In Diskussionen um
Abtreibung usw. fällt gern mal der Satz: mein Körper gehört
mir. Das hört sich an, als existiere die Mensch
als Person außerhalb bzw. unabhängig von einem biologischen Körper,
den sie dann nur für bestimmte Gelegenheit benutzt (zum Beispiel um
ein Kind zu bekommen) und auf den auch andere Zugriff haben, wenn wir
nicht aufpassen.
Wir sind eine solche
Denkweise gewohnt, in der eine Person noch vor ihrem körperlichen
Dasein im gesellschaftlichen Kontext als metaphorische Existenz
rangiert. Diese Art der Beurteilung ordnet unser menschlichen Sein
als einen ideellen Zustand ein, der den Körper in welchem alles
stattfindet, wie Staffage, wie beliebige Hardware, wie ein bloßes
Transportvehikel betrachtet - wir sind eine (virtuelle) Person und
die "hat einen Körper".
Im Patriarchat müssen
Frauen ihren Körper wie ein ihr zugemessenes Hoheitsgebiet
verteidigen, wenn sie nicht sowieso so konditioniert wurden, dass sie
bereits verinnerlichten, eigentlich irgendwem zu gehören – einer
anderen Person oder einem Kollektiv. Wir haben uns als Frau eine
extrem unsinnige Art angewöhnt, uns als personelles symbolisches
Wesen zu präsentieren, aber wir sind keine ominöse Wesenheit, die
unter anderem einen Körper hat.
Daher habe ich keinen Körper
- Ich bin mein Körper! Mein virtuelles Selbst, von mir als real empfunden, gibt es ohne meine organische Manifestation nicht.
Ich habe/besitze also keinen Körper, der
mir gehört, weil ein Schöpfer ihn mir zuteilte bzw. den ich
vorübergehend bewohne, sondern ich bin ein biologischer
Organismus, der sich in der Form eines sichtbaren, fühlbaren, also
gegenständlich wahrnehmbaren, lebenden Körpers darstellt. Meine persönliches, individuelles Sein als Instanz, die in der Lage ist mit der Welt außerhalb meines Körpers Kontakt aufzunehmen und zu kommunizieren, ist eine geistige Potenz.
Wenn ich also sage:
mein Körper gehört mir, ist dass objektiv falsch, Für mich hört sich das an, als wäre es bisher so gewesen, dass ich nie eine
richtige Verfügungsgewalt über meinen Körper habe und ihn mit dieser Feststellung einfordere.
Jederzeit könnte eine andere/höhere Macht mir meinen Leib streitig
machen, ihn mir wegnehmen. So wurde wohl auch von manchen der Tod verstanden. Doch das sind Glaubenskonzepte. Wir leben
aber in einer evo-biologischen Realität. Ich bin mein
Körper. Ohne meinen Körper, ein lebender, hoch entwickelter
Bioorganismus, gäbe es mich weder als Mentalwesen, noch als
sogenannte Seele, noch als virtuelle Person.
Mein lebender Körper
beherbergt meinen Geist und meine Psyche. Dieser Soma-Komplex Körper
stellt zwecks Überleben die dazu notwendigen vegetativen und
geistigen Funktionen bereit und alles bildet unter günstigen
Bedingungen eine, sich selbst erhaltende Einheit.
Man kann einen
(anderen) Biokörper an seinem Funktionieren hindern, ihn
(schmerzhaft) einschränken oder ihn vernichten, aber nie eine
tatsächliche Trennung von Körper, Geist und Psyche vornehmen.
Dieser, unter bestimmten gefühlten Umständen, Effekt kommt uns real
vor, findet aber immer noch innerhlab dieses einen Körpers bzw. in seinem Gehirn
statt.
Ist kein körperlicher Organismus vorhanden, gibt es
auch keinen (separaten) Geist oder eine sogenannte Seele.
Wir, als Frau, als
Menschenwesen, sind unser biologischer Körper und in dem wächst, je
nach Schicksal, ein anderes Menschenwesen heran. Da wir unser Körper
sind, liegt es also in der eigenen Verantwortung, uns selbst zu
erhalten und stellen unseren Körperkomplex unserem Nachwuchs zur Verfügung, um so neuem Leben eine Chance auf Existenz zu geben. Es
ist ein biologisches Phänomen, die unwillkürliche Lebensweitergabe, die sich schon sehr lange vor allen
kulturellen Werten, Moralvorstellungen und (patriarchalen)
Gesetzgebungen, im evolutionären Naturgeschehen herausbildete.
Eine
beginnende Schwangerschaft bedeutete nie, dass auch tatsächlich
später ein lebendes gesundes Menschenkind auf die Welt kommt.
Lebensweitergabe unterliegt ebenso einem Zufallsprinzip wie das Leben
als solches auf unserem Planeten und die Anpassung an vorhandene
Bedingungen drückt sich im selektiven, evolutionären Geschehen aus.
Jedes menschliche Individuum, jede Frau, ist ihre eigene, zu
respektierende Bio-Körperlichkeit und als solcher in einer
natürlichen Menschengemeinschaft Teil derselben.
