31 Dezember 2011

Ein Wunderbares 2012 Für Alle




 Es grüßen euch herzlich die großen Tiere des Hannover WinterZoo

und natürlich auch die kleinen... 



... und hier der geheimnisvolle Orakelblick auf den Flamingo - See  
und in das Neue Jahr! 




23 Dezember 2011

weihnachtliche Küchenstimmung



...ups... 

das ist ja noch ein Foto vom letzten Jahr!

Trotzdem...
Frohe Festtage 
für Alle ...




und mein Weihnachtszimmer ist auch schon dekoriert!














15 Dezember 2011

Neugeboren

Wieder und wieder fühle ich mich wie neugeboren...

Als ich angefragt wurde, ob ich zum Thema Neugeboren was beizusteuern habe, las ich im ersten Moment statt dessen „Neugeborene. Lag wohl an meiner Großmutterbrille.

„Ich fühle mich wie neugeboren“... den Satz können wir heute allgemein im Getriebe des Alltags wohl viel öfter hören als die Botschaft: „Wir haben ein Neugeborenes!“

Mit meinen Kindern, die ich einst zur Welt brachte, wurde auch ich ein jedes Mal neugeboren. Später, als meine Kindeskinder zur Welt kamen, nahmen mir meine Töchter die Arbeit ab, aber selbst bei körperlicher Abwesenheit fand auch für mich diese geheimnisvolle Transformation statt. Ich wurde als Großmutter neugeboren und ein jedes Mal dadurch erneuert, erweitert, gewandelt. Ich würde nicht fühlen, denken und handeln, wie ich es heute tue, wenn es nicht so wäre.

Jede Geburt ist nun mal wie der berühmte Flügelschlag des Schmetterlings der Chaostheorie. Sie ist das Epizentrum, der Moment der Wahrheit für die Nächststehenden. Denn nichts wird mehr wie vorher sein

Auch die betroffenen Angehörigen werden mit „neugeboren“. Selbst wenn wir das Ereignis ignorieren oder uns distanzieren, der Schmetterling entfaltet die Flügel und setzt eine neue Assoziationskette, genannt Zukunft, in Gang. Das gilt auch gleichermaßen für das Sterben, doch das ist nicht das Thema.

Es gibt in unserem Alltag wenige Neugeborene, wenn wir nicht gerade Hebamme sind. In jeder Sekunde werden zwar mehrere Kinder auf der Welt geboren und ebenso sterben davon Tag für Tag unendlich viele, bevor sie dazu kommen wirklich zu leben. Und auch wenn wir gelernt haben solche Tatsachen zu akzeptieren, ist es für mich immer wieder eine kaum fassbare Vorstellung.

Und wie sieht es in unserem beschaulichen westlichen Alltag aus? Wo es relativ wenige Kinder gibt und diese zumindest ein Auskommen haben, eine vorgeschriebene Bildung durchlaufen müssen und denen bis zu drei Jahren eine Mama zugestanden wird, bevor sich diese wieder in den Erwerbsarbeitsprozess einreihen soll?

Geboren werden ist einfach kein Thema unserer Tage. Wir haben uns an diesen gesellschaftlichen Zustand der Ignoranz gewöhnt, dabei wäre eine grundsätzliche, freundliche Kenntnisnahme von Neugeboren und Kindern allgemein dringend angesagt. Babys werden zwar heute in der Öffentlichkeit nicht mehr so geflissentlich übersehen, wie es noch vor Jahren der Fall war und bestimmt sind die Reaktionen in gewachsenen Strukturen eines ländlichen Gemeindelebens anders als in der anonymen Großstadt, doch wir wissen auch, dass es reale und virtuelle Räume in unserer Gesellschaft gibt, wo keine Kinder vorkommen, nicht vorgesehen, ja undenkbar sind oder auch durch uns besser fern gehalten werden.

Die erwachsene (Arbeits)Welt ist kinderfrei, wenn die Erwerbstätigkeit der einzelnen nicht gerade darin besteht, auf anderer Leute Kinder Einfluss zu nehmen. Und diese Tätigkeit kann ganz verschieden sein, z.B. als Lehrerin, Kindergartenfachkraft oder Marketingstratege. Kinder werden separiert gedacht und bis zu einem gewissen Lebensalter auch nicht wirklich als normaler Mitmensch behandelt.

… ich stelle mir gerade vor, ein Neugeborenes würde grundsätzlich öffentlich bekannt gegeben. Die Nachbarn der gesamten Straße, des Viertels, würden in ihr Bewusstsein die Information hereinlassen: Hier wächst ab sofort ein neuer kleiner Mensch heran und für den ich auch zuständig bin. Ich werde achtsam sein und in meinem Herzen und meinen Handlungen das neue Leben begleiten.Und statt Glückwunschkarten werden Gutscheine verschickt, die ein individuelles Hilfsangebot enthalten....

Ich höre lieber auf zu träumen. In unserer oft unerfreulichen Wirklichkeit wäre die junge Mutter von so viel Aufmerksamkeit wahrscheinlich überfordert. An der Stelle wird auch klar, ein solcher Paradigmenwandel im Umgang mit den Menschen, mit denen wir unseren Alltag teilen, lässt sich zu den jetzigen Bedingungen nicht eben mal umsetzen. Umso wichtiger ist unser aller Neugeburt.

Geborenwerden wird auch als „das Licht der Welt erblicken“ bezeichnet. Denn die Welt ist bereits da und wir sollten sie uns immer wieder mit neuen Augen ansehen, um auch neue Voraussetzungen für all die Neugeborenen und uns selbst schaffen. In meinem Leben gab es einige Aha – Erlebnisse und Erkenntnisse - beschert durch das Gefühl des NeugeborenSeins - das sich mir gerade bei jedem Kindeskind immer wieder so elementar, so überwältigend präsentierte.

Es ist das Besondere an der weiblichen Entwicklung, dass wir mit dem Eintritt in die Zeit des „Nach dem Muttersein“ eine neue Bewusstseinsstufe erreichen. Sie wird ja auch als die sogenannten Wechseljahre gekennzeichnet. Bis vor kurzem wurde dabei der Frau auch immer noch, ob ihrer beginnenden „Unfruchtbarkeit“, ein Unwertgefühl eingeredet. Ich denke jedoch, darüber sind viele inzwischen hinaus. Unsere wirkliche weibliche Fruchtbarkeit, die nicht nur aus dem Gebären können besteht, lassen wir nie hinter uns.

Das, was mit dem Wechsel beginnt, ist die Großmutterzeit, in der wir noch mal alles geben. Wir platzen nahezu aus allen Nähten mit unseren Erfahrungen - einem neuen und alten Wissen - und der Ungebundenheit von dem Jugend- und Paar-fixierten, engstirnigen Mainstream.

