15 November 2011

Worthülsen, Engel und Mütter

Worthülsen, so finde ich ist ein interessanter Begriff - inflationsartig angewendete Bezeichnung eines mainstreamigen Begriffs, der allen bekannt ist und unter dem sich doch jeder etwas anderes vorstellt...

...nun kenne ich derer ja viele: Liebe, Esoterik, Freiheit, Glauben, Frieden, vielleicht auch Patriarchat und Matriarchat! Es sind Worte, die wie Schlagzeilen im Raum stehen und jede weiß was sie bedeuten und hat doch deutlich andere Emotionen als die Nachbarsfrau bei jedem der Begriffe.

Das Problem kennen wir von allen abstrakten Begriffen, Worte die einen Zustand ausdrücken, der von allen völlig verschieden wahrgenommen wird. Um so größer ist dann unsere Freude, wenn wir mit anderen eine Übereinstimmung bestimmter Gefühlslagen feststellen. Ein abstrakter, ein ideeller Begriff, ist immer auch einer gewissen persönlichen Beurteilung unterworfen, im Gegensatz zu den konkreten Gegenständen oder den körperlich fühl- und sichtbaren Seinszuständen.

Als die Sängerin Nicole bei einem weit zurückliegenden Grand Prix über ein „bisschen Frieden“ sang, wurden Stimmen laut, die das „bisschen“ monierten – das gäbe es nicht: ein bisschen Frieden, ebenso wenig, wie ein bisschen Schwanger.

Ich bin war nicht der Meinung, denn Schwanger sein ist ein ganz konkreter biologischer Seinszustand, welcher allerdings von den Nicht-Betroffenen nur mit gefühlt, aber nicht erlebt werden kann. Wo hingegen Frieden, wie gesagt ein abstrakter Begriff ist, der an bestimmte äußerliche Bedingungen und eine jeweils empfundene Gefühlslage gebunden ist. Was ich beispielsweise unter Frieden verstehe, ist mehr als nur das maskuline Verständnis: zur Zeit laufen keine Kampfhandlungen.Meine Vorstellung von Frieden läuft mehr in Richtung von totaler Idylle. Ich denke, unter Frieden verstehen sehr viele verschiedene Menschen, sehr viel verschiedene Lebensumstände.

Doch gehen wir mal einen Begriff an, der so eine Art Zwischenphänomen bildet – wie Engel. Für die eine, ein durch und durch abstrakter Begriff, fern ab von empirischer Beweisbarkeit und für die andere eine selbstverständliche Existenz, wenn auch wissenschaftlich nicht wirklich nachweisbar, wie immer noch vieles auf der Welt.

Das Pantheon, der nicht materiellen Wesen, das uns Menschen schon immer umgab, gehört auch in unseren modernen Zeiten und vielleicht mehr denn je, zu unserem Leben als ständige Begleiter. Feen, Engel, Teufel, Elfen, Kobolde, Götter, Dämonen, der Osterhase und der Weihnachtsmann. Alle sind anerkannte Mitbewohner unserer Welt und gehören vor allem zum geistigen Kosmos des Menschen, obwohl ich nicht behaupten möchte sie seien irreal – da darf nun mal jede denken was sie will.

Menschenmütter hatten schon immer innige Beziehungen zu den Geistern der Natur und was wir selbst so überaus stark spüren ist nun mal auch eine Realität für uns. Wir können uns daher auch nicht wirklich unser besonderes Empfinden gegenseitig zum Vorwurf machen und auch nicht die guten Absichten, die von anderen Frauen vielleicht nicht so verstanden werden, wie sie gemeint sind. Da stoßen wir oft an die berühmte Sprach- und Definitionsbarriere.

Gerade die Verbundenheit mit der Natur, die von so vielen Frauen gleich oder ähnlich intensiv gefühlt wird, ist ein Muttererbe, eine Weitergabe unserer Ahninnen, eine Menschenkompetenz. 

Ich habe mit dem Begriff Engel auch so meine Probleme, da es sich dabei um ein, von diversen patriarchösen Religionen hoffnungslos vereinnahmtes Wort handelt. Aber ich kann trotzdem mit der gelegentlichen Aussage und Anwendung anderer oder ihren Auseinandersetzungen mit der Idee „Engel“, leben. Meine Mutter glaubte noch, dass mir als Kind ein Schutzengel beistand und ich finde ja, er hat gute Arbeit geleistet. Denn neben dem netten Engelchen, stand mir vor allem meine Mutter zur Seite ...

1 Kommentar:

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Frieden ist für mich Wohlfühlen, was bedeutet, dass auch um mich herum, auch im weitesten Sinne ein Wohlfühlklima vorhanden ist. (Ich wollte erst „herr-scht“ schreibe. Aber ich finde das unpassend).

Engel, sind aus Energie,…..genau wir. Nur in einen anderen Seinszustand, einer anderen Form, auf einer anderen Ebene, die wir wahrnehmen, wenn wir offen sind,…………..und nennen können wir’s wie wir wollen. Jeder nimmt da anders wahr, auch, was die Definition betrifft. Viele halten sich an fertige Definitionen. Andere spüren nach, und haben ihre Eigenen.
Ich bin der Meinung, dass sie sich jedem zeigen, wie Frau/Mann sie sehen möchte, oder am besten versteht.
Liebe Grüße
Rosi