... eine meiner Töchter ist beruflich
bedingt viel und oft auch lange auf Autobahn und Straße unterwegs
und dann ruft sie mich an... da kann es schon mal passieren, dass
wir ein bis drei Stunden telefonieren. Dann quellen die Neuigkeiten
über - es wird an das letzte abgebrochene Gespräch angeknüpft und
die aktuellen Ereignisse thematisiert, das Tun und Treiben und das
Wohl und Wehe der Kinder kommentiert und die persönliche Seelenlage
durchdrungen. Es ist selten, dass die Themen knapp werden.
Ich mache es mir derweil mit einem
Käffchen gemütlich, surfe nebenbei im Internet oder krame in meiner
Küche - schließlich haben Frauen ja das angebliche Multitasking -
Gen. Und es geht auch ohne Headset, die Lautsprecherfunktion des
Festnetzhörers tut es auch. Die intensive Unterhaltung läuft
nebenbei. Würden wir beide zusammen in einem Raum oder in ihrem Auto
sitzen, würden wir uns ja auch unterhalten.
Das miteinander Sprechen, sich zuhören,
gemeinsam lachen oder sich auch einmal trösten, ist eine essentielle
Wohltat, die sich Frauen schon immer gegenseitig angedeihen ließen.
Das Selbstverständnis artgerecht sinnlicher, weil kommunikativer Nähe ist
heute prinzipiell selten geworden. Schon von Kindheit an gibt es
genügend Übungsstrecken in denen wir diverse, nicht artgerechte,
Verhaltensweisen lernen, wie still zu sitzen und zu sein und uns
statt dessen auf diverse fremdbestimmte Forderungen zu konzentrieren.
Morgenkreis im Kindergarten, Mittagstisch, Schulstunden,
Hausaufgaben, Vorlesungen, Arbeiten für den Chef, vor dem Fernseher
hocken ... Mütter allein zu Haus können sich mit ihren Kleinen
„unterhalten“ - ein erwachsener Austausch ist eher selten - da
müssen sie warten bis der Mann nach Hause kommt. Und das „Schatz,
wir müssen mal reden“ hat inzwischen Kultstatus und ist selten ein
gutes Zeichen in einer Beziehung. Der alltägliche, quasi natürliche
verbale Austausch, die angeregte und anregende Unterhaltung, das
(weibliche) miteinander Arbeiten mit begleitender Kommunikation, ist
so gar kein zentrales Anliegen in unserer Kultur...
und so kommt es, dass auch ich weitaus
mehr telefoniere, als von Angesicht zu Angesicht mit meinen
Angehörigen und Freundinnen sprechen. Aber besser telefonieren als
gar kein Kontakt und mit der Enkeltochter im fernen Pittsburgh wird
vorzugsweise geskypt...
...was frau nicht gleich morgens erledigt, kann bis zum Abend im Drange der Ereignisse untergehen... so gab es gestern, trotz aller guten Vorsätze keinen Post....
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