Vor einem Jahr schrieb ich in meinem Blog die Erinnerung* an einen bedeutsamen Tag auf:

…. und da stand ich vor dem Bettchen. Vor mir lag winzig und wie verloren auf weißem Grund ein Neugeborenes, mein erstes Kindeskind, die Tochter meiner Tochter. In mir brach etwas auf, was ich inzwischen fast vergessen hatte, was ich erledigt glaubte, was bis eben unvorstellbar schien. Mich überrollte eine goldene Flut des Erkennens und die Gewissheit: Das ist eines meiner Kinder.
Sie sah aus wie einst ihre Mutter und sie schien in meinen Arm zu fliegen. Es war alles wieder da: Die Glückseligkeit, ein klitzekleines Baby im Arm halten zu können! Ich konnte den unverkennbaren Duft von neuem Leben einatmen. Haut spüren wie sie nur diese ganz kleinen Menschen haben und ein Seidenpapier dagegen grobkörnig erscheint. Sie war mein Kindeskind und ich war ihre Großmutter.
Ich hatte nichts dafür tun müssen, außer fünfundzwanzig Jahren zuvor selbst ein Kind zur Welt zu bringen, es groß zu ziehen. Jetzt gab es diese Potenz meines Kindes...

Die Großmutterzeit, die Phase der Weisen Alten - so meine beglückende Erfahrung - beinhaltet ständig und in vieler Hinsicht das wunderbare NeugeborenWerden. Und sollte hier und da eine Großmutter sein, die das nicht so fühlt - das kommt schon noch! Werden wir also so oft es geht neu geboren...



(*es ist auch ein Ausschnitt aus meinem Vortrag Die Großmutter bin ich)

05 Dezember 2011

Kritik am Patriarchat und die Mütterliche Ordnung

Lebendige Mütterwelten Teil III
Kritik am Patriarchat und die Mütterliche Ordnung

Wir leben unbestreitbar im Patriarchat. Das ist die Bezeichnung unseres Gesellschaftssystems, die allgemein anerkannt ist und die in etwa die Herrschaft der Väter bedeutet, bzw. so verstanden wird. Folgen wir der (auch umstrittenen) Argumentation von H. Göttner-Abendroth, welche den Begriff Matriarchat als „am Anfang die Mütter“ übersetzte und die Epoche der Mütterlichen Ordnung demzufolge auch nicht als eine „Mütter-HERRschaft“ definiert, so könnten wir bei der Definition von Patriarchat durchaus in berechtigter Weise sagen: am Anfang die Väter. Was allerdings bedeutet hier Väter, beziehungsweise der Vater?

Die Vaterbezeichnung, die sich heute von dem einstigen Inhalt „Herr“ abgekoppelt hat, existierte nicht, in der sehr langen Zeit vor der Epoche, die wir Patriarchat nennen. Der (patriarchale) Vater (als Benennung aber auch als Begriff), so wie wir ihn heute verstehen, ist eine Mischung aus (Er)Zeuger und immer noch als "Herr" über jene, die unter ihm angeordnet sind. Die versorgende Vaterfigur (als Herr und Vorstand der, ihm untergebenen Familie) ist mit dem monotheistischen Gottesbild verknüpft und der fürsorgende Vater ist eine Erscheinung der Moderne.

Wenn wir die heute so selbstverständliche „soziale Vaterschaft“ in die Vergangenheit projizieren, landen wir bei den Mutterbrüder. Irgend einem Kind war der in die mütterliche Sippe eingebundene Bruder auch „Vater“ und versorgte in der Zugewandtheit zu den Kindern seiner Schwestern somit anderer Brüder Kinder. Mit seiner Schwester Kinder war er jedoch mehr blutsverwandt, als mit dem Kind an dessen Entstehung er beteiligt war. Diese Anschauung einer matrilineare und direkte Verbundenheit ist uns heute völlig fremd geworden. Wir haben uns so an die totale Herrenmacht über das Kind und das Prinzip des Verursachers gewöhnt, dass wir eine Vorstellung wie: Kinder fallen unter die Verantwortung der ganzen Sippe, egal welches Spermium daran beteiligt war, einfach nicht zulassen können.

Wenn heute an allen möglichen Eckpunkten der Gesellschaft Patriarchatskritik betrieben wird, so kommen wir auch um die kritische Betrachtung des grundsätzlichen Vateraspektes nicht herum. Frau kann diese Art der Kritik über die eigene Befindlichkeiten formulieren oder aber einen Schritt zurück zu treten und die gesellschaftliche Dimension zu betrachten, um darin die allgemeingültigen, patriarchalen Muster zu erkennen und uns davon abzuwenden.  

Was uns (und mit "uns" meine ich sowohl die einzelne, bewusst lebende, Mensch ebenso, wie die amorphe Masse der Gesellschaft) jedoch nicht der Mühe enthebt, das wirkliche, das menschliche soziale Näheverhalten als zukünftige Bewohnerinnen eines matrivivialen Daseins erst wieder zu lernen. Und das wäre so ziemlich das Gegenteil von dem, was wir heute so gewohnt sind.
  • Selber selbstverständlich für die Angehörigengemeinschaft ganz präsent zu sein, so dass sich unsere Angehörigen auch entspannt auf unsere Anwesenheit verlassen können.
  • Nähe ertragen, ohne die patriarchösen Vorurteile ständig abzurufen, welche uns einreden, dass unsere nächsten Angehörigen uns am eignen Leben hindern.
  • Unsere anverwandten Person nicht aus den Augen und dem Umkreis verlieren und nicht vom zufälligen Liebespartner die Leistungen verlangen, für die eigentlich eine Sippe zuständig wäre.
  • Menschliche Geborgenheit erfahren und annehmen - also schützende und vertrauensvolle Nähe, eine (nicht permanent sexualisierte) natürliche Intimität und unbedingte Verlässlichkeit im Alltag wie auch bei außergewöhnlichen Vorkommnissen 
  • Ein deutliches Bekenntnis zur Mutter ablegen. Matrilineare Angehörigkeit als selbstverständlich begreifen. Den Begriff der Eltern wieder auf alle angehörenden Älteren umdeuten und die Herkunftssippe als mütterlich-weiblich sehen.
Ein solches bewusstes Leben zu führen, bedeutet auch im Sinne einer natürlichen Mütterlichen Ordnung, einen eigenen Kodex zu leben. Was nützen einer Frau all ihre Künste, wenn sie diese nicht zum Wohle und Nutzen ihrer Angehörigen anwenden kann. Wir leben und wirken nun mal nicht allein.Unser menschliches Dasein macht nur in der Gemeinschaft einen Sinn. Sicher kann Mensch auch als Eremit im Wald oder als bindungsloser Single in der City leben. Doch auch der einsamste Mensch stammt ursprünglich aus einer Menschengemeinschaft und das ist nicht das Gleiche, wie die anonyme Gesellschaft, die als diffuse Normatierung unseren Alltag beherrscht. Die auf die Gemeinschaft der Angehörigen bezogene gegenseitige Versorgung bringt einerseits emotionale Zuwendung hervor, andererseits festigt diese Zuwendung und Fürsorge die Gemeinschaft. Es ist diese Wechselwirkung, welche die menschliche Mütterlichkeit, als ein Ausdruck von Lebensorientierung und -intelligenz zu der menschlichen Kompetenz überhaupt machte. 

