30 September 2010

... auf der Wiese



... hinter unserem Haus sprießen sie, die Fliegenpilze!
 




Es heißt, er bringt uns Glück,
der glänzend rote Fliegenpilz.
Doch isst du ihn, wird es gefährlich,
drum denke ich, das mein ich ehrlich,
es reicht die Schönheit zu bewundern!
Wir sollten schnell 
den Appetit vergessen,
zum Glück müssen wir 
nicht alles essen.

29 September 2010

Gestern Heute Morgen


Alles auf der Welt geschieht ständig zu ersten Mal, nichts in unserem Leben ist völlig kongruent mit Vorangegangenem. Unser Dasein setzt sich aus einer unendlichen Folge von nie dagewesenen Augenblicken zusammen.
Mein Fahrlehrer feuerte mich während der Fahrstunden gern an, hoch konzentriert zu sein und adäquat auf die jeweilige Verkehrssituation zu reagieren: „So wie jetzt, ist die Verkehrslage nur in diesem Moment, das kommt nie wieder. Sie können noch tausendmal über die Kreuzung fahren, Sie werden immer einen anderen Zustand vorfinden...!“
So oder ähnlich, funkte er mir immer dazwischen, wenn ich zu sehr mit der Koordination von Händen und Füßen beschäftigt war und mich auf seine Anwesenheit verließ. Und er hatte recht, es gibt keine Wiederholung, keine Sekunde, die völlig identisch mit folgenden oder vorangegangen Situationen ist.
Eigentlich eine Binsenweisheit. Unser Alltag ist keine Zeitschleife, hoffe ich zumindest...

Wir alle haben eine Kreuzung, über die wir schon tausend mal gefahren oder gegangen sind. Vielleicht mit oder ohne kleine Ampelmännchen, mit weißen Markierungen auf der Fahrbahn oder altertümlich anmutenden Basaltpflastersteinen. Gestern Abend sah die die Kreuzung, die in unser Wohngebiet führt, ziemlich verlassen aus. Ein Anblick, der mir nicht unvertraut ist. Ich fuhr aus einer Stimmung heraus extra langsam. Ein Eichhörnchen überquerte nicht weit von mir eilig die Straße. Die Haselnüsse auf der anderen Seite winkten. Ich bremste noch ein wenig ab und Hörnchen gab noch ein bisschen Gas. So haben wir beide, einen der einzigartigen Momente gestaltet, aus denen unser Leben besteht. Und morgen wird alles ganz anders sein...


24 September 2010

Bäume und Träume


...noch träume ich
von
riesigen Wasserfällen
die donnernd den Kleinmut hinweg spülen
von
unendlichen Blumenwiesen
die ich in Jahren nicht durchstreifen kann
von
Bäumen groß genug
um ein Leben lang darin zu wohnen...


... Auszug aus meinem Gedicht "Aufbruchsstimmung", Bonn, Mabon 2004

Auf der fembio - Seite gibt es ein gutes Feminar zum Thema Bäume...


13 September 2010

Montag, der 13.

In einem Kommentaraustausch wurde ich mal wieder des Biologismus bezichtigt.

Es ist für mich schon ein bedeutender Unterschied etwas aus biologischen Abläufen abzuleiten und diese in politisch / gesellschaftliche Gesetzmäßigkeiten umzumünzen oder die biologischen Vorgänge zu untersuchen, zu erklären und daraus auf menschliche Verhaltensweisen zu schließen bzw. ihnen Raum zu geben.

Es ist das leidige Thema, eine Frau muss mit den Anforderungen und der (von anderen) präferierten Rolle in ihrer Lebenszeit, dass heißt in der aktuellen Gesellschaftszeit klar kommen. Und spätestens seit Simone de Beauvoir sind immer wieder Frauen von dem Gedanken überwältigt irgendwann „Mutter werden zu müssen“. Dabei leben wir zur Zeit in einer für Frauen, relativ freiheitlichen Epoche, wir müssen nicht wirklich.

