Einleitung und
Kapitel I
Wie war das doch
gleich, als ich noch ein Kind war? So vor rund siebzig
Jahren? Zwar bin ich ein Geschwisterkind, war aber ein
Hinterdreinchen. Meine zahlreichen Brüder und meine eine Schwester
sind erheblich älter als ich. Und so wuchs ich fast wie ein Einzelkind auf. Aber es gab in unserem dörflichen Umfeld reichlich
andere Kinder. Sie begegneten mir auf Schritt und Tritt. Wir spielten
auf der Straße, ich traf sie in der Schule und beim Stromern. Trotz
der im Alltag nicht mehr anwesenden Geschwistern, war ich nie allein.
Spätestens ab drei
Jahre gab es täglich mindestens eine alterspassende Freundin. Wir
besuchten uns gegenseitig, spielten mal bei ihr und mal bei mir.
Später wurden es mehr und die Auswahl größer. Meine Tag war bei
weitem nicht so reglementiert, wie ich es später bei meinen eigenen
Kindern erlebte oder wie es heute bei meinen Enkeln stattfindet. Auch
als ich noch richtig klein war, nahm mich meine Mutter überall hin
mit und ich nahm auf ihrem Arm oder in meinem rumpligen Kinderwagen
am Dorfalltag teil. Und wohin wir auch gingen, überall gab es ein
Kind mit dem ich spielen konnte.
Meist waren wir ein
Tross von fünf, sechs Kindern, überwiegend Mädchen und nicht immer
gleichaltrig. Die Jungs waren uns zu anstrengend, zu ruppig oder
einfach zu doof. Die große (geförderte) Vereinzelung begann erst
als Jugendliche. Es mir damals nicht
explizit aufgefallen, aber tagsüber traf unsereine nur wenige
Erwachsene. Da die nämlich arbeiteten und damit für uns Kinder
relativ unsichtbar waren, wir hatte das Dorf scheinbar nur für uns.
Schulvormittage und keine (geregelte) Fremdbetreuung. Sommerferien
waren endlose Freiheit.
Heute ist das anders
bzw. umgekehrt. Wenn ich mal Tagsüber ins Städtchen gehe, sind nur
Erwachsene unterwegs. Bis auf ein paar Mütter mit Kleinkindern, ist
unser öffentlicher Alltag eine Erwachsenenwelt. Auch am Nachmittag.
Einem Kind außerhalb der Ferienzeit zu begegnen wirft automatisch
die Frage auf: was macht es hier? Hat es keine Schule? Und selbst in
der Ferienzeit werden unsere Straßen nicht gerade mit Kindern
geflutet. Kinder sind in der Regel gut verräumt und im Gegensatz zu
damals, kaum mehr allein unterwegs. Auch nicht in Grüppchen.
Meine Enkeltochter
Helene arbeitete als Au-pair ein Jahr in Pittsburgh und ihre
eigentliche Aufgabe bestand darin als Leibwache für das Kind der
Familie zur Verfügung zu stehen. Es ist besonders in Amerika ein
Standard Kinder nicht allein zu lassen. Zumindest da wo sich die
(arbeitenden) Eltern es leisten können.
Die Welt ist voller
Kinder ... diese meine subjektive Wahrnehmung von einst stimmt wohl nicht mehr! Von den rund 7,4 Milliarden Menschen sind
ein Fünftel Kinder (jünger als 15 Jahre)* und das ist ehrlich
gesagt weniger, als ich erwartet habe. Kinder und Erwachsene
(einschließlich Jugendliche) eins zu vier! Und dazu kommt noch die
patri-kulturell bedingte Schieflage - der männliche Anteil der
Weltbevölkerung wächst in nahezu bedrohlichem Maße unnatürlich
über den weiblichen Anteil hinaus. Die sinnlose, Ideologie bedingte,
Aufzucht von Söhnen ist ein Desaster, dass sich politisch und
‚menschenenergetisch‘ fatal aus wirkt.
Kinder sind eine Kostbarkeit und werden doch manchmal wie Wegwerfartikel behandelt. Das patriarchöse System sieht im Kind nicht das einzigartige Individuum, dass als Naturereignis den aktuellen Stand der Evolution dastellt und jeweils den Schritt aus der Gegenwart in die beginnende Zukunft macht.
Das Menschenkind
ist, wie andere Lebewesen auch, ein Geschöpf der Natur, ein Ergebnis
und ein Effekt der organischen (lebendigen) Evolution. Und hier
gebrauche ich das Wort „Geschöpf“ zum letzten Mal in diesem
Zusammenhang, da ein Geschöpf eigentlich einen Schöpfer voraussetzt
und Natur schöpft nicht, sondern ist einfach
vorhanden.
Die Natur ist ein Geschehen und die kontinuierliche Entwicklung der Ereignisse innerhalb dieses Geschehens, nennen wir Evolution.
Die Natur ist ein Geschehen und die kontinuierliche Entwicklung der Ereignisse innerhalb dieses Geschehens, nennen wir Evolution.
Das Menschenkind
auf das es stets ankam, war weiblich. Also eine Tochter, welche
bis zur körperlichen Reife überlebte und eines Tages die Mutter
einer Tochter wurde. Ein solches weibliches Kind wurde unsere Urahnin
und der jetzige Stand der Erkenntnis spricht von der mitochondrialen
Eva, der ersten Menschenfrau. Sie lebte in Afrika, da wo die Spezies
Mensch ihren Anfang nahm. Die weibliche Ureinheit, eine Mutter und
ihre Tochter, sind der (evo-biologische) Beginn unserer
(Menschen)Spezies.
