22 Juli 2023

Die Mär von der weißen prvilegierten Frau

Wenn ich was schädlich und ungeschickt finde, dann sind es die Modernismen, die Frauen gezielt gegen einander ausspielen. Dazu gehören Begrifflichkeiten wie "weiße privilegierte Frauen", "kulturelle Aneignung" oder der Kampfbegriff "Terf". Doch bleiben wir bei ersterem...

Von (weißen) privilegierten Frauen zu sprechen ist unrichtig. Frauen sind im Patriarchat nicht privilegiert. Denn nicht, wie das beim Manne der Fall ist, sind Frauen per se bevorzugt, weil sie (biologische) Frauen sind - im Gegenteil. Ihre Benachteiligung resultiert aus der Tatsache, dass sie (biologische) Frauen sind.
Während der Mann sich als in Biologie gegossene Krone der Schöpfung sieht, degradierte er die Frau ideologisch und konkret ob ihrer Gebärfähigkeit zu einem Natur abhängigen und daher minderwertigen Wesen. Gleichzeitig ist die weibliche Gebärfähigkeit der Grund für männliche Existenz und daher ein Quell der oft extremen Eifersucht auf alles was von Natur aus weiblich bzw. dass das Leben weiblich ist. Nichts ruft beim Manne mehr Neid hervor, als die Fähigkeiten der Frau Leben zur Welt zu bringen und zu erhalten.

Die Frau und Mutter ist die Garantin für Leben. Eben diese Kompetenz stachelt den Mann immer wieder in seinen Annektionsbestrebungen an.
Manche Frau, im Glanz einer Siegerelite stehend, erscheint manchen auch privilegiert, aber in Wirklichkeit ist der Grad ihres Unterworfenseins im patriarchösen System bzw. im Rahmen diverser Machtkonstellationen nur unterschiedlich ausgeprägt. Die politische Macht, die Männer ausüben, kann eine Gesellschaftsstruktur schlagartig verändern und zwar in erster Linie auf Grund ihres Waffen gestützen Gewaltpotentials. Auch Frauen sind immer wieder in der Lage Einfluss zu nehmen, aber eher auf der Überzeugungsebene, nach dem Motto „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Die auf diese Weise erkämpfte Rechte (auch hier ist noch lange nicht an Privilegien zudenken) können allerdings schnell mal dem nächsten gesellschaftlichen Backlash zum Opfer fallen.

Die männliche Dominanz, Basis der Patriarchose, installierte der Mann einst gewaltsam sowie systematisch und deren Erhalt ist seit dem Beginn des Patriarchat ein Selbstläufer. Auch weil Gewalt, das anerkannte männliche Gewaltverhalten überhaupt, in jeder erdenklichen Form uns permanent als Alltagserscheinung umgibt. Der Mann ist patriarchal-gesellschaftlich gesehen der Geiselnehmer und wann war je eine Geisel privilegiert?
Frauen gleich welcher Hautfarbe, sind nicht privilegiert, auch nicht wenn sich temporär oder lokal die politischen Verhältnisse verändern und für Frau wie auf einer Insel ein etwas entspannteres Gemeinschaftsleben stattfindet. In der Regel reicht es nicht für nachhaltige Verbesserungen für alle Frauen und Mütter oder gar für einen Paradigmenwechsel.

Nur manchmal sind für kurze Zeit manche Männer punktuell nicht mehr ganz so privilegiert - als Nebenwirkung von Machtverschiebungen, Kriegen oder seltenem friedfertigen Zusammenleben in einer (kurzzeitigen) gesellschaftlichen Entwicklung, die durch aufgeklärte, humane bzw. politisch-demokratische Prozesse entstand. Friedfertiges und Gerechtigkeit anstrebendes Zusammenleben im Rahmen von (säkularer) Kultur und Politik, hielt/hält in der Regel nur ein paar Jahre an, bestenfalls ein paar Jahrzehnte. Dann setzt gemeinhin ein typischer Backlash ein, der schleunigst das Vorrecht der Männer, und hier im Besonderen, das der Väter rettet bzw. bewahrt, indem man Gesetzeslagen anpasst und die „Gott gegebene“ oder als „natürlich“ erklärte männliche Überlegenheit, quasi wieder entdeckt und in den Fokus der Gesellschaft rückt. Diese baldige bzw. reflexartige Einleitung der frauen- und mütterfeindlichen Rückschrittlichkeit, bestehend aus diversen Rollbacks, Bedrohungen und Verfolgungen von aufmüpfigen Frauen, stellte das starke Gefälle zwischen den (biologischen) Geschlechtern nicht nur wieder her, sondern meist reichte der Schwung auch noch für einige Rollen rückwärts. Der patriarchale Männerstatus wird/wurde erfolgreich verteidigt und meistens ein wenig darüber hinaus. Es ist nicht nur ein Gefühl, dass Veränderungen noch unerfreulicher, noch schlimmer, noch ungerechter für die Frauen, und hier vor allem für Mütter und ihre Kinder werden.

Als am Beginn des Patriarchats Mütter ihrer naturgemäßen Art zu leben enteignet, die Kinder den Vätern zugesprochen und der Sklavenstatus für Weiblichkeit eingeführt wurde, setzte mann körperliche Überlegenheit und brutale Waffengewalt ein. Später vertraute mann mehr und mehr auf das Wort: also Ächtung weil weiblich geboren, durch Drohung erzwungener Gehorsam, soziale Kontrolle, Erschaffung von Mythen mit Vorbildfunktion.Alle gegossen in Gebote sowie Gesetze und die angedrohten bzw. umgesetzten Sanktionen bei Nicht-Einhaltung.
Als der Mann Götter und Religionsideologien erfand, welche halfen Frauen im Sklavenstatus zu bestätigen und zu halten, wurde aus einer (konsanguin angehörigen) Schwester die (zukünftige) Frau eines anderen Mann (eines Verbündeten oder auch Feindes) und die eigene Mutter war nur noch die unterworfene Frau des Mannes, der als (der eigene) Vater galt.
Den Patriarchen war ein großer Wurf war gelungen, der die Mutter und die Schwester im Fühlen, im Denken und im alltäglichen Handeln eine permanent minderwertige Position zuwies und ihnen weitgehend die Selbstbestimmung vorenthielt.

Von weißen privilegierten Frauen zu sprechen ist nur ein moderner und damit typischer patriarchöser Euphemismus.

Stephanie Ursula Gogolin

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Beim *weißen Privileg* soll die Intersektion deutlich gemacht werden: nämlich die zwischen dem Frausein und Weiß-Sein bzw. Black/Of colour -Seins. Es soll das Zusammenspiel von Sexismus und Rassismus aufgezeigt werden. Sie missachten die (post-)kolonialen Herrschaftssysteme und deren Phänomene in Ihren Betrachtungen. Es geht nicht darum, sich gegeneinander auszuspielen. Es geht darum die eigene Position in einem eurozentristischen globalisierten sozial-historischen Kontext eines weißen Kolonialismus zu reflektieren, in welchem die Unterdrückung der Frau global stattfand//stattfindet.