24 November 2011

22 November 2011

Mein Freund der Baum

...ist tot. Er fiel im frühen Morgenrot...

wer kennt es nicht, das berühmte Lied, dass Alexandra einst gesungen hat. 
Und wer kennt nicht den Schmerz, wenn eine vertraute Baumfreundin plötzlich nicht mehr da ist, weil eine Säge sich kreischend ins Holz gefressen und eine Astschere den gefallenen Stamm verstümmelt hat. 
Ja, ja, ich weiß - der Kreislauf der Natur, alle müssen einmal sterben, nichts währt ewig - aber mein Herz schmerzt bei dem Gedanken, dass diese vertrauen Lebewesen vor meinem Fenster eben einfach nicht mehr da sind und ich mag auch die Tränen nicht zurück halten. 
Gut dafür gibt es demnächst keine tränenden Augen mehr, weil die Hasel blüht, aber auch keinen süß duftenden weißen und zartlila farbenen Flieder vor dem Badfenster, Und das stolze Bäumchen, an dessen Stamm die Eichhörnchen auf und ab flitzten, mit ihrer Haselnussbeute? Keine Spur mehr von ihm...wie war doch der Schluss von dem Lied, dessen Text ich nie vergessen habe?


...vielleicht wird es ein Wunder geben

ich werde heimlich darauf warten

vielleicht blüht vor dem Haus ein Garten

und er erwacht zu neuem Leben.

Und ist er dann auch schwach und klein

und wenn auch viele Jahre gehen -

er wird nie mehr derselbe sein...


das gibt es nicht mehr...!

21 November 2011

Elf

Leider habe ich in diesem Jahr den Tag mit dem fast magischen Datum, der 11.11.11, verstreichen lassen und bin in meinem Blog nicht darauf eingegangen. 
Doch bevor der elfte Monat in diesem Jahr zu Ende geht, möchte ich die Elf noch würdigen.
Die Elf ist meine Lieblingszahl, mal abgesehen davon, dass ich an einem Elften Geburtstag habe, ist sie eine Primzahl und kommt mit der Leichtigkeit einer Elfe daher. Auch finde ich, dass sie eine philosophische und überaus magische Zahl ist. Sie liegt zwischen einer der bedeutendsten Zahl der Neuzeit, der Zehn und der gewichtigen Zahl Zwölf, die gern im Dutzend daher kommt. Fast könnte man meinen, die Elf kommt ein wenig zu kurz in der allgemeinen Bedeutung. Doch bei längerem Betrachten scheint die Elf ein Geheimnis zu bergen und jede kann für sich versuchen es zu ergründen. Ich bin schon kurz davor den zarten Elfenschleier zu lüften – aber es ist sehr persönlich und darf nicht verraten werden. Nur soviel, es hat etwas mit Sternenregen und Jasminblüten und Kinderlachen zu tun... ach, findet doch einfach das eigene elftes Geheimnis in eurem Leben heraus.
Aus meinem Bücherregal habe ich nun elf Bücher genommen und jeweils die Seite 111 aufgeschlagen, ein kurze Stelle ausgewählt und für euch aufgeschrieben. Es musste die einhundertelfte Seite sein, denn auf Seite 11 stand manchmal nur das Inhaltsverzeichnis oder das Vorwort. Außerdem lese ich immer jedes Buch wenigstens bis zur Seite 111 bevor ich es verwerfe, aber das kommt eher selten vor. Hier meine wahllose Auswahl:

Ein, zwei oder drei Sätze von jeweils der Seite 111 aus dem Buch:

Hexentrank und Wiesenschmaus von Gisula Tscharner / Heinz Knieriemen
Wenn es eine Zeit gibt, in der wilde Farben auf dem Dessertteller nötig sind, dann jetzt. Sie beleben das dunkle Wintergrau am Himmel und im Gemüt.

Natürlich weiblich von Christa Mulack
Die Stärke des weiblichen Geschlechts besteht nicht nur darin, dass es insgesamt besser für das Leben ausgestattet ist, sondern dass mit dieser besseren biologischen Ausstattung eine andere Lebensorientierung verbunden ist.

Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags von Karen Kinston
Oft bin ich weit mehr von der Schachtel entzückt, in der ich ein Geschenk bekomme, als von dem Geschenk selbst. Doch kann das eine sehr raumgreifende Leidenschaft sein, und vom Feng Shui-Bagua her betrachtet, ist es nicht gerade förderlich für den Energiehaushalt, wenn sich eine „leere Kisten" – Energie in einem Teil der Wohnung konzentriert.

Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer Bradley
Plötzlich stand Morgaine auf und schnitt dem Priester eine Fratze.“Geh weg alter Mann!“ sagte sie laut und deutlich, „ich mag dich nicht. Du hast meine Mutter zum Weinen gebracht. Meine Mutter weiß mehr als du...“

Die Lieblingsgedichte der Deutschen - Piper Verlag - Joachim Ringelnatz
Ich hab dich so lieb! Ich würde dir ohne Bedenken eine Kachel aus meinem Ofen schenken.

Frau Holle ~ Das Feenvolk der Dolomiten von Heide Göttner-Abendroth
Da blieb die goldene Jungfrau bei ihnen und teilte ihren Segen aus, denn alles, was sie berührte, vermehrte sich unter ihren Händen: die Milch, die Äpfel, das Brot, das Garn des Flachses und die Wolle vom Schaf. Sie wurde die Wohltäterin ihrer Familie, und alle waren darüber von Herzen froh, achteten sie trotz ihrer Jugend als die vornehmste Sippenfrau.

