12 Oktober 2019

Ist die Erde unsere Mutter?

Betrachtung zu dem gern gebräuchlichen Begriff Mutter Erde ...

Es wird Zeit, dass ich hier doch mal betonen, dass ich nicht sehr glücklich bin mit dem gebräuchlichen Terminus Mutter Erde! Auch wenn unzählige Frauen und darunter Koryphäen wie von Werlhof oder Göttner-Abendroth oder Armbruster, ihn benutzen, ist dieser Ausdruck für mich zu undifferenziert, zu ungenau, zu esoterisch - realistisch betrachtet schlicht weg falsch.

Wir, die natürlich entstandene Spezies Mensch in unserer Entwicklungsvariante Kulturmensch, leben in einem lebensfeindlichen Kosmos auf einem Materiebrocken, der sich laut Wikipedia massenanteilig zusammensetzt aus: Eisen (32,1 %), Sauerstoff (30,1 %), Silizium (15,1 %), Magnesium (13,9 %), Schwefel (2,9 %), Nickel (1,8 %), Calcium (1,5 %) und Aluminium (1,4 %). Die restlichen 1,2 % teilen sich Spuren von anderen Elementen.

Was in unserer Wahrnehmung die Erde als ein gesamt mütterliches kosmisches Element ausmacht, ist die Unmenge von vorhandenen (überwiegend weiblichen) Lebewesen. Sie machten/machen mit ihrer bloßen Existenz, ihrer Masse-Vermehrung, ihrem Stoffwechsel und Endresten den Planeten Erde erst zu einem 'bewohnbaren' Ort für alle autarken Lebewesen (innerhalb des Systems) und damit auch für uns, die Spezies Mensch.

Seit schätzungsweise rund 3,77 Milliarden Jahren gibt es auf dem Planeten das Phänomen, was wir Leben nennen und das besteht aus Lebewesen in Form von individuellen Organismen, die sich artenmäßig unterscheiden, aber einen gemeinsamen Ursprung haben. Die Ur-Organismen begannen, nach letztem Erkennnisstand, ihr Dasein im Ozean.
Das Leben selbst schuf beispielsweise durch unwillkürliche, sukzessive Wandlung der unmittelbaren Planetenbedingungen sogar irgendwann die (Leben)schützende Atmosphäre.
Wenn also der Klimawandel oder wie auch immer wir das Menschen-Mann gemachte Desaster bezeichnen wollen, die sogenannte Mutter Erde bedroht, dann sind erst einmal nur Teile der lebenden Spezies in ernsthafter Gefahr und die Spezies Mensch gehört leider dazu. Der Planet als solcher geht dadurch wahrscheinlich nicht unter - auch das Gesamtsystem des Leben nicht.
Diese Masse an Leben, welches die Gesteinskugel Erde (wie Plaque einen Zahn) überzieht, ist ziemlich resilient - siehe: Dinosaurier starben aus, eine noch vielfältigere Welt wuchs nach. Wahrscheinlich wäre das Phänomen Leben nur durch eine Planetenexplosion vollständig zu vernichten und wer weiß, wie oft das im All schon vor kam.

Bio in Öko auf Erdmaterie

Dieses unglaublich dichte Gewebe aus Myriaden von Organismen ist der eigentliche Mutterursprung, das Leben selbst. Und der Planet als solches, prosaisch ausgedrückt, (nur) die anorganische, leblose Trägermasse dieses Ökosystems. Daher bei allem Verständnis meinerseits für jedwede schwelgende Verklärung des Lebensbegriffes und der mystischen Zusammenfassung von Planet und Leben, wünschte ich mir doch, auch wir Frauen und Mütter würden in diesem Punkt differenzierter vorgehen.

Wie ich schon sagte, die Erde ist kein Gesamtorganismus, kein lebendes Wesen und weder denkt noch fühlt der Planet. Lediglich die existenten Lebewesen, die auf und in der Erdoberfläche, der Luft und in den Wassern dieser Welt vorhanden sind, bilden eine amorphe Masse, die aus Myriaden von Individuen besteht. Diese sind durch endlose gegenseitigen Abhängigkeiten auf einander bezogen und mehr oder weniger angewiesen. Sie sind das besagte Ökosystem, aber kein, in eine Hülle eingeschlossener, einheitlicher Organismus. Es gibt ein energetisches Zusammenwirken und den genetisch angelegten Drang der Anpassung des Individuum an die vorhandenen Bedingungen zu seinen Lebzeiten.Und die Bio-Masse der Lebewesen verstoffwechselte sich schon immer gegenseitig ... so ist es, das Leben!