Nur durch das
weibliche Individuum entsteht jeweils die Nachkommenschaft. Die
weibliche Eizelle sichert den Fortbestand der Spezies indem sie sich
in ein genuines, der Mutter sehr ähnliches, Unikat entwickelt, unter der Beteiligung eines männlichen Genzusatzes.
Alle Säugetiere haben das Muttertier, dass weit mehr ist, als bloß die Trägerin der Eizelle. Sie steht auch prinzipiell für das sichere Aufwachsen ihres Nachwuchses. Sie bringt in der Regel Nachwuchs beiderlei Geschlechts hervor und die unterschiedlichen Sozialordnungen, mit der die verschiedenen Spezies ihr Überleben sichern, binden auf unterschiedliche Weise beiden Geschlechter mit ein. Der parallele Bestand männlicher Individuen, welche als Variation des weiblichen Grundgeschlechts begann, ist nicht immer ein beständiger Teil der unmittelbaren, überlebenswichtigen Sozialordnung, die sich um das weibliche Individuum (durch die vielschichtige evolutionäre Selektion) gebildet hat.
Bereits in grauer Vorzeit
selektierte sich ein zusätzlicher Effekt des Lebenserhaltes - es entstand
das männliche Geschlecht. Dieser Effekt sorgte für eine größere Diversität in der
Nachkommenschaft. Ab da gab es (bei Flora und Fauna) Exemplare
weiblichen wie auch männlichen Geschlechts, beide werden von einem
weiblichen Individuum hervorgebracht. Menschen nannten
eines Tages die Leben hervorbringende Person Mutter.
Alle Säugetiere haben das Muttertier, dass weit mehr ist, als bloß die Trägerin der Eizelle. Sie steht auch prinzipiell für das sichere Aufwachsen ihres Nachwuchses. Sie bringt in der Regel Nachwuchs beiderlei Geschlechts hervor und die unterschiedlichen Sozialordnungen, mit der die verschiedenen Spezies ihr Überleben sichern, binden auf unterschiedliche Weise beiden Geschlechter mit ein. Der parallele Bestand männlicher Individuen, welche als Variation des weiblichen Grundgeschlechts begann, ist nicht immer ein beständiger Teil der unmittelbaren, überlebenswichtigen Sozialordnung, die sich um das weibliche Individuum (durch die vielschichtige evolutionäre Selektion) gebildet hat.
Der Kreis des
Lebens begann mit einer Zelle und diese entwickelte sich über einen
unglaublich langen Zeitraum zu dem erfolgreichen, das Leben
erhaltendem Starterset: die Ei-Zelle. Diese Ei-Zelle steht in
Organismen bereit, die wir Menschen als weiblich benennen. Menschen
sind (sogenannte höhere) biologische Organismen. Sie sind Säugetiere
und damit ein Klasse der Wirbeltiere. Sie gehören zu den Tieren,
die lebende Junge zur Welt bringen und säugen, also die Weibchen
dieser Tierarten natürlich.
Menschen haben eine Kulturgeschichte. Und die begann in ihren
Matrifokalen. Als Matrifokale bezeichne ich die überschaubaren
Fürsorgegruppen, die als mobile Schutzsphäre für die
Mutter-Kind-Einheiten fungierten. Die generationsübergreifenden, geschwisterlichen
Fürsorgegemeinschaften bestanden aus matrilinearen Zu- bzw. Angehörigen
beiderlei Geschlechts.
Der Lebenserhalt ist
ein Prozess, der im weiblichen Kontext stattfindet. Es ist eine Tatsache, dass die Reprise, das
Wiederholungsmuster der Lebensneuauflage in Form eines neuen
Individuums in einem weiblichen Körper geschieht. Der männliche
Anteil einer Spezies ist nur bedingt von Interesse, wenn es um die
Nachkommenschaft geht. Diese Feststellung ist keine Wertung, kein
feministischer Euphemismus, keine Ideologie oder gar Religion,
sondern bloß eine biologische Tatsache. Unser Menschengeschlecht
lässt sich wie gesagt inzwischen bis zu einer (mitochondrialen) Eva
zurückverfolgen. Wobei es nicht um diese frühe Mutterperson geht, sondern um die Bewusstmachung, dass das prosperierende Leben weiblich ist. Und das dürfte grundsätzlich die Ausgangsbasis sein, von der aus ab sofort die Definitionen und Bewertungen erfolgen. Es ist stets das weibliche Exemplar auf das es ankommt,
da es a) die Eizelle trägt, b) die körperlichen Voraussetzungen
stellt um das neue Individuum heranwachsen zu lassen und c) in Folge
(nach der Geburt oder dem Schlüpfen) sicherstellt, dass das neue
Exemplar dieser Spezies Überlebenschancen bekommt und heranreifen
kann.
Fortsetzung folgt...
Fortsetzung folgt...
(* „Weltweit leben
rund 7,4 Milliarden Menschen. 1,9 Milliarden Menschen, also ein
Fünftel davon, sind jünger als 15 Jahre.“
(https://www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-wir-kinder-dieser-welt/zahlen-und-fakten-zu-kindern-weltweit/)
zur Info: … hier
geht es nicht um biologisches oder
akademisches Fachwissen
und auch nicht um gesellschaftstheoretische Auslegungen desselben,
sondern um eine philosophische Betrachtung, in der ich immer wieder das Natur-Geschehen und die dazugehörige
menschliche Kulturentwicklung von den ideologischen, besonders von den
patri-schematischen Deutungen und Wertungen trenne.