Ich Claudius, Kaiser und Gott von Robert von Ranke Graves
Als er der Tür zuging, sagte er beiläufig und über die Schulter: „Ich bin eben bei den Vestalischen Jungfrauen gewesen und habe einige wichtige Änderungen in einem Dokument vorgenommen, das bei ihnen aufbewahrt ist. In diesem Dokument kommt deinem Namen jetzt größere Bedeutung zu als vorher. Aber kein Wort darüber!“

Mama ante portas von Angelika Aliti
Bei der Hexenverfolgung handelt es sich also, wie in allen anderen hier aufgezeigten Beispielen auch, um die Okkupation einer Kultur, d.h. es ging nicht um die Verfolgung einzelner Frauen und Männer, sondern um das bis dahin gelebte Leben mit seinen sozialen Bezügen, Beziehungen und seine Religion, deren Werte, Regeln und Gesetze ausgelöscht werden sollten.

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch von Michael Ende
Im gleichen Augenblick hörte das Feuer auf zu flackern, es blieb stehen – und nun sah es aus wie ein sonderbare große Pflanze mit vielen grün leuchtenden gezackten Blättern.

Drei Wünsche von Luisa Francia
Um die Zeit zu verstehen, musst du sie rufen. Das ist gar nicht absurd. So viele Menschen rufen Gott, den ja auch nicht gibt. Rufe ruhig die Zeit, die es nicht gibt und die doch viel älter ist als du selbst.

Ein Wort zum Mord von Anja Kemmerzell / Else Laudan
Fassen Sie zusammen. Das ist natürlich in einem Krimi besonders wichtig.

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15 November 2011

Worthülsen, Engel und Mütter

Worthülsen, so finde ich ist ein interessanter Begriff - inflationsartig angewendete Bezeichnung eines mainstreamigen Begriffs, der allen bekannt ist und unter dem sich doch jeder etwas anderes vorstellt...

...nun kenne ich derer ja viele: Liebe, Esoterik, Freiheit, Glauben, Frieden, vielleicht auch Patriarchat und Matriarchat! Es sind Worte, die wie Schlagzeilen im Raum stehen und jede weiß was sie bedeuten und hat doch deutlich andere Emotionen als die Nachbarsfrau bei jedem der Begriffe.

Das Problem kennen wir von allen abstrakten Begriffen, Worte die einen Zustand ausdrücken, der von allen völlig verschieden wahrgenommen wird. Um so größer ist dann unsere Freude, wenn wir mit anderen eine Übereinstimmung bestimmter Gefühlslagen feststellen. Ein abstrakter, ein ideeller Begriff, ist immer auch einer gewissen persönlichen Beurteilung unterworfen, im Gegensatz zu den konkreten Gegenständen oder den körperlich fühl- und sichtbaren Seinszuständen.

Als die Sängerin Nicole bei einem weit zurückliegenden Grand Prix über ein „bisschen Frieden“ sang, wurden Stimmen laut, die das „bisschen“ monierten – das gäbe es nicht: ein bisschen Frieden, ebenso wenig, wie ein bisschen Schwanger.

Ich bin war nicht der Meinung, denn Schwanger sein ist ein ganz konkreter biologischer Seinszustand, welcher allerdings von den Nicht-Betroffenen nur mit gefühlt, aber nicht erlebt werden kann. Wo hingegen Frieden, wie gesagt ein abstrakter Begriff ist, der an bestimmte äußerliche Bedingungen und eine jeweils empfundene Gefühlslage gebunden ist. Was ich beispielsweise unter Frieden verstehe, ist mehr als nur das maskuline Verständnis: zur Zeit laufen keine Kampfhandlungen.Meine Vorstellung von Frieden läuft mehr in Richtung von totaler Idylle. Ich denke, unter Frieden verstehen sehr viele verschiedene Menschen, sehr viel verschiedene Lebensumstände.

Doch gehen wir mal einen Begriff an, der so eine Art Zwischenphänomen bildet – wie Engel. Für die eine, ein durch und durch abstrakter Begriff, fern ab von empirischer Beweisbarkeit und für die andere eine selbstverständliche Existenz, wenn auch wissenschaftlich nicht wirklich nachweisbar, wie immer noch vieles auf der Welt.

Das Pantheon, der nicht materiellen Wesen, das uns Menschen schon immer umgab, gehört auch in unseren modernen Zeiten und vielleicht mehr denn je, zu unserem Leben als ständige Begleiter. Feen, Engel, Teufel, Elfen, Kobolde, Götter, Dämonen, der Osterhase und der Weihnachtsmann. Alle sind anerkannte Mitbewohner unserer Welt und gehören vor allem zum geistigen Kosmos des Menschen, obwohl ich nicht behaupten möchte sie seien irreal – da darf nun mal jede denken was sie will.

Menschenmütter hatten schon immer innige Beziehungen zu den Geistern der Natur und was wir selbst so überaus stark spüren ist nun mal auch eine Realität für uns. Wir können uns daher auch nicht wirklich unser besonderes Empfinden gegenseitig zum Vorwurf machen und auch nicht die guten Absichten, die von anderen Frauen vielleicht nicht so verstanden werden, wie sie gemeint sind. Da stoßen wir oft an die berühmte Sprach- und Definitionsbarriere.

Gerade die Verbundenheit mit der Natur, die von so vielen Frauen gleich oder ähnlich intensiv gefühlt wird, ist ein Muttererbe, eine Weitergabe unserer Ahninnen, eine Menschenkompetenz. 

Ich habe mit dem Begriff Engel auch so meine Probleme, da es sich dabei um ein, von diversen patriarchösen Religionen hoffnungslos vereinnahmtes Wort handelt. Aber ich kann trotzdem mit der gelegentlichen Aussage und Anwendung anderer oder ihren Auseinandersetzungen mit der Idee „Engel“, leben. Meine Mutter glaubte noch, dass mir als Kind ein Schutzengel beistand und ich finde ja, er hat gute Arbeit geleistet. Denn neben dem netten Engelchen, stand mir vor allem meine Mutter zur Seite ...

09 November 2011

mein Alltag

... ist in letzter Zeit hier im Blog etwas zu kurz gekommen. 

Also diese hochwichtigen Fragen: Was tue ich wann und warum, wohin fließt meine Aufmerksamkeit und wie geht es den Kindeskindern, blieben unbeantwortet.


Schwestern im Baum

Letzteres zuerst - ... den Enkelkinder geht es soweit recht gut und einige von ihnen sind inzwischen aber so was von Teenager. Die jüngste im Bunde ist jetzt ein Jahr alt und drei vom Jahrgang 1998 wachsen mir gerade über den Kopf...

Aber kommen wir zu der Tatsache, dass mein Posts nur noch sporadisch und spärlich fließen...

