05 Dezember 2011

Kritik am Patriarchat und die Mütterliche Ordnung

Lebendige Mütterwelten Teil III
Kritik am Patriarchat und die Mütterliche Ordnung

Wir leben unbestreitbar im Patriarchat. Das ist die Bezeichnung unseres Gesellschaftssystems, die allgemein anerkannt ist und die in etwa die Herrschaft der Väter bedeutet, bzw. so verstanden wird. Folgen wir der (auch umstrittenen) Argumentation von H. Göttner-Abendroth, welche den Begriff Matriarchat als „am Anfang die Mütter“ übersetzte und die Epoche der Mütterlichen Ordnung demzufolge auch nicht als eine „Mütter-HERRschaft“ definiert, so könnten wir bei der Definition von Patriarchat durchaus in berechtigter Weise sagen: am Anfang die Väter. Was allerdings bedeutet hier Väter, beziehungsweise der Vater?

Die Vaterbezeichnung, die sich heute von dem einstigen Inhalt „Herr“ abgekoppelt hat, existierte nicht, in der sehr langen Zeit vor der Epoche, die wir Patriarchat nennen. Der (patriarchale) Vater (als Benennung aber auch als Begriff), so wie wir ihn heute verstehen, ist eine Mischung aus (Er)Zeuger und immer noch als "Herr" über jene, die unter ihm angeordnet sind. Die versorgende Vaterfigur (als Herr und Vorstand der, ihm untergebenen Familie) ist mit dem monotheistischen Gottesbild verknüpft und der fürsorgende Vater ist eine Erscheinung der Moderne.

Wenn wir die heute so selbstverständliche „soziale Vaterschaft“ in die Vergangenheit projizieren, landen wir bei den Mutterbrüder. Irgend einem Kind war der in die mütterliche Sippe eingebundene Bruder auch „Vater“ und versorgte in der Zugewandtheit zu den Kindern seiner Schwestern somit anderer Brüder Kinder. Mit seiner Schwester Kinder war er jedoch mehr blutsverwandt, als mit dem Kind an dessen Entstehung er beteiligt war. Diese Anschauung einer matrilineare und direkte Verbundenheit ist uns heute völlig fremd geworden. Wir haben uns so an die totale Herrenmacht über das Kind und das Prinzip des Verursachers gewöhnt, dass wir eine Vorstellung wie: Kinder fallen unter die Verantwortung der ganzen Sippe, egal welches Spermium daran beteiligt war, einfach nicht zulassen können.

Wenn heute an allen möglichen Eckpunkten der Gesellschaft Patriarchatskritik betrieben wird, so kommen wir auch um die kritische Betrachtung des grundsätzlichen Vateraspektes nicht herum. Frau kann diese Art der Kritik über die eigene Befindlichkeiten formulieren oder aber einen Schritt zurück zu treten und die gesellschaftliche Dimension zu betrachten, um darin die allgemeingültigen, patriarchalen Muster zu erkennen und uns davon abzuwenden.  

Was uns (und mit "uns" meine ich sowohl die einzelne, bewusst lebende, Mensch ebenso, wie die amorphe Masse der Gesellschaft) jedoch nicht der Mühe enthebt, das wirkliche, das menschliche soziale Näheverhalten als zukünftige Bewohnerinnen eines matrivivialen Daseins erst wieder zu lernen. Und das wäre so ziemlich das Gegenteil von dem, was wir heute so gewohnt sind.
  • Selber selbstverständlich für die Angehörigengemeinschaft ganz präsent zu sein, so dass sich unsere Angehörigen auch entspannt auf unsere Anwesenheit verlassen können.
  • Nähe ertragen, ohne die patriarchösen Vorurteile ständig abzurufen, welche uns einreden, dass unsere nächsten Angehörigen uns am eignen Leben hindern.
  • Unsere anverwandten Person nicht aus den Augen und dem Umkreis verlieren und nicht vom zufälligen Liebespartner die Leistungen verlangen, für die eigentlich eine Sippe zuständig wäre.
  • Menschliche Geborgenheit erfahren und annehmen - also schützende und vertrauensvolle Nähe, eine (nicht permanent sexualisierte) natürliche Intimität und unbedingte Verlässlichkeit im Alltag wie auch bei außergewöhnlichen Vorkommnissen 
  • Ein deutliches Bekenntnis zur Mutter ablegen. Matrilineare Angehörigkeit als selbstverständlich begreifen. Den Begriff der Eltern wieder auf alle angehörenden Älteren umdeuten und die Herkunftssippe als mütterlich-weiblich sehen.
Ein solches bewusstes Leben zu führen, bedeutet auch im Sinne einer natürlichen Mütterlichen Ordnung, einen eigenen Kodex zu leben. Was nützen einer Frau all ihre Künste, wenn sie diese nicht zum Wohle und Nutzen ihrer Angehörigen anwenden kann. Wir leben und wirken nun mal nicht allein.Unser menschliches Dasein macht nur in der Gemeinschaft einen Sinn. Sicher kann Mensch auch als Eremit im Wald oder als bindungsloser Single in der City leben. Doch auch der einsamste Mensch stammt ursprünglich aus einer Menschengemeinschaft und das ist nicht das Gleiche, wie die anonyme Gesellschaft, die als diffuse Normatierung unseren Alltag beherrscht. Die auf die Gemeinschaft der Angehörigen bezogene gegenseitige Versorgung bringt einerseits emotionale Zuwendung hervor, andererseits festigt diese Zuwendung und Fürsorge die Gemeinschaft. Es ist diese Wechselwirkung, welche die menschliche Mütterlichkeit, als ein Ausdruck von Lebensorientierung und -intelligenz zu der menschlichen Kompetenz überhaupt machte. 

3 Kommentare:

birgit hat gesagt…

ich hab es natürlich schon ein paarmal gelesen und bisher nur nicht kommentiert weil ich nur
"ja seh ich auch so"
drunter schreiben kann
bisschen wenig aber eh hier weiter 0 kommentare steht und es so aussieht als liest hier keine...
also
ja seh ich auch so und ich bemühe mich nur leider ist bei mir nur wenig mutterfamilie vorhanden
aber ich trage die nachricht in die welt
meine hier
nicht sehr groß aber wer weiss
giggle
lg birgit

Faye hat gesagt…

liebe stephanie,

neben deinen inhaltlichen "perlen" gefällt mir deine liebevolle sprache sehr, in der du sooo wichtiges in die alltägliche wirklichkeit transportierst, auf dass es sich dort entfalten möge!
man spürt förmlich, dass du aus dir selber sprichst, dass du lebst was du sagst, eben authentisch bist!

es war schön, hier zu gast gewesen zu sein, ich werde wiederkommen!

liebe grüße - faye (von "gaia mutter erde")

GG hat gesagt…

Solange Frauen die Aufnahme in früher Männern vorbehaltene militärische Kampfverbände für Emanzipation halten, solange ist das Patriarchat sogar eher dabei, sich weiter zu verfestigen. Die "Müttergesellschaft" war eine hierarchie- und gewaltfreie Veranstaltung.