Ein Mensch kommt als weiblich auf die Welt und ist, was sie ist (wenn sie sich nicht gerade transsexuell fühlt). Ich kenne einige Männer, die manchmal auch mit ihrer Grundausstattung hadern.

Eigentlich liegt es nicht daran, dass die Natur so ungerecht ist und dich zur Frau gemacht hat, sondern dass die vorhandene Menschenwelt, in die du hineingeboren wurdest, es nicht geschafft hat, deine einzigartigen Voraussetzungen als Mensch, sprich Frau, anzuerkennen und dir einen würdigen Platz in deinem vorhanden Umfeld zu bereiten.

Die biologistische Definition wäre, du bist eine Frau und du sollst dein Schicksal freudig oder klaglos annehmen! (... damit wir nichts ändern müssen!)

Die biologische und menschliche Idee ist viel einfacher: Ich wurde als Tochter dieser Erde von einer Mutter geboren und hier bin ich! Wo sind die anderen, mit denen ich glücklich und zufrieden das Leben verbringen kann.

Denn es scheint mir ein Denk- und Fühlfehler unserer Zeit zu sein, dass das Individuum in die Welt gesetzt wird und möglichst alleine sehen muss, wie es darin klar kommt. Auch wenn so Mancher anderer Meinung ist, kein Kind hat darum gebeten, auf die Welt kommen und in ihr leben zu dürfen. Es ist ein biologischer Selbstläufer und eine Entscheidung der vorhandenen Erwachsenen (nicht immer nur der jeweiligen Mutter).

Heute nimmt seltsamerweise niemand Anstoß daran, dass die Last des Lebens dem Individuum, welches arglos die Weltbühne betritt, auf die Schultern gelegt und es anschließend von einer vorhandenen lebensfeindlichen Gesellschaft zu einem gehorsamen Teilnehmer abgerichtet
wird - Grenzenlose Freiheit oder stressgeprägtes Alleinsein. Wobei die Gesellschaft eigentlich aus einer Handvoll Taktgebern besteht und der Rest mehr oder weniger im Stockholmsyndrom erstarrt ist - Stopp! Jetzt werde ich pathetisch...

Wir sind jedenfalls noch lange nicht damit fertig, zu hinterfragen und umzudenken.
Stellen wir die Weltsichten also auf die Füße und unsere Füße auf die Erde oder wie Meister Joda sagte: Vergessen musst du, was alles du gelernt... 

09 September 2010

... ist das die Trance?


...ich wurde gefragt, wie ich den Kindern Wege in die Anderwelt nahebringe oder erkläre und ob sie es verstehen. Das ist einfach und schwer zu gleich und manches Mal erklären die Kinder es mir...

… die gesamte Vorstellungswelt die wir haben, kommt nicht einfach aus dem Nichts. Es ist die Kombination aus allen Bildern und und Tönen, aus allen Gefühlen und Erfahrungen, aus allem Erinnerten und allem Vergessenem. Laut oder Leise, bewusst gesehen oder unbewusst registriert, als Lust oder als Schmerz gefühlt. Unser körpereigenes Speichersystem ist randvoll mit uralten und hyperneuen Informationen. Kinder leben mit ihrer Grundausstattung und sammeln und jagen wie in alter Zeit alles was sie zum Leben und zum Überleben brauchen. Ohne es benennen zu können, bewegen sie sich ein paar Jahre lang innerhalb und außerhalb der erwachsenen, prosaischen Sphären. Der Zauber des Geheimnisvollen, die Wege, die ins Ungewisse führen, bringen sie, je nachdem wie das Umfeld der Kinder eingestellt ist, in ein Märchenland oder das Reich der Feen, Elfen und Kobolde oder in eine unfassbare Jenseitig- oder Andersartigkeit. Diese Welten liegen auch nicht weit weg oder in einer anderen Zeit, sondern sie umgeben uns. Eigentlich können wir jederzeit einfach so hinübertreten. Wir lüften den Schleier, doch sollten wir vermeiden, ihn zu zerreißen. Wir können einem plötzlich vor uns auftauchenden Pfad folgen und für kurze Zeit die gnadenlose Realität hinter uns lassen, mit Kindern an der Hand ist das ganz leicht. 

