30 Dezember 2014

Epigenetus - Gedanken aus dem Tagebuch IV

020814 Der Mensch ein Epigenetus?
Sehr spooky! Neuerdings wird dauernd darauf hingewiesen, dass das Genom sich verändert. Also eigentlich ist das doch eine ganz logische Angelegenheit, denn wäre dem nicht so, würden wir immer noch als Amöben in irgendeiner Pfütze herumpaddeln. Die genetische Information einer jeden Zelle eines jeden Lebewesen ist also stets bereit sich zu verändern. Schließlich ändern sich auch die natürlichen und die, inzwischen vom Menschen geschaffenen, künstlichen Bedingen permanent. Da ist Anpassung gefragt und nichts ist flexibler und dauerhaft in seinem Bestreben zu überleben, als das Leben selbst. Wie sagte schon Ian Malcolm in Jurassikpark: "...ich sage nur... Das Leben findet einen Weg!"
Und so ist es, das Leben findet einen Weg. Natürlich in der Regel innerhalb eines evolutionären Tempo und das ist eher gemächlich, wie wir wissen. Ich frage mich, wer überhaupt einst auf die Idee kam, dass das Leben statisch wäre und die sichtbare Dynamik aller einzigartigen Individuen einfach ignoriert hat? Wahrscheinlich waren es jene, die einst und immer noch der Meinung sind, das Leben wäre einem göttlichen Plan unterworfen.
Aber ob nun genetisch oder epigenetisch angeturnt, die Artenvielfalt innerhalb des Phänomen 'Leben' wird sich weiter akklimatisieren, integrieren und alles adaptieren, was seine weitere Existenz garantiert. Solange noch etwas da ist, an dass es sich passen kann, solange wird Leben in irgendeiner Form existieren. Ob allerdings dann noch der Mensch mitmacht, ist ungewiss.
Natürlich ändert, wandelt, sich die DNS. Sonst würde es nicht tausende Arten geben. Und Lebensbedingungen sind immer mehr oder weniger stabil. Darauf reagiert „das“ Individuum einer Spezies und setzt so die eine Veränderung, eine Entwicklung in Gang. Sind viele Individuen betroffen, entstehen bestimmte Schnittmengen, die einen besonderen Effekt dann auch schneller ausbilden. Es ist eben die seltsame Geschwindigkeit mit der auf eine natürliche Veränderung, eine Bedrohung oder gar akute Katastrophe reagiert wird und die Überlebenden einen gravierenden und nachhaltigen Eingriffs in den Lebensraum, sind nicht mehr "dieselben wie vorher" ... es ist dieses evolutionäre Tempo, dass manchmal den Eindruck erweckt es täte sich nichts wesentliches, dabei gibt es keinen Zustand der anhält und nichts bleibt wie es war...

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29 Dezember 2014

Gedanken aus dem Tagebuch III

210514 Erzähl mir vom Glück der Pusteblumen

nicht alle meine Kindeskinder leben in meiner Nähe und gerade die drei Jüngsten wohnen weit weg, so dass ich ihr Aufwachsen nur als kleine Intermezzi erlebe. Gestern sagte mir meine Tochter am Telefon, dass ihre Kleine Pusteblumen liebt. Ein Jahr und fünf Monate ist sie jetzt - da ist das Minitöchterchen schon recht gut zu Fuß, wühlt sie schon mit Hingabe im Sand und liebt es die kleinen Luftsegler der Pusteblumen auf die Reise zu schicken. Ist es nicht immer wieder wunderbar, dass sich bestimmte Menschengewohnheiten auf diese Weise wiederholen?

Natürlich macht es die Kleine vor allem deshalb, weil es da eine Mama und die großen Schwestern gibt, die ihr zeigen, wie das geht und das es Spaß macht. Wir lernten einst alle durch die Beispiele der Menschen, die uns umgaben. Doch nicht alle wachsen immer nur mit nahestehenden, liebevollen Angehörigen auf. Das gibt das moderne Konzept unserer anonymen Gesellschaft nicht mehr her. Wenn ich in meine Kindheit zurückdenke - nicht allen lag speziell unser Wohl, also das der Kinder, am Herzen. In einem heutigen Kinderleben gibt es hoffentlich wieder viel mehr wohlwollende Menschen.

