28 Juni 2013

Finden

Wenn ich mich selbst entdecken will, muss ich mein eigenes Land betreten. Solange ich mich in den Welten der Anderen aufhalte, ihren Pfaden folge und aus ihren Brunnen trinke, werde ich den Weg zu mir, in meine Mitte, nur schwer finden. Es ist heute in, dass Frauen ganze Berge an Literatur auf ihrem Nachtisch stapeln und jederzeit betonen, was und wen sie gerade lesen und unbedingt noch lesen müssen. Es ist der nur zu verständliche Drang, sich an das verlorene (weibliche) Wissen anzuschließen - aus dem diffusen Ahnen ein wirkliches Erinnern werden zu lassen - die reale Ahnin in uns zu erwecken, sich selbst in jeder Minute des Seins zu spüren und heil zu werden. 
Das Suchen nach der Identität innerhalb der verschütteten weiblichen Dimension, ist ein starkes Anliegen vieler Frauen. Aber wir setzen uns nicht mehr Tag für Tag zusammen und reden ohne Unterlass über Alltagskram, Gedankenflüge und Gefühlsexplosionen sondern greifen zu den Mitteln der heutigen Zeiten - wir lesen und verlagern den Austausch in die neuen virtuellen Welten. 
Ich selbst bin auch nicht frei von diesem Trend, denn auch ich lese viel und sammle gern von meinen lieben Mitmenschen zu bestimmten Themen deren Buchgefasste Meinung. Und natürlich freue mich über jede Übereinstimmung. 
Doch eines schönen Tages stellte sich von selbst bei mir, der für mich entscheidende Moment der Erkenntnis ein – ich suche nicht mehr und schon gar nicht in den Gefilden der Anderen - ich bleibe bei mir und zwar betrachte die Meinung anderer und finde so auch die Energie, die zu mir passt, doch meine Anfälligkeit für guristische Einflüsse ist wohl endgültig vorbei.
Lernen, Erkennen und Entdecken ist ein persönlicher Prozess – weil alles schon da ist und ich nur noch die Fäden verknüpfen und verweben brauche, die meine Sphäre vollenden.
Ich unterscheide nachdrücklich und konsequent das (komplexe) Wissen um das Wesen der Dinge und die Abläufe (Gesetzmäßigkeiten) in der Natur, von dem heute immer noch so hoch bewerteten Faktenwissen. Das eine ist die Ganzheit, das andere sind lediglich die Teile, deren Summe letztendlich doch kein Ganzes ergeben.