30 Juni 2016

jenseits von Gut und Böse...

… ich stellte schon vor Jahrzehnten fest, dass die Kategorien GUT und BÖSE nichts mehr als willkürliche Konstrukte sind und es daher das sogenannte Gute oder das absolute Böse gar nicht geben kann.

Gut und Böse sind Label für Bewertungen, die durch die (patriarchale) Geschichte hinweg stark differieren. Für das allseits akzeptierte und für gut befundene freizügige und selbstbestimmte Verhalten heutiger Frauen, sind ihre Vorfahrinnen vor ein paar Jahrhunderten auf einem Scheiterhaufen gelandet und unsere Steinzeit-Ahninnen, hätten ohne einen aus heutiger Sicht „unmoralischen“ Lebensstil die Art nicht erhalten können. Die menschliche, artgerechte Female Choice lässt sich nicht mit religiösen, also christlichen oder schlimmer noch islamischen Wertvorstellungen leben.

Wir haben gelernt, das Töten von Menschen im Allgemeinen als "böse" anzusehen, aber eben nicht immer. Unter den Verhältnissen des androzentrierten Patrisystems ist die legitimierte Tötung durch Männer, die sich selbst Macht über Leben und Tod erlauben, innerhalb eines bestimmten Kulturverständnisses sogar eine "gute" (Helden)Tat. Den Feind zu töten galt lange als "gut" ... auf beiden Seiten.

Die Auswüchse an zum Teil unvorstellbarer Grausamkeit, die philosophisch eher dem "Bösen" zugeordnet werden, sind letztendlich einem menschlichen und in der Regel männlichen Hirn entsprungen bzw. einer Art männlicher Experimentierfreude, die von den Opfern als bar jeder Humanität empfunden wird. Und da bisher niemand der latenten bis exzessiven Gewalttätigkeit ernsthaft Einhalt gebot und sie statt dessen zu unserem geduldeten Alltagshintergrund gehört, setzt sich diese bis in unsere Zeit fort. So fällt seltsamerweise das tausendfach geduldete Verbrechen gegen die Weiblichkeit, die Beschneidung (FGM - Female Genital Mutilation), also die weibliche Genitalverstümmelung, nicht unter den Begriff BÖSE, sondern wird den Opfern und der Gesellschaft in der sie leben, von den Ideologen der patriarchösen Kultur, als gute Maßnahme verkauft.

Als Kind lernte ich im Zuge der christlichen Ausrichtung die Begriffe "GUT" und "BÖSE" kennen, aber ihr Bedeutungsinhalt war mir, die ich schon kleinerweise auf unlogische Momente reagierte, nie richtig schlüssig. Wie konnte ein "guter" Gott gestatten, dass es so viele Ausnahmen gab, die auch noch damit begründet wurden, dass grausame Taten "gottgefällig" waren? Mir wurde schnell klar, auch GUT ist nicht eine absolute und metaphorische Größe, sondern sehr relativ ... aber sowas von.

GUT ist eine Vorgabe von denen, die gerade das Sagen haben! Und BÖSE ist nicht nur einfach das Gegenteil davon, sondern oft auch einfach nur die gegenteilige Meinung und abweichendes Handeln gegen das aktuelle Herrschaftssystem. Und wenn die anderen gewinnen, wendet sich manchmal das Blatt.

Als BÖSE gilt im Allgemeinen rohe, brutale, mitleidslose oder versteckte und intrigante, körperliche aber auch psychische Gewalt. Einem anderen Menschen zu schaden wird grundsätzlich als "böse" eingestuft, wenn der Täter nicht mit einer gesellschaftlich akzeptierten Erklärungen daherkommt. Und so ist es immer wieder erstaunlich was die Gesellschaft alles vergibt. Wenn das weltweite Wirtschaftssystem den Planeten verwüstet, dabei täglich verschiedene Spezies ausrottet (fällt im allgemeinen unter Kollateralschaden) und wird nicht wirklich als "böse" eingestuft. Der Schaden jedoch, der inzwischen durch die vorhandenen und noch zu erwartenden Altlasten irreparabel ist, wird in der Wahrnehmung verdrängt, denn Fortschritt, Wachstum und Gewinn sind eine gute Sache, sie zählen derzeit zur Kategorie GUT! jedenfalls sind immer noch zu viele dieser Meinung ...

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2 Kommentare:

Georg Reischel hat gesagt…

Anmerkung:

Bei der gewaltätigen Durchsetzung der Macht wird der Mensch letzen Endes zum Objekt, zum Wirtsmenschen der Geschichte. So, wie bei der isolierten Betrachtung des Genoms jede Zelle zur Wirtszelle degradiert wird. Was mit der Zeit dazu führt, dass man sich eine moralische Betrachtung darüber sparen kann (jenseits von Gut und Böse).

Fazit: Die Grundlagen unserer Betrachtungsweisen sind schon zu hinterfragen und nicht erst später auftauchende Details.

Wer jetzt den Eindruck hat, dass man damit dem Denken den Boden unter den Füssen wegzieht, liegt gar nicht so falsch.

Grey Owl Calluna hat gesagt…

JA. wirklich gut geschrieben!!!!!
P.S.: Ich denk' an Dich.....