Diese ganze, oft auch ideologisierte, Wertung durch den (Kultur-)Menschen, ist jeweils eine interpretierende Sichtweise von Individuen oder Gruppen - und kein Naturgesetz im Sinne des evolutionierden Geschehens. Gäbe es von jetzt auf gleich keine (hochintelligenten) Menschen mit abstrakten Vorstellungswelten mehr, würde alles weiterhin unter den Bedingungen, die gerade vorhanden sind, einfach vor sich hin existieren.Und keine Mücke oder Zebra oder Fliegenpilz würde sich vermutlich Gedanken über gegenwärtige und vergangene Existenzen machen, bis die nächste Spezies nachrückt, die Intelligenz als Überlebensstrategie entwickelt und dann hoffentlich sensibler mit ihrer Lebensgrundlage umgeht.

Es gibt imho keinen Geist unabhängig von Materie 

Ohne Materie, keinen Geist! Unsere lebendige Denkleistung findet in einem aus Materie bestehendem Organismus statt. Es gibt verschiedene Formen von Energie, die der forschende Mensch nach und nach erkannte und benannte, aber keinen kongitiven Geist außerhalb eines Organismus, deshalb sind auch alle vermuteten Gotteskonzepte bisher nicht naturwissenschaftlich nachgewiesen und das ist nicht nur meine persönliche Erkenntnis!

Dass im patriarchalen Ideologiekosmos der sogenannte Geist von seinem Entstehungsort (dem Gehirn) auf wundersame Weise abgekoppelt, sozusagen freigelassen wurde und sogar eine (absurde) Trennung zwischen Körper, Geist und Seele erfolgte, ist eigentlich nur ein äußerst ungeschickter Umgang mit der Form des abstrakten Denkens, das auf unserem körpereigenen Fühlen basiert

Die intelligente Mensch erarbeitete sich im Laufe ihrer Evolution eine soziale Ideenwelt
, die permanent zwischen den Individuen ausgetauscht wird. Das ist ein gut entwickeltes Überlebenskonzept unserer (aber auch anderer) Spezies. Diese Vorstellungswelten, entstanden und erhielten sich durch permanente (verbale und gesamtkörperliche) unmittelbare Kommunikation und im weiteren, durch den Austausch von Erfahrungen und Erinnerungen. Dieses staffellaufmäßig weitergereichte Denken ist das komplexe Erinnern in Zeit und Raum ... eine intellektuelle Leistung welche die Mensch stets vervollkommnete. Diese komplexen Erinnerungsformen und das Kommunizieren derselben gab/gibt es bereits bei anderen intelligenten Spezies.

Unser komplexes Kommunikationsvermögen mit dem wir in der Sphäre aller lebendigen (also biologischen) Wesenheiten dieser Welt in Kontakt stehen, ist ein in Millionen von Jahren ausbalanciertes System und dazu gehört unser unglaubliches Erinnerungspotential.
Erinnerungen sind nicht nur ein paar Bilder, die in unserem Hinterkopf vor sich hin warten, sondern sind als gespeicherte Erfahrungswerte die Komponenten des Überlebensprogramm unseres Gesamtkörpers und unter anderem dessen was man Zellgedächtnis nennt, die umgesetzte Epigenetik.

Der Körper eines jeden Lebewesen ist auf Erinnern ausgelegt. Unsere Erfahrungen, Erlebnisse und die damit verknüpften Gefühle sind in unserem Körper eingelagert, es gibt quasi kein Vergessen.

Besonders faszinierend finde ich immer wieder die Beobachtung, dass sich mit zunehmendem Alter scheinbar wie aus dem Nichts die Erinnerungsspeicher des Langzeitgedächtnisses öffnen. Als wollte all das aufbewahrte Wissen noch schnell wirksam die andren erreichen, bevor dieses individuelle Archiv endgültig geschlossen wird. Unsere Körper-Geist-Einheit hat verschiedene von der Natur angelegte Gedächtnisdepots, wie beispielsweise das sogenanntes Schmerzgedächtnis - das einzelne Lebewesen ist generell ein universeller Gedächtniskörper. Sich detailiert und komplex zu erinnern ist eine Spezialität des Lebens, also nicht nur unserer Spezies.

Durch unsere intensive und sozial ausgefeilte, personenbezogene Kommunikation, die unserer Menschenart eigen ist, transformiert sich das individuelle Wissen zu einem kollektiven Erinnerungsvermögen. Das Erinnern, eine den Lebewesen eigene Kraft, ist Teil der selektierten Überlebensstrategien. Die gesamte Sphäre des Lebens, das sich selbst organisierende Ökosystem, fühlt sich daher wie ein eigenes Universum an, aber existiert nur in der ungestörten Balance der vorhandenen Bedingungen.

Das große Universum in dem unser Planet kreist, besteht aus Formen von unbelebter Materie, dazu meint das Netz: "was ist Materie? - "Stoff, Substanz ungeachtet des jeweiligen Aggregatzustandes und im Unterschied zur Energie und zum Vakuum (besonders im Hinblick auf die atomaren Bausteine makroskopischer Körper)"

Also Energie ist auch im Spiel und (morphische!?) Felder, die alles zusammenhalten ... aber es wabert m.E. kein Geist dazwischen herum, es sei das Universum ist ein riesiges Gehirn - aber hier streikt mein pragmatisches Vorstellungsvermögen...

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