16 Juni 2014

miteinander sprechen


... eine meiner Töchter ist beruflich bedingt viel und oft auch lange auf Autobahn und Straße unterwegs und dann ruft sie mich an... da kann es schon mal passieren, dass wir ein bis drei Stunden telefonieren. Dann quellen die Neuigkeiten über - es wird an das letzte abgebrochene Gespräch angeknüpft und die aktuellen Ereignisse thematisiert, das Tun und Treiben und das Wohl und Wehe der Kinder kommentiert und die persönliche Seelenlage durchdrungen. Es ist selten, dass die Themen knapp werden.

Ich mache es mir derweil mit einem Käffchen gemütlich, surfe nebenbei im Internet oder krame in meiner Küche - schließlich haben Frauen ja das angebliche Multitasking - Gen. Und es geht auch ohne Headset, die Lautsprecherfunktion des Festnetzhörers tut es auch. Die intensive Unterhaltung läuft nebenbei. Würden wir beide zusammen in einem Raum oder in ihrem Auto sitzen, würden wir uns ja auch unterhalten.

Das miteinander Sprechen, sich zuhören, gemeinsam lachen oder sich auch einmal trösten, ist eine essentielle Wohltat, die sich Frauen schon immer gegenseitig angedeihen ließen. Das Selbstverständnis artgerecht sinnlicher, weil kommunikativer Nähe ist heute prinzipiell selten geworden. Schon von Kindheit an gibt es genügend Übungsstrecken in denen wir diverse, nicht artgerechte, Verhaltensweisen lernen, wie still zu sitzen und zu sein und uns statt dessen auf diverse fremdbestimmte Forderungen zu konzentrieren. Morgenkreis im Kindergarten, Mittagstisch, Schulstunden, Hausaufgaben, Vorlesungen, Arbeiten für den Chef, vor dem Fernseher hocken ... Mütter allein zu Haus können sich mit ihren Kleinen „unterhalten“ - ein erwachsener Austausch ist eher selten - da müssen sie warten bis der Mann nach Hause kommt. Und das „Schatz, wir müssen mal reden“ hat inzwischen Kultstatus und ist selten ein gutes Zeichen in einer Beziehung. Der alltägliche, quasi natürliche verbale Austausch, die angeregte und anregende Unterhaltung, das (weibliche) miteinander Arbeiten mit begleitender Kommunikation, ist so gar kein zentrales Anliegen in unserer Kultur...
und so kommt es, dass auch ich weitaus mehr telefoniere, als von Angesicht zu Angesicht mit meinen Angehörigen und Freundinnen sprechen. Aber besser telefonieren als gar kein Kontakt und mit der Enkeltochter im fernen Pittsburgh wird vorzugsweise geskypt...



...was frau nicht gleich morgens erledigt, kann bis zum Abend im Drange der Ereignisse untergehen... so gab es gestern, trotz aller guten Vorsätze keinen Post....

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