13 März 2012

Rose oder Mimose?

Was macht eigentlich uns Frauen, besonders untereinander, so empfindlich - so verletzlich, so mimosisch?

Seit Generationen sind Frauen es gewohnt für jedes Unglück dieses Daseins die Schuld zugewiesen zu bekommen. Und wenn sich eine damit arrangieren muss permanente Ungerechtigkeit am eigenen Leib zu erfahren, eigens für sie erfundene Sünde zu vermeiden und latent für das Böse in der Welt die Verantwortung zu tragen, dann hat Sie weder Zeit noch Kapazität, sich um sich selbst zu kümmern. Dann fehlen meist die Kraft und der Drang diesen infamen Unterstellungen Einhalt zu gebieten. Was hatte durch die letzten Jahrhunderte hindurch eine einzelne, auf sich zurückgeworfene, Frau einem Gott und seinen eifernden Vertretern auf Erden schon entgegenzusetzen? Wo doch der Ungehorsam einer Eva das Paradies verspielte, das wollüstige Fleisch der Frau, die Sinne der Männer verwirrt oder ihre jugendliche Zartheit und Anmut ihn zu gieriger Unbedachtheit anstachelt?

Die Frau löste Kriege aus – alle haben wir seit unserer Kindheit davon gehört - als Helena von Paris entführt wurde, zogen tausende kampfbereite, unter Waffen stehende Männer in die Schlacht und metzelten sich gegenseitig nieder und nur eines einzigen vermaledeiten, wenn auch überaus schönen, Weibes wegen. Die Geschichte und die Legenden sind voll von verworfenen Frauen, die nur, weil sie existierten, Männer ins Unglück stürzten. Sie halten mit ihren Reizen den Mann von seinem Gott fern, reißen ihn aus seinen geistigen Höhenflügen, beschneiden seinen Freiheitsdrang und holen ihn auf den Boden der Tatsachen zurück, wenn die Kinder hungern.

Noch heute haben Männer das Bedürfnis sich vor der Frau zu schützen und
sperren sie in Häuser ein, verhüllen sie von Kopf bis Fuß oder ersinnen raffinierte Regelungen, welche die Frau wie Jack in the box auftauchen und wieder verschwinden lässt. Der Mann dosiert die Frau in seinem Privatleben oder in der Gesellschaft, so wie er sie erträgt. Egal, ob es dabei um die eine oder andere Politikerin, das nächste Topmodel oder die Frau an seiner Seite geht. Trotz tönender Genderparolen soll, auch in unserer modernen Gesellschaft, die Frau eigentlich ein, ihm immer zur Verfügung stehendes Kontingent bleiben - ohne Eigenmacht, ohne ein Mütterbewusstsein und am liebsten auch ohne wirkliches Selbstwertgefühl.

In jüngeren Jahren stand ich zeitweise unter dem Eindruck, mich auf einem Minenfeld zu tummeln. Egal wie kontinuierlich und wie angepasst ich mich durch meinen Alltag bewegte, irgendwas ging immer hoch. Die tausend Ansprüche aller anderen -
kulturelle, traditionelle, politische und sonstige aktuelle gesellschaftliche Vorgaben hielten mich in Atem. Das trainierte mir ein gewisse Hab-Acht-Haltung an und das Vertrauen in das Wohlwollen meiner Mitmenschen eher ab.

Diese leichte Paranoia ist auch überall zu spüren, wo Frauen untereinander sind und ihre übliche Deckung aufgeben. Und da ist dann die Enttäuschung um so größer, wenn wir feststellen müssen, dass die Frau neben mir auch nur ein Mensch ist. Auch wenn ich es wünschte, sie kann mir doch nicht wirklich die, nie erlebte, selbstlose Mutter von der wir alle träumen, ersetzen. Einerseits weil es die eigentlich nicht gibt und wir sie andererseits immer an der falschen Stelle suchen. Zum einen sind wir (Frauen) nämlich selbst diese Mutter und manchmal schon Großmutter, die anderen, jüngeren, die Fragen beantworten sollten, zum anderen finden wir höchst selten die Geborgenheit, die ein Mensch in jedem Alter braucht, in einer einzelnen anderen, womöglich noch fremden, Person.

Wenn Frauen sich im Gespräch begegnen, ist Vorsicht angesagt. Frauen sind es gewohnt verletzt zu werden, aber nehmen dieses kaum zum Anlass, dabei in die Konfrontation zu gehen. Das hat einerseits was mit dem urnatürlichen, weiblichen „die Gemeinschaft erhalten - Gen“ zu tun und andererseits damit, dass sie seit Kindertagen verinnerlicht haben, bei Aufmüpfigkeit mit Sanktionen zu rechnen.

Trotzdem erwarten
Frauen von anderen Frauen Solidarität und Zugewandtheit und das mit Recht. Umso größer der Schmerz, wenn die anderen Frauen nicht begreifen wollen oder können, wie sehr wir sie wirklich brauchen, wie sehr wir uns alle gegenseitig brauchen.

Der Frust, der über uns zusammenschlägt, wenn wir uns wieder einmal missverstanden fühlen und unser Vertrauensvorschuss ins Leere gelaufen ist, lässt uns dann, sich angefressen zurück ziehen oder schnell mal verbal zurückschlagen. Und da ist
sofort selbstredend für alle klar – Stutenbissigkeit und Zickenkrieg - Frauen können nicht wirklich miteinander! Sie können eben höchstens Freindinnen* sein und das Schwesterliche untereinander ist eine Illusion. Wohl der armen Betroffenen, die zu Hause einen verständnisvollen Partner hat, in dessen Arm sie sich ausweinen kann.

Dabei ist das weiblich - achtsame und ernsthafte Verständnis gar nicht so schwer zu finden. Wir bringen das mangelnde Wohlwollen und die Nachsicht von Frauen für Frauen einfach selbst auf. Denn wir sind alle schon groß und verfügen über genügend Realitätssinn, uns unserem Alter entsprechend, in der Welt zu positionieren. Ich bin Großmutter und liebe es anderen Großmüttern auf Augenhöhe zu begegnen. Dagegen ist meine Geduld mit erwachsenen Frauen, die sich an ihr Tochtersein klammern eher endlich. Was die lieben Kindeskinder natürlich nicht betrifft. Die Betonung liegt auf Kinder! 





(*niedliche Mischung aus Freundin und Feindin)



2 Kommentare:

Irka hat gesagt…

Finde ich einen total wichtigen Text von dir, liebe Stephanie. Und ich denke, du bringst es auch den Punkt. :)

Liebe Grüße von irka

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Leider immer noch all' zu wahr!
Und viel zu of nicht erkannt,....auch nicht von den Frauen selbst.
Genau, die "Hab Acht Haltung"....ich bekomm' sie auch nicht raus.....arbeite beständig dran! Ich hoffe, es gelingt mir noch, bis....na ja,....Du weißt schon.

Einfach nur JA zu Deinem Text!!!
Sei lieb gegrüßt
Rosi