Diese andauernde Zurückhaltung hat einen Grund, heißt Mütter - Gruppe auf Facebook, macht Spaß und gibt mir Gelegenheit mein allgewaltiges Lieblingsthema Großmütter-Mütter-Töchter auf einem anderen Level zu bearbeiten. An dieser Stelle möchte ich gern weiterhin alle Mütter, Großmütter und Töchter dazu einladen!



Ich wünsche allen 

einen schönen bunten Herbst 

mit Sturmgebraus und Blätter rieseln 

 Nebelschwaden und 

stillen kühlen Nächte...

25 Oktober 2011

Bis ans Ende aller Tage

Wir sollten in all den Überlegungen, Diskussionen und Debatten „die Mutter“ immer bis zum Ende denken. Bis zum Ende ihres Lebens, bis in die Welt der Ahninnen und bis zu den körperlich, geistigen und psychischen Verknüpfungen mit ihrem Kind.

Mutter ist eine Frau, die ein Kind austrägt, zur Welt bringt und es eine Zeit lang aufzieht - spätestens an dem Punkt scheint unser heutiges Verständnis zu enden. Oder noch schlimmer. Es ist als würde eine latente Forderung im Raum stehen, das sich Frauen sozusagen wie eine Leihmutter begreifen sollen und nach der Geburt das Kind als eine Art Fremdkörper anzusehen haben.

Dabei besteht die absurde Tatsache, dass die jungen Mütter erst einmal anfangen müssen das Kind aufzuziehen und dabei richtig allein sind, selbst wenn sie mit einem sogenannten Partner liiert sind. Es kommt zu dieser Gratwanderung zwischen dem erinnerten: „...es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind aufzuziehen!“ und der modernen Forderung: „Mütter sollen nicht so tun, als wären sie die einzigen Bezugspersonen des Kindes...“.

Zitat aus dem Buch „Der Mutterschaftsbetrug“ von Christa Mulack : „Diese isolierte mütterliche Randposition ist ein evolutionsgeschichtliches Novum. Zu keiner Zeit hat es jemals eine solche Vereinzelung von Müttern gegeben, die bei uns auch noch gepaart ist mit extremen Belastungen und Behinderungen. Selbst während der längsten Zeit patriarchaler Kulturen fühlten sich immer mehrere Menschen für die Versorgung des Nachwuchses verantwortlich...“

Die meisten Beurteilungen zum Thema Mutter kommen erst einmal von Nicht-Müttern. Nicht ein Mann wird auch nur ansatzweise in der Lage sein wirklich zu fühlen und nachzuvollziehen, was Mutter werden für die einzelne Frau bedeutet und dass dieses auf besondere Weise ein unumkehrbarer Vorgang ist. Die Bedeutung der komplexen Prozesses im mütterlichen Körper und in der Verwobenheit mit ihrem Geist und ihrer Psyche, wird heruntergespielt und auf Ebenen verschoben, wo der Mann glaubt mitreden zu können. Und das Muttersein wird als eine vorübergehende Erscheinung gewertet – Sorry Jungs, aber in Wirklichkeit habt ihr keine Ahnung.

Und Sorry Mädels, das mütterliche Sein ist eine Lebensstrategie innerhalb vieler Spezies und es ist daher eine weibliche Daueraufgabe bis ans Ende eurer Tage...

Ich höre bereits wieder einige aufjaulen, da es mit der momentanen political correctness nicht zu vereinbaren ist, solche Äußerungen zu tätigen. Dabei möchte ich wirklich niemanden in seinen Lebensplänen zu nahe treten. Frau ist heute glücklicherweise (wieder) in der Lage selbst zu bestimmen, ob sie Mutter wird oder nicht und das ist gut so.

Denn es geht mir hier auch nicht um ein ständiges Kindergebären oder die Tatsache, das Mutter und Kind auf eine sentimentale Weise mit einander verbunden sind, sondern auch darum was im Körper einer Frau, im Zusammenhang und -leben mit dem anwesenden Kind(ern) über viele Jahre hinweg geschieht. Jede Mutter sollte wissen was ich meine. So manches was wir naiv unter persönlicher Erfahrung verbuchen, ist die Wahrnehmung eines biologischen Ablaufs und mit den Phasen des Heranwachsens des Kindes verknüpft. Außerdem schließen unter natürlichen (und urtümlichen) Bedingungen die großmütterlichen Reaktionen nahtlos an und greifen ineinander. Einmal Mutter immer Mutter, ist eigentlich die menschliche Faustformel (ich beziehe mich dabei auf meine eigenen umfangreichen Erfahrungen und zusätzlich auf das Buch von Louann Brizendine „Das weibliche Gehirn“).

Die heutige Kultur, die vorherrschende Gesellschaftsideologie und die inzwischen auf alle übertragenen männlichen Werte, hindern Frauen, auch die es wollen, an einem tatsächlichen Muttersein.

Erstens ... gibt es für die einzelne Mutter keinen fürsorgenden, weiblichen Background, bzw. eine mehrere erwachsene Personen umfassende, angehörige Gemeinschaft (stattdessen wird ein Mann dazu abgerichtet diese Unterstützung zu stellen).

Zweitens ... wird das Mütterliche Sein immer noch unter dem Aspekt der so gern zitierten Zwangerschaft und der totalen patriarchalen Abhängigkeit gesehen

Drittens ... wird Mädchen (und Jungen) von klein an so was wie eine temporäre Mutterphase suggeriert: Die Mutter steigt vorübergehend aus ihrem bisherigen Leben aus, um sich eine Zeit lang um ihr Kind zu kümmern – das heißt, die Mutter ist nur all inclusiv verfügbar bis das Kind laufen kann; danach teilzeit, wenn es in den Kindergarten kommt; schon kaum noch, wenn es in die Schule geht; spätestens ab der Pubertät des Nachwuchses ist Mutter die Letzte, die für die geistige und Herzensbildung der Heranwachsenden zuständig sein darf (allerdings hat sie noch die körperlichen Bedürfnisse zu versorgen).

Viertens ... fast alle glauben, dass diese Lebensweise gut fürs Kind und erst recht gut für die Mutter ist.

Fünftens ... Müttern, welche Gefühle kommunizieren die nicht mit dem gesellschaftlichen Dogma übereinstimmen, wird ein schlechtes Gewissen gemacht. Die (gesellschaftlich verordnete) Freiheit ihrer Kinder (die heutzutage durchaus auch Gewalt, Drogen, Kriminalität oder Prostitution beinhalten kann) ihnen über alles zu gehen hat, egal ob es vernünftig oder zum Wohle des Kindes ist.

