01 Juli 2014

unser Tag war so lang, wie Kornfeld im Sommer

... diese Zeile ist mir im Gedächtnis geblieben, seit ich sie in meiner Kindheit in irgendeiner Ferien-Kinder-Geschichte gelesen habe... keine Ahnung wie das Buch hieß und um was es dabei ging... aber... genauso war es... als Kinder waren wir fast den lieben langen Tag draußen ... in diversen Gärten und an verschwiegenen Plätzen, am Flüsschen oder durch die Felder streifend... unterwegs mit einem Pulk Mädchen oder beim Gänschen hüten mit einem Buch in der Hecke sitzend... unsere Sommertage waren lang und natürlich "immer'" sonnig...
... in meiner Schulzeit begannen im Juli mit schöner Regelmäßigkeit die Ferien, daran schloss sich der August als weiterer Ferienmonat und am 1. September fing wieder die Schule an, wenn nicht gerade Wochenende war. Das war einfach und gut zu merken. Alle konnten sich darauf einstellen und waren daran gewöhnt.
Acht Wochen Ferienzeit und wir Kinder hatte keine Schwierigkeiten damit diese Zeit herum zu bekommen. Es schien generell kein Problem zu sein, obwohl fast alle unsere Mütter berufstätig waren. Auf dem Dorf gab es für uns vielfältige Beschäftigung und unsere Mütter, die in der Landwirtschaft arbeiteten, waren auch immer zwischendurch mal anwesend. Als größere Kinder haben wir auch ganz selbstverständlich zwischendurch gearbeitet, zu Hause oder, wie wir heute sagen, in Ferienjobs. An Bohnenpflücken oder Salatschneiden oder die letzten Erdbeeren ernten, kann ich mich erinnern. Auch das Kirschen pflücken war recht beliebt... ansonsten konnten wir Kinder in ein Ferienlager fahren oder die sogenannten Ferienspiele mitmachen. Ich habe derlei Aktivitäten weniger geschätzt und meine Ferien lieber frei und nicht reglementiert gestaltet... wenn ich so zurückdenke, war das scheinbar gar kein Problem ... heute haben die meisten Kinder nicht halb so viel Freiheit... dafür mehr Langeweile...
mit meinen Freundinnen Christa, Renate, Ursel, Hannelore, Ute und allen voran Hanni, habe ich in all den Jahren meiner Schulzeit auf unserem Dorf ohne eine erwachsene Aufsicht wunderbare Ferien verbracht...




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30 Juni 2014

Monatsrückblick...

 ... der Juni 2014 hätte auch größtenteils ausfallen können ...

Gelesen: 'Misogynie – Die Geschichte des Frauenhass' von Jack Holland und 'Die Bogenschützin' von Martha Sophie Marcus (meine Lieblingsautorin aus Lüneburg)

Gesungen: … das Singen war mir etwas vergangen...

Gehört: …. Tine Mai und Indila ...

Gesehen: … relativ wenig...nichts blieb mir im Gedächtnis hängen ...

Getrunken: … literweise Leitungswasser ...

Gegessen: … den letzten Spargel, viele Erdbeeren, knackige Kirschen vom Baum ...

Gekocht: … wenig und einfach - Pellkartoffeln und Quark, Gemüsesüppchen, Buchweizengrütze ...

Gebacken: … zählen Kartoffelplätzchen auch?

Gefreut: … über das skypen mit der Enkeltochter in Pittsburgh, Pennsylvania und über ein ganz besonderes Telefonat ...

Gelacht: … wenn ich mir recht überlege, hatte ich diesen Monat nicht viel zu Lachen … aber ich denke, mein sonniges Gemüt lässt mich nicht untergehen...

Geärgert: … über meine Sommererkältung, den Dauerschnupfen und meine entzündete Zahnwurzel ...

Genäht: … ich habe die Nähmaschine verliehen ...

Gestrickt: … keine Nadeln, keine Wolle, keine Geduld... lieber gezeichnet ...

Gekauft: … Geschenke... und eine lang gesuchte DVD (gebraucht) für mich ...

Gespielt: … mit Playmobil, draußen war einfach zuviel schlechtes Wetter ...

Gefeiert: … zweimal Enkeltochtergeburtstag - einmal sieben und einmal fünfzehn Jahre.... ach sie werden so schnell groß ....

Gefühlt: … Trauer um den verstorbenen Sohn einer Freundin ...

Geknipst: … ein paar Blüten und Blumen und nur einen gescheiten Sonnenuntergang ....

Das Motto des Monats: Auch 30 Tage Juni gehen irgendwann vorüber ...

... bis auf das Motto habe ich den Rückblick von Schäfchens Sandsack - Blog ... Danke!

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26 Juni 2014

schmerzlich















für Jonathan 2004 - 2014

Also, es war einmal eine Zeit,
da war ich noch gar nicht da. -
Da gab es schon Kinder, Häuser und Leut
und auch Papa und Mama,
jeden für sich -
bloß ohne mich!

Ich kann mir‘s nicht denken. Das war gar nicht so.
Wo war ich denn, eh es mich gab?
Ich glaub, ich war einfach anderswo,
nur, dass ich‘s vergessen hab,
weil die Erinnerung daran verschwimmt -
Ja, so war‘s bestimmt!

Und einmal, das sagte der Vater heut,
ist jeder Mensch nicht mehr hier.
Alles gibt‘s noch: Kinder, Häuser und Leut,
auch die Sachen und Kleider von mir.
Das bleibt dann für sich -
bloß ohne mich.

Aber ist man dann weg? Ist man einfach fort?
Nein, man geht nur woanders hin.
Ich glaube, ich bin dann halt wieder dort,
wo ich vorher gewesen bin.
Das fällt mir dann bestimmt wieder ein.
Ja, so wird es sein!

Michael Ende

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25 Juni 2014

nachdenklich

... gestern Nachmittag rief mich nach langer Zeit eine Freundin an. Vor etwa zwei Monaten hatte sie eine Brust-OP und nun plagt sie sich mit irrationalen Schuldgefühlen. Statt in Ruhe zu heilen, kämpft sie verzweifelt um Normalität und bezichtigte sich der Faulheit. Statt einfach anzunehmen, dass sie von ihrem Lebensgefährten gut versorgt wird, hadert sie damit, dass ihr selbst das Staubwischen schwer fällt. Zweimal in der Woche geht sie schon wieder wie zuvor zum Sport, obwohl sie hinterher fix und fertig ist... ich fragte sie vorsichtig, ob sie denn wirklich das eigene Wohl im Auge behält?
Am Abend, relativ spät, rief mich eine andere Freundin an und... wir sprachen über ihre Brust-OP – es war ein einziges Déjà-vu! Sie unternimmt hektisch dutzende Maßnahmen um zu gesunden ... nimmt zusätzlich Heilerin und Heilpraktikerin in Anspruch und rast weiter durch die Welt, ohne sich zu schonen, so wie ich sie schon immer kannte und ihre Arbeitstermine sind auch nur aufgeschoben und keiner wurde aufgehoben. Ich würde sagen: Beider Ziel ist, so schnell wie möglich wieder so zu funktionieren wie zuvor.
Und jetzt frage ich mich: was weiß ich über meine wahren Bedürfnisse? Was brauche ich in diesem Moment und in der Zukunft, um froh, zufrieden und möglichst heil zu sein? Wie sehr lebe ich mit mir im Einklang?
Bei beiden Frauen habe ich den Eindruck, dass sie nicht wirklich wissen, was sie brauchen ... was ihnen fehlt, mal abgesehen davon, dass ihnen ein Stück, ein nicht unerheblicher Teil, ihres Körpers genommen wurde...

