Paar, als alleinige grundsätzliche Lebensführung in unserer Gesellschaft, ist der (kapitalistischen) Wirtschaft geschuldet, je kleiner und flexibler die als Familie bezeichneten Einheiten sind, desto besser für den Arbeitsmarkt. Eine matriarchale Konsensgemeinschaft hat, so wie die Dinge liegen und es der, uns heilige Mainstream verkündet, zur Zeit einfach keine Chance.

Und so bleibt uns eben nur der (neue) Klassiker – ein Paar mit Kinder, eingebettet in das neue Ideal einer weitverzweigte Patchworkfamilie, die auf Grund moderner Kommunikation und Transportmittel, die Illusion einer Sippengemeinschaft am Leben erhalten kann.

.

Keine Kommentare: