Renate, 60 Jahre her –
sie war eine meiner kleinen Freundinnen. Mit ihr spielte ich schon,
noch bevor ich in die Schule kam. Renatchen war ein süßes Ding,
etwa ein Jahr jünger als ich, aber viel lauter und frecher. Ihre Oma
wohnte ganz in unserer Nähe in einem kleinen langgezogenen Haus mit
einem großen Hof und Garten nach hinten raus. Die Oma war eine dünne
drahtige Person mit einer tiefen rauen Stimme, die ohne
Unterlass eine Zigarette nach der anderen rauchte. Renate hielt sich manchmal wochenlang bei ihr auf. Über
Renates Mutter waren per Dorfklatsch wilde Gerüchte im Gange, aber leider schienen
die alle übertrieben, denn eines Tages wohnte meine Freundin wieder
bei ihr in der Stadt. Dann sahen wir uns nur noch in den Ferien und
bald gar nicht mehr...
nur immer auf dem
Hof spielen wurde uns unternehmungslustigen Kleingören schnell langweilig und so verdrückten wir
uns manches mal klammheimlich wenn die Großmutter im Garten
werkelte. Hatten wir uns durch das große grüne, wackelige Tor
geschlichen und die damals stille Dorfstraße überquert, spielten
wir in der langen Kastanienallee, die sich durch das halbe Dorf
zog... im Frühsommer konnten wir Maikäfer fangen, winzige Frösche
in dem sumpfigen Graben hinter den alten Bäumen beobachten und im
Herbst Säckeweise glänzend runde Kastanien sammeln....
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