Das bindende Grundkonzept der
monotheistisch Religionen fußt auf einem geschickt angelegten Schuld –
Bekenntnis - Sühne – Vergebung – Konzept. Und je nach Zeit und
Mainstream wurde ein bestimmter Teil bevorzugt. Heute sind wir
sozusagen bei der Vergebung angekommen. Im Prinzip gehen wir doch
davon aus, dass der mündige und ethisch handelnde Mensch sogar den
unzureichenden Sündenkatalog der Zehn Gebote hinter sich gelassen
und meist individuell diese Gebote so modifiziert hat, dass es sich
damit leben lässt. Kulturelle Absprachen aber auch bestimmte Tabus,
gestützt auf ein verinnerlichtes Rechtssystem, lassen uns die nötige
Bewegungsfreiheit im Alltag außerhalb der alttestamentarischen Vorschriften.
Zudem lassen sich zu jedem der zehn
Gebote jede Menge Fragen stellen. Zum Beispiel wie: betrifft das Tötungsverbot
auch Tiere und Pflanzen oder nur Menschen oder nur bestimmte Menschen
oder gibt es einfach nur privilegierte Menschen, die den anderen
sagen, wann das Gebot gilt und wann man es vernachlässigen kann?
Denn seit der Steintafeln waren weder vor den Geboten noch vor Gott
alle Menschen gleich. Wobei das Weib noch mal extra außen vor war
bei der Sache mit dem Menschsein.
Als Kind saß ich Sonntags in der
Kirche und hörte mir die gehirnwäscheartigen Wiederholungen an. Es
waren derer viele und ein Popanz wurde besonders sorgfältig
aufgebaut und auf die schlichten Gemüter losgelassen um für ein
kollektives schlechtes Gewissen zu sorgen: Christus starb am Kreuz
für die Erlösung von den Sünden der Welt.
Anfangs fand ich das Leiden des Herrn
zwar noch bedauerlich - doch was gingen mich die Sünden der Menschen vor
2000 Jahren an? Die Erlösung war erfolgt und damit hatte sich die Sache für mich erledigt. Es dauerte ein zeitlang bis mir klar gemacht wurde,
dass der Mensch per se sündig ist, mit einer Erbsünde geboren wird
und immer und ständig Schuld auf sich lädt. Selbst so ein kleines
harmloses Mädchen vom Dorf in den Fünfzigern. Das Sündenkonto der Menschheit war damals lediglich auf 0,0 gesetzt worden und ab da musste ein JedeR für sich selbst sorgen um keine Sündenschuld mehr anzuhäufen. Ich kam also aus der
Nummer mit der Sünde nicht mehr raus.
Die Sünde ist Ungehorsam gegen Gott
und schließt alles ein, auch die Gedanken und Gefühle (entsprechendes, wenn auch harmloseres Sünden-Beispiel: ...was für ein Blödmann, wie ich den hasse!). Wenn die
Religionsbetreiber es geschafft haben, die dazu nötige
Selbstkontrolle bei den Gläubigen auszulösen, ist irgendwann nicht nur mein
Denken und Fühlen, sondern der gesamte eigene Körper mein Feind. Der Mensch wird zur Marionette, an deren Fäden jeder ziehen kann. Es
dauerte lange bis ich die Mechanismen wahrgenommen, durchblickt und
mich davon erlöst habe.
Diese Haltung der präventiven Schuld
prägt immer noch unsere Kultur und Frauen haben darin so was wie
eine epigenetische Neigung zum „sich Schuldig fühlen“ entwickelt. Und auch ihr
Hoffen auf den (persönlichen) Erlöser ist ungebrochen. Von der permanenten Schuld des
Ungehorsams gegen einen Vatergott und dem Wahn einen Erlöser zu
benötigen, können wir uns eigentlich nur selbst erlösen.
2 Kommentare:
Da bin ich aber voll!!!!! Deiner Meinung!!!
Das ist doch "krank", masochistisch sich ständig schuldig zu fühlen. Wer's braucht?!
Kein Mensch hat die Macht den anderen zu "erlösen". Von "was" auch? Und wenn, dann tut er das mal selber!!!
Sei lieb gegrüßt
Rosi
...ich werd's auch auf facebook verlinken!!!
ich lese gerade christa mulacks buch zum thema
es liegt am bett und kann nur in kleinen mengen verdaut werden
dann hab ich mir noch den passenden job gesucht
bei was auch immer anliegt kann ich das schild *ichbinschuld* hochheben
aber meine schuldgefühle werden immer weniger...
allerliebste grüße
ps ich habe so viel arbeit dass ich kaum aus den augen gucken kann und daher nix mehr mail :(((
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