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24 Juni 2014

traditionell

Heute morgen bin ich über einen Artikel zum Thema Rituale von Ulrich Greiner gestolpert und fand darin den Satz: "Man kann die Moderne als den Versuch beschreiben, ohne Tradition auszukommen und sich dem jeweils Neuen zu verpflichten."

Ist das so und was sind uns Traditionen wert?

... wenn von Traditionen und Konventionen die Rede ist, dann wirft man meist nur einen kurzen Blick in die Vergangenheit. Und wenn ein eher konservativer christlicher Abendländler die Historie betrachtet, schafft er es meist auch nur ein paar Jahrhunderte weit. Als gäbe vor der Kultur der Christenheit keine von menschlichen Gemeinschaften gestaltete und erlebte Vergangenheit, wird das aktuelle mitteleuropäische Brauchtum zur (einzigen) Tradition erklärt. Die Rituale der christlichen Kirche scheinen dabei aus dem Nichts zu kommen (obwohl wir es bereits besser wissen) und sie garantieren den Benutzern opitimalen "spirituellen" Nutzen. Aber das tradierte und christlich aufgerüschte Volksbrauchtum fragt sehr wohl heute wieder nach seinen Wurzeln...

Die SommerSonnenWende - der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres - ist wieder ein gerngefeiertes und vielbeachtetes Naturereignis. Und das nicht ohne Grund - es war und ist eine traditionsreiche Festzeit, die interessanterweise in der umfangreichen Feierkultur des Kirchenjahrs keinen direkten Niederschlag findet. Ähnlich dem sinnenfreudige Fest Anfang Mai, heute als Beltane oder Walburgisnacht bekannt, wenn um den Vollmond das Frühjahr seinen klimatischen Hochpunkt erreichte. 

Welche Rituale auch immer rund um und während der alten Feste stattfanden, fast immer ist Feuer eine  Bestandteil der Gebräuche ... verliebte Paare springen Hand in Hand über das Sonnenwendfeuer, es gibt noch immer die Osterfeuer und in manchen Gegenden wurden zu verschiedenen Gelegenheiten Feuerräder zu Tal gerollt. An der Küste gibt es noch das Biikebrennen, wir stellen Lichter in ausgehöhlte Kürbisse und die Weihnachtszeit, welche als Quellcode die WinterSonnenWende hat, ist traditionsgemäß Kerzenzeit ... uraltes Brauchtum ist immer noch unglaublich vielfältig erhalten und nicht alles konnte von der christlichen Umgestaltung übertüncht oder gar ganz ausgelöscht werden...

so bilden sich auf den Relikten alter Bräuche immer auch neue Rituale. Vielleicht führt das Leben, bezogen auf die Natur, uns ohnehin immer wieder in den altbewährten zyklischen Ablauf, in unseren bunten Jahreskreis...

































Wolf Dieter Storl sagte in einem Vortrag: "... Rituale sind archaische Techniken, die Dinge bewegen, die den Geist bewegen, die die Seele bewegen, die auch eine Wirkung haben...


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23 Juni 2014

happy enden

... sicher kennt jede das Zitat: ...nach dem Happyend wird jewöhnlich abjeblendt... 
es kommt der Punkt, da ist die Geschichte auserzählt, da nimmt endlich alles eine glückversprechende Wendung und Märchen schließen mit der Verheißung "..und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage!"
Ich mag ja eher den Schluss: "... und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!", das lässt viele schöne Möglichkeiten offen.

Wir brauchen und das nicht nur bei Erzählungen und Romanen, ab und zu ein möglichst gutes Ende, einen Zwischenstopp der aufgeputschten Gefühlslage. Ein nicht enden wollendes Drama bedeutet Dauerstress. Auch beim Geschichten erzählen (bzw. schreiben) ist es für den Leser (und auch für den Erzähler) frustrierend, wenn die unerfreulichen Wendungen so gar kein Ende nehmen wollen und die Normalität eines gediegenen Alltags sich nicht mehr einstellen will. Dauerstress macht krank, selbst wenn es ein vermeintlich positiver Stress ist.
Ein ununterbrochenes dramatisches Wechselbad der Gefühle, ohne dass zwischendurch (lange) Phasen der Entspannung in einem eher ruhigen Gleichmaß stattfinden, kann uns in einen Zustand von (sowohl positiver wie auch negativer) Euphorie versetzen, die wir vielleicht nicht als solche wahrnehmen. Denn das ist wohl das Problem, wir gewöhnen uns auch an Extreme, wenn uns (scheinbar) keine Alternative bleibt. Wir passen uns an und das muss nicht bedeuten, dass wir uns damit wohlfühlen und schon gar nicht wird es uns gut tun, es ist eher ein Überlebensreflex (siehe Stockholmsyndrom).
Die Weltliteratur liebt Dramen und Tragödien, unerfüllte Liebe und das meist hart erkämpfte Happyend. Nach Zeiten der Prüfungen und des Leids möchte all die Bitternis und das Unrecht endlich vorübergehen. Wir sehnen uns alle nach einem guten Ende.
Und genau genommen soll dieses Ende auch gar kein Ende sein, sondern ein Anfang – der Beginn einer endlich unbeschwerten Zeit. Eine Zeit, in der das grundlegende Lebensgefühl mindestens Zufriedenheit am liebsten jedoch (ein sanftes andauerndes) Glück ist. Wohl kaum wird eine ein pausenloses Feuerwerk der Glücksgefühle erwarten – das wäre unrealistisch und anstrengend - aber eine glückliche Grundstimmung wäre schön, um das zu tun was eine Mensch halt so tun muss, um auch weiterhin zufrieden durchs Leben zu gehen.
Das Happyend, auf das wir seit Kindheit an geeicht werden, geht immer mit der Vorstellungen von einer alles außer Kraft setzenden, romantisch-sensationellen und möglichst lebenslang dauernden Liebe zu einem – nein, zu dem – Partner einher, dem heißersehnten Märchenprinzen, dem Traummann, Mr. Right bzw. seine weiblichen Pendants. Wir können nur happy enden, wenn eine einzigartige Zweierbeziehung von nun an unser Leben bestimmt... ach ja!
Und hier vermischen sich nur zu gern Fantasie und angestrebte Realität. Die Literatur, die täglichen Serien, die Filme der Superlative machen es uns vor, wie unser Anspruch auszusehen hat - love for ever... unter dem tut es keiner mehr ... wobei heute mehr denn je die 'Liebe' (literarisch) auch lediglich als serieller Sexkonsum mit durchaus akzeptierten Gewaltkomponenten daher kommen darf.
Aber ein glückliches Ende kann viele Formen annehmen und die müssen, wenn sie gerade beginnen, nicht immer super-mega-spektakulär sein. Manchmal besteht das glückliche Ende auch daraus, eine dieser Wahnsinnsbeziehungen "überlebt" zu haben und endlich wieder frau (man) selbst zu sein... oder wir finden das, was wir eigentlich die ganze Zeit suchen … Geborgenheit, Aufmerksamkeit, Zuwendung, gegenseitige Fürsorge in verlässlicher (artgerechter) Nähe...
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22 Juni 2014

schläfrig

... das fahle Licht, das heute aus einem eher grauen Wolkenmix und einer müden Sonne besteht, hat eine eigenartige Wirkung auf mich - es macht mich schläfrig und träge und lässt weder frohe noch beschwingte Gedanken zu ... stattdessen sehne ich mich nach einem heißen Kakao mit Sahne...
wir haben ja hier im gern mal kühlen Norden einen recht frischen und eher ungemütlichen Sommeranfang und wenn plötzlich morgen im Supermarkt wieder Pfefferkuchen stünden, würde ich mich nicht wundern...
aber zum Glück ist es noch lange nicht so weit...
ich gehe jetzt trotzdem ein Stündchen auf die Wiese nach den Kräutlein sehen und wenn ich nicht vom Winde verweht werde, bringe ich ein wenig Sonnenkraut* für meine Sommertee - Mischung mit...


