29 März 2018

Wechselmodell - ein "Kind" des Patriarchats

Zum Wechselmodell und seinen Folgen fürs Kind (und die Mutter) kann sehr viel gesagt werden. Und ja es gibt auch reichlich Verfechter dieser Idee, welche sie als Fortschritt preisen und welche die das WM einfach praktizieren, weil es ihre Lebensumstände hergeben.

Aber was ist das Wechselmodell im Gesamtzusammenhang mit unserer Gesellschaftsart? Wieso fällt scheinbar niemanden bzw. den Entscheidungsträgern auf, dass es eine unglaubliche Zumutung ist ein Kind wie ein Gepäckstück alle paar Tage zwischen zwei Wohnsituationen zu verschieben? Und warum werden jene, die sich dieses gesellschaftspolitischen Lapsus bewusst sind, nicht gehört bzw. ernst genommen. Vor allem die betroffenen Kinder?

Das Gebot der Stunde ist eine neu entdeckte Gerechtigkeit und zwar die, dass unter allen Umständen den Kindern gleichviel Vater und Mutter zusteht, bzw. sie deren Zeit halbehalbe verbrauchen dürfen. Das Kindeswohl ist daher nicht etwa der Zustand des Befindens in dem sich ein Kind möglichst dauerhaft wohlfühlt, sondern das fragwürdige Rechenexempel: halbe Mutter plus halber Vater gleich Wohlgefühl!

Unter diesen Umständen gibt es aber wahrscheinlich mehr Unwohlsein als Wohlgefühl. Doch das darf für alle Betroffenen kein Problem sein, ist doch das allgegenwärtige Distanztraining, dass alle von klein auf durchlaufen, ein Teil des Alltags der Patriarchalität in die wir hineingeboren wurden.

Dieses erwähnte Distanztraining ist der permanent betriebene soziale Abnablungsprozess, der die Bindung an die Mutter und deren Herkunftsangehörige (in der Mutterlinie) so früh wie möglich unterbindet.

Patriarchalität ist das Bestreben des Mannes den Vater im System an allen Schaltstellen der Macht zu installieren. Hört sich clever an und ging nach Einführung der heroischen Gewalt einst ganz einfach. Im Patriarchat ging/geht es um die Macht Besitz und Eigentum zu erwerben, dieses zu erhalten und zu verteidigen ... und dazu gehörte von Anfang an das Kind, dass der patriarchale Vater als seinen Besitz handelte.

Was hat das alles auch noch mit dem Wechselmodell und den Kitas und unseren sonstigen Bildungseinrichtungen für Kinder zu tun?

Nehmen wir die Kita - sie ist eine typische Erscheinung der patriarchalen Realität und sie ist (für die Patriarchatsbetreiber der liberalen westlichen Kultur) auch eine Notwendigkeit um als System die Kontrolle über die erwachsenen Individuen der arbeitenden Bevölkerung so weit möglich zu behalten. Die Erwachsenen zu kontrollieren heißt auch ihren Nachwuchs rechtzeitig ins System einzugliedern und sie so wenig wie möglich der Obhut einer naturgemäßen Fürsorge-Einheit (der Mutterlinie) bzw. Fürsorgegruppe (dem Matrifokal) zu überlassen ...
ja ich weiß, das ist ein Satz, der sich nach Verschwörungstheorie anhört, aber es ist nun einmal, sachlich ausgedrückt, nur die Wirklichkeit, die viele gar nicht in dieser Deutlichkeit wahrnehmen (können oder wollen).

Das zeitige soziale Abnabeln eines Kindes von den konsanguinen Herkunftsangehörigen und allen voran der Mutter, ist nun mal ein inzwischen tradierter Prozess, der das Patriarchat von Beginn an ausmachte und sich leitmotivisch durch das Leben aller Patriarchatsbewohners zieht. Das Wechselmodell ist einfach eine weitere kleine Spielart der groß angelegten Mutterentfremdung ... noch so ein Satz den frau sich kaum laut auszusprechen traut, da die mainstreamige Öffentlichkeit so manipuliert und konditioniert ist, dass die Ungeheuerlichkeit dieser Entmenschlichung nicht hinterfragt werden darf und daher auch nicht wird.