Sechstens ... es existieren keine matrifokalen (Schutz)Gemeinschaften für das Kind.

Siebtens ... heutige Mütter leben in dem Muss des vorauseilendem Gehorsam. Alles was das Kind aus der mütterlichen Geborgenheit heraus führt, wird selbstverständlich von der Mutter selbst rechtzeitig angedacht und von langer Hand vorbereitet – ein gutes Beispiel für diese Art des Funktionieren ist das Anmelden eines Kindergartenplatzes noch vor der Geburt.

Achtens ... junge Mütter besitzen in der Regel keinen innigen und hilfreichen Kontakt zu den eigenen Müttern und Großmüttern.

Neuntens... die grundsätzlich gravierende Entfremdung von Mutter und Kind wird weder auf der persönlichen, noch auf der gesellschaftlicher Ebene registriert oder als bedenklich wahrgenommen.

Die Muttersippe ist eigentlich (auch im Patriarchat) immer vorhanden, da es sich hier um die natürliche matrilineare Konstellation im Menschendasein handelt. Wir können verdrängen oder vergessen, dass die Mutter die Garantin des Lebens ist und wir können sogenannte männliche Blutslinien und Abstammungen Jahrhunderte lang als gottgegebene Norm ansehen, das ändert nichts daran, dass für jeden eine reale mütterliche Vererbungslinie besteht.


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09 Oktober 2011

Was frau meint?

... mein Kommentar im Kommentarverlauf der öffentlichen Gruppe: Mütter-Vereint euch auf Facebook und zum Thema Ring der Mütter, siehe auch oben...


Wir stecken im derzeitigen Sprachgebrauch fest und machen uns gleichzeitig (gegenseitig) selbigen zum Vorwurf. Wir benutzen Begriffe wie Erziehung, Bildung und Familie und synchron sind wir uns während der Anwendung darüber im Klaren, dass das momentane Verständnis aus den patriarchalen Vorgaben stammt und für das, was wir sagen wollen, es so gar nicht mehr geeignet ist.

Eine gewisse Form der Bildung ging in den Menschengemeinschaften seit dem Beginn von Kultur Hand in Hand mit den ersten sozialen Regelungen. Das finden wir auch bei den zitierten indigenen Völker.
Ich finde es ein wenig putzig (aber nicht schlimm), dass einigen hier mein Modell nicht radikal genug erscheint. Die unterlegte Subsistenzwirtschaft und die Konzentration auf eine schwesterlich / mütterliche Gemeinschaft hat anderweitig zu anderen kritischen Fragen geführt, zum Beispiel ob ich die Männer vergessen hätte oder zurück in die Steinzeit möchte.
Aber ich betone noch mal, es geht nicht nur um das, was sich ändern soll, sondern auch, dass wir mit unserer geänderten Einstellung, dem neuen Bewusstsein, auftreten. Sagen wir: Was können wir (denn) tun? Oder ist und bereits klar: Ich weiß, dass sich etwas ändern muss und ich weiß auch schon was! Denn in allen diesbezüglichen Gesprächen wurde für es mich deutlich und eigentlich weiß es jede einzelne bereits.
Aber wie gesagt, manchmal ist es nicht leicht unser/mein Anliegen zum Ausdruck zu bringen, ohne an einigen Sprachklippen fast zu scheitern.
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04 Oktober 2011

Lebendige Mütterwelt

Teil I 
Das verlorene Matriarchat oder die fernen Mütterwelten

... was ist eigentlich  das Matriarchat? Unter dem umstrittenen Begriff des Matriarchats verstehe ich keine zeitlich umrissene Gesellschaftsform, die irgend wann begann und irgendwie endete bzw. vom Patriarchat überrollt wurde. Matriarchal bedeutet für mich die mütterlich-weibliche Denk- und Handlungsebene innerhalb einer Mütterbezogenen Ordnung. Matriarcht ist keine gesetzegestütze Organisationsform. 

Im matriarchalen Gemeinschaftsleben gibt es allerdings Regeln, es wirkt Konsens und ein natürliches Selbstverständnis. Das so schwer dem Maistream klar zu machende Phänomen "Matriarchat", ist eine undefinierte Zeitspanne, in der die Menschen Jahrtausende lang natürlich lebten und sich sozial - egalitär entwickelten. Es war also kein System, das durch eine Macht organisiert oder gar durch eine Ideologie geprägte Gesellschaft, sondern vor allem eines:

das nahe und dauerhafte Zusammenleben mit den unmittelbaren, blutsverwandten Angehörigen. Die Lebensgrundlage ist beständig mutterbezogen und vor allem geschwisterlich. Wir finden hier Matrilinearität und die matrifokale, sowie matrizentrierte Basis des menschlichen Zusammenlebens.

Unser heute so individualisiertes, zivilisiertes und isoliertes Leben verhindert, bis auf ein paar Ansätze nahezu alle Subsistenzwirtschaft und Konsensversuche. Dazu müsste unser derzeit gestalteter Alltag über die maximal drei bis fünf Personen der durchschnittlichen Kleinfamilie, die aus mehr Kinder als Erwachsenen besteht, hinausgehen. In unseren Kleinfamilien gibt es in der Regel nur zwei Erwachsene. Wachsen die Kinder heran, haben sie die vier Wände der Eltern / der Mutter zu verlassen.

In einer funktionierenden Matriastruktur würde frau sich im Alltag auf eine Gruppe von etwa zehn bis zwanzig Personen beziehen, in der die Anzahl der Erwachsenen eher überwiegt. Dabei interagieren alle angehörigen Personen in gegenseitiger Fürsorge und zwar nicht gelegentlich, sondern täglich. Auch mir fällt es schwer, mir diese Intensität vorzustellen und mich mitten in so eine Vorstellung hinein zu projizieren. Denn nur in einem nicht zu kleinen, aber immer noch überschaubaren Rahmen lässt sich für alle eine Position finden, die bindungsrelevant und doch individuell so tragend ist, dass innerhalb dieser Gemeinschaft für JedeN eine eigene natürliche Entwicklung gewährleistet ist.

Matriarchale Strukturen sind für die meisten heute deshalb so schwer vorstellbar, weil wir das dichte, das unmittelbare Sippengefüge nicht mehr kennen und konditioniert wurden, unsere Zeit und Energie in die Beziehungsarbeit mit „Fremden“ zu stecken und zwar vorallem in das Liebesdogma mit einem (heute wechselnden) Lebenspartner. Wir sind es gewohnt täglich viel mehr Zeit mit Nicht-Angehörigen zu verbringen, als mit unseren (konsanguinen) Herkunftsfamilien- bzw. Sippenmitgliedern.