* auch Johanniskraut genannt...

20 Juni 2014

Heidi die Schnucke





... so ist das, wenn die "Natur" uns wieder einholt...




19 Juni 2014

schnuckelig

Draußen jault heute ein kalter Wind... das ist die Schafskälte, meint meine Schwester. Na sie muss es ja wissen, schließlich lebt sie fast ihr ganzes Leben in der Lüneburger Heide und ist schon so mancher Heidschnucke begegnet. Ich bin ja in thüringischen Gefilden aufgewachsen und habe dort lange gelebt. In die weitgehend platte Heidelandschaft hat es mich relativ spät verschlagen.

Die Heide als solche gilt ja als eine der ökologischen Missetaten des Menschen. Einst soll die Landschaft normal bewaldet gewesen sein, bis Unmengen von Holz verbaut und zum Salzsieden verbrannt wurden... übrig blieb die Karstlandschaft mit dem lieblichen Heidekraut namens Erika, den vereinzelten Wacholdern und den genügsamen Schäfchen. Und morgen schreibe ich über 'Heidi, die Schnucke' das arglose Schäfchen, das keine Wölfe kennt...

















...das ist kein Schäfchen in der tristen Heide, sondern die kleine Stephanie im winterlichen Thüringen...

18 Juni 2014

singen

...bleiben wir noch ein bisschen bei der Kunst...
Kunst steht auch in unserem Sprachgebrauch für den Gegensatz zur Natur... wir erleben es in verschiedenen Begrifflichkeiten von künstlich über gekünstelt bis Kunsthonig.
Also hat der Mensch mit seinem Einwirken in die natürliche Abläufe von Anfang an eine künstliche Welt geschaffen? Aber ist Musik, Gesang und Tanz etwas, das in die Natur eingreift? Ist es nicht eher ein Ausdruck der Freude am Leben ... am Dasein?
Gesang ist heute eine Form, ein Zweig der Kunst. Mit der eigenen Stimme eine Zauberwelt entstehen lassen, ist vom rhythmischen Lalalala, das schon die Babys hervorbringen bis hin zur sensationellen Kunstfertigkeit einiger besonders Begabter, ein Teil unserer Menschlichkeit. Wir lieben Gesang und fast alle singen, wenn manchmal auch nur heimlich - unter der Dusche oder im Keller...
früher habe ich mit meinen Kindern bei der gemeinsamen Küchenarbeit gesungen oder wenn ich sie am Abend zu Bett brachte. Dann reimte ich auch gern selbst kleine Verslein und vertonte sie sogleich oder arbeitete bekannte Musikstücke ein bisschen passend fürs Kinderzimmer um. Vor der Musik bin ich nie in Ehrfurcht erstarrt... aber wenn heute meine Tochter die hohe Kunst des Gesangs zelebriert, dann hab ich doch manchmal ein wenig Gänsehaut...
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17 Juni 2014

gekonnt

... das, was wir heute als Kunst bezeichnen bzw. als den künstlerischen Ausdruck eines Menschen sehen, ist eine sehr frühe Begleiterscheinung des Menschen.
Manche tun so, als würde es Kunst erst geben, seit der Kunst- und Kulturbetrieb der Moderne die Vorgaben macht. Dabei ist das Bearbeiten von Materialien um mehr als nur einen praktischen Gebrauchsgegenstand hervorzubringen, die ursächliche Kunstfertigkeit und das gab es schon immer und das kann jedes Kind. Es ist die Zusammenarbeit von Geist und (individuellem) Körper - als Handfertigkeit um eine Figurine entstehen zu lassen oder mit der Stimme umzugehen um ein eigenes Lied zu schaffen oder um Töne zu kombinieren um auf einer Knochenflöte zu spielen oder die Wände einer tiefgelegen Grotte zu bebildern ... die Schnitzerinnen der Steine, die Gestalterinnen der bekannten Höhlenräume, haben uns sichtbare Artefakte hinterlassen - das ist für mich der Ursprung der Kunst und diese war und ist schon immer sehr individuell. Ihre Lieder von einst können wir nicht 'ausgraben', aber den Sinn für Musik haben unsere Ahninnen uns (in unseren Zellen) überliefert.
Die meisten der heutigen schaffenden und ausführenden Künstler sind eingebunden in eine Kunstindustrie. Da bestimmen konventionelle Standards den Rahmen, in dem sich ein Künstler zu bewegen hat und seine Arbeit muss zu vermarkten sein.
Kunst kommt von Können heißt es und damit ist nicht nur Talent oder Begabung gemeint, sondern auch die Möglichkeit der Ausformung ihrer Kunstfertigkeit. Und dazu braucht es Zeit und Gelegenheit zum Üben und Vervollkommnen und eine gewisse (gesellschaftlich) zugestandene Freiheit, auf welche die Durchschnittsfrau bis vor kurzem nicht wirklich zugreifen konnte. Dabei ist Kunst schaffen und schöpfen ein Körper- und Seelenanteil der Weiblichkeit... 


... ein zum Blogpost umgearbeiteter Kommentar von Stephanie Ursula Gogolin...

16 Juni 2014

miteinander sprechen


... eine meiner Töchter ist beruflich bedingt viel und oft auch lange auf Autobahn und Straße unterwegs und dann ruft sie mich an... da kann es schon mal passieren, dass wir ein bis drei Stunden telefonieren. Dann quellen die Neuigkeiten über - es wird an das letzte abgebrochene Gespräch angeknüpft und die aktuellen Ereignisse thematisiert, das Tun und Treiben und das Wohl und Wehe der Kinder kommentiert und die persönliche Seelenlage durchdrungen. Es ist selten, dass die Themen knapp werden.

Ich mache es mir derweil mit einem Käffchen gemütlich, surfe nebenbei im Internet oder krame in meiner Küche - schließlich haben Frauen ja das angebliche Multitasking - Gen. Und es geht auch ohne Headset, die Lautsprecherfunktion des Festnetzhörers tut es auch. Die intensive Unterhaltung läuft nebenbei. Würden wir beide zusammen in einem Raum oder in ihrem Auto sitzen, würden wir uns ja auch unterhalten.

