Meine Jugendzeit war dann auch eher
verstörend. Es wurden von mir so merkwürdige Dinge erwartet, wie
sich für Jungs interessieren, es aber auf keinen Fall zu zeigen.
Oder sich angenehm, tugendhaft und fromm benehmen, aber doch über
die menschliche und vor allem männliche Sündhaftigkeit Bescheid zu
wissen, schon deshalb, um ihr ausweichen zu können. Täglich taten
sich neue Abgründe auf, aber von dem liebwerten und wohlerzogenen
Mädchen, das ich mich bemüht zu sein, wurde selbst im Sozialismus
erwartet, dass ich sie nicht wahrnahm. Ich hielt mich tunlichst von
allem fern was mich mit in den Abgrund reißen könnte. Später erst
bemerkte ich, dass so mancher Schlund von dessen Kante ich reichlich
Abstand hielt, letztendlich nur eine kleine Bodensenke war. Einige
Schlaglöcher des Lebens bleiben allerdings auch mir nicht erspart.
Ich achtete sehr auf mich und später wurde ich wie von selbst Mutter
von vier Kindern.
Und jetzt lehne ich mich sehr weit aus
dem Fenster - die genetisch motivierte Steuerung, die vielleicht
hinter so mancher unerklärlichen Lebensentscheidung steckt, wird
auch heutzutage nicht einmal Ansatzweise in Betracht gezogen. So wird
meine Enkeltochter mit ihren zarten 18 Jahren als Au pair recht weit
in die Welt hinausziehen. Erstens ist das ist heute normal – und
zweitens bleiben bei ihrer Mutter noch drei Schwestern zurück.
Das intensives Erleben, dass der
scheinbar begrenzte Radius in einem matri-gewichteten Alltag bietet,
hält für eine junge Frau die elementare Möglichkeit der tiefen
Kenntnis eines zukünftigen mütterlichen Lebens bereit. Oder sie
zieht los, um mutig eigene Erfahrungen in einem unbekannten und auch
heute noch nicht ungefährlichen Umfeld zu sammeln. Es sind zwei
sehr verschiedene Ansätze, die eine junge Frau als
Lebensgestaltungsansatz wählen kann. Und vielleicht erfüllt sie
dabei nichts weiter, als einen unerkannten (biologischen) Auftrag...
.
1 Kommentar:
frau könnt ja auch beides machen
reisen... kinder aufziehen... und weiter auf reisen gehen
Kommentar veröffentlichen