Selbst Türen, Tore, Fenster, Treppen – alles ist ein möglicher Durchgang in eine andere Welt. Hinter einer Tür kann simpler Alltag liegen oder die geheimnisvolle Welt, in der wir uns schon in der Kindheit aufgehalten haben und die jedeR anders beschreibt: Hilfreich oder erschreckend, unerklärlich oder selbstverständlich, buntselige Spielwiese, angefüllt mit imaginären Wesen und Freunden oder eine Zuflucht, ein Rückzugsort. Es ist phantastische Wirklichkeit und realistisches Avalon zugleich.

Für Kinder ist das manchmal alles gleich. Ich denke da an meine eigenen Erfahrungen als Kind. An die
Zeit, da ich mehr in Gefühlen und Bildern dachte und mir noch die Worte fehlten um den verkopften Erwachsenen meinen Seelenzustand nahebringen zu können. So geht es allen Kindern und es dauert eine Zeit bis die Nüchternheit der täglichen Praxis, das Wunderland der Kindheit an den Rand der Wahrnehmung gedrängt hat und manche kehren dahin nie mehr zurück... oder doch? 

Es ist schon einige Zeit her, Paula war so sieben Jahre alt, ich saß mit ihr in meinem Zimmer und wir blätterten in dem Buch von L. Francia "Hexenbesen Zauberkraut"

Das Kind versuchte die Überschriften zu lesen und die Bilder zu verstehen. Unter T wie Trance sah sie sich lange die Illustration an, dann tippte sie auf die Figur und fragte: "Ist das die Trance?"

Ich erklärte: "...also, Trance ist so etwas wie Träumen, nur schläfst du nicht dabei. Eigentlich bist du wach und doch wo anders..."

Paula nickte wissend: "Kenn ich!"




08 September 2010

noch ein Spruch

Meine Töchter haben kleine Kladden, in denen sie von Anfang an die bemerkenswerten oder witzigen Sprüche der Kinder notierten. Zuviel wäre sonst verloren gegangen, erst durchs Wiederholen und Weitererzählen bleibt es dann wirklich im Präsenzgedächtnis. Manche der Sprüche sind allerdings echte Insider und werden nur durch lange Erklärungen von Außenstehenden verstanden. 

Einer meiner Lieblingssprüche ist: „Mathilde, geh und hol dir deine Hausschuhe!“ - 

 „Ich kann nicht, ich hab nichts an den Füssen!“


Beim letzten Spaziergang haben die Kinder und ich einen Weg in die Anderswelt gefunden... 

05 September 2010

auch ein Unglück


Caro und Vicky gehen über die Straße. Vicky zeigt auf den Boden und sagt: „Wenn du da drauf trittst, hast du Unglück!“

Caro tritt auf den Riss im Straßenbelag und sagt herausfordernd: „Oh, jetzt hab ich Unglück!“

Worauf die kleine Schwester trocken antwortet: 
„Wahrscheinlich hast du was Blödes im Ü- Ei...“



... die ersten Kastanien fallen herunter ...


Dazu passt dieser Beitrag


03 September 2010

...kleiner Rückzug, kurze Pause...





... zur Zeit findet weniger ein locker, flockiger Alltag statt.  
Das Waschweib hat grad was zu sagen und die Alltagsgroßmutter macht einfach weiter mit den Gedanken an patriarchöse Zwangslagen, versickerte Geborgenheit und der Idee, das alles sachlich in Zusammenhang zu bringen.