Das miteinander Sprechen, sich zuhören, gemeinsam lachen oder sich auch einmal trösten, ist eine essentielle Wohltat, die sich Frauen schon immer gegenseitig angedeihen ließen. Das Selbstverständnis artgerecht sinnlicher, weil kommunikativer Nähe ist heute prinzipiell selten geworden. Schon von Kindheit an gibt es genügend Übungsstrecken in denen wir diverse, nicht artgerechte, Verhaltensweisen lernen, wie still zu sitzen und zu sein und uns statt dessen auf diverse fremdbestimmte Forderungen zu konzentrieren. Morgenkreis im Kindergarten, Mittagstisch, Schulstunden, Hausaufgaben, Vorlesungen, Arbeiten für den Chef, vor dem Fernseher hocken ... Mütter allein zu Haus können sich mit ihren Kleinen „unterhalten“ - ein erwachsener Austausch ist eher selten - da müssen sie warten bis der Mann nach Hause kommt. Und das „Schatz, wir müssen mal reden“ hat inzwischen Kultstatus und ist selten ein gutes Zeichen in einer Beziehung. Der alltägliche, quasi natürliche verbale Austausch, die angeregte und anregende Unterhaltung, das (weibliche) miteinander Arbeiten mit begleitender Kommunikation, ist so gar kein zentrales Anliegen in unserer Kultur...
und so kommt es, dass auch ich weitaus mehr telefoniere, als von Angesicht zu Angesicht mit meinen Angehörigen und Freundinnen sprechen. Aber besser telefonieren als gar kein Kontakt und mit der Enkeltochter im fernen Pittsburgh wird vorzugsweise geskypt...



...was frau nicht gleich morgens erledigt, kann bis zum Abend im Drange der Ereignisse untergehen... so gab es gestern, trotz aller guten Vorsätze keinen Post....

14 Juni 2014

nicht serientauglich

... nun habe ich den Entschluss gefasst, den Sommer über gleichmäßig und leichtfüßig meinen Blog mit Alltagsepisoden zu füttern und das wird für mich eine echte Herausforderung werden.
Ich führe ja ein recht beschauliches und wenig sensationelles Leben und habe meinen LeserInnen, die sich vielleicht hierher verirren, außer einem unspektakulärem Alltag nicht viel zu bieten ... aber, ist das nicht eigentlich normal? Wir alle leben alltäglich, wenn nicht gerade das Schicksal in irgendeiner Weise mittelbar oder massiv zuschlägt. Aber das ist meistens kein Alltagsmuster und früher oder später richten wir uns auch in einem veränderten oder limitierten Tagesablauf routinemäßig ein. Anders wäre das Leben ja kaum zu ertragen... auch Abenteurer brauchen zwischendrin Normalität.
Seit Jahren verfolge ich eine der Vorabendserien im Fernsehen (ich sag nicht welche) – kunterbuntes Familienleben von Drehbuchautoren erdacht, persönliche Irrungen und Wirrungen der Protagonisten vom Feinsten, unglaubliche Glücksfälle und zu Herzen gehende Verluste flimmern fast täglich über die Bildschirme (obwohl diese heutzutage höchst selten flimmern).
Ich würde zusammenbrechen, würden mich ständig solche Katastrophen beuteln, die den Alltag dieser erdachten, virtuell agierenden, Schicksalsgemeinschaft bilden: Missverständnisse, Intrigen, heimliche Machenschaften, Streitigkeiten und immer wieder flammende Liebe und brennender Hass. 
Kein Mensch würde sich für die Serie interessieren, wenn da nicht stets die Wogen der Emotionen hochschlagen und sich aus den unglaublichsten Affekten nicht ständig ein neues Desaster ergeben würde. Dazu kommen noch dramaturgisch bedingte Unfälle, Koma, Krankheit und Tod. Und ab und zu wird sogar ein Kind geboren, meist unter außergewöhnlichen Umständen versteht sich.
Aber die Trägerwelle der Storys ist das sich andauernde Verlieben der SerienheldInnen. Nach ein paar Jahren Laufzeit hat bestimmt schon jeder mal mit jeder mal geknutscht, geküsst, geschlafen und dabei seine aktuelle Beziehung zerstört... denn gegen die aufbrechende Gefühle ist "man" machtlos und die heutigen Parameter der Mainstreammoral gestatten, dass die Helden des Alltags jedem Gefühl nachgeben dürfen. Wie heißt es dann immer so arglos: man kann doch nichts dafür, in wen man sich verliebt! ... ich lasse das jetzt mal unkommentiert und wende mich wieder meinem, zwar unglaublich langweilig erscheinenden, aber höchst zufriedenem Alltag zu.... heute steht so gar nichts an...

Häuschen für Oma entworfen von Johanna 2005

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13 Juni 2014

Sommerpause


Die Sommerpause ... eine beliebter Zwischenstopp für Bildungseinrichtungen, manche Fernsehsendung und auch Permanentblogger, Vielschreiberinnen und Dauerposter....
was aber, wenn die Beiträge im eigenen Bloggeschehen seit einem Jahr eh schon spärlich tröpfeln und die Blogbetreiberin froh ist, wenn sie zwei Postings pro Monat hinkriegt ... da liegt es doch nahe die Sommerzeit zu einem Bloggerevent umzugestalten und (fast) täglich zu posten... mögen die anderen in der ganzen Welt Ferien machen, ich reise nach Bloggieland und werden sechs Wochen durchposten... oder vielleicht gar acht? Heute ist Freitag der 13. und Vollmond – eine guter Tag für den Anfang eines neuen Projektes... und ich habe bestimmt genug Themen... nur den Fußball werde ich wahrscheinlich auslassen...



08 Juni 2014

eine neue Bloggerin


Helene ist jetzt in Amerika!
Und sie verarbeitet ihre Erlebnisse als Au Pair in einer Pittsburgher Familie 
auf ihrem eigenen Blog ... was ich, als Großmutter, richtig toll finde.
Alles Gute und viel Spaß meine kleine Große!



01 Juni 2014

Stichwort: Patriarchat

... zu der Frage: " Und was könnten deiner Meinung nach noch die Gründe sein, dass der Mann versucht hat selbst zu "schöpfen"...?" schrieb ich folgenden Kommentar.
 

... das in die Kürze eines Kommentars zu fassen ist nicht einfach, aber ich versuche mal meine Theorie zu komprimieren...
Nicht die Entdeckung der Zeugungsbeteiligung (auch Vaterschaft genannt) und der daraus vermutete "Gebärneid", brachte letztendlich den gesellschaftlichen Wandel weg von der Natürlichen Mütterlichen Ordnung, sondern die ersten Raubzüge und die daraus erwachsende gewaltsame und skrupellose Vereinnahmung des Lebensraumes anderer indigener Gruppen (später Völker genannt).
Ich stimme hier auch, zumindest teilweise, der Theorie von James DeMeo (Saharasia ) über die Auswirkung der Wüstenbildung auf den menschlichen Lebensraum zu. Natürliche Veränderungen, wie extreme Klimaveränderungen, Naturkatastrophen und dann die ersten landschaftsverändernden Eingriffe in die Natur ihres Lebensraums durch die Menschen selbst, führten unter anderem zu einem Verlust an Nahrungsressourcen und Landschaftsidentität. Die Menschengemeinschaften gerieten unter den nicht zu ignorierenden Druck ihre ungestört bewohnten Entwicklungsräume aufgeben zu müssen. Liegt in ruhigen (sesshaften) Zeiten der weibliche Anteil der Gruppen zahlenmäßig eher über dem männlichen Anteil, kann durch (langanhaltende) Wanderungen (mit Fluchtcharakter) die innersoziale mütterliche Kraft, stark beeinträchtigt sein.
Auf der 'Flucht', vor was auch immer, verliert der mehr als hälftige
weibliche Anteil der Gruppe (vor allem bestehend aus Müttern und ihren Kindern) weitaus eher an Potential und braucht später beim erneuten "Ansiedeln" eine längere Zeit um wieder die optimale innere (mütterliche) Ordnung herzustellen. Gerade wenn ältere Mütter die Wanderungen nicht überlebten, fehlte der Gruppe ganz schnell auch mal, das praktische, aber auch das ethische Gedächtnis. Der doch eher wettbewerbsorientierte Mann braucht in der Regel das kollektive zukunfts- und lebenszugewandte, weibliche (sprich mütterliche) Korrektiv.
Für den konkurrenzorientierten Mann ist der essentielle Kontrollverlust, der mit Lebensraum-Veränderungen einhergeht, nicht unbedingt ein Anlass sich eine größere humane Kompetenz anzueignen, wie wir bis heute feststellen können. 

