08 April 2014

Stichwort: Großmutterhypothese

aus einem Kommentar:

... es ist ein wirklich interessanter Ansatz, sich auch die Tierwelt bezüglich des Alters anzusehen... das Gen der Langlebigkeit hat jedenfalls nicht erst die Spezies Mensch entwickelt, wie wir wissen. Das einzelne langlebige Wesen profitiert somit von diesem arterhaltenden Vorteil und der biologische Sinn des Lebens ist sein eigener Erhalt.
Einmal in Gang gesetzt, ist Leben ein Selbstläufer und der Sinn seines Daseins ist sein Fortbestehen.
Die (menschliche) Art zu erhalten baut auf vielen Strategien auf. Entscheidend in der Menschen-Evolution war imho die Gruppe, bestehend aus konsanguinen Angehörigen, welche die mobile Schutzsphäre für den Nachwuchs bildete. 
In diesem natürlichen Grundkonzept findet auch die sogenannte Großmutterhypothese ihren Platz. Sie besagt, dass die, über die Menopause hinaus, länger lebende Frau eine entscheidende, die Art(erhaltung) fördernde Funktion innehatte und deutet damit das eben genannte, grundlegende, gruppenkollektive Fürsorgeverständnis an.
Das wird, meiner Meinung nach, immer noch nicht genug herausgestellt, dass die Großmutter (auch als Synonym für den Anteil der Älteren in einer Gemeinschaft) ein wesentliches Regulativ der (Menschen)Gemeinschaft ausmacht und das menschliche Dasein bereichert.
Auch andere Spezies sind je nach sozialer Organisation, auf das Erinnerungspotential der älteren und somit erfahreneren Teammitglieder angewiesen. Irgendwo habe ich gelesen, dass es beispielsweise für die heute existierenden Elefantenherden ein großes Problem darstellt, dass es kaum noch richtig alte Elefantenkühe gibt. 
Diese unersetzlichen Trägerinnen des Erfahrungsgedächtnisses, das sich über viele Jahrzehnte erstreckt und klimatische und jahreszeitliche Abläufe, verschiedene Gefahrensituationen sowie das basale optimale Elefantenleben gespeichert hat, zeigen ihren Nachkommen wie es geht, ein zufriedener Elefant zu sein und ebenfalls sehr alt zu werden. Und nur so zur Erinnerung - ein alter Elefantenbulle unterrichtet die Kleinen jedenfalls nicht, im Gegenteil sie werden von ihm ferngehalten.
Auch unser frühes menschliches Zusammenleben, die mütterlich und geschwisterlich geprägte Lebensgemeinschaft in der matrilinearen Gruppe bzw. Sippe, stellte nicht nur die Schutzsphäre für den Nachwuchs, sondern beschützte auch das wissende Potential der Gruppe, das durch die alten Mütter repräsentiert und getragen wird.
Wenn in generationsübergreifenden Lebensgemeinschaften keine älteren Frauen mehr den aktiven Alltag beleben, weiß vielleicht eines Tages keiner mehr, wie Menschlichkeit wirklich funktioniert. 


2 Kommentare:

birgit hat gesagt…

das ist nun schon knapp davor oder vielleicht auch schon drüber mit dem fehlen der menschlichkeit

Stephanie hat gesagt…


... ja das fürchte ich auch oft, aber ich bin dann doch lieber hoffnungslos optimistisch, wenn es um die Einsicht in die Notwendigkeit geht, sich generationsübergreifenden Lebensgemeinschaften zuzuwenden...