12 November 2019

Grundsätzliches zur sozialen Vaterschaft

Die soziale Vaterschaft ist eine sehr moderne Erfindung und ein Nebeneffekt der Tatsache, dass frau sich (auch als Mutter) heutzutage einen Partner wählen kann und nicht nur die Ehe als gesellschaftliches Muss im Nacken hat.
Der patriarchale Mann als Vater hatte von Anbeginn der von ihm gestalteten Patriarchose keine fürsorgerischen Ambitionen. Er fiel aus seiner natürlichen Aufgabe als Mutterbruder heraus. Selbst wenn dieser oder jener Mann auch eine liebevolle Beziehung zu einem Kind aufbaute (bitte in dem Zusammenhang das Wort Bindung nicht einmal denken), blieb er in einer Herrschaftsrolle, selbst wenn er als Mann* zur unteren Ebene der Hierachie zählte.
Der Mann in seiner Rolle als Vater (und hier ist es tatsächliche, eine Rolle), zelebrierte sich als der Besitzer des Kindes (und dessen Mutter) und bis vor ein paar Jahrzehnten schlug sich das noch ungeniert in unserer Gesetzgebung nieder.
Ich hoffe inständig, dass diese, derzeit noch diffuse Vorstellung von sozialer Vaterschaft sich nicht auf Dauer auf die gleiche gedankenlose Art etabliert wird, wie der Begriff Familie virulent ging. Aber ich fürchte, auch das soziale als Hervorhebung in bezug auf Vaterschaft wird ein rethorischer Selbstläufer werden. As Vaterschaft verstand man bisher die Tasache, dass ein Mann sich auf seine genetische Verwandtschaft zu einem Kind beruft, es bezeichnete seinen Status als Besitzer des Kindes. In der Moderne des westlichen Kulturkreis wird mehr denn je der soziale, sprich fürsogerische Aspekt einer Vateranwesenheit betont. Das ist jedoch nach wie vor nur bedingt verlässlich.
In dem ideellen Kunstbegriff der soziale Vaterschaft und in der Umsetzung dieser Neuerung, liegt sehr viel Unverbindlichkeit und Gedankenlosigkeit den Kindern gegenüber. Die Fluktuation der sozialen Väter ist relativ hoch. Jedem, auch kurzfristigen Lebensbegleiter/Partner einer Mutter wird in einer stillschweigenden gesellschaftlichen Absprache sofort die Würde des sozialen Vaters hinterhergeworfen und damit einem jedem betroffenen Kind eine unverhoffte Anpassungsleistung zugemutet. Es wird also vom Kind erwartet, das es sich von Zeit zu Zeit mit einer neuen Beziehungs- bzw. Betreuungsperson arrangiert (was sich gerade bei Töchtern verheerend auswirken kann). Diese sozialen Väter sind letzlich austauschbar. Es wird generell so getan, als müsste immer ein Mann als Vater in der Rolle eines sozialen Kompensator für alles Männliche im Leben eines Kindes vorhanden sein und selbstverständlich obendrein noch der genetische Vater. Ein deutlicher Überschuss an Vater-Energie wird spürbar und soll wohl auch sein, das gehört zu patriarchösen Grundausstattung, während Mutter-Energie in ihrer Wirksamkeit geleugnet wird.
Das Problem ist, dass sich die im Patriarchat gut konditionierte Frau ein Leben ohne einen Mann an ihrer Seite kaum vorstellen kann. Die tief sitzt die Konditionierung hin zur romantischen Liebe und der Paarungsfamilie wird außerdem ein Lebenlang durch alle Medien weiter befeuert. Daher nehmen die meisten Frauen immer noch an, ihrem Kind etwas Gutes zu tun, wenn die Planstelle Vater immer von einem (nichtverwandten) Mann besetzt wird, einem Partner, der auch den sozialen Vater mimt - alles um dem patriidiotschen Mainstream gerecht zu werden.
Denn leider ist noch keine Mutter im Patriarchat aus ihrer Geisel-Nummer raus und kann (darf) weder ihre Female Choice, noch die unantastbar sein sollende Mutter-Kind-Bindung, noch das Erbe der Matrifokalität selbstbestimmt leben ...

Stepanie Ursula Gogolin

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