Die Impulse des männlichen Individuums zuerst selbst überleben zu wollen, könnte durchaus zu den (gewalttätigen) Männerhorden geführt haben, die den Grundstein zu ersten Männerherrschaften legten. 
Diese ersannen dann zur Unterfütterung und Rechtfertigung, vor sich selbst und anderen, die heute immer noch gut bekannten Ideologien - die uns als (Vater)Religionen geläufig sind. Es sind jedoch wie gesagt ideologische Konstrukte und Theologien, die allesamt auf die ursprüngliche Rückbindung an 'Die Mutter' nicht nur verzichteten, sondern diese nach und nach verdrängten und vernichteten.
Diese Vaterrechtsvertretung betraf sowohl den jeweiligen privilegierten männlichen Erstplatzierten in der neuen hierarchischen Ordnung sowie Unmengen von männlichen Gottheiten bis hin zum monotheistischen omnipotenten Vatergott.
Der Vorsprung der Mobilität durch
Zug- und Reittiere zu Beginn der patriarchalen Verhältnisse begünstigte die (unnatürlich männerlastigen) Horde und unterstützte die hierarchisch strukturierte Herrschaftsform. Den Beginn von Terror können wir uns hier leicht vorstellen. Terror, das Ausüben von Gewalt zur Abschreckung, wurde zur gängigen Strategie und zur Prävention gegen Aufmüpfigkeit und natürliche Lebensart. Der nunmehr destruktive Mann erklärte sich zum Schöpfer durch Zerstörung der natürlichen Bedingungen und seiner Neuordnung durch Unterwerfung und Ausbeutung. 
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15 Mai 2014

Familiäres

Heute wird der Internationale Tag der Familie begangen und sicher ist dabei so manchem wohl ums Herz. Ist 'Familie' doch allgemein ein recht positiv daherkommende Begriff.
Familie ist wunderbar – hier gibt es Partnerschaft zwischen zwei erwachsene Personen und diese wiederum stellen als Eltern oder Erziehungsberechtigte den Raum bereit, in dem Kinder aufwachsen können. In der family sind Verwandte und Angehörige vereint, auch ohne sich wirklich zu begegnen oder denselben Haushalt zu teilen. Und hier regeneriert der Erwerbstätige in seiner Eigenschaft als Privatperson besonders gut. Unter Familie verstehen wir heutzutage eine, mehr oder weniger enge, Verwandtschaftsgruppe, deren inneres Gefüge nicht zwangsläufig in permanente Nähe ausarten muss und deren Basis zwei scheinverwandte Personen sind - das Paar. Das Paar ist zwar auf der bestehenden Gesetzeslage ab seinem Zusammenschluss mit einander "verwandt" (in einer ordentlichen Ehe sogar ersten Grades), aber es ist eigentlich eine Scheinverwandtschaft. Trennt sich das Paar sind sie beide wieder nur zwei nichtverwandte Mitmenschen.

Die 'Familie' tritt überwiegend in Form der sogenannten Kernfamilie auf – Vater-Mutter-Kind, - also als die Konstellation, die wir auch Kleinfamilie nennen. Inzwischen gibt es auch noch die interessante Variation des modernen Phänomens der Patchworkfamilie - aus vielen zersplitterten Kleinfamilien entsteht ein weitverzweigtes Gebilde aus verschiedenen Versatzstücken an fluktuierenden Beziehungen ehemaliger Paare, deren Verbindung die jeweiligen Kinder sind - solange sie Kinder sind.

Die sogenannte Kleinfamilie ist im wesentlichen mit der Kernfamilie identisch und derzeit im westlichen Kulturkreis das gängige Lebensmodell, denn auch ein Paar ohne Kinder bzw. sogar ein Singlehaushalt wird in dieses Denkmuster eingeordnet.

Trotzdem möchte ich noch die nicht unwesentliche Entstehung des Begriffes 'Familie' anmerken. Schließlich ist das inzwischen schon klassische Modell "Familie" ein Abklatsch des patriarchalen Systems.

Der Begriff 'Familie' bezeichnet von seiner Bedeutung her den Herrschaftsbereich eines privilegierten Mannes (römisch 'familia' – Hausgemeinschaft und von famulus – Haussklave).

Diese Form der patriarchalen Alltagsexistenz umfasste die etablierte Wohn- und Lebensgemeinschaft, die für einen nicht unbeträchtlichen Teil der Mitglieder eine Zwangslage darstellte. Diese relativ in sich geschlossenen Privatimperien, bargen unter dem Regime des Herren der 'familia', die unter seinem Dach lebenden Angehörigen, die Sklaven und noch sonstiges Gesinde.

Das Gebilde 'Familie' auf der Grundlage einer Paarbeziehung zwischen Fremden (Nicht-Verwandten), gilt schon längst in unserer Gesellschaft als ein, mit aller Kraft zu schützender Wert. Wir hier, in der westlichen Welt, können uns nichts Schöneres, äh anderes vorstellen. Und so begibt es sich, dass die naturgemäße matrilokale und matrilineare Muttersippe, diese selbstverständliche generationsübergreifende Fürsorgegemeinschaft, höchstens noch als herabgesunkenes Kulturgut zwischen den Zeilen mancher Märchen hindurch schimmert.

zum Abrunden siehe auch: http://www.stephanieursula.blogspot.de/p/das-aktuelle-essay.html
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02 Mai 2014

Zwischenbericht

... mein Alltag ist derzeit vollgestopft mit verschiedenen Projekten und ein jedes davon stammt aus einer anderen Intention. Oder sollte ich schreiben Dimension? Allen voran das Lieblingstrickywunschdenken, das mich mitten hinein in die verspielt-philosophische Kinderbuchdimension treibt.
Da begegne ich ihr, der Tante. Sie tappt, noch immer ungläubig und ahnungslos aber resolut, in die Geschichte, ohne sich darum zu scheren, wie sehr mir das zu schaffen macht. Müsste ich ihr doch spätestens jetzt endlich erklären, warum ihr dieses Schicksal zuteil wurde. Wir gehen Hand in Hand in ein Abenteuer, dass sie erlebt und ich ertragen muss. Da steht sie vor mir, meine Protagonistin, eine harmlose ältere Dame, die sich von mir zur Abenteuerheldin umstylen lässt und ohne, dass ich jetzt schon sagen könnte wohin die Reise geht ... muss ich nun ein schlechtes Gewissen haben?


28 April 2014

Brief an eine Tochter (im Geiste)

… immer wieder lese ich in diversen Foren und FB-Gruppen oder erfahre in Gesprächen von traurigen bis unglücklichen und trotzdem scheinbar nicht aufzulösenden Beziehungen* zu Partnern (die sich letztendlich nicht wie welche benehmen). Dabei suchen die Betroffenen nach Auswegen und möglichst dauerhaften Lösungen. Einmal um ihr persönliches Dilemma zu beheben und um zu retten, was zu retten ist. Denn die (große) Liebe muss gerettet werden, das ist doch wohl klar – diese Einstellung gehört zu unser aller Konditionierung. Die Liebe zu retten heißt, sich selbst zu retten. Aber warum ist das so?