Doch wir leben derzeit im Pariarchat und somit in einer kulturell
verinnerlichten, graduell unterschiedlich empfundenen Sklavinnenhaltung (Traumaeffekt). Diese aufgezwungene Körpererfahrung löst bestimmte vegetative Reflexe aus: u.a. können wir scheinbar mit unserem Geist oder "als Seele" aus unserem Körper
(virtuell) heraustreten um Drangsal, Schmerz und Todesangst in unserem körperlichen Daseins zu ertragen. Gefahr lässt den Körper reagieren mit Flucht, Kampf, Erstarrung und dissoziativer Unterwerfung. Darüber hinaus sind beispielsweise manche Verhaltensweisen ein Ergebnis von religiöser
Konditionierung und übler patriarchaler Gehirnwäsche und/oder qualvoller Fremdbestimmung (und damit
Teil des Stockholmsyndroms),
die uns scheinbar als Pseudo-Geist-Wesen von unserem Körpersein
abspaltet. Aber es gibt definitiv diese Spaltung nicht als
nachweisbare Realität.
Wir sind unser
Körper. Und als solcher, müssen wir besonders als Frau darauf
bestehen gesellschaftliche Unterstützung zu erhalten (im Sinne unserer angeborenen
Matrifokalität) und Bedingungen vorzufinden, in der unsere
Körperlichkeit unversehrt bleibt und wir ganzheitlich unser Leben in
einem realen Alltag leben können.
Anhang: Und
hier eine kleine Zusatzerklärung wie ich die Themen Hirntätigkeit,
Geist, Bewusstsein und Seele sehe: Was nicht existiert,
ist nicht vorhanden - eigentlich ganz einfach - und was existiert
bzw. erfahrbar wäre, aber von uns Menschen noch nicht erkannt
wurde, ist zwar da, aber noch nicht für unser Welt definiert und
daher für den menschlichen Geist nicht erfassbar.
Diese Art
der Definition, erfasst durch einen menschlichen Geist, als
Erinnerung bewahrt in einem menschlichen Geist, per menschlicher
Kommunikation beschrieben und weitergegeben (als Meme verbreitet),
ist das Schlüsselmoment zum gegenseitigen Verständnis im Alltag und
ursprünglich um die Verbesserung im Zusammenlebens zu fördern. Der sogenannte
menschliche Geist, also unsere Art der Gehirntätigkeit und hier vor
allem das Zusammenspiel individueller Erinnerung mit kollektiver
Weitergabe, ist ein wesentliches, ständiges Überlebensereignis. Die
Erfahrungen und Erkenntnissen aller Individuen, hätten keine
Bedeutung, würden sie diese nicht in und mit ihrer Lebensgruppe
teilen.
Der Austausch findet über jede Form der artspezifischen
Kommunikation statt und ist eine der evolutionsbiologisch selektierten
Überlebensstrategien, welche die Mensch mittels ihrer
hochkomplexen differenzierten Sprache (gegenüber anderen Tierarten)
entwickelte und kulturell verfeinerte. Mit diesem Sprachvermögen
definierte sie nicht nur ihre Umwelt, sondern sorgte für die
Weitergabe der individuellen und kollektiven Erinnerungen. Das
wiederum führte zu dem Phänomen des abstrakten Denkens. Diese Form
des Abstrakten, der nur geistig, also abstrakt, vorhandenen Vorstellung,
erschien wohl durch die Jahrhunderte hindurch vielfältig ausgeübte
Denktätigkeit, so manchem als ein vorhandener Geist außerhalb des
Körpers. Wir erfassen energetische Feldwirkungen im Außen und
weisen ihnen eine Art (bewusstes) Eigenleben zu. Diese Denkweise
brachte die Vorstellung von Göttern und Dämonen hervor, spekulierte
über die Möglichkeit der Reinkarnation und verbreitete angenommene,
aber nicht tatsächlich existierende "Realitäten" -
Phantasiewelten und Glaubenskonstrukte aller Art.
Die/der Mensch
kann inzwischen ganze Universen geistig erschaffen, also erdenken und
diese im Detail sogar als Vorlage für zukünftige Technologie
verwenden. Der kulturell trainierte menschliche Geist denkt sich
komplexe Parallel- und Anderswelten aus und versucht diese auch gern
zu beweisen - die Basis des maskulinen Machbarkeitswahns. Und unser
kulturell geschulter Geist ist in Lage nicht reale, materiell
nicht existierende Phänomene so zu definieren, dass sie anderen wiederum
real erscheinen. Aber nichts desto trotz … würden plötzlich alle
menschlichen Körper mit samt ihren Gehirne verschwinden, blieb auf
der immateriellen, also geistigen, Ebene ohne eine vorhandene organische Gehirnsubstanz in
einem lebendem Organismus, nichts davon übrig - nur die Medien, die
Schrift-, Ton- und Bildträger, die wir hinterließen, wären noch
da, aber niemand mehr, der sie auswertet und der einstigen Sinn erkennt.
Stephanie Ursula
Gogolin