... ein Kind aufziehen ist eine andere Erlebnis, als mit einem Fallschirm abzuspringen oder eine andere aufregende Grenzerfahrung zu machen. Es ist kein einmaliger Kick, sondern ein nachhaltiger Prozess in einem verlässlichen Bindunggefüge und zwar auf immer. Evolutionär betrachtet sogar noch weit darüber hinaus...



28 Dezember 2014

Trauer - Gedanken aus dem Tagebuch II

040414 ... wenn mir meine Heimat verlustig geht, bleibt mir in der Regel gar nichts weiter übrig, als mich mit den nun mehr bestehenden Lebensumständen zu arrangieren. Gleichgültig ob wir selbst entschieden haben oder uns schicksalhafte Verstrickungen heimatlos gemachten, die Anpassungsarbeit an die veränderte Situation muss das Individuum auf jeden Fall leisten.

Wir sind heute in unserer Kultur auf Nichtbindung aller Art seit Kindheit an trainiert. Nach zwei Wochen wird heute nach einem Ortswechsel schon gefragt: na hast du dich schon eingelebt? Und bei einem Verlust wird einem kaum Zeit zum Trauern und Verarbeiten zugestanden. Dieser Verlust muss nicht immer ein Todesfall sein. Täglich verschwinden Menschen aus unserem Umfeld, die bisher zu unserem Lebenskreis gehörten, die uns in irgendeiner Weise nahestanden und vertraut waren. Von Kind an gibt es in unserer fremd-strukturierten und flexibel angelegten Gesellschaftskultur ein ständiges Kommen und Gehen. Die Spielkameradin zieht weg, die beste Freundin wechselt die Schule, die Arbeitskollegin verlässt den Betrieb, der Ehemann kommt abhanden, der Freund löst die Beziehung oder eine bricht selbst mit dem eben noch innig Geliebten oder gar mit ihrem familiären Background. 

Doch nicht nur der Verlust eines Menschen - alles was wir an vertrautem Alltag verlieren beschäftigt unser Gemüt. Ein Umzug, der Wechsel der Arbeitsstelle, der Abschluss einer Schule, selbst eine größere Reise lässt unsere (Lebens)Energie aus der sonst so beruhigenden Routine und der, uns stabilisierenden, Geborgenheit fließen und die neue, manchmal auch bedrohliche Situation bearbeiten. Wir mögen es nicht, aber wir wurden darauf trainiert, uns mit einer grundsätzlichen und manchmal direkten dramatische Fremdbestimmung zu arrangieren, die keinen wirklichen eigenen Lebensrhythmus duldet.

Ständiger Verlust gehört zu unserem Alltag und ist als grundsätzliches Muster in unseren gesellschaftlichen Gepflogenheiten angelegt. Aber dieses neue, schon über ein paar Generationen tradierte Selbstverständnis (der permanenten Trennung) in unserer abendländischen Kultur ist und das wissen wir inzwischen genau, keine artgerechte Verhaltensweise unserer Spezies.


Als Individuum bleiben wir, selbst bei relativ harmlosen Verlusten, immer als jeweils allein Betroffene zurück. Und die anderen ebenso. Wir verarbeiten Trennungsschmerz und Trauer nicht mehr in homogen gewachsenen Nähe-Gruppen, sondern bleiben in der Regel auf uns selbst zurückgeworfen. Muss zum Beispiel der „Verlust“ einer vertrauen Arbeitskollegin im Alltag überwunden werden, wird kaum eine lange klagen oder darüber viele Worte verlieren, aber in unserem Inneren laufen trotzdem bestimmte Prozesse ab. Es gehört seit Prä-Zeiten zu uns sich mit Verlusten auseinanderzusetzen. Von unserer menschlichen Grundausstattung her mussten wir das einst nicht allein durchleben. Genauso wenig wie eine Mutter ihr Kind allein aufzog. Das autarke Individuum ist genau wie die isolierte Mutter ist ein moderner, aber nicht menschenartgerechter Effekt und so das klassische Beispiel für Vereinzelung, Ungeborgenheit und Verlust.