Also hier der anderer Blickwinkel, der ein wenig weg von der allzu unmittelbaren persönlichen Betroffenheit hin zu einem gesamtgesellschaftlichen Einblick führt. Und was soll das bringen?
Wenn eine Liebeskummer oder Beziehungsprobleme hat, dann ist wahrscheinlich das Letzte was sie tut, ihr persönliches Leid mit der kollektiven kulturhistorischen Entwicklung der Gesellschaft in Zusammenhang zu bringen. Warum auch, bringt uns doch das Wissen um geschichtliche Relevanz in der Regel erst einmal keine Linderung oder konstruktive Erneuerung.

Stimmt! Aber auch eine noch so innige Beziehung zu einem (Liebes)Partner ist keine immortale bzw. statische Angelegenheit, sondern wie das gesamte menschliche, also arteigene Zusammenleben, ein interaktiver (Fürsorge)Prozess. Wir wollen uns, auch über das erotische Verlangen hinaus, einander gut tun.

Früher oder später fragen sich die Leidtragenden in Krisen oder im Scheitern ihrer Beziehung,
a) wie und warum kam es zu meiner aktuellen (Lebens- bzw. Liebes)Gemeinschaft und
b) warum gerät der, doch allgemein als unauflöslich angesehene Pakt der Paarbeziehungen oder Ehe, immer wieder ins Wanken?


Unsere heutige (westliche) Gesellschaft besteht und das war nicht immer so, aus Singles oder Paaren (eventuell mit Kindern), die weitgehend isoliert unter der Herrschaft der Arbeitswelt ein adaptives, mobiles und überwiegend auf die Erwerbsarbeit abgestimmtes Leben führen. Zu unseren sozio-kulturellen Vorgaben der kollektiven Lebensgestaltung gehört die frühe Prägung eines jeden Heranwachsenden auf einen, noch unbekannten, künftigen Lebenspartner. Das Ganze wird inzwischen als serielle Monogamie praktiziert. Eine jede Person hat sich mit dem Erwachsenwerden aus den Herkunftszusammenhängen (und das eher früher als später) zu lösen und seinen natürlichen, also angeborenen Drang nach sozialer Gemeinschaft und Zugehörigkeit dauerhaft in der möglichst innigen Beziehung mit einem bis dahin fremden Menschen zu suchen.


Unsere heutige (westliche) Gesellschaftskultur funktioniert inzwischen wie eine riesige Single-Börse, in der das Individuum sich eines Partners versichern muss. Der Anspruch besteht von Anfang an darin, dass die Partner (auch wenn sie noch blutjung sind) sich die Geborgenheit und Fürsorge, die zu einem erfüllten Menschenleben gehören, einander angedeihen lassen. Sie müssen sich gegenseitig die Gefühls- und Energie-Nähe der zurückgelassenen Herkunftsfamilie ersetzen. Der Sieg der, in den Medien allgegenwärtigen, romantischen Liebe und eine angestrebte lebenslangen Befriedigung des erotischen Verlangens sind hier und heute die Steilvorlage.


Das alles ist nicht wirklich artgerecht.
Über den langen Zeitraum des Jahrtausende umfassende Patriarchat, wird 'die Frau' immer wieder aus ihrem natürlichen (matrifokalem) Herkunftszusammenhang gelöst und irreversible von der direkt zugewandten und somit energetischen Fürsorge durch eine konsanguine Angehörigensippe getrennt.
Die naturgemäße Ordnung der frühen egalitären Matrifokalität wird ignoriert, unterdrückt und im modernen westlichen Alltag unmöglich gemacht.


Heutzutage denken wir nur noch in Paarkonstellationen (Beziehungen) bzw. erfassen die Kleinfamilie, das tragische Mangelkonstrukt der Moderne, als die rechtmäßige Lebensgemeinschaft für jedermann, jedefrau und jedeskind. Die (einzige) anerkannte Grundlage dieser Minieinheiten ist die (romantische) Liebe zwischen zwei erwachsenen Personen, die sich auf dieser Basis zu der kleinstmöglichen wirtschaftlichen Beziehungseinheit zusammen tun. Eine solide Alltagsexistenz und somit auch der künftige Fürsorgeraum für Mutter und Kind, wird so auf der Grundlage flüchtiger Emotionen aufgebaut und wie gut das tatsächliche funktioniert, lässt sich in eigener Anschauung, der Literatur und den Medien verfolgen.


Das Ideal der klassischen Ehe (treu bis zum Tod) wurde bisher, wie die Geschichte zeigt, nur durch rigide und enge moralische, also misogyne, Gesetzesvorgaben halbwegs durchgesetzt. Trotzdem wird mehr denn je an diesen tradierten gesellschaftlichen Vorgaben festgehalten. Hier kann sich jedeR Gedanken machen, warum das wohl so ist.

Was haben diese, von mir aufgeführten Grundeinsichten nun zum Beispiel mit HSP** oder einer Scanner-Persönlichkeit zu tun?

Ich behaupte, was uns HSPlern oder Scannern (gerade den weiblichen) das Leben oft so schwer macht, ist die ungeheure Sehnsucht (die fast immer nur als diffuses Gefühl zugelassen wird) nach einer artgerechten, vielfältigen und gefühlsmäßig erfüllten Alltagsnähe zu wohlwollenden und auch verständnisvollen Menschen, die uns (er)kennen, unter denen wir uns ungezwungen bewegen und entfalten können.


Ein energetisch interaktives Zusammenleben (und -arbeiten) mit unseren Bindungsangehörigen, in einem geschwisterlichen und generationsübergreifenden Sinn, ist unser ursprüngliches, arteigenes Programm. Erotik und Sex mit einem Liebespartner waren auch vor Zeiten höchstwahrscheinlich eher das Sahnehäubchen im Alltag eines Erwachsenen.


Ein (moderner) Partner, der sich erst einmal nach dem Kennenlernen einen Überblick über die Person, die jetzt zu seinem Leben gehören soll, verschaffen muss, ahnt meist nicht einmal mit welchem Potential er es bei seiner PartnerIn tatsächlich zu tun bekommt. Zugleich wird erwartet, dass sie bzw. er den den gesamten Background an Zuwendung und Fürsorge, den artgerechterweise ein jeder Mensch braucht, ersetzen soll.


Wir alle, besonders als Teilnehmer der westlichen Moderne, sind in die Kargheit der Kleinfamilien und der späteren Vereinzelung hineingeboren worden und erwarten nun das Heil von einem Partner, der in der Regel selbst in seinen eigenen Mangel verstrickt ist. Hochsensible Menschen, die von Geburt an diese Mängel besonders deutlich verspüren dürften, müssen sich jedoch wie jeder andere auch mit den Parametern unserer Gesellschaft irgendwie abfinden.


Es wäre also eher hilfreich, dass Spektrum der eigenen Erwartungen an die Welt um uns herum, kräftig auszuweiten. Je enger wir unsere Welt gestalten, um so weniger erhalten wir auch von der, für uns so essentiellen, Zuwendung. Wenn unsere Gefühls- und Gedankenwelt nur noch um den sogenannten Partner kreist (und um das Problem, das wir mit ihm haben), dann müssen wir uns nicht wundern, dass sich das Leben wie „in einer Schneekugel gefangen“ anfühlt (Zitat einer Betroffenen). Nehmen wir also einerseits aktiv alle uns Nahestehenden, allen voran unsere Bindungsangehörigen, in unseren bewussten Alltag und in unserer tätige, verantwortungsbereite Aufmerksamkeit auf und halten weiterhin unsere Sinne offen. Leider ist es für die / den Einzelne(n) oft kaum möglich ad hoc eine unmittelbare Veränderung herbeizuführen und bestimmte Transformationen sind auch einem, sozusagen evolutionären, Tempo unterworfen.

