15 Dezember 2013

Die war noch von der alten Welt

Das Jahr neigt sich und meine Gedanken zur Alten sind noch lange nicht am Ende. Es gäbe noch so viel darüber zu künden. Das Großmutter-Sein ist eine der Phasen in einem Frauenleben und heutzutage für fast jede Frau keine kurze. Es ist die Zeit der Reife, der Alten, der Weisen und kann mehrere Jahrzehnte umfassen.

In einem Gespräch wurde mir einmal von einer recht jungen Frau vorgehalten: Na und – nicht jede alte Frau ist weise.

Das stimmt und auch nicht. Weisheit ist kein Leistungssport. Aber ein Zug unseres menschlichen Seins und nicht immer an ein bestimmtes Alter gebunden. Trotzdem ehrten dereinst unsere Ahninnen und heute noch viele indigen und matrifokal lebende Gemeinschaften (Völker) das Alter. Sie wussten, was es für die Gemeinschaft hieße, ohne den weisen Rat, die Erinnerungen und den zwischenmenschlichen Ausgleich, den die Alten einbringen, leben zu müssen.

Dabei ist die Weisheit des Einzelnen nicht der entscheidende Faktor, sondern die Haltung, die alle in Respekt und gegenseitiger Zuwendung für einander einnehmen.

Die natürliche, die generationsübergreifende, Fürsorge umfasst eigentlich die Zeit von der Geburt bis zum Tod - ein menschen-art-gerechtes Geschehen, dass aus unserer Kultur fast völlig verschwunden ist. Mal abgesehen davon, dass ich tatsächlich eine mehrfache Großmutter bin, lebe ich schon seit Jahren in der Intention der Alten. Dieses Sein und diese Haltung erfährt, wir wissen es alle, in unserem patriarchalen Gesellschaftssystem wenig bis keinerlei Wertschätzung. Das seit Jahrhunderten missachtete Muttersein eben.

Die Alte, die Mutter der Mutter, ist immer in ihrem Wissen und ihrer Erfahrung die Vertreterin der "altenWelt" auf der letztendlich alles Zukünftige aufbaut.

Das wussten sie auch noch in Zeiten, als die Alte schon nicht mehr gehrt wurde. Wurden doch noch Märchen und Sagen von ihr und von Frau Holle und der Berchta erzählt. Einer solchen Geschichte habe ich einen kleinen Ausschnitt entnommen, der zeigt, dass 'die Alte' schon immer von dieser Welt, aber auch verbunden in den Zeiten war:

„Nun aber lebte auf diesem Hof eine uralte Frau. Die war noch von der alten Welt. Sie saß zu jeder Stunde am Herd, spann im Rauch und roch das Unsichtbare. Die Kunde von den alten Zeiten war ihr noch zugegen, und sie wußte mehr von dem Wechsel und Wandel der Dinge als die anderen.“

Zitat: Raunächte – Märchen, Brauchtum, Aberglaube – aus der Geschichte „Das ausgeblasene Licht“ - Herausgeberin: Sigrid Früh - (Quelle: K. Paetow: Frau Holle, Märchen und Sagen, Hannover 1952)


07 Dezember 2013

Adventnachmittag

... der Sturm hat sich gelegt ... draußen ist es still, friedlich und weiß.




Mit dem plötzlichen Winter kann ich noch gar nicht richtig umgehen. Er hat mich einfach überrascht, ebenso die Erkenntnis, dass wir schon fast mitten im Advent sind. 
Da sind wohl ein paar besinnliche Gedanken fällig.
Und so schiebe ich die Arbeit beiseite, zünde Kerzen an, bereite mir einen fruchtigen Tee zu und blättere die Datei mit den Fotos der vergangenen Monate durch... so viele glückliche Momente...
heuer kam das Jahresende auf schnellen Schwingen. Überhaupt flog das gesamte Jahr Zwanzig-Dreizehn nur so dahin. Es war recht bunt, das Jahr ... ich war mehr unterwegs als sonst, ein neues Menschlein, ein Töchterchen kam im Mai hinzu, nachdem bereits im Dezember zuvor ein kleines Mädchen meine Sippe komplettierte und ein besonderer Geburtstag wurde gefeiert. Die Kinder meiner Kinder wachsen heran und sind zu meiner ganz besonderen Großmutterfreude wunderbar gelungen. Die Alte zu sein hat schon was...

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01 Dezember 2013

I love you

Für das eigne Handeln Verantwortung übernehmen sollte zum guten Umgang mit der Welt gehören. Und ebenso für das, was ich sage und vor allem, wie ich es sage. Wir sollten uns da nicht herausreden, mit so Plattitüden, wie: selber schuld, wenn du mich falsch verstehst, ich hab es nur nett gemeint. 
Wenn ich falsch verstanden werde, liegt es manchmal auch daran, wie ich kommuniziere. Und dann ist vielleicht eine kleine Erläuterung fällig. Gegenseitiges gutes Verständnis passiert selten von ganz alleine und bedarf immer wieder der Nachbesserung. Gerade dieses „wie“ ist hierbei nicht unerheblich. 
Das kennen wir alle, da laufen zwischen zwei Menschen so Insider-Geschichten, die scheinbar lustig daher kommen, aber wie Scharmützel anmuten. Das mag im geschützten Raum noch angehen und wenn beide am Ball bleiben, klärt sich eines Tages die vertrackte Angelegenheit.
Oder auch nicht.
Aber wie ist das, wenn der Schlagabtausch in die Öffentlichkeit verlagert wird?
Wenn eine die andere aufzieht, wegen einer angeblichen Schrulle? Oder gar dem Fehlen einer solchen? Nur weil sie auf bestimmte Dinge oder Angelegenheiten einfach nur eine andere Sichtweise hat oder einen anderen Umgang pflegt. Ihr möchtet ein Beispiel dazu?

Angenommen eine von beiden mag Teddybären und besonders einen, den sie ausgesprochen gern hat. Sie schleppt ihn den ganzen Tag mit sich herum und nimmt ihn sogar mit ins Bett. Sie versteckt ihn nicht, wenn andere in ihre Wohnung kommen. Aber sie spricht auch nicht ständig über ihre Teddyliebe. Das ist für sie einfach ganz selbstverständlich.

Die andere mag auch Teddybären, viele sogar und sie hat sie dekorativ in ihrer Wohnung verteilt. Sie sammelt sie und ist stolz darauf. Sie strickt ihnen Höschen oder Jäckchen und reiht sie auf Regalbretter. Dabei meint sie, so und nicht anders müsste man Teddybären behandeln. Sie glaubt alles über Teddys zu wissen. Und da sie den Teddy der anderen noch nicht zu Gesicht bekommen hat, glaubt sie immer wieder, sie müsste diese von Teddys im Allgemeinen und von richtiger Teddyhaltung im Besonderen überzeugen. Das kann sogar zu schmerzlichen Missverständnisse führen, wenn zwei zwar Teddybären mögen, aber der Umgang mit ihnen und die dabei erlebte sinnliche Erfahrung gravierend unterschiedliche ist.

Also ich liebe meinen Teddy, von ganzem Herzen und respektiere alle Teddys dieser Welt und ihre Besitzer.