19 August 2012

Ins Kino gehen

... vor fünfundfünfzig Jahren – einmal die Woche kam der Kinowagen in unserer Dorf. 
Für mich war das der Höhepunkt schlechthin, wenn ich im abgedunkelten Raum auf den harten Stühlen sitzen konnte und mich in die mir bisher unbekannten Welten entführen ließ. Nachmittags gab es eine Kindervorstellung und am Abend wurden die Filme für die Erwachsenen gezeigt.

Jedenfalls hatte das Kinoprogramm für uns jüngere Nachmittagsguckern auch einiges zu bieten. Was habe ich mir nicht alles angesehen! Habe ich überhaupt je eine Vorstellung ausgelassen? Da gab es nicht etwa bloß bunte Zeichentrickfilme wie „Das bucklige Pferdchen“ oder die netten ruckartigen Puppenanimationen in denen „Frau Holle“ ihre Betten schütteln ließ. Für die Dorfjugend ab sechs Jahre wurden an den Nachmittagen auch handfeste Spielfilme gezeigt. 

Und so sorgte ich natürlich dafür, dass an dem Tag die Hausaufgaben rechtzeitig fertig und die Kaninchen versorgt waren und dass das Kinogeld bereit lag – was war das damals – fünfzig Pfennig? Oh ja, auch ich war weiland recht empfänglich für die großen Gefühle auf der Leinwand – Herzschmerz, Gefahr, Leidenschaft, Heldenmut, Liebe, Happyend. Ich erinnere mich, wie mich Tage-, nein Wochenlang, das tragische Schicksal von Puschkin oder Kotschubej beschäftigt hat. Und natürlich das des Graf von Monte Christo in zwei Teilen - mit Jean Marais. Zum Glück wurden uns nicht nur russische Spielfilme gezeigt. 

 

2 Kommentare:

birgit hat gesagt…

wir hatten schon alte kinos in der stadt
eines mit wasserspielen am anfang
yeah und ich sah herzschmerz
ich denke so oft an piroschka
quax der bruchpilot
und dann die karl may filme
eigentlich gehe ich gern ins kino
und tus viel zu selten
liegt etwas daran dass die große leinwand noch schneller zu unstillbaren tränenausbrüchen führt...

Stephanie hat gesagt…


Hallo birgit...
ins richtige Kino nach Erfurt kam ich erst als schon etwas älter war... (ich war ein recht behütetes Töchterlein) und irgendwann gab es auch schwarz-weiße Fernsehabende bei einer Freundin meiner Mutter... da wurde gnadenlos alles angesehen was so kam...
das bunte Kino mochte ich natürlich lieber...