Diese Fee, die Alte, wie sie auch im Abspann bezeichnet wird, wurde von Jutta Wachowiak gespielt und sie hat es richtig gut gemacht. Wenn auch der Film ein paar Längen und leicht verkrampfte Szenen aufwies, waren doch die Dialoge für die damalige Zeit und vor allem für die ideologischen Umstände außergewöhnlich.
Die DrehbuchautorInnen Wera und Claus Küchenmeister sind der, möglichst positiven, Linie der DDR Kinderfilme treu geblieben und so ist die Alte auch keine böse Zauberin oder eine heimtückische Hexe, wie sie gern in anderen Verfilmungen gezeigt wird. Die Geschichte ist ganz konkret im Dreißigjährigen Krieg angesiedelt, jedoch die Märchenelemente stellen eine zauberhafte Verbindung zu einer längst vergangenen Zeit her.
Manchmal denke ich: ob die Macher des Filmes wohl beabsichtigten, was sie umgesetzt haben? Denn so sagt die Alte, die auch symbolträchtig als Eule oder Wacholderbaum erscheint, zur Mutter, welche auf der Suche nach Jorinde und Joringel ist:
„Bei mir ist es wie früher, wie vordem, als die Mütter herrschten...“
Und das ist auch mein einziger wirklicher Kritikpunkt. So gut wie der Text gemeint war – die Mütter haben nie „geHERRscht“. Aber diese Feinheiten wurden erst in den letzten Jahren wirklich herausgearbeitet. Trotzdem erscheint mir die Alte in diesem Märchenfilm wie eine Prophetin. Und inzwischen wissen wir es auch: matriarchale Gesellschaften waren weder eine Frauen- noch eine MutterHERRschaft – weil es Herrschaft in diesem Sinne einfach nicht gab.
Der Dialog zwischen der Mutter und der Alten aus dem Defa - Kinderfilm
Jorinde und Joringel 1985 /1986
Alte: ... Hast du Angst? Das hilft dir nichts! Meine Sprüche sind älter. Und sie kommen aus dem Baum. Aus dem Baum und dem Traum vom Baum!
Mutter: Hast du meine Kinder?
Alte: Deine Kinder? Eines hast du nur getragen!
Mutter: Wo sind meine Kinder?
Alte: Ja, wo sind sie? Das Vöglein zart flog in die helle Sonne, flog auf, flog ab. Flog über ein Grab.
Mutter: Gib mir meine Kinder zurück, du!
Alte: Zurück kann man nur geben, was man genommen. Sie ist von selbst zu mir gekommen.
Mutter: Gib sie mir zurück, du!
Alte: Pack mich, aber hüte dich, dass dir nicht das Blut gerinnt.
Mutter: Verfluchte Hexe!
Alte: Immer wenn ihr nicht mehr weiter könnt, muss eine Hexe her. Ich war eine Mutter, wie du, habe Kinder geboren. Der Krieg hat sie mir genommen.
Mutter: Du lügst, du. Du lügst. Warum nimmst du mir meine Kinder?
Alte: Jorinde soll leben. In Frieden. In meinem Frieden. Bei mir ist es wie früher. Wie vordem, als die Mütter herrschten. Begreif doch! ....
*
* * * *
Der
Film
endet
damit,
dass
beim
Läuten
der
Friedensglocken (hier das Geläut des Erfurter Domes)
all
die
Mädchen,
nun wieder
entzaubert und in ihrer menschlichen Gestalt,
aus
dem
Wald
gelaufen
kommen,
fröhlich
rufend
und
lachend
eine
Wiese
hinunter
rennen,
um
nach
Hause
zu
ihren
Familien
zu
gehen.
Aber
was
fanden sie dort
wohl vor?
Die
Mütter
„herrschten“
schon lange nicht
mehr...
1 Kommentar:
Ja. schöner Film. Aber ich hab' ihn schon wieder verpasst.
Früher hätte ich gar nicht verstanden, was da wirklich aus-gesagt wurde......erst heute, wo ich darüber Bescheid weiß.....
Liebe Grüße
Rosi
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