19 April 2010

Gedanken denken


Beim Lesen im Internet begegnet mir immer mal der Spruch: Ich schreibe, also bin ich! 


Der Mensch bestätigt sich gern in seinem Selbst. Wahrscheinlich, weil die ihn Umgebenden es so wenig tun! Letztens habe ich mir wieder eine Folge von Lesch's Kosmos angesehen (ich bin bekennende Fan von Harald Lesch) und da fiel wieder der nur zu bekannte Satz: 
Ich denke, also bin ich!

Nun denke ich ja ausgesprochen gern. Als Sternzeichen Jungfrau ist es ein Morgensport für mich, mir zu allem Möglichen Gedanken zu machen. Mal abgesehen davon wurde mir in meiner Kindheit und Schulzeit auch ständig vorgebetet: Erst denken, dann handeln!

Doch wie denken wir, wenn wir noch keinen eigenen Vorstellungsschatz besitzen? Denken und dann tun? Oder erst tun und dann denken? Wir tun, erkennen, erfahren und denken uns etwas dabei –  das war sozusagen eine Grundlage der (denkenden) Gehirnentwicklung, denke ich.

Jede menschliche (weibliche) (Kultur-)Tätigkeit ist normalerweise mit unserem Bewusstsein verwoben. Wir wiederholen eine Handlung (Handhabung), wenn sie sinnvoll und förderlich in unserem Alltag ist oder Spaß macht. Wir merken uns den Ablauf, den Effekt. Und wir sind in der Lage von Anderen Fertigkeiten zu übernehmen (zu lernen) und wiederum den Anderen die eigenen Erkenntnisse und Erfahrungen anzutragen (zu lehren). Wenn der Mensch in seinem kurzen Leben alle Räder selbst erfinden müsste, wäre wohl nicht viel aus der „Krone der Schöpfung“ geworden. Die in einem Gemeinschaftssinn handelnde Gruppe muss im Sinne eines aufeinander bezogenen Einvernehmens, ein kompliziertes und fein abgestimmtes Sozialsystem etablieren und dieses immer wieder justieren. Die komplexe Gehirntätigkeit des Menschen findet dadurch sozusagen
auch im Gehirn des anderen mit statt. Die menschliche Gehirnentwicklung ist interaktiv. Was wohl heißt, sie potenziert sich in der Sinneswahrnehmung zu der Umgebung und auch in Beziehung zu den mit uns lebenden Angehörigen und ex-potenziert sich in deren Bewusstsein. Das menschliche Denken war schon vor dem WWW vernetzt.

Und um nun auf den weiblichen Aspekt von „cogito ergo sum“ zu kommen - im Arbeitsatelier meiner Tochter hängt an der Wand eine neckische Blechtafel im Jugendstildesign auf welcher die Kreideinschrift prangt:


„Ich bügle, also bin ich!“

Es ist die Erkenntnis, dass Tun sowohl Denken als auch Sein ist. Das Tun ist ein Ausdruck des Seien schlechthin!

5 Kommentare:

birgit hat gesagt…

giggle
bügeln hat meditativen charakter ähnlich wie strümpfe stricken...
ja der harald lesch
der kann sachen sagen die ich verstehe auch wenn ich nach der sendung sofort wieder wie der ochs
pardon die kuh davorstehe
denken und handeln gleichzeitig
ist es das nicht?
aus dem tun folgerungen entwickeln und die wiederum ins tun umsetzen

naja das erstdenkendannhandeln hab ich dem mann immer gesagt wenn er dreimal in den laden fuhr statt einen zettel zu machen giggle

einen feinen tag wünsch
wir haben heute team da kann ich denken ohne tun mihihihihihi
lg birgit

Anonym hat gesagt…

na klasse, das war mir jetzt zu hoch. ich geh nochmal ins Bett... oder bügeln (neee, das macht mein Mann, geschwind und perfekt beim Fernsehen.)

LG Irka

Grey Owl Calluna hat gesagt…

Liebe Stephanie!
Hi,hi,...das geht mir genau so,...mit dem "Morgensport" und dem "Denken".....

Stimmt! "So" habe ich da auch noch nicht darüber nachgedacht. Ein guter "Gedanke" so zu sagen, dass wir tun, erkennen, erfahren und uns dabei was denken.....

Ja, ja, und ja,..."das menschliche Denken, war schon vor dem WWW vernetzt".....weiß doch jeder Schamane auf dieser Welt.

Den Satz: "Ich bügle, also bin ich",....war doch dann sehr ernüchternd.....eine Reduktion, so zu sagen, auf....
Also, reduziert sich der Mensch mit dem Ausspruch:"Ich denke, also bin ich"....wohl genau so. Oder?
....und manchmal ist das vielgerühmte "Denken" auch recht hinderlich....
Sehr interessanter Post. Danke Dir!!
Sei ganz lieb gegrüßt
Rosi

Sica hat gesagt…

Der Mensch verwirklicht sich in seinem Tun. Das Tun ist das verwirklichte Denken. Sogar wenn ich meditiere, tue ich ja was, auch wenn der Körper sich im Ruhezustand befindet...Wenn man weiter darüber nachdenkt: Bevor es Worte gab und der Mensch sich sprachlich verständigen konnte, was hat er da gemacht? Jeder wird auch zugeben, dass man handeln kann, ohne zu denken, aber daraus entsteht dann nur die Zerstörung, oder etwa nicht?
Weiter fällt mir hier zum Thema nichts mehr ein...

Stephanie hat gesagt…

Eigentlich sollte ich, wenn leicht philosophische Tendenzen ins Spiel kommen, als Dachzeile darüber schreiben, bitte die Humorbrille aufsetzen. Aber das tu ich natürlich nicht.

Schließlich ist das Sinnieren über das seiende Denken oder das denkende Sein eine (bier)ernste Angelegenheit. ;-)

Aber nun mal richtig. Wahrscheinlich bin ich ja leicht zu erheiternd, aber ich fand den Spruch auf der Blechtafel sehr humorig hintergründig. Zeigt es doch, dass all die Philosophien, die manchmal pure patriarchale Gedankenakrobatik sind, durch weiblichen Pragmatismus noch getoppt werden kann.


... wie du schon sagst, liebe Birgit, der meditative Charakter von Alltagsarbeit ist nicht zu unterschätzen!


Hei Irka, du hast es gut! Ich habe keinen Mann und bügel schon seit Jahren nicht mehr. Ich brauch weder das eine noch das andere!


Hallo Rosi, wie wäre es mit: Ich träume, also bin ich!


Grüß dich Sica, dein Bild zeigt noch ein anderes denkendes Wesen... ich denke mal, der (Mann)mensch denkt nicht allein auf unserer schönen Welt, ich frage mich nur ob er das schon weiß?

Danke für die Mitgedanken!