Der heutige Trend geht jedoch nach wie vor hin zur Unterdrückung und Verdrängung der Verlust-Gefühle und deren möglichst schnellen Überwindung. Sich lange damit beschäftigen oder den schmerzlichen Gefühlen Raum zu geben, ist weitgehend verpönt. Jede Art von Verlust- und Trauerarbeit wird als überflüssig angesehen bzw. wie ein Tabu gehandelt. Sogleich wird uns von allen Seiten empfohlen, doch wieder nach vorn zu sehen. Denn schließlich geht das Leben weiter. Aber es geht auch weiter, wenn wir angemessen trauern oder uns des Verlustes bewusst werden. Statt dessen ziehen wir uns vielleicht eine Weile in uns zurück, dabei lassen wir unseren Schmerz möglichst nicht den Alltag tangieren. Schließlich haben wir das von Kindheit an trainiert und bei den meisten sitzt die Konditionierung tadellos. Frauen sind immer wieder in besonderem Maße betroffen, müssen sie doch im herrschenden patriarchösen System schon seit Jahrtausenden ihre Herkunftsgeborgenheit verlassen und sehen sich mit vielfältigen Nuancen von Heimatlosigkeit, Verlassenheit und Trauer konfrontiert.

Das Problem unserer Zeit ist, dass wir bei dem permanenten Verlustszenario aus dem unser durchschnittlicher Alltag besteht, kaum noch aus unserer unverarbeiteten und permanent verdrängten Trauer herauskommen...

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27 Dezember 2014

Trennung - Gedanken aus dem Tagebuch...

13März14 Jetzt schon Abschiedsgedanken? Noch ist das Kind gar nicht weg... aber das Fortgehen kommt... ganz bestimmt ... unvermeidlich...
es bleibt das moderne Phänomen der 'Gedehnten Nähe' - also Trennung auf (unbestimmte) Zeit, Ferne mit mehr oder weniger Kontakt. Bis zur überdehnten Nähe ist es dann nicht mehr weit. 

Bleibt das ohnehin schon seit Kindertagen gelockerte Band nun mehr nur ein Dekoelement im Leben der gegenseitig Betroffenen? Zwar sind wir als Enkelin und Großmutter, allernächste Bindungsangehörige, aber was hat das heutzutage schon zu bedeuten? Läuft es auf ein 'Aus den Augen aus dem Sinn' hinaus? Werden wir auf Dauer mit der tradierten und somit gesellschaftlich verordneten Unverbindlichkeit leben (müssen)? Und können wir es denn, ohne einen Schaden zu nehmen?

Sie gehen weg, weil es angeblich gut für die Entwicklung oder weil chic ist. Geben dafür hunderte Euros aus um eine Erfahrung machen zu dürfen, die vor allem eines von ihnen fordert, sich allein ohne Halt und Schutz der Herkunftsfamilie (Sippengemeinschaft), einer Zukunft zu stellen, die a) nicht artgerecht ablaufen darf (da sowohl die Heranwachsenden sowie die Erwachsenen ein bindungsloses Leben anstreben müssen) und b) den Trend der Nicht – Mutterschaft verstärkt.
Das sind nicht nur die Klagen einer Großmutter, dass ist die erschreckende Erkenntnis einer immer währenden Zerstörung ... das Aufziehen von Kindern ein modernes Verlustgeschäft...

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Der Fluch der Eule

... ich bin dem Fluch der Weihnachtsformel verfallen ...
meine Formel für alle, die mir in diesem Jahr was schenken wollten, hat sich schnell herum gesprochen und lautete: Oma mag bunte Eulen! - Tendenz: Lila...
Und dass nur, weil ich so unvorsichtig war mein Mitleid über Putztücher mit putzigem bunten Eulenaufdruck oder winzige Radiergummis in Eulenform auf Facebook kund zu tun...
jetzt kann ich nur noch durchhalten bis sich der Design-Trend wieder ändert, erfahrungsgemäß ist der Eulenhype in einem Jahr vorbei und etwas anderes unwiderstehlich Niedliches wird sich als Dekor für jeden nur erdenklichen Gebrauchsgegenstand durchsetzen...