Die hier in D ständig modifizierte (Familien)Gesetzeslage bietet schon längst die juristische und damit eine Druckmittelmäßige Handhabe, jedes Kind (theoretisch und demzufolge auch praktisch) von der (sich nicht konform verhaltenden) Mutter zu trennen. Eifrige und inzwischen gut organisierte Väterrechtler kommen populär daher und dem seines, ihm zustehenden Kindes beraubten Vaters winkt jetzt über den Kompromiss des Wechselmodells eine Art Etappensieg.

Patriarchat bedeutet auch immer Kontrolle (der Untertanen). Auf dem (den meisten Vätern und Müttern) nicht bewussten Weg der Kontrolle des erwerbstätigen Bürgers, finden weitere Konditionierungen statt, die sich als Sozialkontrolle im gegenseitigen Beobachten und Korrigieren ausdrücken. Was unsere Kinder betrifft hat sich doch schon längst ein vorauseilender Gehorsam eingebürgert.

Die Grundlage aller alten und modernen Maßnahmen rund ums Kind, ist ja bekanntermaßen die Verklärung des Vaterstatus! Auf den ersten Blick nicht immer gleich zu erkennen, da in unserer Zeit wieder gern mit der Biologie des Vaterseins gepunktet wird. Das einst geheiligte gottgleiche Vatertum ist jetzt der naturwissenschaftlich nachgewiesene Anteil eines Mannes an der Entstehung des Kindes. Und damit steht, so will es die patriarchöse Logik, dem leiblichen Vater auch die Hälfte des Kindes zu. Zumal dem 'rechtlichen' Vater per Gesetz eh das Sagen in den Belangen des Kind quasi hinterher geworfen wird und er sich als sozialer Vater seit ein paar Jahrzehnten das Partizipieren am Kinde verdient hat (der 'soziale Vater' ist eine Erfndung der Moderne). Also wird das Ideologiedogma vom Patriarchen heute eher übersehen und sich ab jetzt auf den menschlichen Mann konzentriert, der ja nur Vater sein will und mit seinem Kind zusammenleben möchte - seinem eigenen Kind - Identitätsanker in der Verlorenheit der Mutterarmen Gesellschaft. Seine Insel im Meer der Bindungslosigkeit. 

Gut, das Patriarchat hat alle Probleme, mit denen wir uns zunehmend herumschlagen, erst selbst verursacht, aber lassen wir das nicht gerade hinter uns und tun so als wäre das Patriarchat, sozusagen postum, überwunden?

Ohne die Vateridee gibt es kein Patriarchat. Die beiden Marker sind kausal verknüpft – der Vater und die Patriarchose. Und bis vor Kurzem wurde der Vaterbegriff (ausschließlich) mit Herr(scher), Gebieter, Eigentümer, Machthaber und Gott assoziiert bzw. gleichgesetzt, jetzt ist er plötzlich u.a. sowas wie der zur Naturvernuft gekommene (Mutter)Bruder, der Fürsorge leistet?

Erst in den Tagen der unmittelbaren Moderne wird der Vater zu einer (angeblich schon immer vorhandenen) Komponente des artgerechten menschlichen Fürsorgepaketes hochstilisiert. Der soziale Vater als eine Facette des biologischen Vaters, ist eine Erfindung der aktuellen Mainstreamgesellschaft und eine Art Geschenk an den patriarchalen Mann, der selbst unter dem bestehenden Fürsorge- und Geborgenheitsmangel leidet.

