07 Juli 2014

Zu Hause - Kindheit und weiter gehts...

Kein Kindergarten im Dorf bedeutete für mich, bis zur Schulzeit zu Hause bei Mutti sein. Damals hatte die Koseform 'Mutti' noch nicht diesen Beigeschmack von leichter Peinlichkeit. Heute haben ja, außer Mama, fast alle weiblichen Bezeichnungen einen abwertenden Tenor. Aber meine Mutti war die Beste und ich hielt mich, bis zu dem magischen Moment, da die ersten kleinen Spielkameradinnen in mein Leben traten, immer in ihrer Nähe auf. Das heißt ich wurde den ganzen Tag überall mit hingenommen. Schade, dass ich an die Zeit so wenig aktive Erinnerung habe. 
'Bei Mutti sein' war letztendlich eine kurzweilige Angelegenheit - Haus, Hof, Garten, Feld und Wiese - dazu kamen Highlights wie Waschküche, der Saal oder Scheunen und Ställe.

Bei Mutti sein hieß also nicht, andauernd an ihrem Schürzenzipfel hängen. Mutti trug, wie die meisten Frauen auf dem Dorf bunte Kittelschürzen. An ihre Kleidung darunter kann ich mich nicht mehr erinnern, aber damals trugen Frauen vor allem Röcke und Kleider. So manches der Kleidungsstücke, auch meine, nähte meine Mutter selbst. So ein kleines Röckchen ist ja schnell gemacht und für die Puppe gleich eins mit. Für mich änderte sich die berockte Zeit erst später. Praktische Hosen waren vor den Siebzigern für die erwachsene Durchschnittsfrau fast undenkbar. Aber das ist eine andere Geschichte.


der brave Eindruck auf dem Bild trügt...
Meine Mutter war nirgendwo fest angestellt und hatte daher keine regelmäßigen Arbeitszeiten im Sinne des heutigen Verständnisses. Trotzdem arbeitete sie quasi rund um die Uhr, wie wir das immer noch von Müttern kennen. Mutti hatte noch zu tun als ich abends zu Bett ging und war schon voll zu Gange, wenn ich morgens aufstand. Sie stand dann schon in Kittelschürze und einem im Nacken verknoteten Kopftuch in unserer Küche und rüstete sich für ihr Tagewerk. Meist hatte sie da bereits die Hühner und Kaninchen gefüttert, meinen Kakao gekocht und meinem Vater das Frühstück zubereitet, wenn er da war.

Die Sommer waren toll - da schlüpfte ich morgens nur in ein kurzes Kleidchen und wenn es das Wetter zuließ, lief ich den ganzen Tag barfuß. Doch bevor ich raus durfte, hieß es noch stillhalten - da verpasste mir eine Mutter zwei streng geflochtene, Schleifen verzierte, Zöpfchen - mit der Auflage, dass diese bis zum Abend halten mussten. Ob ich das immer geschafft habe, weiß ich wirklich nicht mehr...

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