Für die tägliche Begegnung mit der eigenen Mutter oder Großmutter, mit dem Bruder oder der Schwester, den eigenen Kindern und denen der Geschwister, gibt es keine Vorbilder im gelebten Dasein. Wir sind nicht damit aufgewachsen und unsere Kinder, die Menschen die unser aller Zukunft gestalten werden, besitzen erst recht keine Erfahrung damit. Wir haben zwar eine Ahnung, wie es sein könnte, schlagen uns jedoch mehr mit den patriachösen Hürden und Denkverboten herum, als grundsätzlich einem matrivivialen Bewusstsein Raum zu geben.

Die natürliche, die gewachsene Struktur der (noch) existierenden Matriarchate ist für uns grade nicht erreichbar. Der Vorteil ist, dass es überhaupt noch lebende Vorbilder gibt. Ich sehe die Fortschritte, die Frauen bei der Erforschung und bereits Erschaffung matriarchaler Strukturen machen durchaus sehr deutlich und die Geschwindigkeit mit der sich dieses Gedankengut derzeit ausgebreitet hat, finde ich atemberaubend.

Das Informationsmedium Internet spielt dabei keine unwesentliche Rolle. Wir können uns vernetzen und verständigen. Wir sind ohnehin per verschiedene Medien nie allein. Uns umgibt eine gut funktionierende Infrastruktur, durch die wir versorgt werden und so ist es möglich, dass viele über einen langen Zeitraum ohne Angehörige leben und scheinbar ohne sie zu vermissen. Aber weil wir durch die moderne Gesellschaftsstruktur pseudoverbunden sind, fällt vielleicht den meisten einfach nicht der grundsätzliche Mangel an essentieller Menschennähe auf. Im Idealfall besitzt jedeR eine, durch unsere Gesellschaftideologie legitimierte Person, auf die er / sie sich beziehen darf. Es wird eine Partnerschaft eingegangen, die eine, anderen gegenüber, exklusive Lebensgemeinschaft bildet.

Manchmal scheint es, als seien in unserer Gesellschaft matriarchale Strukturen völlig entschwunden, dass wir ganz von vorn anfangen müssen, um diese neu zu etablieren und dafür wäre erst einmal das Patriarchat zu beseitigen. Eine Gesellschaftsform lässt sich natürlich nicht einfach so auswechseln, sondern immer nur allmählich überschreiben. Daher meine ich, wir brauchen nicht wirklich von vorn anzufangen. 

Eine zukünftige matriarchale Ordnung bildet sich nicht durch das Erlassen von Gesetzen oder Geboten aus dem Patriarchat heraus, sondern wenn wir uns ab sofort nicht mehr an den Spielregeln des Patriarchats beteiligen. Wenn wir die Erkenntnis und das nötige Wissen zulassen, werden wir früher oder später wieder über ein matriarchales Bewusstheit verfügen. Ein erster Schritt wäre, die Einstellung zur Verbundenheit von Mutter zur Tochter und zum Sohn zu verändern, als ein rückwirkendes Verständnis der Vergangenheit und als ein vorwärts gerichtetes Handeln in die Zukunft.



Ein Essay zum Thema „Lebendige Mütterwelt“ zusammengestellt aus meinen Kommentaren oder Emails an Freundinnen und Blogbekanntschaften...
 

14 September 2011



die neue MatriaVal 
ist da ... 
ich habe eine liebe Freundin, die mir ein Jahresabo zum Geburtstag schenkte
Danke, 
liebe Ulrike!

06 September 2011

Mädchen-Märchen

Eine Freundin hat mir ein Buch geliehen: Das Feuer der Baba Jaga - sehr empfehlenswert. Hier werden russische Märchen betrachtet und analysiert und mit dem Wissen über die weit zurückliegende, matrifokale Ordnung abgeglichen. Wie es in allen Märchen üblich ist, fließen uralte und jüngere Werte in solchen Geschichten zusammen, vermischen sich oder heben sich scheinbar gegenseitig auf. 

Ich habe schon sehr viele Märchen gelesen, manchmal auch gehört. Sehr gern mochte ich die kraftvollen russischen Volksmärchen, die in vielem ursprünglicher als die stark bearbeiteten deutschen Überlieferungen der Grimmschen Sammlung sind. Eines meiner Lieblingsmärchen von der Kindheit bis Heute ist: Die Gänse – Die Schwäne. Und auch wenn in den aktuellen Fassungen die Gänse, die der Baba Jaga dienen, als „böse“ dargestellt werden, besaß diese Geschichte für mich immer schon eine wilde, mitreißende Faszination. 

Sie weist Parallelen zu dem Märchen der Frau Holle auf, das ich seit meiner Kindheit liebte. Auch hier geht es um eine Art Initiation des Mädchens. Dessen war ich jedoch auch erst viel später bewusst. Doch jetzt will ich hier nicht nur auf die Baba Jaga eingehen, die Strenge, die Ungestüme, die Göttin von Leben und Tod und auch nicht darauf, dass eine JungFrau die Schwelle vom Kind zur Frau überschreitet.
 
Nein, denn es gibt verschiedene Sichtweisen sich einem Märchen zu nähern und die tieferen Schichten zu ergründen. 

Ich  betrachte gern die einfache, die praktische und alltägliche Seite. Die Mär, die Sage wurde einst, eingebettet in den Alltag erzählt  und verkündet - um die übliche Handlungen und Bräuche weiterzureichen, um das überlieferte Wissen zu erhalten und um unterhaltsam zu sein.

Die Gänse – Die Schwäne - Hier wird der Bruch in den Märchenüberlieferungen, die Mixtur aus alten matri-geprägten Mythen und den neuen Werten und Gepflogenheiten einer patriarchalen Gesellschaft, recht deutlich. In dieser Geschichte geht es nicht um Königreiche, Heldentaten oder gar darum einen Prinzen zu erringen. Wie bei dem deutschen Ur-Märchen Frau Holle kommt gar kein Prinz darin vor.

Der Schwerpunkt eines solchen Märchen liegt auf dem schlichten Aspekt, ob das Mädchen, die junge Frau, in der Lage ist, sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen? Ist sie klug und gewitzt genug, um die Ihren zu beschützen oder einer Gefahr zu entreißen? Und egal ob von guten oder schlimmen Mächten entführt, hier gilt es das Brüderchen (oder die kleine Schwester) wieder nach Hause zu bringen.

