04 März 2021

Unser Geist ist Erinnerung!

Menschen sind biologische Körper, die sich in einem soziokulturellen Rahmen bewegen bzw. sich diesem anpassen. Das ist eine unserer evolutionär angelegte ÜL-Strategie. Unser Geist bzw. die Geistestätigkeit ist Teil unseres Gesamtkörpers. Ist der Körper tot, ist der Geist, der sich in seinem individuelle Wissen und Erinnern sowie im interaktiven Wissenserwerb zeigte, weg, eben auch tot. Ohne einen biologischen Körper bzw. ein Geist erzeugendes Organ, wir nennen es Gehirn, gibt es keinen substanzlosen, aktiven Geist.

Was die lebendige Mensch und ihren Geist in deren Leben also einer Person, ausmacht, erhält sich nach ihrer Existenz im Erinnerungsvermögen anderer lebendiger Gehirne. Die Ansammlung von Gehirnbesitzern und -benutzern bilden einen kollektiven Erinnerungskörper, dessen Wirksamkeit an Nähe und einen steten interaktiven Austausch gebunden ist. Die Erinnerungen an Erfahrungen, Ereignisse und aktiv gesammelten Erkenntnissen sind nur von wirksamer Bedeutung, wenn sie zwischenmenschlich weitergegeben werden.

Die aktive bzw. bewusste aber auch unbewusste Weitergabe der Wesenseindrücke, die eine Mensch hinterlässt, vor und nach ihrem Tod (sie lebt in der aktiven Erinnerung anderer weiter), wurde/wird von ihren Hinterbliebenen bewahrt, überliefert, in seiner Eindrücklichkeit und Vorbildwirkung konvertiert. Bisherige Nähepersonen* mit denen die verstorbene Mensch interagierte, erhalten und wahren deren geistige Essenzen – es sind die Erinnerung an gemeinsam verbrachte Zeit und Ereignisse, in die wir zusammen involviert waren. Das Miteinander schließt auch Menschen und andere Wesen ein, die nicht zur unmittelbaren oder alltäglichen Bindungsgemeinschaft gehören und die einen Erinnerungshintergrund bzw. Bezugspunkte bilden. Je kleiner die Aktionsgruppe in der eine Mensch sich lebenslang bewegt, desto intensiver die gemeinsamen Interaktionen personeller Eindrücke, die das Erinnerungspotential bilden.

Die bereits schon mehrfach asservierten Erkenntnisse eines nun erloschenen Geistes wurde zu Lebzeiten von den dauerhaften Nähe- oder Kontaktpersonen aufgenommen und weitergetragen bzw. in deren Geist archiviert. Das menschliche (weibliche) Erinnerungsarchiv (individuell und vor allem kollektiv) ist eine gewaltige Kraft, die unser Menschsein gestaltet/e.

Die direkte sowie die osmotische Aufnahme und das Ausfiltern all der Äußerungen, der gemeinsamen Erfahrungen mit den uns umgebenden anderen Lebewesen (also nicht nur menschliche), fügt die Mensch ihren selbstgemachten Erfahrungswerten hinzu und gibt sie quasi umgehend an das sie umgebenden Nähekollektiv weiter. Der Erinnerungspool eines lebendigen Geistes ist nicht nur für das Individuum von Bedeutung, sondern bildet mit den unmittelbaren Nähe- bzw. Mitmenschen das tragende Wirkungsfeld. Diese tragende Wirkung enthält Stimmungsfarben wie Ruhe und Sicherheit, Besonnenheit, Frohsinn und spürbare Zufriedenheit. Sie fördert entspannte Lernstimmung und bringt kreatives Handeln, einzeln und gemeinsam, mit sich. Hier ist auch die Vorstellung besonders spannend, dass wir unbedingt auch die Babys und Kinder, überhaupt alle Altergruppen in diese Feld-Wirkung einbeziehen müssen. 

Diese Feld-Funktion in einer (Fürsorge)Gemeinschaft, welche die Schutzsphäre der Geborgenheit für ein jedes zugehörige Individuum bildet, ist eine unserer hervorragendsten menschlichen Eigenschaften. Diese permanente körpergeistige Interaktivität der personell bezogenen, miteinander lebenden Gehirne, ist das selektierte Sonderprogramm der intelligenten Mensch (auch weiterer Säugetierarten sind diesbezüglich ausgestattet und ist Erbteil des GesamtGenPool). Vor allem unser Fähigkeit untereinander förderlichen Eustress zu erzeugen und ihn individuell zu verarbeiten, brachte uns die Kompetenz ein, nicht nur zufrieden, sondern auch immer wieder rundum glücklich zu sein.

Ohne den Distress bei Gefahrenlagen, krankheitsbedingte Ungewissheit oder inneren Konflikten in der Nähegruppe, geht es einem Individuum im Alltag gut. Ein harmonisch verlaufender Alltag in einem Umfeld von sich wohlwollenden Menschenwesen ist jedenfalls für jedes heranwachsende Kind der anzustrebende Glücksfall. Also vernetzen wir unsere Gehirne so intensiv wie möglich, zapfen wir unsere Erinnerungsspeicher an und denken zwischendurch auch immer wieder gern an alle, die uns guttaten bzw. guttun.

(* nahestehende Angehörige, die mit ihr den gemeinsamen Alltag teilten)

 Stephanie Ursula Gogolin

 



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