Das ihm zugehörige Kind darf dann die patriarchale Suppe auslöffeln, die sich gerade in der Abstrusität des Wechselmodells zeigt, in welchem dem Kind noch mehr Mutter weggenommen wird. Ein junger Mensch, der immer wieder seinen Lebensmittelpunkt verliert und von den ihn umgebenden Erwachsenen, von einer ihrer (Lebens)Partnerschaften in die nächste gestoßen werden darf .

Das Wechselmodell stellt wieder einmal einen der Geniestreiche der überzeugten Vertreter der Patriopathie dar. Es ist von Seiten der Rechtssprechung als unangekündigter Einbruch in das betroffene Kinderleben vorgesehen. Sicher gibt es nicht nur Dramen um das WM, aber die, die es gibt, sind alle zuviel. Weder Mutter noch Vater sind für solche Fälle ausgebildet, genauso wenig wie die meisten Richter, die den Aufenthalsort eines Kindes zum Kasus der Rechtsprechung machen.

Eingewöhnungszeiten wie in der Kita ist im Wechselsystem nicht vorgesehen, weil ungerührt davon ausgegangen wird, dass es dem Kind (egal in welchem Alter) ein Bedürfnis ist Zeit mit dem (biologischen) Vater zu verbringen (einem Mann, der von dieser Würde von Natur aus gar nichts wüsste, wenn es ihm nicht mitgeteilt wird oder die Umstände keinen anderen Schluss zulassen). Alle Überlegungen was Männer, Väter, oder Frauen und Mütter so in der Alltagspraxis tun, landen in der Betrachtung immer noch viel zu oft bei den banalen Aktualitäten und fressen sich dort fest - zu selten sehen wir den gesellschaftlichen Mechanismus dahinter, der uns wie Spielzeuge bewegt.

Es ist zu kurzsichtig nur unser Staatssystem als oberste Instanz anzusehen. Die Reduzierung auf "Vater Staat" und seine privilegierten Vertreter sind längst nicht das ganze Dilemma … das Problem, was wir in der Patriarchose haben, ist nicht nur die aktuelle Interessenlage der Nutznießer des Patriarchats, sondern das über einen langen Zeitraum sorgfältig installierte Ideologiegemenge, dass jedes Bewusstsein so infiltriert hat, dass wir, wenn wir auf die Welt kommen und in sie eintauchen, einen Zustand vorfinden, der uns "natürlich" erscheint (Normopathie) - so scheint die Trinität des allgegenwärtigen Vaters (biologisch, rechtlich, sozial) in einer Art und Weise "natürlich", dass dessen Konstruiertheit kaum noch jemanden auffällt.

Die überlieferte Ordnung, deren Regeln und Gesetzmäßigkeiten innerhalb der Patriarchose, zieht scheinbar den logischen Schluss nach sich, dass wir fast in der besten aller Welten leben und wir sie nur noch ein klein wenig verbessern müssen, um sie perfekt zu machen. Dabei stimmt, wenn wir genauer hinsehen, in unserem Alltag und der anvisierten Zukunft ganz und gar nichts und das Leben auf unserem Planeten ist permanent in großer Gefahr.

Wir verstören unsere Kinder mit Wechselmodellen und Umgangsregeln, die einfach nur inhuman sind. Diesen für manche Kinder praktizierter Horror (mal abgesehen davon, dass in anderen Teilen der Welt Kindern noch viel mehr Schrecken im Alltag zugemutet wird) dürfen letztlich irgendwie alle momentanen Kinder und die künftigen Generationen ausbaden ...
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2 Kommentare:

Billi Miller hat gesagt…

Liebe Stefanie, Danke für diesen wundervollen Artikel. Ich liebe diesen Satz: "Was unsere Kinder betrifft hat sich doch schon längst ein vorauseilender Gehorsam eingebürgert."
Magst du in unsere Gruppe kommen? https://www.facebook.com/groups/1870196346588645/

Stephanie hat gesagt…

Hallo liebe Billi... ich bin bereits Mitfrau in eurer Gruppe...
Danke, dass Du mich verlinkt hast...