Die Gänse – Die Schwäne, Seelenvögel, Krafttiere, der Göttin verbunden, haben ein Kind aus der Menschengemeinschaft genommen. Doch das verlorene Kind
muss nicht wirklich gerettet werden, denn bei der Baba Jaga, im Initiationsreich, geschieht ihm ja kein irdisches Leid. Als die Schwester ihre Suche abschließt und das Haus der Baba Jaga erreicht, sitzt es auf der Ofenbank und spielt mit goldenen Äpfelchen.

Die Herausforderung der stattfindenden Initiation bestand für die junge Frau darin, zu zeigen, dass sie in der Lage ist, das Erbe ihrer Mutter und der Ahninnen anzutreten und die Ihren zu beschützen. Um in einem Intiationsgang ihre Geschicklichkeit und Klugheit zu beweisen, wurde für sie nicht etwa eine goldene Kugel oder eine Puppe versteckt, sondern ein lebender, nahestehender Mensch. Hier ist es der kleine Bruder für den sie alles riskiert.

In dem Märchen wird der Tochter, wie es vor Zeiten üblich war, die Verantwortung für Haus und Hof übertragen, da Mutter und Vater für längere Zeit das Haus verlassen mussten. Und an dieser Stelle erkennen wir bereits den Bruch in der Gesellschaft - ein Elternpaar lebt mit seinen Kindern allein und es sind keine anderen Familienangehörigen oder eine schützende Dorfgemeinschaft vorhanden. 

Bis heute ist es das größte Unglück, wenn ein Kind verloren geht, es wegläuft, entführt oder gar getötet wird. Das gab es zu allen Zeiten und solch traumatische Geschehen finden sich auch in Überlieferungen und Erzählungen wieder, doch da in der Regel mit einem guten Ausgang der Geschichte. 

Etwas von den alten Riten und Bräuchen blieb und bleibt uns immer erhalten, wir alle kennen den Begriff des herabgesunkenen Kulturgutes. Kinderspiele wie Verstecken und Suchen sind noch heute sehr beliebt und früher spielten das nicht nur die Kinder. Vergessen sind diese verbindenden Spiele nicht. Ob bei einer Brautentführung oder der zweiten Aufgabe des Trimagischen Turniers bei Harry Potter - die zu Prüfenden müssen sich würdig erweisen und das verlorene Mitglied der Gemeinschaft, das Geschwisterchen oder die zukünftige Liebste in die damals noch dörfliche Menschengemeinschaft zurückholen ... und so gelingt es auch der Schwester das Brüderchen dem Bann der Baba Jaga zu entreißen und trotz der sie unermüdlich verfolgenden Großvögel rechtzeitig wieder zu Hause zu sein. Die Gänse-die Schwäne umkreise den Schornstein und fliegen wieder zurück in die tiefen Wälder der Märchen und Sagen ...
 
eure Märchen-Oma


 
Initiation

Baba Jaga Knochenbein
braust heran
stürmt durch die Wälder
  dichtes Dunkel - ewig grün.
Doch das Mädchen
kennt kein Schaudern.
frei ist sie in ihrem Sinn
stark und kühn!

Bis zum Häuschen Hühnerbein
kreischt die Alte wilde Lieder,
nichts was uns zu Tränen rührt.
Weither ist sie schon zu hören,
wehe dem, der Furcht verspürt!

Wassilissa heizt den Ofen
rührt im riesig dampfend Kessel
Lebenssuppe nach Geheiß.
Die schon kocht seit uralt Zeiten,
Leben, welches kommt und geht!
Und das Mädchen fegt vom Boden,
Knochen, die da abgenagt.
wie der Alten sie's versprochen!
Vom Brunnen her, sie Wasser trägt.

Wartet auf die grausig Hexe,
der sie diente Jahr und Tag.
Heute ist die Zeit vollendet!
Heute kehrt sie wieder heim!
Heim zur Mutter
und den Schwestern
nie mehr ist sie jetzt allein...
 
Stephanie Ursula Gogolin


... im Netz es gibt mehrere Seiten mit Märchen  - hier ist eine Seite, da kann frau den Text des Märchens nachlesen oder auf interessante Weise reinhören...
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05 September 2011

Kommentar zu Mütter

… ich möchte hier einen Satz, aus einem Beitrag in der Facebook - Gruppe Mütter - Vereint euch! Für ein neues politisches Mütterbewusstsein! aufgreifen, der da lautete: Mütter erziehen Männer...

In der Regel erziehen Mütter erst einmal Kinder! Seit langem und nach wie vor, werden die Mütter schon sehr früh durch das systemimmanente Reglement in der umfassenden Ausübung ihrer Mütterkompetenz beschnitten. An Stelle der einstigen Müttergemeinschaften, welche für das körperliche und geistige Wohl ihrer Töchter und Söhne sorgten, ist inzwischen ein anonymer Apparat getreten, dem die Eltern, die selbstverständlich nur das Besten für ihr Kind wollen, den Nachwuchs zwecks Bildung überantworten. Die komplizierte Struktur unserer Gesellschaft macht es sozusagen der einzelnen Mutter unmöglich ihr Kind angemessen auszubilden.

Mal abgesehen davon, dass auch in fernen Zeiten eine Mutter nie allein ihr Kind aufgezogen hat, sind die Parameter der des Kinderaufziehens von einst 
einem weiblich - egalitären hin zu einem männlich - hierarchischen „Erziehungsziel“ verschoben worden.

Schlichte menschliche Erziehung, also das Vermitteln von Normen und Werten, von sozialen Zusammenhängen und der Pflege von Kultur und Tradition, ist nur bedingt mit der heutigen auf hohem Niveau daher kommenden Bildung gleichzusetzen. Jedenfalls müssen weibliche und männliche Kinder schon sehr früh die maskulin unterlegten patriarchalen Spielregeln lernen. Dass inzwischen hier und da im Bildungsbereich einiges verrutscht ist, hat schon so manchen Aufschrei nach sich gezogen: die Jungen sind die Verlierer des Bildungssystems, die Mädchen ! profitieren ! davon... - es sollten ja eigentlich alle davon partizipieren. 

Nun ja, ich würde sagen, heutzutage ist empathische und emotionale Bildung immer noch der intellektuellen nachgeordnet.

Ich sehe eigentlich nur, dass Männer Männer erziehen! Sie haben ein System geschaffen, in dem sie ihre Söhne (und inzwischen auch Töchter)  kompatibel für ihre Hierarchien ab
richten. Für zukünftige Männer gibt es immer noch tradierte knallharte Vorgaben, die so weit gehen, dass der Mann grundsätzlich eine Konditionierung durchläuft, die ihn zwingt, zuweilen auch unbesehen in den Tod zu gehen.

Wenn Mütter ihre Söhne erziehen, dann können sie manches Mal nur versuchen, das Schlimmste zu verhindern!
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