Doch ist es immer hilfreich schon mal mit dem eigenen Umdenken zu beginnen und sich somit aus der Schleife von Selbstbezichtigung und unrealistischer Erwartung zu lösen. Jedenfalls wird es uns auf keinen Fall schaden den tradierten (zähen) Mainstream und seine „Liebesparameter“ für jedermann, auch mal zu hinterfragen. Sowie mit sich selbst und dem meist genauso überforderten Lebensgefährten etwas Nachsicht zu üben. Und vergessen wir vor allem nicht das Beispiel, dass wir unseren Kindern geben. Ich wünschte, mir hätte das eine wohlwollende Alte zu meiner Zeit gesagt...


* ich war auch mal eine Beziehungsgeschädigte...
** ... HSP - für 'hochsensible Personen', engl. 'Highly Sensitive Person'
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08 April 2014

Stichwort: Großmutterhypothese

aus einem Kommentar:

... es ist ein wirklich interessanter Ansatz, sich auch die Tierwelt bezüglich des Alters anzusehen... das Gen der Langlebigkeit hat jedenfalls nicht erst die Spezies Mensch entwickelt, wie wir wissen. Das einzelne langlebige Wesen profitiert somit von diesem arterhaltenden Vorteil und der biologische Sinn des Lebens ist sein eigener Erhalt.
Einmal in Gang gesetzt, ist Leben ein Selbstläufer und der Sinn seines Daseins ist sein Fortbestehen.
Die (menschliche) Art zu erhalten baut auf vielen Strategien auf. Entscheidend in der Menschen-Evolution war imho die Gruppe, bestehend aus konsanguinen Angehörigen, welche die mobile Schutzsphäre für den Nachwuchs bildete. 
In diesem natürlichen Grundkonzept findet auch die sogenannte Großmutterhypothese ihren Platz. Sie besagt, dass die, über die Menopause hinaus, länger lebende Frau eine entscheidende, die Art(erhaltung) fördernde Funktion innehatte und deutet damit das eben genannte, grundlegende, gruppenkollektive Fürsorgeverständnis an.
Das wird, meiner Meinung nach, immer noch nicht genug herausgestellt, dass die Großmutter (auch als Synonym für den Anteil der Älteren in einer Gemeinschaft) ein wesentliches Regulativ der (Menschen)Gemeinschaft ausmacht und das menschliche Dasein bereichert.
Auch andere Spezies sind je nach sozialer Organisation, auf das Erinnerungspotential der älteren und somit erfahreneren Teammitglieder angewiesen. Irgendwo habe ich gelesen, dass es beispielsweise für die heute existierenden Elefantenherden ein großes Problem darstellt, dass es kaum noch richtig alte Elefantenkühe gibt. 
Diese unersetzlichen Trägerinnen des Erfahrungsgedächtnisses, das sich über viele Jahrzehnte erstreckt und klimatische und jahreszeitliche Abläufe, verschiedene Gefahrensituationen sowie das basale optimale Elefantenleben gespeichert hat, zeigen ihren Nachkommen wie es geht, ein zufriedener Elefant zu sein und ebenfalls sehr alt zu werden. Und nur so zur Erinnerung - ein alter Elefantenbulle unterrichtet die Kleinen jedenfalls nicht, im Gegenteil sie werden von ihm ferngehalten.
Auch unser frühes menschliches Zusammenleben, die mütterlich und geschwisterlich geprägte Lebensgemeinschaft in der matrilinearen Gruppe bzw. Sippe, stellte nicht nur die Schutzsphäre für den Nachwuchs, sondern beschützte auch das wissende Potential der Gruppe, das durch die alten Mütter repräsentiert und getragen wird.
Wenn in generationsübergreifenden Lebensgemeinschaften keine älteren Frauen mehr den aktiven Alltag beleben, weiß vielleicht eines Tages keiner mehr, wie Menschlichkeit wirklich funktioniert. 


04 April 2014

Zuckerschlecken

...da ich zum Bloggen irgendwie so gar nicht mehr komme, greife mal in meinen Fundus und poste einfach ab und zu ein paar ältere Kommentare...

Kinder sind Mitmenschen in ihren ersten Lebensjahren. Eine Aussage zu treffen wie: ich mag keine Kinder!, bedeutet eigentlich auch: ich mag keine Menschen! Aber das kann natürlich jede halten wie sie will.
Wir alle fangen als das Kind unserer Mutter unser Leben an. Das ist ein Lebensmerkmal, genau wie, dass wir alle einmal sterben werden. Es ist die Unausweichlichkeit des lebendigen Daseins.
Der Mensch in unserer derzeitigen Gesellschaft hat sich mit der Entwicklung abgefunden, dass Kinder nicht wirklich zu unserem öffentlichen, sozialen Leben in allem Selbstverständnis gehören. Es gibt Bereiche in unserer Kultur, da kommen Kinder nicht nur nicht vor, sondern jeder versucht sie aus diesen "erwachsenen" Bereichen herauszuhalten. Kinder werden separiert und unsichtbar gemacht. Nur da, wo sie den Konsum antreiben, werden sie
als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen. Wir begegnen sozusagen kaum noch Kindern in 'freier Wildbahn'.
Auch die Erwachsene treten nicht überall selbstverständlich in Verbindung mit ihren Kindern auf. Mehr denn je werden Kinder in der öffentlichen Wahrnehmung ausgeblendet, quasi als störend empfunden und besitzen fast schon Seltenheitswert.
Wir sind an die kleinen Ghettos überall, Betreuungseinrichtungen aller Art, wie Kitas und Schulen gewöhnt, in denen Kinder einen oft entscheidenden Teil ihres Tages verbringen müssen. Das Durchschnittskind lebt überwiegend isoliert in seiner häuslichen Umgebung oder fernab seiner Angehörigen unter "seines gleichen" also in einer altersmäßigen Zusammenfassung und dort ist es in gewisser Weise schutzlos auf sich allein gestellt. 
Den kleinen Mitmenschen nicht zu mögen, heißt auch, ihn nicht zu kennen, sich nicht auf ihn einzulassen. Es gab für mich eine Zeit (Teenagern sein ist so eine Zeit), da konnte ich mir nicht im mindesten vorstellen, einmal Mutter zu sein. Damals sagte ich zu einer Freundin, dass ich nie Kinder wolle. Aber zu dem Zeitpunkt, kannte ich ja auch meine späteren Kinder noch nicht! Diese, mir zugehörigen Menschen, kennen zu lernen hat folgerichtig mein Leben und die Sicht darauf völlig verändert.
Ich plädiere hier jetzt nicht dafür dass Frauen unbedingt Kinder bekommen sollen, absolut nicht. Wie wir bereits festgestellt haben, ist eine solche Entscheidung ohnehin ein Dilemma. Mir geht es nur grundsätzlich um einen differenzierten Umgang mit diesem Thema und um die Feststellung das Kindsein in unserer Gesellschaft wahrhaftig kein Zuckerschlecken ist, wir es aber durchaus ändern könnten.
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14 März 2014

... ersatzlos gestrichen?

Die von mir sehr verehrte Claudia von Werlhof sagt: "Im Westen werden Frauen nicht in 1. Linie unter dem Aspekt ihres potentiellen oder aktuellen Mutter-Seins betrachtet." 