23 Dezember 2014

... ich bestehe aus Vergangenheit...

Das einzige reale Leben ist die Vergangenheit. Da wissen wir, dass alle Ereignisse sowie das Leben bereits stattgefunden hat. Die Vergangenheit existiert im erinnerten und im unerinnerten Sein. Sie geschah und ist daher Wirklichkeit.
Die Gegenwart ist immer nur der aktuelle Moment, der Wimpernschlag, das Geschehen im Augenblick. Die Gegenwart ist die Quelle unserer Zeitwahrnehmung. Mag sich die Zeit wie ein ewiger Fluss durch das fassliche und unfassbare Ereignen wälzen, interessant ist für mich, was ich davon wahrnehme, was ich davon erlebe. Mein eigenes Erleben ist begrenzt. Doch ist es auch Menschenart, das Erleben meiner (Außen)Kontakte dem meinen hinzuzufügen.
Ich weiß, wie die Zeit vergeht, was sie beinhaltet und sehe welche Ereignisse bisher überliefert wurden. Viele davon können für mich von Bedeutung sein. Ich bin - als Person - ein integrierter Teil dessen, was bereits da ist. Mein gesamtes Leben ist jedoch auch in den generativen Zyklus des Lebendigen eingebettet und so bin ich Individuum und zyklisches Lebewesen.
Das auf Erden gelebte komplexe Leben und dessen unerlässlichen Rahmenbedingungen, bilden meine Zeitblase Gegenwart, umgeben von der real existierten Vergangenheit
Die Zukunft ist nur ein Hoffen darauf, dass sie einmal zum Moment der Gegenwart und zur tatsächlichen Vergangenheit wird.
In meiner Wahrnehmung passieren die Ereignisse, die als Zeitabfolge in die Geschichte eingehen und diese Vergangenheit bildet die Kulisse in der wir uns unentwegt bewegen. Die Vergangeheit ist die Wirklichkeit.
Je dichter das zukünftige Geschehen an unserer Gegenwart dran ist, desto leichter lässt sie sich vorher sagen und desto wahrscheinlicher ist es, dass sie sich so gestaltet, wie wir es erhoffen. Die nächste Stunde oder den kommenden Tag können wir noch gut einschätzen. Monate, Jahre, Äonen sind nur als Tendenz vorhanden und nur bedingt hervorsagbar. Da unsere bewegte Welt aus Milliarden von Gegenwärtlichkeiten und schier unfassbaren vielen energetischen Verknüpfungen besteht welche in die bekannten physikalischen Bedingungen eingefasst sind, ist die Zukunft stets ungewiss. Aber aus einer durch uns zufrieden gestalteten Vergangenheit und einer glücklich performten Gegewart heraus, lässt sich auch die Ungewissheit der Zukunft ertragen...


... diese Betrachtung wurde inspiriert durch den Artikel in "Rette sich wer kann"

15 Dezember 2014

... was ist denn hier passiert?

... seit Oktober keinen einzigen Eintrag und schon ewig kein Foto mehr?
Aber es gibt eine einfache, wenn auch nicht sehr hoffnungsfrohe Erklärung dafür:
ich stecke in einem unterirdischen Gang fest... ich bin versehentlich um eine andere Ecke gebogen und jetzt ist meine Schwester Rike weg, es ist finster, ein gruseliger Luftzug hat meine Kerze verlöschen lassen, beim Stolpern über eine felsige Erhebung verlor ich meine Streichholzschachtel ... und ... zu allem Überfluss bin ich erst elf Jahre alt und absolut keine Freundin von Abenteuer und Nervenkitzel ... aber ...
ich habe die goldene Murmel wieder gefunden...