Genau das ist das Problem, das der patriarchös gedopte Mainstream einfach nicht wahrnehmen will bzw. kann. Statt dessen wird 'die Mutter' direkt oder latent diskriminiert bzw. prophylaktisch diskreditiert.

Die Frauen soll generell nicht (mehr) unter dem Aspekt des Mutter-Seins betrachtet werden. Und die Frauen selbst tun es auch in der Regel nicht. Ihre (moderne) Konditionierung blendet eine Mutteraufgabe als selbstverständlichen Lebensaspekt von vornherein aus. Da erstens das Muttersein als temporärer (also als vorübergehender, heutzutage sogar zeitlich sehr begrenzter) Aspekt im Lebensplan einer Frau angesehen wird und zweitens weil das Muttersein in unserer Gesellschaft als der unattraktivste 'Job' schlechthin gilt.

Die Frau teilt sich das Aufziehen des Kindes idealerweise mit einem Lebenspartner. Denn ... eine matrilineare und matrifokale Sippengemeinschaft existiert schon lange nicht mehr. Allerdings und auch das ist ein verdecktes Problem, wird zwar der Mann in der Erscheinungsform des Vaters, als Ernährer angesehen, wird aber oft von der Frau (eher unbewusst) nicht wirklich als gleichberechtigter Fürsorger akzeptiert. Der Mann, der Partner oder Beziehungsgefährte, ist und bleibt ein Nichtangehöriger, ein 'Fremder'. Die von beiden in ihrer Herkunftsfamilie erlernten Vorstellungen von Fürsorge, korrelieren eher selten miteinander und die kulturelle Forderung nach einer gemeinsamen elterlichen Erziehungstendenz, fällt meist mit unter die zermürbende Paar-Beziehungsarbeit.

Wenn das Wort 'Kind' fällt, wird damit immer noch kaum als natürliche Begleiterscheinung ein Mann assoziiert, sondern nach wie vor eine Art weiblicher Background. Und trotz heutiger verschiedener, Werbestrategien, die gern auch mal Mann und Kind kombinieren, bleibt das angestrebte Guter-Vater- Image als Projektionsfläche für den, als natürlichen erscheinen sollenden, kulturell-gesellschaftlichen Effekt aus. Es gibt ihn zwar, den modernen fürsorglichen Vater, aber er ist kein durchgängig kollektives Phänomen. Zumal der 'gute Vater' eine eher diffuse Sammlung von althergebrachten Inszenierungen und modernen Kreationen ist, die auf das ursprüngliche (natürliche) Mutterbruder-Verhalten zurückzuführen sind.

Es gibt darüber hinaus zwei unauffällige, aber wesentliche Momente, die keine Vorstellung von einem nachhaltigen Muttersein aufkommen lassen (sollen). Einmal die (politisch motivierte) Hartnäckigkeit mit der grundsätzlich von 'Eltern' gesprochen wird und die den Gedanken-Automatismus 'Vater und Mutter' auslöst, sowie die bedenkliche Tatsache, dass jedem (zufälligen) Lebensgefährten der Mutter die sozialen Vaterwürden zugesprochen werden.


Der einst „hehre“ (patriarchale) Vatergedanke, schwankt derzeit zwischen der (gesetzlich abgesteckten und moralisch festgetackerten) Verursacherverantwortung und der im einzelnen oft stark fluktuierenden Praxis der „sozialen Vaterschaft“ innerhalb der zunehmenden Familien-Patchwork-Landschaft. 
Die Mutter, gilt zwar nach wie vor als Basiscrew, bleibt jedoch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung in jedem Fall blass und unbedeutend. Auch deutlich zu messen an der Tatsache, dass die aktuelle Gesetzeslage den Status der Mutter immer mehr demontiert. Damit bleibt die Elternschaft, also das für ein Kind verantwortlich zeichnende Paar, immer ein Dilemma, denn es gibt keine tatsächliche Gleichwertigkeit.

Da die Frau in unserer Gesellschaft inzwischen durchaus auch als 'geschlechtsfernes Neutrum' (Begriff by Claudia von Werlhof) im Sinne von: "sie ist noch nicht ganz männlich", angesehen wird, gilt ihre weibliche, natürliche, Kernkompetenz 'Mutter zu sein', mehr denn je als eine Art zu verbergender Geburtsfehler. Selbstverständlich kann und soll Frau weiterhin Kinder gebären, nur 'Mutter' braucht sie nicht mehr sein. Es wird ihr (angeblich) leicht gemacht Kinder aufzuziehen, mit dem 'Fremden' sprich Nichtverwandten, an ihrer Seite, mit welchem sie eine Lebensgemeinschaft pflegt. Zuden wird der Mutter die Hilfe staatlicher Institutionen zugesichert. Selbst als sogenannte Alleinerziehende, ist sie trotz zunehmender Mütterarmut, in der Lage im Alleingang ihr/e Kind/er irgendwie groß zu bekommen.

Die heute mehr denn je tradierte Trennung der Tochter von der Mutter erfolgt heutzutage nicht mehr durch rigide Maßnahmen, wie vor Jahrhunderten, sondern indem die Frau selbst in vorauseilendem Gehorsam die Tochter von Kindheit an konditioniert und sie möglichst ohne ein (natürliches) Muttervorbild ins Leben entlässt. Zumindest ist das die angestrebte gesellschaftliche Erscheinungsform.

Eine artgerechte, generationsübergreifende Bindungsgemeinschaften zwischen konsanguinen Angehörigen ist eigentliche das Feindbild des Patriarchats. Denn in den evo-biologischen Ursprüngender matrifokalität findet der Vater als taktgebende Institution nicht statt und die eigentlichen Trägerinnen der naturgemäßen menschlichen Fürsorgegemeinschaften sind wie eh und je die Mütter

Das unsinnige Bestreben diese „auszurotten“ kann keine Zukunft haben, weil sobald die scharfe patriarchale Kontrolle nachlässt, sofort die natürliche Programmierung wieder greift. Die seit Jahrtausenden wütende Patriarchose hat die Natur noch nicht überwunden. Die nicht auszumerzende Gynergie schwelt weiter zwischen all dem Bemühungen den kollektiven Vaterideen, die Mutter ersatzlos zu streichen und diese steht kurz davor sich wieder als der Herd, die Mitte, in einer matrifokalen Zukunft zu etablieren.

Die ersten (Mütter) sind schon aufgewacht und sie streben das bis eben noch verdrängte artgerechte Miteinander an. Wenn auch manchmal der Eindruck besteht dieses Entdecken und Praktizieren des mütterlichen Vermögens betrifft nur unsere Babys und Kleinkinder, weitet es sich doch langsam aus. Die (physische) Mutterbindung ist immer noch ein natürlich vorhandenes und latent gesellschaftlich anerkanntes Phänomen, dass sich über die innige Mutter-Kind-Einheit hinaus in der Großmutter, Schwester und jeder Tochter verankert hat. Wenn wir wieder anfangen an die Großmütter zu denken, wenn es um Zugehörigkeit und Identität geht, also unsere Wurzeln in den Ahninnen anerkennen, dann relativiert sich auch die Interpretation der väterlichen Bedeutung und damit die patriarchöse, hierarchische Struktur.

Leider stimmt der Satz: „Die westliche Frau ist heute buchstäblich mutterseelenallein.“*

Aber es gibt Hoffnung, wenn sie endlich anfängt sich der Mutter zuzuwenden, in sich selbst sowie ihrer persönlichen vorhandenen und dem Ursymbol Mutter



* Zitate: Claudia von Werlhof